mus geschädigt wird; von einem wirksamen Schutze der Schwangeren und Wöchnerinnen. Die deutsche Delegation stimmte geschlossen gegen die diesbezügliche Resolution. Wie wenig es übrigens in der Frage zu einer Klärung der Ansichten gekommen ist, beweisen nachstehende Thatsachen. Am Tage nach der Abstimmung über die Hauptfrage erklärte sich der Kongreß für einen Antrag von Madame Vincent, das Verbot der Nachtarbeit in der Konfektionsindustrie betreffend. Am dritten Tage befürworteten fanatische Gegnerinnen des Arbeiterinnenschutzes den gesetzlichen Schutz und die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit der Dienstmädchen. Natürlich fehlte es nicht am Gegenstück zu der Forderung der vollkommenen Freiheit der Arbeit"; Madame Lampérière vertrat den Standpunkt, daß die Berufsthätigkeit der Frau ein soziales Uebel sei, das bekämpft werden müsse. Sektion und Plenum lehnten mit Entrüstung" ab, über eine entsprechende Resolution abzustimmen.
Betreffs der Organisation der Arbeiterinnen herrschte völlige Einmüthigkeit. Der Kongreß nahm eine Resolution an, welche besagt, daß die Frauen aller Kreise die Gründung und Entwicklung von Gewerkschaften und Genossenschaften der Arbeiterinnen nach Kräften unterstüßen sollen. In ihrer Allgemeinheit, ohne Anhaltspunkte über das Wesen und die Ziele der Arbeiterinnenorganisationen, ohne Direktiven für das, was zum Zwecke ihrer Unterstützung geschehen soll, ist die Resolution praktisch belanglos.
Der Kongreß beschloß, hauptsächlich unter dem Eindruck des Berichtes der angesehenen amerikanischen Frauenrechtlerin Mrs. May Wright- Sewell über den internationalen Frauenbund, daß die verschiedenen frauenrechtlerischen Organisationen Frankreichs sich ohne Unterschied der Richtung zu einem französischen Frauenbund zusammenschließen sollten, der dem Weltbund beitritt. Es wurde ferner eine Kommission gewählt, welche auf Durchführung und Geltendmachung der gefaßten Beschlüsse hinwirken soll. Schließlich wurde die Gründung einer Rasse beschlossen, mit deren Mitteln Arbeiterinnengewerkschaften ins Leben gerufen und gefördert werden sollen.
Der Kongreß schloß, wie üblich, mit einer Reihe von Festlichfeiten. Das französische Organisationskomite gab ein Bankett, die Delegirten und Kongreßtheilnehmer wurden vom Pariser Gemeinderath im Rathhaus empfangen, der deutsche Reichskommissar der Weltausstellung ladete die deutschen und ausländischen Delegirten sowie die Mitglieder des französischen Komites zu einem Feste im " Deutschen Hause" ein. Wir wollen gewiß nicht bestreiten, daß den offiziellen Ehrungen seitens des Stadtrathes und des deutschen Ausstellungskommissars eine gewisse symptomatische Bedeutung zukommt. Allein die grotesken und byzantinischen Purzelbäume, welche die deutsche frauenrechtlerische Presse auch die„ radikalste" ob der
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( Schluß.)
Als im Jahre 1831 in Berlin die Cholera wüthete, lernte Bettina bei ihren muthigen Helfergängen in die Hütten der Armuth das Elend der Massen gründlich kennen und sie hofft Erlösung von einem sozialen Königthum". Ihr Idealfürst Friedrich Wilhelm IV. sollte er sein! sollte sagen können:„ Auf dem Hasse gegen die Sklaverei ruht mein ganzes Dasein. Wollt Ihr mich, so sagt's! Ich will Keinem ein Kaiser sein, der mir nicht von Herzen vertraut."
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Das Regieren sei auch ganz leicht, nur wer sich's selber schwer mache, dem gelinge es nicht; alle Ansprüche der Menschheit tönne die Freiheit erfüllen.
Bis jetzt hat man künstlich Fürst und Volk auseinander gehalten, um den Fürsten künstlich einen Nimbus( Heiligenschein) gebildet, um dem Volke einen künstlichen Respekt beizubringen. Was ist das aber für ein gläsernes Verhältniß gegen das starke innige Band der Seelen unwürdig der Fürstlichkeit und eine derbe Lüge."
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Was sei die Folge, wenn man dem Volke Sand in die Augen streue mit Zuchthausmaßregeln und strenger Etikette? Der Stengel wird welken und der Bohnenkönig herabfallen". An der bestimmten Stelle ist der Bohnenkönig im Zusammenhang der Darlegungen auf Napoleon I. gemünzt aber nebenbei wohl auch auf alle anderen Schwärmer des Absolutismus .
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Bettina läßt die Phrase vom„ unreifen" Volke, das die Freiheit nicht ertragen könne, nicht gelten.
,, Das Volt ist Menschenkenner geworden, und zwar in einem edleren Sinne als seine Dränger, denn es fühlt, was es seinen
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letzteren Ehrung" schlägt, müssen jeden mit Ekel erfüllen, der auch nur einen Funken von„ Bürgerstolz" vor Regierungen besitzt. Wir werden gelegentlich auf diese widerliche frauenrechtlerische Kniɣerei noch zurückkommen.
Unserer Meinung nach kommt dem Kongreß sicher nicht die überschwängliche Bedeutung zu, welche die frauenrechtlerische Presse ihm andichtet. Aber ebenso wenig verdient er den ungewöhnlich herben Tadel, den er vielfach von anderer Seite erfahren hat. Im großen Ganzen ist er gewiß nicht besser, aber auch nicht schlechter gewesen, als andere frauenrechtlerische nationale und internationale Kongresse, die eine wohlwollende Beurtheilung erfuhren. Seine Hauptmängel waren keine anderen und keine größeren, als wie sie der bürgerlichen Frauenbewegung im Allgemeinen anhaften. Wenn diese Mängel grell in Erscheinung traten, so lag dies daran, daß der Kongreß organisirt war und beherrscht wurde von Angehörigen eines Landes, in dem die Frauenbewegung noch sehr unentwickelt, ungeklärt und schwach ist. Wir sind überzeugt, daß trotz aller Unzulänglichkeiten und Schwächen der Kongreß sein Theil dazu beigetragen hat, die bürgerliche Frauenbewegung aus dem engen Gärtchen der Wohlthätigkeit in das weite Blachfeld der sozialen Reformarbeit zu führen, sie zum zielbewußteren und energischeren Kampfe für die volle soziale Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes anzutreiben. Sein Nutzen beruht weniger in dem, was er in der einen und anderen Richtung Positives leistete, als vielmehr in den vielen fruchtbaren Anregungen, die er vielen rückständigen Personen und rückständigen Kreisen gebracht hat.
Die Thätigkeit der weiblichen Gewerbeaufsichtsbeamten in Hessen .
Ueber die Thätigkeit der weiblichen Gewerbeaufsichtsbeamten äußern sich die hessischen Berichte für 1899 in vorwiegend günstigem
Sinne.
Die Zahl der Revisionen betrug im Bezirk Darmstadt 336 ( gegen 31 im Jahre 1898). Sie umfaßten 2737 erwachsene und 528 jugendliche Arbeiterinnen,( im Jahre 1898: 1431 erwachsene Arbeiterinnen). Die Gesammtzahl der erwachsenen Arbeiterinnen des Bezirkes betrug 3006, die der jugendlichen 605, so daß 9 Prozent bezw. 87,27 Prozent( gegen etwa 40 Prozent im Vorjahr) der Arbeiterinnen Gelegenheit hatten, mit der Assistentin in Verkehr zu treten. Der auffällige Unterschied in der Revisionsziffer der beiden Jahre erklärt sich einmal aus dem Umstand, daß 1898 die Thätigkeit der Assistentin erst mit dem 1. Juli einsetzte, also nur sechs Monate umfaßte. Zum andern ist auch zu berücksichtigen, daß die Beamtin im zweiten Jahre
Kräften bieten kann, während die glauben und hoffen, die Kräfte Lähmen zu können."
Sie spottet über das Spielzeug der Orden, Bändchen und Gnadenketten ebenso wie über die Heidenmissionen, da„ bei uns" selbst noch die wahren Christen so rar seien; ste fordert Sonntags= ruhe, daß an einem Tage doch auch der Dienende das Gefühl der Menschenwürde habe, endlich fordert sie entseßlich zu sagen und zu schreiben! der Fürst solle sich mit lauter Demagogen umgeben und mit ihnen ein Herz und eine Seele sein!"
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Von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen fordert diese schwärmerische romantische Sybille:„ Der Glücksträger und Glücksspender eines Voltes muß in der Allgemeinheit aufgehen."" Und schön wär's, wunderbar groß und herrlich, unberechenbar in ihren Wirfungen, träte sie( die weise Schöpfungskraft") abermals in Menschengestalt ans Licht, träte sie in einem Mächtigen auf, der in schöner Mäßigung, in vollkommener Geisteserleuchtung und Denkfreiheit den Baum der Gerechtigkeit einpflanzte."
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Geisteserleuchtung und Denkfreiheit vor allen Dingen thun noth, war Bettinas Ansicht.
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,, Vom Baum der Erkenntniß", meint bei ihr die Frau Rath Goethe in ihrer derbdeutschen Frankfurter Art zu reden, kann man nicht genug Aepfel fressen." Wer über eine Sache nachdenke, habe ein größeres Recht an die Wahrheit, als wer sich von einem Glaubensartikel aufs Maul schlagen lasse. Der Verstand sei dazu da, daß man ihn brauche wie ein gutes starkes Pferd feuriger Rasse, das nicht vor so einem Glaubensartikel umwende. Ein Verstand, der die Füße im Sacke von Vorurtheilen stecken habe, könne nicht nach dem Ziel laufen; darum sei" Freiheit in alle Glieder" die Hauptsache.
" Freiheit allein bringt Geist, Geist allein bringt Freiheit."