ihrer Thätigkeit naturgemäß rascher und besser arbeiten konnte, als zu Beginn derselben. Die Zahl der von der nämlichen Beamtin im Bezirk Offenbach ausgeführten Revisionen betrug 267(87 im Jahre 1898), die Zahl der in den revidirten Betrieben beschäftigten Arbeite- rinnen 4343 von 4630 93 Prozent aller Arbeiterinnen des Bezirkes. In Mainz wurden von der Assistentin 96 Prozent der ihr unterstellten Betriebe mit 5020 weiblichen und jugendlichen Arbeitern besucht 93 Prozent der gesammten hier zu berücksichtigenden Ar- beiterschaft. In Gießen (Oberhessen ) führte die in Mainz stationirte Assistentin in 90 Anlagen 141 Revisionen aus, die 4143 Personen, darunter 3540 erwachsene Arbeiterinnen, betrafen. Die Zahlen erweisen eine starke Zunahme der Revisionsthätig- keit der weiblichen Beamten in allen Bezirken. Und daß diese Zu- »ahme nicht eine blos mechanische Vermehrung der Geschäfte und der Geschäftigkeit bedeutet, dürfen wir aus verschiedenen Aeuße- rungen der männlichen Gewerbeaufsichtsbeamten entnehmen. Nach dem Inspektor für Darmstadt hatdie Thätigkeit der Assistentin sowohl bei Arbeitgebern wie bei Arbeitern keine bemerkenswerthen Schwierigkeiten gefunden. Durch ihren direkten Verkehr mit vielen Arbeiterinnen sind manche Mißstände aufgefunden und beseitigt worden, deren Vorhandensein dem männlichen Personal entgangen wäre. Der Beamte für Offenbach führt aus:Die Zutheilung eines weiblichen Beamten zu der Gewerbeinspektion hat sich bei der Ge- winnung des Materials zur Beantwortung der Frage nach der Fabrik- thätigkeit verheiratheter Frauen von großem Vortheil gezeigt. Der bei dieser Gelegenheit gepflogene Verkehr der Assistentin mit den Arbeiterinnen hat die Thätigkeit der staatlichen Aufsicht den Arbeite- rinnen näher gerückt und in Bezug auf wirthschaftliche, gesell- schaftliche und sittliche Fragen den Aufsichtsbeamten ein un- getrübtes Bild an die Hand gegeben, denselben damit zugleich eine wesentliche Handhabe bei der Beurtheilung einschlägiger Angelegen- heiten geliefert. Auch die sonstige Revisionsthätigkeit hat im Wesent- lichen viel dazu beigetragen, vorhandene Mißstände oder Anstände zu beseitigen oder doch zu verbessern und der Ausführung der Gesetze eine tiefergehende Gewährleistung geschaffen. Die Einführung weiblicher Beamten in den Gewerbeaufsichtsdienst kann, wie sich nach den Verhältnissen des Bezirkes bis jetzt beurtheilen läßt, als ein wesentlicher Fortschritt für die Durchführung der gesetzlichen Maßnahmen bezeichnet werden, namentlich auch in der Richtung, daß den Beamten, die in Folge ihrer Vermittler- rolle zwischen schroff gegenüberstehenden Gegensätzen sich in die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der beiden Parteien, der Arbeiter und der Arbeitgeber einleben sollen, ein weiterer Einblick in diese Verhältnisse bezüglich der weiblichen Arbeiter eröffnet worden ist." Wäre dieses Ideal erfüllt, so würden Rabeiistein, Zuchthaus, Polizei, Henker und Beil wahrscheinlich bald überflüssig sein. Man brauche keinLeitseil g, dreht aus Gesetzen, noch strafbarer, als die in ihnen mit Strafen bedrohten Verbrechen". Die meisten Ge- setze beträfen das Geld; wer's einmal habe, dem soll's nicht ge- nommen werden:Wie einer da zu Geld kommt, das wird nicht beleucht'!... So ist denn der Grund der Strafen und Gesetze gegen die Sünde oft strafwürdiger oder verdammlicher als die Sünde selbst." Und über den Staat, der über diesesheilige Eigenthum" und diewohlerworbenen Rechte" seine schützende gepanzerte Faust hält, urtheilt Bettina wie folgt: Was ist der Staat dem Volke? Ein herrischer Sklaven- Händler, der Tauschhandel mit ihm treibt und darum den Knechts- sinn ihm einquält, der Machtsprüche verhängt über es und sein darbendes, angefochtenes tausendfach geärgertes Herz versenkt in den Sumpf frömmelnder Moral, der über seinem aufstrebenden Geist den Sargdeckel zuschlägt oder auch mit dem Halsband eines Hundes ihm die Kehle zuschnürt." Drastisch läßt Bettina die Frau Rath sagen:Ich fühle selbst im Kalb, das mit gebundenen Pfoten sich muß auf den Markt führen lassen, meine Glieder wie zerschlagen von der Albernheit des Menschengeschlechtes, das dem Kalbe ganz ähnlich sich binden und zu Markte tragen läßt." Dagegen erklärt sie: Unser Signum(Zeichen) ist die Fahne der Freiheit; die ver- breitet hellen Glanz mitten in der Nacht, ihr Glanz blendet und wird denen am Ufer ein wahrer Schrecken sein, während wir jauchzen und fröhlich sind.... Die Freiheit kennt keine Ge- fahren! Ihr ist alles möglich! Das Ungewitter, der gewaltigste aller Stürme, ist Großadmiral auf unserer Barke." Und von dem sehr regen Verkehr zwischen der Assistentin und der weiblichen Vertrauensperson des Gewerkschaftskar- teils wird gerühmt,daß durch ihn namentlich ungeordnete Zu- stände sittlicher und gesundheitlicher Art in bessere Bahnen gelenkt wurden". Weniger erfreulich lautet die Aussage des Gießener Jnspek- tors:Ob der Verkehr der Assistentin mit de» Arbeiterinnen selbst bisher ersprießlich war, läßt sich zur Zeit noch nicht beurtheilen. Weibliche Vertrauenspersonen sind im diesseitigen Be- zirk unter den Arbeiterinnen nicht vorhanden, so daß ein Ver- kehr der Assistentin mit solchen Personen nicht stattfinden konnte. Beschwerden, welche von den Arbeiterinnen nicht dem männlichen Aufsichtsbeamten mitgetheilt werden konnten, sind der Assistentin nicht anvertraut worden." Und von Mainz heißt es gar:Die Revisionen der Assistentinnen können schlechterdings nicht gleichwerthig mit denen eines männlichen Assistenten gerechnet werden, da sich deren Revisionen nur auf die Arbeiterinnen beziehen und außerdem hier die technischen Kenntnisse ausfallen." Wie kommt es, daß die Thätigkeit der weiblichen Beamten in den verschiedenen Theilcn eines an sich nicht allzugroßen Gewerbe- inspektionsgebietes so verschieden bewerthet und beurtheilt wird? Es ist nicht eben leicht, sich nach den hier und da zerstreuten diesbezüg- lichen Bemerkungen und Hinweisen ein einigermaßen einwandfreies Urtheil über die vorliegende Zwiespältigkeit der Meinungen und der Erfahrungen zu bilden. Doch lassen Bemerkungen wie die,daß die Arbeiterinnen des Mainzer Bezirkes sehr vorsichtig und scheu in ihren Antworten und schwer dazu zu bringen seien, die Assistentin aufzusuchen", im Gegensatz zu den in Bezug auf diese Punkte besonders günstigen Erfahrungen der Darmstadt -Offenbacher Beamtin, darauf schließen, daß die hessische Regierung in der Wahl ihrer beiden Assistentinnen nicht gleich glücklich gewesen ist. Dazu kommt, daß auch im günstigeren Falle die Beamtinnen in technischer Beziehung meist mangelhaft vorgebildet und darum zu allseitiger sachgemäßer Prüfung und Beurtheilung der Arbeitsverhältnisse außer Stande sind. Von Bedeutung ist ferner der schon im Vorjahr gerügte Mangel an autoritativer Geltung der Assistentin, der eine bloß be­richtende und berathende Rolle, aber keine verfügende Macht in der Gewerbeaufsicht eingeräumt ist. Darum wäre vor allen Dingen eine ausreichende berufliche Vorbildung und besondere persönliche Be- fähigung seitens der Beamtinnen zu verlangen, dann aber auch größere Selbständigkeit und ausreichende Machtbefugniß für dieselben. Schließlich sei in dem vorliegenden besonderen Falle nicht ver- gesse», daß die vorwiegend ländlichen Verhältnisse des Bezirkes Gießen weder der gewerkschaftlichen Organisation, noch dem damit Deutlicher noch ist der Satz:Revolution ist im Et das Feld- geschrei der Geisterwelt, in der sich die sittlichen Kräfte ihrer Haut wehren, und sich gestaltend durchpicken.".. Ihr hat alles, was unter der Sonne lebt, gleiche Ansprüche, die erfüllt werden müssen. Und wie? Gemeinsinn greift da ein, wo kein Gebot noch Verbot wirkt; es ist die freieste Freiheit!" Dieser Gemeinsinn erweitert sich ihr bis zur Forderung der Völkerverbrüderung, der Interessengemeinschaft und gemeinschaft- licher Jnteressenwahrung aller die Erde bewohnenden Menschen. ** * Geschichtlich und literarisch ließe sich noch unendlich viel über das Thema Bettina sagen, über die höfische Verschnupfung, welche ihr Wahrheiten im Königsbnch und in anderen ihrer Herzensausgüsse" erregten, wie über die rein literarische Wirkung auf das deutsche Geistesleben, die diese herrliche Frau aus- geübt hat.. Die Häupter der Dichterschule, die man das junge Deutsch- land genannt hat, bewunderten Bettina; so Gutzkow , Mündt, Kühne u. A. Prutz nennt ihre Sachendas prasselnde, knatternde Feuerwerk, mit welchem die Romantik ihr üppiges Fest beschließt", aber er hat auch die Empfindung, daß diese Feuersäule ihm und den anderen Nachkommenden den Weg zeigt. ** Bettina schrieb auf das Titelblatt ihres Königsbuchs:Dies Buch gehört dem König." Ich sage: Dies Buch gehört dem Volke! M. W.