an der Bekämpfung des Militarismus haben und gelobten dafür zu wirken, daß die antimilitaristische Agitation im ganzen Lande von den Genossinnen und ihren Organisationen thatkräftig unterstützt werde. Die Sozialistische Frauenliga von Brüssel" hat eine eigene antimilitaristische Kommission eingesetzt, welche in enger Fühlung mit dem Ausschuß der Jungen Garde" arbeitet und besonders die Frauenwelt darüber aufklären soll, daß der Militaris­mus ihr Todfeind, der Todfeind des kulturellen Fortschrittes, der Befreiung der Arbeiterklasse ist. Andererseits haben sich die Vertreter der Jungen Garden" verpflichtet, daß ihre Organisationen überall im Lande die sozialistische Frauenbewegung fördern und insbesondere auch die Organisirung der Arbeiterinnen und Sozialistinnen unter­stützen werden. Auf beiden Seiten hofft man von dem Zusammen­arbeiten ersprießliche Resultate, Ausbreitung und Kräftigung der sozialistischen Bewegung.

Weibliche Fabrifinspektoren.

Weibliche Vertrauenspersonen der Fabrikinspektion in Sachsen . Das sächsische Ministerium des Innern hat bis jetzt für die Kreishauptmannschaften Leipzig und Dresden je eine weibliche Vertrauensperson bestellt( siehe Nr. 15 der Gleichheit"). Für den ersteren Bezirk ist die Wahl auf Fräulein Marie Luise Sedel­meyer in Leipzig - Lindenau gefallen, für den zweiten Bezirk wurde Fräulein Cäcilie Dose in Dresden mit dem Amte betraut. Beide Damen sind Anfang Juli von den betreffenden Kreishaupt­mannschaften vereidigt und in Pflicht genommen worden. Auf Grund welcher Leistungen Fräulein Sedelmeyer ihre Berufung erhielt, ist uns unbekannt, wir haben bis zur Zeit nirgends in der Presse eine Andeutung darüber gefunden. Fräulein Dose ist dagegen seit langen Jahren als bürgerliche Frauenrechtlerin bekannt, die auf einem eng begrenzten Gebiete praktisch sehr Nügliches und Anerkennenswerthes geleistet hat, nämlich auf dem des frauenrechtlerischen Rechts­schutzes. Ihre Anregung und ihr Wirken ist von wesentlichem Ein­fluß darauf gewesen, daß frauenrechtlerische Organisationen nach und nach in verschiedenen großen Städten Rechtsschutzstellen für Frauen gegründet haben. Sofern unsere Erinnerung nicht trügt, ist die Gründung der ersten solchen Rechtsschutzstelle in Dresden mit ihr Werf. Die Ernennung von Fräulein Dose soll auf Vorschlag des bekannten bürgerlichen Nationalökonomen, Geheimrath Böhmert, er­folgt sein. An eine Befragung der Arbeiterinnen und ihrer Inter­essenvertretung, der Gewerkschaften, hat selbstredend die sächsische Regierung nicht gedacht. Wir betonen den Umstand nicht etwa, weil die getroffene Wahl der Vertrauensperson für Dresden von vornherein Bedenken erwecken müßte, sondern um die grundsätzlich gegnerische und ablehnende Stellungnahme zu fennzeichnen, mit der die grün- weiße Regierung wie andere deutsche Einzelregierungen auch der Arbeiterklasse gegenüber steht. Wenn Fräulein Dose für den gesetzlichen Arbeiterinnenschutz mit so viel Rührigkeit und Ernst eintritt, als sie für den Rechtsschutz der Frauen bethätigt hat, und dazu noch nach jenem sozialpolitischem Verständniß für die Lage der Arbeiterinnen strebt, ohne welches die Thätigkeit der Fabrik­inspektion ungenügendes Büreaukratenwerk bleibt, so wird ihre Amts­führung sich zu einer ersprießlichen gestalten.

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Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen. Frauenarbeit in Fischräuchereien. Eckernförde und Borby find Fischerorte im wahrsten Sinne des Wortes. So ungewiß die Beute, so schwankend der Ertrag beim Fischen ist, so unregel­mäßig ist auch die Arbeit in den Räuchereien. Wie oft kehren die Fischer heim und haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen", während sie ein andermal eine Beute im Werthe von 1000 bis 1200 Mt. nach Hause bringen. War der Ertrag des Fischzuges ein reicher, so heißt es, die Fische schleunigst zu verarbeiten. Müssen doch die so­genannten Strohbücklinge" innerhalb von zwei Stunden fertig ge­räuchert sein. Verarbeitet werden die Fische ausschließlich von Frauen. Die sogenannte grüne Waare" wird in große Kübel mit starker Salzlauge geschüttet, wo sie eine Stunde lang liegen bleibt. Nach­dem die Fische genügend durchsalzt worden sind, werden sie auf dünne Eisenstäbe gezogen. Die aufgezogenen Fische werden durch mehr­maliges Untertauchen in frisches Wasser abgespült, zum Trocknen aufgehängt, noch besonders abgetrocknet und dann geräuchert. Für die gesammte Arbeit erhalten die Frauen pro Wall"( 80 Stück) 3-4 Pfennig. Die Frauen, die jahrelang in den Räuchereien be­schäftigt sind, haben es zu einer wahren Virtuosität in ihrer Arbeit gebracht, so daß sie 40-50 Pfennig pro Stunde verdienen können.

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Die Arbeit ist jedoch außerordentlich gesundheitsschädlich. Das intensive Daraufloshaften spannt die Nerven ungebührlich an und ab. Dazu kommt, daß die Arbeiterinnen unausgesetzt in der Salzlauge hantiren müssen. Die Feuchtigkeit, die an Fingern und Fischen haften bleibt, tropft herunter und durchnäßt die Kleidung der Arbeitenden voll­ständig, wenn sie nicht zum Schutze große Lederschürzen tragen. Ist ein guter Fang gemacht worden, so ist es nichts Seltenes, daß die Arbeit ununterbrochen 16-18 Stunden dauert. In einigen Räuche­reien wollen dann die Räucherer den Frauen nicht einmal Zeit zum Essen lassen. Wenn die leichte Verderblichkeit der Fische es auch er­heischt, daß die Verarbeitung schnell vor sich geht, so könnte doch sehr wohl durch Einstellung einer größeren Zahl von Arbeiterinnen die tägliche Arbeitsdauer abgekürzt werden. Durch zahlreiches Eintreten in die gewerkschaftliche Organisation suchen die Frauen in letzter Zeit eine größere Einigkeit unter sich herbeizuführen, um dann selbst die Abstellung der schwer empfundenen Uebelstände durchsetzen zu können. Nur zu gut fühlen sie ja, daß die Arbeitsbedingungen, wie sie gegen­wärtig sind, langsam, aber sicher ihre Gesundheit untergraben. Leider stehen noch immer viele Arbeiterinnen indifferent abseits von der Gewerkschaft. Hoffentlich gelingt es durch unermüdliches Hinweisen auf die schädlichen Folgen der üblichen Arbeitsmethode, auch die Gleich­giltigen allmälig in die Reihen der Kämpfenden zu treiben. L. Z.

Frauenbewegung.

Eine Frauendemonstration gegen den Krieg in Südafrika hat kürzlich in London unter dem Vorsitz von Mrs. Leonard Courtney stattgefunden. Dem Komite, welches die Demonstration veranstaltete, gehörten zahlreiche Damen der hohen Aristokratie und Bourgeoisie an, angesehene Frauenrechtlerinnen und auch Sozialistinnen. Unter den Rednerinnen befanden sich unsere Genossinnen Amie Hicks und Ellen Robinson. Wie die Vorsitzende den sehr zahlreich erschienenen Manifestantinnen mittheilte, waren Sympathiekundgebungen aus Paris , Berlin und Amsterdam eingelaufen. Gegen wenige Stimmen wurde folgende Resolution angenommen, welche den Inhalt der Reden resümirt:

" Diese Versammlung von Frauen aus allen Theilen des Ver­ einigten Königreichs verurtheilt den jetzt in Südafrika wüthenden unglücklichen Krieg, der hauptsächlich ein Resultat der schlechten Politik der Regierung ist, einer Politik, die bereits an Todten, Verwundeten und Vermißten über 20 000 unserer tapfersten Soldaten und Millionen Geldes von den Ersparnissen und dem Schweiße des britischen Volkes gekostet hat, während es den zwei kleinen Staaten, mit denen wir Krieg führen, völligen Ruin bringt."

Weitere Resolutionen protestirten gegen die Unterdrückung der Redefreiheit und gegen die Annektirung der zwei Republiken.

Eine Frauenuniversität besteht in Konstantinopel , die nach dem Muster der amerikanischen Universitäten eingerichtet ist und von Schülerinnen aus Griechenland und Albanien , Kleinasien und Persien , Egypten und Syrien , Rußland , Rumänien und Bulgarien besucht wird. Die Vortragssprache ist englisch , die Professoren sind meist Amerikanerinnen. Der Lehrplan entspricht dem der amerikanischen Universitäten, soweit die orientalischen Sitten es gestatten. Der Sport wird sehr gepflegt. Die Schülerinnen haben Tennis-, Ruder­und Reitklubs. An der Anstalt haben bereits 122 Mädchen promovirt, Gegen­von denen die Hälfte ihre Kenntnisse praktisch verwendet. wärtig zählt die Universität 160 Schülerinnen, 80 interne und 80 externe. Der Andrang ist so groß, daß 100 Schülerinnen in einem alten Nachbarhause der Anstalt unterrichtet werden müssen. Die Regierung sorgt nur für die Muhamedanerinnen.

Erweiterung der Frauenrechte in der Schweiz . Im Großen Stadtrath zu Luzern haben die Sozialdemokraten den Antrag durch­gefeßt, daß Frauen in die Schulpflege wählbar sind. Jm Großen Rathe des Kanton Tessin wurde ein Antrag des bürgerlichen Radi­falen Motta für erheblich erklärt, wonach den Frauen bei den Ver­sammlungen der Bürgergemeinde das Stimmrecht ertheilt werden soll. Wir haben schon früher mitgetheilt, daß das neue Schulgesetz des Kantons Zürich die Frau zur Mitwirkung an der Schulpflege heranzieht. Das Gleiche gilt von dem Kanton Bern , wo das weibliche Geschlecht durch das neue Armengesetz auch zur Thätigkeit auf dem Gebiet der öffentlichen Armenpflege zugelassen worden ist. Treffend sagt das sozialdemokratische Volksrecht" in Zürich zu diesen Neuerungen: Das sind kleine Anfänge, aber sie gewähren den Frauen Gelegenheit zur Bethätigung ihres Wollens und Könnens, sie wecken schlummernde Kräfte und sie bereiten da­durch den Boden vor für weitere Reformen zu Gunsten der Frauen".

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Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Bettin( 8undel) in Stuttgart . Drud und Verlag von J. H. W. Diez Nachf.( G. m. b. h.) in Stuttgart .