personen.- Mindestens dreimal im Jahre sind Agitatorinnen nach Elbing und anderen Orten zu entsenden, um für die Aufklärung der proletarischen Frauen und kräftiges Arbeiten unter diesen zu sorgen.
Genossin Zettin- Stuttgart: Die periodische Herausgabe von furzen, populär gehaltenen Flugblättern, welche einzelne Seiten der Frauenfrage, bezw. der Arbeiterinneninteressen erörtern, wie sie bereits vom Parteitag in Gotha beschlossen worden ist.
ad 2 b): Agitation für den gesetzlichen Arbeiterinnenschutz. Genossin Dunder- Leipzig: Erweiterung des gesetzlichen Wöchnerinnenschutzes der Arbeiterinnen und Sicherung materieller Unterhaltsmittel während der festgesetzten Schutzzeit durch Reform des Krankenversicherungsgesetzes.
ad 4): Allgemeines.
Genossin 3ettin- Stuttgart : Die ebenso nothwendige als schwierige gewerkschaftliche Organisation der Arbeiterinnen ist mit allem Nachdruck zu fördern. In Verbindung mit der Generalkommission und den Gewerkschaften haben die Genossinnen nach praktischen Mitteln und Wegen zu suchen, um die weiblichen Mitglieder der Gewerkschaften zu regerer Mitarbeit innerhalb der Organisation, insbesondere aber zur Leistung der erforderlichen, so hochbedeutsamen Kleinarbeit heranzuziehen.
Weitere Anträge der Leipziger Genossinnen, sowie der Genossinnen Braun und Grünberg liefen zu spät ein, um noch in dieser Nummer veröffentlicht zu werden.
Notizentheil.
( Von Tily Braun und Klara Belkin.)
Weibliche Fabrikinspektoren.
Zwei weitere weibliche Vertrauenspersonen der Gewerbeaufsicht in Sachsen sind kürzlich von den Behörden ernannt worden. Für die Kreishauptmannschaft 3wickau wurde die verwitwete Frau Scheithauer in Zwickau , für die Kreishauptmannschaft Chemnitz Frau Zimmermann in Chemnitz in Pflicht genommen.
Zur Assistentin der Fabrikinspektion in Bayern ist eine der zwei seither thätigen Funktionärinnen" ernannt worden: Frau Gundelfinger in Nürnberg . Da seiner Zeit die Anstellung der " Funktionärinnen" nur als ein Versuch" bezeichnet wurde, so bestätigt die Beförderung der Hilfsbeamtin für Mittelfranken zur Assistentin, daß die Mitwirkung der Frauen an der Gewerbeaufsicht eine erfolgreiche gewesen ist und aus einem bloßen Experiment zu einer dauernden Einrichtung werden soll.
Gewerkschaftliche Arbeiterinnenorganisation.
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Die gewerkschaftliche Organisation der deutschen Arbeiterinnen hat nach dem soeben veröffentlichten Bericht der Generaltommission:„ Die deutschen Gewerkschaftsorganisationen im Jahre 1899"( Nr. 33 des Correspondenzblattes") einen sehr erfreu lichen Fortschritt gemacht. Die Zahl der weiblichen Mitglieder der Zentralisationen hat im letzten Jahre um fast 6000 zugenommen, fie stieg von 13481 in 1898 auf 19280. 1892 zählten die Zentralverbände erst 4355 weibliche Mitglieder.
Die Zentralverbände umschlossen weibliche Mitglieder: 1892 4355, 1893 5348, 1894 5251, 1895 6697, 1896 15265, 1897 14644, 1898 13481, 1899 19280.
Die größte Zahl gewerkschaftlich organisirter Arbeiterinnen weist der Verband der Textilarbeiter auf: 5832, ihnen reiht sich der Verband der Tabakarbeiter mit 3500 weiblichen Mitgliedern an, der Verband der Fabrik- und gewerblichen Hilfsarbeiter mit 2499 2c. 2c.
Wir werden in nächster Nummer ausführlich auf die einschlägigen Feststellungen des Berichtes zurückkommen, der Erfolg auf dem schwierigen Gebiete der gewerkschaftlichen Arbeiterinnenorganisation fonstatirt, gleichzeitig aber eindringlich die Mahnung zu energischester Weiterarbeit predigt.
Die gewerkschaftliche Organisation der Arbeiterinnen in Mainz hat bemerkenswerthe Fortschritte gemacht. Während man früher von einer solchen am Orte nichts wußte, wurden 1899 1 Prozent, in der Zigarrenarbeitergewerkschaft sogar 26 Prozent weiblicher Organisirter gezählt. Da aller Anfang schwer ist, ist das ein höchst erfreuliches Zeichen. H. F.
An Verständniß für die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisirung der Arbeiterinnen fehlt es leider noch immer manchem einzelnen Gewerkschaftler, wie das Folgende beweist. Der , Verband der in Buchdruckereien und verwandten Berufen beschäftigten Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen" hatte beschlossen, im Osten Deutschlands eine regere Agitation zu betreiben.
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Zu diesem Zwecke sollte die Verbandsvorsitzende, Frau Paula ThiedeBerlin, eine Reihe von Versammlungen abhalten, die es wohl vorzubereiten galt. Da dies am wirksamsten mit Unterstützung der Ortsvereine des Verbandes der Buchdrucker" geschehen konnte, so wandte sich Frau Thiede mit dem entsprechenden Ersuchen an deren Vorsitzende. Im Gegensatz zu dem thatkräftigen Entgegenkommen, das sie im Allgemeinen fand, erfuhr sie seitens des Vorsitzenden des Ortsvereins Elbing eine brüske Abweisung. Der Herr schrieb ihr Frau Paula Thiede , Berlin ! Ihre Zuschrift, sowie die Flugblätter habe ich erhalten, und theile Ihnen ergebenst mit, daß ich durchaus nicht gewillt bin, Ihre Bestrebungen zu unterstüßen betreff den Beitritt der hiesigen Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen zu Ihrem Verband. Der Segen, den der große Buchdruckerverband stiftet, steht außer Frage und die Druckereibefizer selbst erkennen seine Vorzüge voll an, weil er seinen Mitgliedern nicht nur Rechte giebt, sondern auch Pflichten gegen den Arbeitgeber auferlegt, und unweigerlich jedes unwürdige und untüchtige Element aus der Gemeinschaft ausstößt. Außerdem nimmt der große Buchdruckerverband nur ausgelernte Gehilfen auf, bei denen man Verständniß für die sozialen Bestrebungen unserer Zeit voraussetzen kann. Sie dagegen fordern in Ihrem Flugblatt speziell eine Herde unmündiger, unwissender Kinder zum Zusammenschluß gegen den Arbeitgeber auf. Mädchen, die vollständig unreif sind und kaum orthographisch schreiben können, zum Theil faul und unwillig sind, sollen organisirt werden, um höheren Lohn und Verkürzung der Arbeitszeit zu for dern ich muß nochmals betonen, daß ich meine Hand nicht dazu biete, um so weniger, da ich das zweifelhafte Vergnügen habe, diese Mädchen unter meiner Aufsicht arbeiten zu lassen. Ich werde selbst jede Autorität verlieren, wenn ich sie mit den Bestrebungen Ihres Vereins bekannt machte; im übrigen sind unsere Mädchen hier, die meistens bei ihren Eltern wohnen, ausreichend besoldet. Sie zahlen von ihrem Lohn ein geringes Kostgeld an ihre Eltern, der Rest wird für Puzz vergeudet. Nebenbei leben sie so reichlich, daß von den Resten ihres Frühstücks mancher arme Mensch satt werden könnte. Ich stelle anheim, sich an einen anderen Kollegen zu wenden, glaube aber, daß Sie hier mit Ihren Wünschen auch ein negatives Resultat erzielen werden. Hochachtungsvoll Richard Kirstein, Geschäftsführer der Kühnschen Druckerei." Aus diesen Ausführungen spricht nicht blos die frasseste Verständnißlosigkeit für das vorhandene dringende Bedürfniß, die Arbeiterinnen der gewerkschaftlichen Organisation zuzuführen, sondern auch eine Verkennung des Charakters und Wesens der gewerkschaftlichen Aktion, wie sie einem harmonieseligen HirschDunckerianer wohl anstehen würde. In der einen wie der anderen Hinsicht hat sich Herr Kirstein in Gegensatz zu der Haltung und der Auffassung des Verbandes der Buchdrucker" gestellt. Was insbesondere die Haltung des Verbandes" gegenüber den Bestrebungen anbelangt, die Hilfsarbeiterinnen in Buchdruckereien und verwandten Betrieben gewerkschaftlich zu organisiren, so hat er dieselben seit Jahren schon in anerkennenswerther Weise moralisch wie materiell unterstützt und gefördert. Der große Strife von 1892 hatte besonders sinnenfällig gezeigt, wie gefährlich es für die Buchdrucker ist, wenn die Hilfsarbeiterschaft eine gewertschaftlich unorganisirte Masse bleibt, welche in Zeiten des Kampfes vom Unternehmerthum zu Streifbrecherdiensten herangezogen werden kann. Dieselbe vorurtheilslose und gerechte Würdigung der Thatsachen, welche die Haltung des„ Verbandes" als Ganzes bestimmt, wird allmählich durch die unerbittliche Logit der Verhält nisse auch den einzelnen Mitgliedern, den einzelnen Arbeitern eingepauft werden, welche jetzt noch die Frage der gewerkschaftlichen Organisirung der Hilfsarbeiterinnen unter dem Gesichtswinkel der blödäugigen Spießbürgerei betrachten. Immerhin bleibt es sehr bedauerlich, daß ein Gewerkschaftler und gar obendrein der Leiter einer Ortsgruppe durch seine rückständige Auffassung die Schwierigkeiten vermehrt, welche in den Verhältnissen für die gewerkschaftliche Drganisirung der Arbeiterinnen begründet sind.
Quittung.
Bei der Unterzeichneten gingen folgende Beträge ein: Für die Kosten der Delegirung von zwei Genossinnen nach Paris von den Genossinnen in Weißenfels , Martranstädt und Eilenburg durch Genossin 3iet 89 Mt. 78 Pf.; von Delegirten des Verbandstags der Fabrikarbeiter in Halberstadt durch Genossin Zietz 52 Mt. 50 Pf. Summa 142 Mt. 28 Pf.
Für den Agitationsfonds der Genossinnen gingen bei der Unterzeichneten ein: Ungenannt, Berlin 1 Mt.; von Verbandsmitgliedern im Berliner Lokalanzeiger durch H. E. 2 Mt. Summa 3 Mt. Ottilie Baader , Vertrauensperson, Berlin O., Straußbergerstraße 28, 4 Tr.
Dantend quittirt