Aus der Bewegung.

Die Betheiligung der Genoffinnen an den Arbeiten des Parteitags. Wie jedes Jahr, so haben auch diesmal die weiblichen Delegirten regen Antheil an den Arbeiten des Parteitags genommen. Genossin Zietz gehörte als Schriftführerin dem Bureau an. Die Genoffinnen Ihrer, Zieß und Zetkin arbeiteten mit in der 25gliedrigen Kommission, welche den Organisationsentwurf und die dazu eingelaufenen Anträge zu berathen hatte. Die nämlichen Ge­nossinnen betheiligten sich im Plenum an der Diskussion über die Frage der Parteiorganisation und vertraten hierbei nicht nur mit allem Nachdruck die Rechte der Genossinnen, sondern befaßten sich auch mit allgemeinen Bestimmungen des vorgelegten Entwurfes. Ge­nossin Duncker begründete mit Erfolg den Antrag der Frauen­konferenz, die Förderung der proletarischen Frauenbewegung durch die Lokalpresse betreffend. Genossin Luxemburg befürwortete einen Antrag, welcher die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beauftragt, die Maßregeln der preußischen Regierung gegen den Gebrauch der polnischen Sprache in den Schulen von Posen, sowie die Behandlung der Polen als Bürger zweiter Klasse mit Nachdruck zu bekämpfen. Sie griff des Weiteren mit trefflichen Ausführungen in die Debatten zur Frage der Weltpolitik" und zur Frage der Verkehrs- und Handelspolitik" ein. Genossin Ihrer bekämpfte mit Geschick und Wärme die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen. Den verschiedensten Problemen gegenüber haben die Genossinnen gezeigt, daß sie an Sachkenntniß, Schulung und rednerischer Gewandtheit den Genossen nicht nachstehen.

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Weibliche Delegirte zum internationalen sozialistischen Kongreß zu Paris . An den Arbeiten des letzten internationalen Sozialistentongresses nahm eine kleine Zahl von Genossinnen Theil. Deutschland hatte vier weibliche Delegirte entsendet: die Genossinnen Zieß und Zetkin, welche die sozialistischen Frauen einer ganzen Reihe von großen Städten und Industriezentren vertraten, sowie die Genossinnen Ihrer und Luxemburg , von denen die erstere von den Genossen des 1. thüringer Wahlkreises, die letztere von den Ge­nossen Posens delegirt worden war. Genossin Luxemburg gehörte außerdem auf Grund der Mandate von Gruppen polnischer Sozial­demokraten der polnischen Delegation an. Unter den französischen Delegirten befand sich eine Genossin: Mme. Bonneviale, Mitglied des obersten Arbeitsrathes. Die belgische Delegation zählte zwei weibliche Delegirte, darunter Mme. Gatti de Gamond, die be­fannte sozialistische Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht. Wera Sassulitsch gehörte zu der Vertretung der russischen Sozialdemo­fratie. Genossin Ziez trat in einer trefflichen Rede für die Noth­

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wendigkeit des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes und der gewerkschaft­lichen Organisirung der Arbeiterinnen ein. Die Genossinnen Gatti de Gamond und Luxemburg saßen in der Kommission, welche die Fragen des Militarismus" und der Kolonialpolitik" zu be­arbeiten hatte. Letzterer wurde das Referat über Militarismus und Weltpolitik" übertragen, sie martirte mit knappen Strichen und der erforderlichen Schärfe die grundsätzliche Stellung des Weltproletariats. Genossin Zetkin war Mitglied der Kommission, welche die Frage der Wahlbündnisse der Sozialisten mit bürgerlichen Parteien, sowie die der Eroberung der politischen Gewalt zu erörtern hatte. Sie fungirte außerdem als Uebersetzerin aus dem Französischen ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Französische. Die weiblichen Delegirten betheiligten sich als Gruppe an der Manifestation auf dem Père Lachaise zu Ehren der Kommunekämpfer. Sie legten an der Föderirtenmauer" ein herrliches Blumengewinde mit rother Schleife

nieder.

Notizentheil.

( Von Lily Braun und Klara Betkin.)

Frauenarbeit auf dem Gebiete der Judustrie, des Handels und Verkehrswesens.

Eine Umfrage über die Lage der holländischen Apotheke­rinnen hat Dr. Konzen aus Köln veranstaltet. Sie stellt fest, daß in Holland fast doppelt so viel Frauen als Männer im Apotheker­gewerbe beschäftigt sind. Unter den 1275 Apothekergehilfen und Lehrlingen, welche die holländische Statistik aufweist, hat Dr. Konzen 840 Frauen und nur 435 Männer gezählt. Bei freier Wohnung und Rost erhalten die Apothekergehilfen 635 Fres. jährliches Gehalt, die das gleiche leistenden Gehilfinnen jedoch nur 425 Fres. Ohne Kost und Logis stellt sich das Jahresgehalt für die Gehilfen auf 1000 bis 1700 Frcs., für Gehilfinnen auf 850-1275 Frcs. Ueber die letzt­genannte Summe hinaus steigt das Gehalt der Apothekerinnen nie­mals. Wie diese Zahlen darthun, ist es also auch im Apotheker­gewerbe die niedrige Entlohnung der Frauenarbeit, d. h. der kapita­listische Profithunger, der zur ausgedehnten Verwendung weiblicher Arbeitskräfte führt. Die Arbeitszeit der Apothekerinnen dauert von Morgens 8 bis Abends 6 Uhr, mit einer halbstündigen Frühstücks­pause. Ihre Thätigkeit besteht ausschließlich in der Zubereitung der Rezepte, Handreichungen anderer Art werden nicht von ihnen ver­langt. Alle Apothekerinnen gehören den gebildeten Ständen an, die meisten von ihnen sind Töchter von Professoren oder höheren Beamten.

fertig war, wiegte die ganze Versammlung in feierlicher Eintracht sanft den Kopf, Leidtragende, Leichenbesorger, und Alle. Sowie ich geschlossen hatte, floh ich nach der Sakristei, in einem Zustand, der an Wahnsinn grenzte. Natürlich wollte es mein Glück, daß ich dort eine bekümmerte alte Jungfer fand, eine Tante des Ver­storbenen, die von Springfield zu spät für die Kirche angekommen war. Sie fing zu schluchzen an und sagte:

" D, o, er ist dahin, er ist dahin, und ich habe ihn nicht gesehen, bevor er starb!"

" Ja!" sagte ich, er ist dahin, er ist dahin-, o, wird denn dies Leiden nie enden!"

" 1

Sie haben ihn also geliebt! Ach; Sie haben ihn auch

geliebt!"

" Ihn geliebt? Wen geliebt?"

gerichtet; sie lagen wie ein Alp auf mir, Tag und Nacht, Stunde| Und, Mark, Du magst es nun glauben oder nicht, aber bevor ich um Stunde, bis zu diesem Augenblick. Seit unserem Zusammen­sein habe ich die Qualen der Verdammten gelitten. Am Sonn­abend wurde ich plötzlich telegraphisch gerufen und benutzte den Nacht­zug nach Boston . Die Veranlassung war der Tod eines werthen Freundes, der gewünscht hatte, daß ich ihm die Leichenrede hielte. Ich nahm meinen Platz im Waggon ein und begann meine Rede zu meditiren. Aber ich kam gar nicht über die Einleitung hin­aus; denn jetzt ging der Zug ab, die Räder begannen ihr, Klack flac flad- tlad flad! Alad tlack fladt- tlack- tlack! und sofort paßten sich die verhaßten Verse dieser Begleitung an. Eine Stunde lang saß ich da und setzte auf jeden einzelnen und besonderen Räderschlag eine Silbe von jenen Versen. Dann war ich so müde, als hätte ich den ganzen Tag Holz gehauen. Meine Hirnschale schmerzte zum Zerspringen. Ich meinte, ich müßte verrückt werden, wenn ich noch länger so dasäße; ich zog mich also aus und ging zu Bette. Ich streckte mich in meiner Koje aus, und nun, Du kannst Dir das Resultat denken. Die Sache ging ruhig weiter, genau wie vorher., lack- flad- tlad, für die Zehnpfennig­Tour, flack- flack- flac, einen weißen Schein; flack- flack- flack, für die Zwanzigpfennig- Tour, flack- flack- flack, einen grünen Schein, 1. s. w., u. s. w., u. s. w.fnipst ein Loch in den Schein hinein! Schlaf? Kein Auge zugethan! Ich war nahezu rasend, als ich in Boston antam. Frage mich nicht nach dem Begräbniß. Ich that mein Bestes, aber jeder feierliche Sazz war innen und außen umgarnt und verwickelt und umwoben mit, knipst, Brüder, knipset fein, knipst ein Loch in den Schein hinein. Und das Jammervollste war, daß mein Vortrag in den wogenden Rhythmus jener pulfirenden Verse verfiel und ich thatsächlich sah, wie geistes­abwesende Leute mit ihren Dummköpfen den Takt dazu nickten.

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,, Ach, meinen armen Georg! Meinen armen Neffen!"

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Ach so! Ja o ja, ja. Freilich freilich. Knipst knipstach, dieses Elend bringt mich noch um!"

,, Gott segne Sie! Gott segne Sie, lieber Herr, für diese freundlichen Worte! Auch ich leide unter diesem schweren Verlust. Waren Sie in seinen letzten Augenblicken zugegen?"

" Jawohl! Ich- wessen lezte Augenblicke?" Seine-des theuren Verblichenen."

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" Jawohl! O, jajaja. Ich denke doch, ich glaube doch, ich weiß nicht! O freilich war ich da ich war da!" " Ach, welch' ein Glück! Welch' föstliches Glück! Und seine lezten Worte O, sagen Sie, sagen Sie mir seine letzten Worte! Was sprach er?"

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Er sprach er sprach ach, mein Kopf, mein Kopf, mein Kopf! Er sprach er sprach er sprach überhaupt nichts