Frauen, besucht war, behandelte die Referentin das Thema: Die Frau als Mutter und Fabritarbeiterin." Ihre Ausführungen gipfelten darin, daß die Arbeiterin dringend eines ausgiebigen gesetz­lichen Schutzes bedürfe, um ihre Verpflichtungen als Mutter gewissen haft erfüllen zu können. Dieselben wurden von den Versammlungen sehr beifällig aufgenommen. Die Resolution der Genossinnen, den Arbeiterinnenschutz betreffend, gelangte in den drei Orten zur einstimmigen Annahme. Die Versammlung in Stadthagen   bei Hannover  , in der Genossin Vogel über Die wirthschaftliche Entwicklung und der Kampf um die Organisation" referirte, war von mindestens 1000 Personen besucht. Die Glas- und Berg­arbeiter stellten das größte Kontingent der Versammlungsbesucher, doch befanden sich unter denselben auch viele Frauen. Der Versamm lung wohnten etwa 200 Glasarbeiter aus dem benachbarten Schauen stein bei, für die eine besondere Versammlung am gleichen Tage in Obernkirchen   geplant gewesen war, die jedoch ausfallen mußte, weil den Genossen der Saal abgetrieben wurde. Die Versammelten waren in begeisterter Stimmung und gelobten, energisch und opfer­bereit für die Aufklärung der arbeitenden Massen und ihre Organi­firung zu wirken. gl.

Eine öffentliche Frauenversammlung fand, wie schon an anderer Stelle furz berichtet wurde, in Gera   statt. Genossin Ziez- Ham­burg referirte über den Arbeiterinnenschutz". In trefflicher Darstellung wies sie nach, daß die Frauenarbeit in der kapitalistischen  Produktion eine so bedeutende Rolle spielt, daß sie nicht aus der= selben verdrängt werden kann. Die hochgradige und gemeingefähr liche Ausbeutung der Arbeiterin durch das Kapital macht einen sehr weitgehenden und streng durchgeführten gesetzlichen Arbeiterinnenschutz zur unabweisbaren Nothwendigkeit, ebenso aber auch den gewerk­schaftlichen Zusammenschluß der Lohnsflavinnen. Nachdem die Rednerin die bekannten Forderungen der Genossinnen eingehend begründet hatte, schloß sie mit der Aufforderung, alle Kräfte einzusetzen für die Be­freiung der Frau und der gesammten Arbeiterklasse aus dem Joche der Lohnsklaverei. Die Resolution über den Arbeiterinnen­schutz wurde einstimmig angenommen. Die Genossinnen Geinig, Langheinrich und Neubert betheiligten sich an der Diskussion, stimmten den Ausführungen der Referentin bei und wiesen noch be­sonders auf die Bedeutung der Arbeiterpresse hin. W. G.

Endlich kann auch aus Düsseldorf   gemeldet werden, daß es hier unter den Frauen und Mädchen zu dämmern beginnt, und daß es mit unserer Bewegung vorwärts geht. Schon Anfang Dezember vorigen Jahres sollte eine Versammlung Stellung zur Frage des ge seglichen Arbeiterinnenschutzes nehmen. Da es jedoch bei der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen war, eine kräftige vor­bereitende Agitation unter den Arbeiterinnen zu betreiben, so wurde die Angelegenheit vertagt. Das Gewerkschaftskartell, das beschlossen

Multatuli  .

Don M. W.

Unter den Männern, welche mit Begeisterung und Genie die Sache des weiblichen Geschlechts zur ihren gemacht und für höhere Werthung der Frauen und Erweiterung oder vielmehr für Anerkennung ihrer Rechte gewirkt haben, nimmt Eduard Douwes  ( spr. Daues) Defter eine der ehrenvollsten Stellen ein. Geboren am 2. März 1820 zu Amsterdam  , diente er seinem Lande siebzehn Jahre lang( von 1839 bis 1856) als Beamter der Ostindischen Kolonialverwaltung, lernte dabei die grauenvollen Mißstände kennen, unter denen die Eingeborenen der Kolonien seufzten, und wirkte seit 1860 schrift­stellerisch in erster Linie für die Beseitigung jener Mißstände. Als er aber sah, daß er gegenüber dem ganzen Rattenkönig von Inter­essenten des Unrechts ohnmächtig sei und daß der Grund aller dieser Schäden in der Verlogenheit sämmtlicher sozialer Zu­stände zu suchen sei, ward er in seinen Schriften zu einem der wuchtigsten Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft, die je die Feder geführt haben. Natürlich hat ihm die Gesellschaft dafür die ,, gebührende" Verfolgung angedeihen lassen, der sich alle rücksichtslosen Wahrheits sucher und Wahrheitensager ausseßen. Erst in den letzten Jahren seines Lebens versette ihn ein Freund und Verehrer in eine sorgen freie Lage, freilich nur allzu spät. Von seinem Vaterland geächtet und verstoßen, lebte er meist in Deutschland  ; er starb am 19. Fe­bruar 1887 zu Niederingelsheim, seine Leiche ward in Gotha   ver­brannt, wobei eine Leichenrede nicht gehalten wurde.

Dekker gehört zu den genialsten Dichtern der Weltliteratur und zu den schärfften Kritikern der menschlichen Thorheiten, Ge­brechen und Verbrechen. Schreiben hieß ihm Abdruck nehmen

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hat, die Propaganda für den Anschluß der Arbeiterinnen an ihre Organisationen fräftig zu betreiben, entfaltete eine sehr rührige Thätig­keit, damit möglichst viel Arbeiterinnen der Versammlung beiwohnen sollten, welche sich am 3. Februar mit der Frage des Arbeiterinnen­schutzes beschäftigte. Die Genossinnen unterstützten sie dabei mit großer Energie und Opferfreudigkeit. Den erzielten Erfolg darf man freudig begrüßen. Zum ersten Male wohnten zahlreiche Arbeiterinnen allein und aus eigenem Antrieb einer öffentlichen Versammlung bei. Genosse Langhorst Essen und Genossin Gotthusen Düsseldorf re­ferirten über das Thema: Der gesetzliche Arbeiterinnen­schuß, wie er ist und wie er sein soll." Ihre Ausführungen fanden begeisterte Aufnahme, einstimmig erklärten sich die etwa 600 An­wesenden für die Resolution der Genossinnen. Die Versammlung beschloß die Errichtung von Beschwerdestellen, welche Klagen der Arbeiterinnen über gesezwidrige Arbeitsbedingungen und Miß­stände entgegennehmen und zur Kenntniß der Gewerbeaufsicht bringen. Die anwesenden Arbeiterinnen stimmten dem betreffenden Beschluß freudig zu, und wir hoffen, daß die neue Einrichtung dazu beitragen wird, daß die erwerbsthätigen Frauen und Mädchen den gesetzlichen Schutzbestimmungen eine größere Aufmerksamkeit zuwenden als seither. Die Versammlung wurde von Genossin Gotthusen mit einem Hoch auf die moderne Arbeiterbewegung geschlossen, in das die Arbeite­rinnen begeistert einstimmten. Nun gilt es, den Funken selbständigen Lebens, den die entfaltete Agitation und besonders die Versammlung in vielen Arbeiterinnen entfacht hat, nicht wieder verglimmen zu lassen; es gilt, in fleißiger Arbeit weiter zu wirken. Eine weitere Versammlung mit dem oben angeführten Thema und den nämlichen Referenten fand in Gerresheim  , Kreis Düsseldorf  , statt. Sie nahm einen glänzenden Verlauf, der die künsten Hoffnungen übertraf. Schaarenweise waren die schlichten, einfachen Frauen und Mädchen des werkthätigen Volkes herbeigeströmt und lauschten Kopf an Kopf ge­drängt den packenden Ausführungen, die nicht enden wollenden Beifall fanden. Einstimmig nahm die tausendköpfige Menge die Resolution zu Gunsten des Arbeiterinnenschußes an. Die Wände des großen Saales erdröhnten von dem Hoch auf die internationale Ar­beiterbewegung, mit welchem die Versammlung schloß. Stärker noch als in Düsseldorf   selbst äußert sich in Gerresheim   der Wunsch der Proletarierinnen, die Genossen im proletarischen Befreiungskampf durch praktische Arbeit auf politischem und gewerkschaftlichem Gebiet unterstützen zu wollen. Die führenden Genossinnen und Genossen werden sich in nächster Zeit besonders angelegen sein lassen, für die Zuführung der Arbeiterinnen zu den Gewerkschaftsorganisationen zu wirken. Als dringend nöthig wird es besonders empfunden, die zahl­reiche Arbeiterschaft der Textilindustrie, unter der die Frauen sehr stark vertreten sind, dem Verband zuzuführen. Leider fehlt es im Düsseldorfer  Bezirk jedoch noch recht an Kräften, welche die erforderliche Klein­

von seiner Seele"-, und diese Seele war groß, edel, erhaben, voll unendlicher Menschenliebe.

Sein erstes Wert, das ihm die Entrüstung über das Unrecht des holländischen Kolonialsystems abpreßte, war der Roman May Havelaar", in dem er eigentlich seinen eigenen jahrelangen ver­geblichen Kampf für Menschlichkeit und Gerechtigkeit gegen die mißhandelten Javanen schildert. Der Titelheld Mar Havelaar ist Deffer selbst, und dessen Gattin seine eigene erste Frau" Tine", das heißt Everdine Huberte Baronesse van Wynbergen, die mit Heldenmuth und Treue alle Mühsale, Entbehrungen und Kämpfe ihres Gatten theilte.

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Es ging ein Schaudern durch das Land", bemerkte ein hollän­discher Abgeordneter der Zweiten Kammer, als der Max Havelaar  " erschien, welcher das System von Gewaltmißbrauch, vom Raub und Mord" enthüllte, unter dem der arme Javane gebeugt geht". Bedeutungsvoll nannte sich Dekker auf dem Titel seines Buches: Multatuli  ( lateinisch eigentlich zwei Worte: multa tuli, das heißt viel hab' ich erduldet), aber nicht um sich zu verbergen, denn er ging an alle Instanzen bis zum König, um den armen Javanen zu helfen, wie er sich und ihnen gelobt hatte. In Rotterdam  miethete er ein Zimmer, in dem er alle Aften und Schriftstücke zur öffentlichen Einsichtnahme auslegte, welche die blutigen Anklagen seines Romans schlagend bewiesen: Niemand wollte sie sehen!

Man jauchzte dem genialen Künstler und Schriftsteller zu- aber man stellte die Verbrechen und Mißbräuche nicht ab, welche dieser geißelte.

Meist sezte er die Feder an, um Anderen zu helfen, die in Noth und Bedrängniß waren, und dazu oft zu Zeiten, wo er selbst an dem Allernöthigsten Mangel litt.