räthe, und zwar aus den Reihen der Arbeiterinnen selbst, dringend zu befürworten, und daß weiter Senat und Bürgerschaft sich über diese durch die wirthschaftliche Entwicklung gebotene Maßregel in möglichst turzer Frist einigen werden.
Die sozialistischen Frauen und Mädchen Hamburgs geben ferner der Erwartung Ausdruck, daß der weibliche Gewerberath nicht nur als Assistent dem bisherigen Beamten beigestellt, vielmehr mit gleichem Gehalt als selbständiger Beamter eingestellt wird.
J. A. der sozialistischen Frauen und Mädchen Hamburgs: Frau Louise Zieh, Schwabenstr. 56."
Der erste Sozialdemokrat in der Hamburger Bürgerschaft, unser fürzlich gewählter Genosse Stolten, wird die Petition überreichen und vertreten. Hoffentlich mit Erfolg.
L. Z.
Die bayerischen Gewerbeinspektions- Assistenten haben im Jahre 1900, wie wir dem soeben erschienenen Bericht entnehmen, zusammen 1340( 1899: 857) Revisionen vorgenommen( 603 im ersten, 737 im zweiten Bezirk); die Zahl der Reisetage derselben betrug 173 ( 133). Von den Fabrifen mit ausschließlich oder vorwiegend weiblichen Arbeitern wurden im ersten Bezirk etwa 54 Prozent, im zweiten Bezirk etwa 43 Prozent revidirt. Handwerksbetriebe gelangten 625 zur Revision, ebenso eine größere Anzahl hausindustrieller Betriebe; namentlich in Bezug auf letztere enthalten die Einzelberichte eine Reihe von werthvollen Beobachtungen. Die Revisionen der Assistentinnen erstreckten sich mit Ausnahme des Baugewerbes auf sämmtliche Gruppen der Gewerbestatistit. Von den hierbei erhobenen 809( 819) Beanstandungen bezogen sich 139( 117) auf ungefeßliche Arbeitszeit, 5( 21) auf ungeeignete Beschäftigung jugendlicher oder weiblicher Personen, 26( 28) auf Fehlen von Schutzvorrichtungen, 304( 390) auf Uebertretung formeller Vorschriften, 278( 263) auf hygienische und sittliche Mißstände. Die leßtgenannten Mißstände betrafen mangelhafte Ventilation und Staubbeseitigung in 55( 89), Unreinlichkeit in Arbeitsräumen in 39( 32), baulich nicht entsprechenden Abortanlagen in 13, 21), ungenügende Garderobe- und Wascheinrichtungen in 49( 28), sonstige Mängel in der Einrichtung der Arbeitsräume in 58( 43), gesundheitswidrige Beschäftigungsweise und ungesunde Schlafräume in 45( 20) Fällen. Der Verkehr der Assistentinnen mit den Unternehmern bot nur selten Schwierigkeiten, in den meisten Fällen fanden sie freundliches Entgegenkommen; in kleineren Betrieben wirkte ihr Erscheinen anfangs zuweilen befremdend. Die Arbeiterinnen brachten den weiblichen Beamten vielfach ein steigendes Interesse und wachsendes Vertrauen entgegen, namentlich in bereits wiederholt revidirten Betrieben; theilweise freilich wird für diese neue Institution noch wenig Verständniß bezeugt. Die Sprechstunden der Assistentinnen wurden auch heuer wieder fast nicht besucht, bei anderen Gelegenheiten jedoch wurden den weiblichen Beamten in mehreren Fällen Anliegen und Beschwerden mitgetheilt. Trotz der Zurückhaltung, welche sonach die Arbeiterinnen den Assistentinnen gegenüber großentheils noch immer beobachten, kann die Thätigkeit dieser letzteren dennoch als eine ersprießliche bezeichnet werden. Auf die Einzelheiten in den Mittheilungen über die Thätigkeit der Assistentinnen kommen wir zurück.
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Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.
D. Z.
Unentgeltliche ärztliche Behandlung der weiblichen Angestellten im französischen Post, Telegraphen- und Telephondienst hat der Handelsminister Miller and durch Dekret eingeführt. Die Behandlung erfolgt durch die staatlich angestellten Aerzte des Ressorts, welche seither schon die Unterbeamten und Arbeiter desselben behandeln. Bereits im vorigen Sommer führte Millerand Badegelegenheit für die weiblichen Post, Telegraphen- und Telephonbeamten ein, da ärztlicherseits festgestellt war, daß die durch den Dienst bedingte Nervenanspannung Bäder als dringend wünschenswerth erscheinen lasse. Im Reiche des fröhlichen Postgenerals von Podbielski verlautet nichts von derartigen bescheidenen Reformen zu Gunsten der weiblichen Angestellten, da hört man nur von niedrigen Gehältern und schonungsloser Ausnutzung der Arbeitskraft.
Frauenstimmrecht.
Daß sich das Frauenstimmrecht bei der letzten Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten bewährt hat, ist aus den Nachrichten amerikanischer Zeitungen zu ersehen. Diese Nachrichten stehen im schroffsten Gegensatz zu den Behauptungen, welche viele bürgerliche Blätter unter dem das Spießbürgerherz erfreuenden Titel gebracht haben: Reaktion gegen das Frauenstimmrecht in
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Amerika." Hier wurde nämlich all der alte Kohl von den„ Weibern, die zu Hyänen werden" gegen das Frauenstimmrecht wieder einmal aufgewärmt. So greulich sollten die Erfahrungen mit der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtes sein, daß in den vier amerikanischen Staaten Wyoming , Utah , Idaho und Colo rado wo das Frauenstimmrecht besteht, eine fräftige Bewegung für seine Aufhebung ins Leben getreten sei. Was berichten dagegen amerikanische Blätter der verschiedensten Richtung? Aus Wyoming meldeten Depeschen:„ Die Frauen von Wyoming üben ihr Stimm recht in einem größeren Umfang aus als je zuvor, und man schätzt ihren Antheil an den abgegebenen 23 000 Stimmen auf mindestens 7000. Da die weibliche Bevölkerung ungefähr ein Drittel unserer Gesammtbevölferung ausmacht, so geht daraus hervor, daß beinahe alle stimmberechtigten Frauen diesmal gewählt haben. Man sagt, sie hätten den Ausschlag für Mc. Kinley gegeben." Der in Boise , Idaho , erscheinende„ Republican " schrieb:„ Noch niemals ist es vorgekommen, daß eine so große Anzahl von Stimmen zu so früher Stunde abgegeben worden ist, wie diesmal. Es ist in der That ein unerhörtes Ereigniß, daß vier Fünftel der gesammten Stimmen in unserer Stadt bereits vor 1 Uhr in den Urnen waren. Es war einer der ruhigsten Wahltage in der Geschichte von Boise . In keinem einzigen Wahllokal kam die geringste Unordnung vor, und die Menschenhaufen in der Hauptstraße trugen ein fröhliches, harmloses Gepräge. Die Frauen betheiligten sich in demselben Umfang an der Wahl wie die Männer und leisteten ebenso gute Arbeit in der Wahlkampagne, wie ihre Brüder, Gatten und Väter. Schon um 8 Uhr früh war eine große Menschenmenge vor den Wahllokalen versammelt. Männer und Frauen standen haufenweise wartend vor den Thüren, um beim Deffnen sofort ihre Zettel abgeben zu können. Die Stimmen der Frauen wurden überall in den frühesten Stunden abgegeben." Die ,, Tribüne", ein leitendes Blatt in Salt Lake City , Utah , sprach sich in gleichem Sinne aus:„ Die Wahl in Salt Lake City war eine der ruhigsten und ordentlichsten, die wir bisher erlebten. Keine Verkehrsstockungen, feine Störungen irgend welcher Art kamen vor, alles ging in größter Liebenswürdigkeit vor sich und in einer Ruhe wie bei einem Quäfermeeting. Schon früh am Tage konnte man merken, wie viel größer das Interesse der Frauen diesmal war, als bei der letzten Wahl. Sie warteten auch gar nicht, wie sie es wohl früher zu thun pflegten, daß ihre Männer sie zu den Wahlurnen führten, sie kamen allein. Im zwölften Distrikt hatten die republikanischen Wählerinnen ein ausgezeichnetes Frühstück für die Wahlvorsteher und ihre Hilfskräfte und für die Führer beider Parteien bereitet. Die Frauen des vierten Distriktes thaten sich ganz besonders hervor, sie kamen in hellen Haufen an. Auch in Ogden vollzog sich die Wahl in derselben Weise. Alles ging vollkommen friedlich und ruhig vor sich, und ohne die zahllosen mit Bannern geschmückten Wagen hätte man gar nicht gewußt, daß Wahltag war." Die „ Tribüne" berichtet darauf mit höchstem Lob von den ausgezeichneten Diensten der Mrs. Foster und Mrs. Dr. Boynton während der Wahlkampagne. Im gleichen günstigen Sinne lauteten die Berichte aus Colorado . Die Zahl der abgegebenen Frauenstimmen ist hier in den letzten vier Jahren von 46 720 auf 86 943 gestiegen. Dem Eifer, der Ruhe, Besonnenheit und Pünktlichkeit der Frauen wird auch in Colorado das größte Lob ertheilt. Die Zeitung" News" ruft zum Schlusse aus: Und dann die Frauen! Gott segne die Frauen von Colorado ! Noch niemals in unseren politischen Annalen konnten wir eine solche allgemeine Hingebung reiner, selbstloser Frauen konstatiren, ein so einmüthiges Bestreben, den guten Namen und den Ruhm ihres geliebten Staates aufrecht zu erhalten, wie diesmal." Kurz übereinstimmend lauten Berichte aus den vier Staaten dahin, daß die Frauen in großer Zahl ihrer Bürgerpflicht genügt haben, und daß ihre Betheiligung an der Wahl von wesentlichem Einfluß auf deren ruhigen und geordneten Verlauf gewesen ist. Dem deutschen Philister wird es allerdings sicherlich nach wie vor bei dem Gedanken an die politische Gleichberechtigung des weiblichen Ge schlechtes gruseln.
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Sozialistische Frauenbewegung im Auslande.
Ein Organ der französischen Sozialistinnen erscheint seit dem 1. März. Es führt den Titel„ La femme socialiste"( Die sozialistische Frau) und erscheint unter der Leitung der Genossin Renaud monatlich. Die Zeitschrift soll das Ziel verfolgen, das persönliche wie das Klassenbewußtsein der proletarischen Frauen zu entwickeln und die Aufmerksamkeit des männlichen Proletariats und der Sozialisten auf die Nothwendigkeit zu lenfen, die Proletarierinnen in den Klassenkampf einzubeziehen. Die„ Femme socialiste" wird ausschließlich im Dienste der Arbeiterklasse stehen. Wir begrüßen das Schwesterorgan mit Freuden, denn kein einziges der in Frankreich er