weiblichen Geschlecht verhältnißmäßig sehr schwach besetzt sind, darf den günstigeren Verhältnissen der über 40 Jahre alten Arbeiterinnen nicht zu viel Gewicht beigemessen werden. Die Krankheitsdauer war bei den Arbeiterinnen länger wie bei den Arbeitern. Es waren durchschnittlich krank: Ein erkrankter Mann Eine erkrankte Frau Man kann vielleicht annehme», daß die Arbeiterinnen sich nur in den dringendsten Fällen als erwerbsunfähig notiren lassen, daß sie, so lange als es nur irgend angeht, dem Erwerb»achgehen, sich daher— natürlich aus zwingenden wirthschaftlichen Gründen— zu wenig schonen, so daß dann, wenn die Krankheit die Aufgabe der Arbeit erzwingt, die Dauer der Erwerbsunfähigkeit länger dauert als beim Manne. Das Frankfurter Statistische Amt zieht diese Schlüsse nicht, sie scheinen sich aber aus verschiedenen Beobachtungen der Frankfurter Zahlen zu ergeben. Auf 1000 weibliche Mitglieder, die der Kasse über ein Jahr angehörten, waren erkrankt:* a) Erwerbsfähig: kaufmännische Angestellte 611(5S2), Schneiderinnen und Wäscherinnen 494(440), Fabrikarbeiterinnen 472(3S6� Kellnerinnen 464(442), Dienstboten 436(430); b) erwerbsunfähig: Fabrikarbeiterinnen 397(421), Näherinnen und Schneiderinnen 334(277). kaufmännische Angestellte 309(219) Kellnerinnen 252(241), Dienstboten 295(277). Als Krankheiten, welche beim weiblichen Geschlecht häufiger auftreten wie beim männlichen, erscheinen neben den Allgemeinkrankheiten (Bleichsucht) nur Krankheiten der Verdauungsorgane(Darmkrankhciten, Zahnkrankheiten zc.) und Halsbräune, während Unfälle, Verletzungen und syphilitische Erkrankungen bei den männlichen Kassenmitgliedern außerordentlich viel häufiger sind wie bei de» weiblichen. Bei den anderen wichtigeren Krankheitsformen spielt das Geschlecht keine ausschlaggebende Rolle. Im Vergleich zu anderen Berufen finden wir * Die Vergleichszahlen für die Männer sind eingeklammert. „Aber das ist außerordentlich!" bemerkte jetzt der noch außerordentlichere Herr und fixirte mich mißtrauisch.„Das Trottoir ist nicht eben der Ort, wo man Uhren hinlegt." „Das gebe ich zu", erwiderte ich lächelnd. Darauf er mit scharfem Tone:„Lassen Sie das, ersparen Sie sich den Kommentar!", Nun schwieg ich und hörte auf zu lächeln. Er aber fragte weiter:„Vor Allem, wer sind Sie?" Ich gab meinen Namen an. „Sie wohnen?" „Place Blanche, Nr. 26." „Ihre Existenzmittel?" Ich gab an, daß ich 12000 Pfund Rente besitze. „Wie viel Uhr war es ungefähr, als Sie diese Uhr fanden?" „Etwa drei Uhr Morgens." „Nicht mehr?" rief der Kommissär aus, und seine Miene wurde plötzlich ironisch. „Wahrhaftig nicht", antwortete ich naiv. „Nun wohl", fuhr er fort,„und was thaten Sie um drei Uhr Morgens am Eck des Boulevard Saint-Michel und der Rue Monsieur-le-Prince, da Sie doch angeblich auf der Place Blanche wohnen?" „Wieso angeblich?" „Nun, Sie geben es doch an." „Wenn ich es angebe, so ist es auch so." „Das wird eben erst zu beweisen sein. Vorläufig wollen Sie gefälligst nicht von der Frage abschweifen und mir antworten, wenn ich Sie frage. Ich frage Sie aber, was thaten Sie in einer so späten Nachtstunde in einem Bezirk, in dem Sie nicht wohnen?" häufiger: Allgemeinerkrankungen und Erkrankungen der Athmungs- organe, sowie des Nervensystems bei den Verkäuferinnen und Näherinnen, Krankheiten der Verdauungsorgane bei weiblichen Arbeiterinnen, insbesondere auch bei Näherinnen und Dienstboten, Hautkrankheiten bei Kellnerinnen und Dienstboten. Es ist wohl sicherlich kein Zufall, daß diese Häufigkeit der Erkrankungen gerade bei den Berufsarten festgestellt werden mußte, welche bekannt sind durch elende Löhne und überaus ausgedehnte Arbeitszeit. Erkrankungen über den Durchschnitt und Elend über den Durchschnitt paart sich eben. a. br. Aus der Bewegung. Von der Agitation. Im Auftrag des Agitationskomites für Bremen sprach Genossin Zieh vom 23. bis 28. Februar in einigen öffentlichen Textilarbeiterversammlungen. Die erste Versammlung in Hemelingen war nur mäßig besucht, nur etwa ein Dutzend Frauen waren erschienen. Durch die sich an den Vortrag schließende Diskussion wurde wieder einmal illustrirt, daß nicht nur bei wirthschaftlichen Kämpfen, sondern gerade auch in Zeiten des Friedens der Organisation ein weites, segensreiches Wirkungsfeld offen steht. Es wurde lebhaft Klage geführt über die Strafen, die verhängt werden, wenn die Weber die Stücke zu kurz abschneiden. Ein anwesender Meister erklärte, daß es ihm stets peinlich sei, die betreffenden Arbeiter zu notiren, um so mehr da er sehr wohl wisse, daß oft das Zeichen für die richtige Länge fehle oder falsch sei. Jedoch müsse er so handeln. Jeder Weber solle sich das Fehlen des Zeichens vom Vorarbeiter. Zurichter, bestätigen lassen, dann sei er vor Strafe sicher. Einzelnen Arbeitern war das bekannt, da jedoch die Organisation gar zu klein ist und nur wenig über solche Fragen diskulirt wird, so hat das Portemonnaie der Weber zu büßen. Die Versammlung in Osnabrück war glänzend besucht, leider jedoch nur zur Hälfte von Textilarbeitern, die übrigen Anwesenden gehörten anderen Arbeiterkategorien an. 26 Textil- und ein Metallarbeiter ließen sich in den Verband aufnehmen. Auch die Versammlung in Bramsche erfreute sich eines glänzenden Besuchs. Außerordentlich zahlreich waren die Frauen vertreten. Hier sind etwa 30 Prozent der Textilarbeiter organisirt und haben schon inanchen Vortheil errungen. Vor Allem ist die Behandlung, das Entgegenkommen seitens der Arbeitgeber ein ganz anderes geworden, seitdem die Arbeiter fest zu einer starken Organisation halten. In Delmenhorst hatte sicherlich das ungünstige Wetter dem Versammlungsbesuch Abbruch gethan, mehr aber»och der Jndifferentismus in Folge der lheilweise geradezu haarsträubenden Verhältnisse, die in den Fabriken herrschen. Liegen „Zum Henker, ich kam von einer befreundeten Familie, wo ich den Abend zugebracht hatte." „Lächerlich!" „Aber ganz sicher..." „Nun, ich mache Ihnen mein Kompliment", meinte mein Inquisitor.„Sie führen eine nette Existenz." Und nach einer Pause:„Sind Sie vorbestraft, Breloc!" Jetzt aber war es mit meiner Geduld aus. Ich brach los: „Vorbestraft ! So kommen Sie mir? Bin ich ein Strolch? Das wird mir schon zu dumm, Ihre Fragerei!" Doch kaum war mir das Wort entfahren— nun, ich glaubte, meine letzte Stunde sei da. In einem Satz war der Kommissär aufgesprungen, und jetzt ging er auf mich los, schwitzend, Geifer vor dem Munde und blutroth im Gesicht. Unter seinen borstigen Brauen sah ich seine Raubthieraugen funkeln. „Was sagen Sie?" schnaubte er mich an.„Was sagen Sie?" Ich versuchte zu sprechen, aber er ließ mir dazu keine Zelt und brüllte: „Und ich sage Ihnen, daß ich Sie sofort ins Gefangenhaus schicken werde. Hier wird nicht gefackelt! Jetzt eben geht der Schubwagen. Ich werde Sie lehren, den Hanswurst zu spielen. Was, aufbegehren wollen Sie? Sich aus mir und dem Gesetz, das ich hier veitrete, einen Narren machen? Da sind Sie an den Rechten gekommen!" Zu dieser Rede schlug er eine Art Takt, indem er mit geballter Faust donnernd zwischen die Akten auf seinem Tische fuhr: „Donnerwetter! Kenn' ich Sie? Weiß ich denn, wer Sie sind? Sie behaupten, Breloc zu heißen; ich weiß nichts davon! Sie geben vor, auf der Place Blanche zu wohnen, ja, wer beweist
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11 (27.3.1901) 7
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