in den Spinnereien vorwiegend Oesterreicherinnen. Letztere besitzen etwas mehr Muth und Energie als die einheimische» Arbeiterinnen, auf ihr Betreiben haben denn auch Lohnbewegungen stattgefunden, durch welche kleine Lohnaufbesserungen erreicht wurden. In der Folge kam es zur Gründung einer Zahlstelle des Textilarbeiterver­bandes, deren Fortbestand jetzt gesichert ist. Die Hälfte der 350 Ver­sammlungsbesucher waren Frauen und Mädchen, welche den Aus­führungen über das vorerwähnte Thema sehr aufmerksam folgten und den Arbeiterinnenschutzforderungen begeistert zustimmten. Breslau  hatte sich drei Versammlungen ausbedungen, von denen die erste durch den Vertrauensmann einberufen worden war. Das kleine Lokal, am äußersten Ende der Stadt gelegen, das einzige, das den Genossen zur Verfügung steht, war am IS. März dicht gefüllt, vorwiegend von weiblichen Besuchern. Genosse Schütz gab eine dem Tage ent­sprechende Einleitung, hierauf entwickelte Genossin Ihrerdie Forderungen der Sozialdemokratie für den Arbeiterinnen­schutz." Diskussion fand nicht statt, und die Versammlung schloß mit der einstimmigen Annahme der Resolution. Die Handlungs­gehilfinnen waren zum 19. April zu einer Versammlung berufen worden, und überraschend groß war die Zahl der erschienenen Ver­käuferinnen unter den anwesenden 400 Personen. Die Ausführungen der Referentin über:Das Elend der Angestellten im Handels­gewerbe und wie dem abzuhelfen sei", wurden oft von Beifall unterbrochen. Die anwesenden deutsch  -nationalen Handels­gehilsen konnten es ihrerseits nicht unterlassen, ihre Zwischenrufe zu machen, bis sie von der Referentin gebührend gerüffelt und auf die nachfolgende Diskussion verwiesen wurden. Die Redner des Abends sprachen sich jedoch fast alle im zustimmenden Sinne zu den Ausführungen des Vortrags aus und befürworteten den Anschluß an den Gehilfenverband. Erst am Schlüsse der Versammlung, der um 11 Uhr eintreten mußte, fanden die Gegner den Muth zu allgemeiner Schreierei, der durch ein kräftiges Schlußwort der Referentin ein Ende gemacht wurde. Auch vomHilfsverein für weibliche Angestellte" hatte sich Niemand zum Worte gemeldet, obgleich es an Angriffen auf den Humanitätsdusel dieser Vereinigung von Kapita­listen und Arbeitssklaven nicht gefehlt hatte. Die Schneider halten die dritte Versammlung einberufen; jedoch hatte es an der nöthigen Propaganda unter den Konfektionsarbeiterinnen gefehlt, und so er­schienen nur einige der Organisation angehörige Näherinnen und ein Theil Herrenschneider. In Folge dessen wurde nur eine Debatte ein­geleitet über die Frage:Wie können wir die Arbeiterinnen für die Organisation gewinnen?" Man kam überein, eine Agitations­kommission von und für Arbeiterinnen zu wählen, um die Möglichkeit zu schaffen, sich mehr mit den Arbeiterinnen in Verbindung setzen zu können. In Liegnitz   fand eine glänzend besuchte Volksversammlung statt. Obgleich ein heftiges Schneewetler fast jeden Verkehr hinderte, füllten doch Arbeiter und Arbeiterinnen das Lokal und bewiesen ihr Interesse an dem Thema des Abends:Ist die Politik der herr­schenden Klassen geeignet, die wirthschaftliche Lage der Arbeiterfamilie zu verbessern?" Obgleich ein Vertreter des Freisinns in der Versammlung anwesend war, trat Niemand den Ausführungen der Referentin entgegen. In Striegau  , einem Städt­chen, das ebenso wegen seiner umfangreichen Steinbrüche als seines großen Zuchthauses bekannt ist, fand eine Frauenversammlung statt. Der sehr große Saal war mit Frauen und Mädchen gefüllt, von denen viele neben den Arbeitern in den Steinbrüchen beschäftigt sind. Auch in Striegau   hat eine Lohnbewegung erhebliche Verbesserungen für die Arbeitenden gebracht, vor Allem eine regelmäßige Arbeitszeit. Hier, wie überall, wurden die im Referat gegebenen Anregungen freudig aufgenommen und unsere Forderungen fanden ungetheilte Zustimmung. Am 23. April ging es nach Reichenbach im Eulen­gebirge, der Heimath des sprichwörtlich gewordenen Weberelends und des chronischen Hungers. Die sozialistischen   Ideen fallen hier bei Arbeitern und Arbeiterinnen auf gute» Boden.Der Prole­tarier" wirkt treu für unsere Sache und hält im ganzen Gebirge eine lebhafte politische und gewerkschaftliche Bewegung in Fluß. Nicht nur den Fabrik-, sondern auch den Hauswebern sind Versammlungen stets willkommen und werden gut besucht. Unser energischer Vor­stoß für den Arbeiterinnenschutz wird in der Gegend lebhaft be­grüßt. In Rückers   im Glatzer Gebirge strömten die Besucher aus den umliegenden Dörfern lange vor der festgesetzten Zeit zur Ver­sammlung herbei und der Saal war bald mit Zuhörern überfüllt, zu denen die Glasarbeiter ein starkes Kontingent stellten. Als Ueber- wachender amtirte der Oberwachtmeister des Kreises, den die Aus­führungen der Rednerin überDie Vortheile, welche die Or­ganisation dem Arbeiter schafft", ganz nervös zu machen schienen. Mehrmals wandte er sich an den Vorsitzenden mit dem Befehl, der Rednerin eine solche Sprache zu untersagen. Diese machte den Herrn darauf aufmerksam, daß wir in dieser Beziehung in Preußen nicht unter polizeilicher Vormundschaft ständen wie in Sachsen  , und daß auch ein Beamter sich an die gesetzlichen Vor­schriften des Vereinsgesetzes zu halten habe, also in Ruhe überwachen müsse, aber nicht störend eingreifen dürfe. Die Rednerin konnte nun ihr anderthalbstündiges Referat ohne weitere Unterbrechungen be­enden. In der Diskussion las ein Genosse die Berliner   Resolution gegen die Getreidezölle vor und befürwortete ihre Annahme. Sie fand gleich dem Referat allgemeine Zustimmung. Nach erfolgter Ab­stimmung verlangte der Beamte, der Vorsitzende möge die Versamm­lung auflösen. Da dieser jedoch die Nothwendigkeit einer Auflösung der ruhigen Versammlung nicht einsehen konnte, löste sie nun der Ueberwachende selbst auf, und zwar ohne Angabe eines Grundes. Offenbar war er mit einem Auflösungsbefehl nach Rückers   gekommen. Die Beschwerde gegen die ungerechtfertigte Maßregel wird hoffentlich wenigstens den Versuch einer Erklärung derselben bringen. Am Abend des gleichen Tages war von den Tabakarbeitern in Glatz eine öffentliche Versammlung einberufen worden. Tabak- und Schuh­fabrikarbeiter und-Arbeiterinnen waren zahlreich erschienen, um den Ausführungen überWerth und Nutzen der Organisation" zu lauschen. Ist doch eine sozialdemokratische Versammlung in jener Gegend geradezu ein Ereigniß. Hier ist man nämlich gewöhnt, daß nur Vereine existiren und Versammlungen stattfinden, die das Zen­trum gegründet bezw. veranstaltet hat. Bisher war an der Macht der Schwarzkünstler jeder Versuch zu einer Versammlung gescheitert. Auch hier erhob sich kein Widerspruch gegen die Ausführungen der Rednerin. Genosse Gloger brachte die Protestresolution gegen den Brotwucher ein, der die Versammlung mit der Bemerkung zustimmte, man werde sie dem Zentrumsabgeordneten des Kreises übersenden und verlangen, daß seine Abstimmung im Sinne der Resolution zu erfolgen habe. Am folgenden Tage ging es dem Riesengebirge   zu, bis zur österreichischen Grenze nach dem Städtchen Liebau, das bedeutende Glashüttenindustrie hat. Obgleich hier die Glasarbeiter die Brotgeber der Geschäftsleute, in erster Linie der Gastwirthe sind, haben die Organisirten für ihre Versammlungen nur ein einziges Lokal am Ende des Ortes zur Verfügung, das am Abend von Menschen überfüllt war. Auch hier war der überwachende Beamte ohne sichtlichen Grund sehr erregt. Er meinte, es sei zu befürchten, daß keine Gewerkschafts-, sondern eine öffentliche Versammlung stattfinde. Schließlich genügte ihm die Versicherung, daß das Thema laute:Warum müssen die Arbeitenden sich organisiren?" Nachdem in schönster Ruhe und Ordnung der Schluß erfolgt war, löste auch hier der Ueberwachende ohne Angabe eines Grundes die Versammlung auf. Ein Moment lautloser Stille folgte auf diese Ueberraschung, dann brachen alle Anwesenden in ein schallendes Gelächter aus, unter dem der Beamte schleunigst verschwand. Am anderen Tage wurde der Versuch gemacht, eine Glashütte zu besichtigen. Aus der Bläserei ging es in die Schleiferei, in der weibliche Arbeiter beschäftigt werden. Hier angekommen folgte uns der Besitzer auf dem Fuße und demerkte, daß Fremde in seinem Betriebe nichts zu suchen und seine Angestellten keine Erlaubniß zum Besuch zu geben hätten. Wir entfernten uns natürlich sofort, wir konnten es dem Herrn nachfühlen, daß es ihm äußerst peinvoll sein muß, die Zustände seines Betriebes fremden Blicken preiszugeben. Nur möchten wir gern wissen, ob in jenen Erdenwinkel auch wohl Fabrikinspektoren kommen? In Landshut  fand die Versammlung im Arbeiterheim statt. Der Saal konnte die erschienenen Frauen nicht alle fassen, viele mußten umkehren. Auf das Eingehendste wurde der so nöthigeArbeiterinnenschutz" erörtert und den Forderungen allerseits zugestimmt. Der Vorsitzende wies an einigen Vorkommnissen nach, wie wenig in Landshut   auf Gesundheit und Lebenskrast der Arbeiterinnen Rücksicht genommen wird und wie nöthig sie Schutz und Aufklärung brauchen. Daß Frauenversamm­lungen öfter stattfinden möchten, war der Wunsch von Männern und Frauen. Eine letzte Versammlung sollte in Hirschberg oder Alt­ wasser   stattfinden. Das schon gemiethete Lokal wurde jedoch den Arbeitern in letzter Stunde wieder abgesagt. Glaubt man mit solchen kleinlichen Chikanen die Aufklärung der Arbeilenden hindern zu können? Es sind viele Anzeichen vorhanden, daß auch die im Banne der schwarzen Zentrumsgarde gehaltenen schlesischen Gebirgsbewohner zum Erwachen kommen und dem Lichte zustreben. Ganz besonders kann man die Beobachtung machen, daß das Verständniß der Frauen für den Sozialismus sich mehr und mehr entwickelt, daß sie nicht mehr zurückschrecken vor den Bestrebungen derUmstürzler", sondern ruhig hören, prüfen und lernen. Unsere Bewegung macht unter den Prole­tarierinnen hier wie überall entschiedene Fortschritte. L. ä. Die Polizei im.Kampfe gegen die Proletaricrinncn." Poli­zeilich geschlossen wurde der Bildungsverein der Frauen und Mädchen von Kiel  . Die Maßregel wurde mit der polizeilichen " Wegen Rauminangels verspätet.