Nr. 18.
Die Gleichheit
11. Jahrgang.
Beitschrift für die Intereffen der Arbeiterinnen.
Die„ Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post( eingetragen unter Nr. 2978) vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pf.; unter Kreuzband 85 Pf. Jahres- Abonnement Mt. 2.60.
Mittwoch den 28. August 1901.
Nachdruck ganzer Artikel nur mit Quellenangabe gestattet.
Inhalts- Verzeichniß.
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Aufruf des Parteivorstandes. Aufruf der Vertrauensperson.- Zur Wohnungsfrage. Von Adolf Braun . Die Wirthschaftsgenossenschaft. Eine Entgegegnung. Von Lily Braun . Der Entgegnung zur Antwort. Von Klara Zetkin . Feuilleton: Grünes Reis unterm Schnee. Notizentheil: Frauenbewegung.
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Parteigenossen!
Laut Beschluß des vorigen Parteitags findet der diesjährige in Lübeck statt.
Auf Grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Parteiorganisation beruft die Parteileitung den diesjährigen Parteitag auf
Sonntag den 22. September, Abends 7 Uhr, nach Lübeck in das Vereinshaus, Johannisstraße 50/52, ein. Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt:
Sonntag den 22. September, Abends 7 Uhr, Vorversammlung. Konstituirung des Parteitags. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate.
Montag den 23. September und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Vorstandes.
a) Agitation. Wahlen. Kassenbericht.
Berichterstatter: W. Pfannkuch und A. Gerisch.
b) Presse, Literatur, Kolportagewesen.( Geschlossene Stzung.)
2. Bericht der Kontrollkommission.
Berichterstatter: H. Meister.
3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.
Berichterstatter: E. Wurm.
4. Maifeier.
Berichterstatter: Th. Mezner.
5. Die Wohnungsfrage.
Berichterstatter: A. Südekum.
6. Anträge zum Programm.
7. Sonstige Anträge.
8. Wahl des Vorstandes und der Kontrollkommission.
Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die erforderlichen Vorarbeiten zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und die Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken.
Die Anträge müssen spätestens den 7. September in den Händen des Vorstandes, Adresse:
J. Auer, Berlin SW., 47, Kreuzbergstraße 30, sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absatz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.
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Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegens zeichnung des Vertrauensmannes oder des Vorstandes der örtlichen bezw. Kreisorganisation, falls sie zur Veröffentlichung und Berathung gelangen sollen.
Die Parteigenoffen, die zum Parteitag kommen, werden ersucht, von ihrer Delegation dem Vorstand und dem Lokalkomite rechtzeitig Mittheilung zu machen.
Buschriften an die Redaktion der Gleichheit" sind zu richten an Frau Klara Bettin( 8undel), Stuttgart , BlumenStraße 84, III. Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furthbach- Straße 12.
Die Adresse des Lokalkomites lautet:
P. Pape, Lübeck , Moisl- Allee 51a. Mandatsformulare, mit deren Versendung am 2. September begonnen wird, sind durch das Parteibureau, Adresse: J. Auer, Berlin SW. 47, Kreuzbergstraße 30, zu beziehen.
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Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vorzulegenden gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Genossen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitag entweder persönlich zu vertreten oder durch befreundete Genossen vertreten zu lassen; außerdem empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Parteitags in der Presse zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzunehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und der damit verknüpften unvermeidlichen Wiederholungen willen.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Der Parteivorstand.
An die Genofsinnen!
Auf die Umfrage der Unterzeichneten, die Einberufung einer Frauenkonferenz betreffend, sind bereits so zahlreiche Antworten eingelaufen, daß die noch ausstehenden an dem Gesammtresultat nichts mehr zu ändern vermögen. Die Genossinnen der meisten in Betracht kommenden Orte haben den Vorschlag der Berlinerinnen, für dieses Jahr von der Abhaltung einer Konferenz abzusehen, als begründet erachtet und sind ihm beigetreten. Gegen die Einberufung der Konferenz stimmten die Genossinnen in Altona , Augsburg , Bremen , Charlottenburg , Dresden , Gera , Hamburg , Johannisthal , Köln a. Rh., Königsberg , Ot tensen , Pankow , Rigdorf, Schöneberg , Tempelhof , Wei ßensee , Wilmersdorf . Für Abhaltung einer Konferenz in diesem Jahre traten nur die Genossinnen in Leipzig und Reichenbach i. V. ein.
Da, wie bereits erwähnt, die ausstehenden Antworten das Resultat der Umfrage nicht mehr ändern können, so ist damit endgiltig auf die Einberufung einer Konferenz verzichtet.
Die Entscheidung in Sachen der Frauenkonferenz berührt natürlich in nichts die Pflicht der Genossinnen, wie auf jedem früheren Parteitag, so auch auf dem zu Lübeck vertreten zu sein. Die Wohnungsfrage, welche auf seiner Tagesordnung steht, ist von höchster Wichtigkeit für die proletarische Frauenwelt. Bedeutsam für den doppelten Befreiungskampf der Proletarierin find auch die übrigen Verhandlungsgegenstände. Mögen deshalb die Genossinnen in allen Mittelpunkten unserer Bewegung rechtzeitig für ihre Vertretung auf dem Parteitag sorgen. Wo es angängig ist, sollten sie sich sofort mit den Genossen ihrer Wahlkreise über die gemeinsame Wahl einer Delegirten verständigen. Wo die Möglichkeit eines gemeinsamen Vorgehens ausgeschlossen ist, haben ste das statutengemäß gesicherte Recht auszunüßen, in Frauen