Und in unserem Lande:

Auf, um das schmachvolle System der drei und vier Wahl­stimmen zu zerschmettern und das allgemeine Wahlrecht für Mann und Frau zu erobern."

Eine Resolution zu Gunsten des Frauenstimmrechts wurde von dem letzten englischen Trade Unionskongreß angenommen, der türzlich in Swansea   tagte. Antragsteller der Resolution waren die Weber von Wigan   und Umgegend.

Eine Petition um Ausdehnung des Stimmrechts auf die Frauen in Alabama   wurde der Parlamentskommission für Ver­fassungsänderungen in öffentlicher Sigung überreicht.

Frauenbewegung.

Die Verwendung von Frauen in der Waisenpflege. Wie in einer Reihe anderer deutscher   Gemeinden, so werden jetzt auch in Charlottenburg   Frauen in der Waisenpflege verwendet; fie dürfen aber nur in Ausnahmefällen selbständig handeln und stehen im Allgemeinen dem für jeden Bezirk bestellten Waisenrath unter­stützend zur Seite. Nach der neuen Geschäftsordnung für die Waisen­pflege, die am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft trat, hat die Waisen­pflegerin vorwiegend da einzugreifen, wo es sich um die Pflege und Erziehung im Kindesalter stehender Mündel, um die Ueberwachung weiblicher Mündel und um solche Zweige der Pflege und Erziehung handelt, die ihrer Natur nach innerhalb des weiblichen Wirkungs­treises liegen. In diesem Rahmen ist sie von dem Waisenrath im weitesten Maße zur Mitwirkung heranzuziehen und zu hören. Von den in dem Bezirk wohnenden Mündeln ist ihr Kenntniß zu geben. Bei der Ueberwachung der Kostpflegefinder und der Haltekinder sind ihr einzelne besondere Aufgaben übertragen. Zur selbständigen Ent­scheidung ist im Uebrigen die Waisenpflegerin nur berufen, wo aus­nahmsweise ein sofortiges Eingreifen geboten ist. Ihre Anträge und Vorschläge haben regelmäßig durch die Hand des Waisenraths des Bezirks zu gehen; unter Anderem hat sie über jedes einzelne Pflege­find halbjährlich durch Ausfüllung eines Fragebogens Bericht zu er­statten. Nach Bedarf treten die Waisenräthe und Waisenpflegerinnen zu gemeinsamen Berathungen behuss Festsetzung einheitlicher Grund­sätze der Geschäftsführung, sowie zur Erledigung gemeinsam zu be­handelnder Waisenangelegenheiten zusammen.

Wenn auch die Thätigkeit der Frauen vorläufig nur eine unter­geordnete ist, so läßt sich doch hoffen, daß sich in absehbarer Zeit der Gedanke immer mehr Bahn bricht, daß die Frauen weit eher als die Männer zur Mitwirkung an der kommunalen Waisen- und Armen­pflege berufen sind. Bestärkt werden wir in dieser Hoffnung durch die Thatsache, daß bereits im laufenden Etat die Summe von 2000 Mt. zur Besoldung einer fest angestellten Leiterin des Pflegestellenwesens eingestellt ist.

P. H.  

Die belgischen Frauen und der Militarismus. Die belgischen Frauen haben der Kammer, die sich jetzt mit der Organisation des Militärs beschäftigt, eine Petition überreicht, deren wichtigste Punkte folgendermaßen lauten:

Die belgischen Frauen protestiren gegen den bewaffneten Frie­den, der beständige Steuern erfordert und hauptsächlich auf dem arbeitenden Volke lastet.

Sie protestiren gegen die Auslosung, diese verbrecherische Lotterie, in der nicht Geld, sondern Menschenschicksale in Frage stehen.

Sie protestiren gegen das System der Kasernen, welches die männliche Jugend verdirbt, dem Laster und dem Trunke zuführt.

Sie protestiren gegen das System der Dienstvertretung, das den Reichen ermöglicht, durch ein geringes Geldopfer sich von der Blutsteuer zu befreien.

Sie fordern die Gleichheit bei der Ausübung der Wehrpflicht, das heißt Aufhebung der Auslosung und der Dienstvertretung, die Erleichterung des Militärdienstes, die in der Verkürzung der Dienst­zeit bestehen soll.

Sie sprechen sich gegen jede Theilnahme an einem Kriege aus und wünschen, die Resolutionen des Haager Kongresses möchten sich verwirklichen.

Eine Frau als Leiterin einer Eisenbahngesellschaft weist Amerika   auf. An der Spitze der Nevada County Narrow Gange Railroad Company steht eine Frau, Mrs. Kidder.

Freiwillige Armenbesucherinnen hat die Pariser Armen­verwaltung eingeführt. Bis jetzt wurde bei den Unterstützung heischen­den Familien von besoldeten männlichen Beamten recherchirt, die mehr als 800 000 Frcs. an Gehalt beziehen. Die Damen, welche

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Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Bettin( 8undel) in Stuttgart  .

sich als Armenbesucherinnen melden, verpflichten sich, jede Woche mehrere Stunden den ihnen zugewiesenen Familien zu widmen. Melden sich genug Damen, dann werden die Beamten abgeschafft.

Zur Domorganistin an der Kathedrale in Würzburg   wurde laut Beschluß des Domkapitels eine Dame ernannt: Fräulein Köller.

Die Zulassung der Frauen zur Dozentur an der Uni­ versität Zürich   ist grundsätzlich erkannt worden. Zwei Damen be­warben sich hier kürzlich um das Recht, als Dozenten zu lehren. Da das Gesetz nur von Männern als Lehrenden spricht, so frug die philosophische Fakultät bei dem kantonalen Erziehungsrath betreffs Stellungnahme zu dem Gesuche an. Der Erziehungsrath erklärte, daß aus der Zulassung der Frauen zum Doktorat die zur Dozentur sich logisch ergebe, doch sei in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob das Bedürfniß zur Schaffung einer Dozentur vorhanden sei.

Wir sind so gemein.

Wir pflügen und'n! Wir sind so gemein, Zu schaufeln, zu graben im Grunde, Bis Wiese und Rain, bis Flur und Hain Von Früchten strotzt in der Runde. Wohl sehen wir's ein, wir sind so gemein, Und werden es niemals vergessen; Wir kneten das Brot, wir schießen es ein, Doch sind zu gemein, es zu essen.

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Wir steigen hinein wir sind so gemein In der Höhle finsterste Minen,

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Wir graben das herrlichste Edelgestein, Das je noch in Kronen geschienen; Fehlt Geld im Schrein, wir schaffen es fein Nicht die im Ueberfluß schwimmen Zum Zahlen find wir nicht zu gemein, Doch viel zu gemein, um zu stimmen.

Wir sind so gemein, o, wir sind so gemein! Doch mauern und bau'n unsere Hände; Den Reichen fügen Stein wir an Stein, Zu Kirch' und Palast ohne Ende.

Wir bauen das Schloß, wir schmücken es aus, Wir müssen es scheuern und bohnen; Wir sind zu gemein nicht, zu bauen das Haus, Doch viel zu gemein, drin zu wohnen.

Wir sind so gemein, o, wir sind so gemein! Doch spinnen wir Seide und Wolle, Daß glänzend das Lein um des Reichen Gebein In wärmenden Falten sich rolle.

Wir kennen den Spruch, wir kennen den Fluch, Was helfen uns Jammer und Klagen? Wir sind zu gemein nicht, zu weben das Tuch; Doch viel zu gemein, es zu tragen.

Wir sind so gemein, o, wir sind so gemein! Doch wenn die Trompeten erklingen, Da stellen wir Armen uns in die Reih'n, Das Schwert für die Reichen zu schwingen. Wir sind so gemein! Doch setzen wir ein Das Leben, den Sieg zu ereilen-;

Zu tödten den Feind sind wir nicht zu gemein, Wohl aber die Beute zu theilen.

Wir sind so gemein, doch soll es so sein? Soll's immer so bleiben auf Erden? Dem Reichen den Wein, den Glanz und den Schein; Dem Armen nur Last und Beschwerden? Wir sind so gemein! Doch sagen wir: Nein! Wir müssen die Rechnung beschließen.

Wir füllen den Schrein; wir werden's auch sein, Die künftig die Früchte genießen.

Zur Beachtung.

Alle auf die Agitation unter den proletarischen Frauen bezüg­lichen Briefe und Sendungen sind zu richten an:

Ottilie Bader, Vertrauensperson der Genossinnen Deutschlands  , Berlin   W., Groß- Görschenstr. 38, II. Hof rechts, 3 Tr. Drud und Verlag von J. H. W. Diez Nachf.( G. m. b. 5.) in Stuttgart  .