geregelt worden sei! Wahrlich, das Bild ist nichts weniger als rosig, das sich uns von der Lage der Arbeiterinnen in Baden auf Grund der Stichproben des Berichtes enthüllt. Denn nur solche giebt er uns, kein umfassendes Gesammtbild. Sind doch längst nicht alle revi­sionspflichtigen Betriebe revidirt worden, sondern von 9978 nur 2803. Man sieht: noch ein großes Feld harrt im Musterländle" der Be­arbeitung durch die Arbeiterbewegung. Möge es recht bald in höherem Maße als bisher der energischen, unausgesetzten Agitation unserer Genossen und Genossinnen gelingen, aus den armen, ausgebeuteten, abgerackerten Lohnsflavinnen tüchtige, zielflare und begeisterte Kampfes­genossinnen zu erziehen, die eingereiht in die Schaaren der Organi­sirten im Stande sind, sich selbst in wirksamer Weise dort zu schützen, wo der gesetzliche Schutz versagt, weil er nicht ausreichend genug ist oder weil er übertreten wird. Auch die Thätigkeit der Aufsichts­beamten wird überall weit erfolg und segensreicher werden, wo Arbeiterschutz durch Gesetz und Arbeiterschutz durch Organisation sich ergänzen.

Aus der Bewegung.

Von der Agitation. Zur Förderung der Agitation für wirk­samen gesetzlichen Schutz der Heimarbeiterschaft in der Konfektions­industrie hielt Genossin Kähler- Dresden eine Reihe von Ver­sammlungen in der Oberlausitz   ab. In den Zentren der sächsischen Konfektionsindustrie Seifhennersdorf  , Neugersdorf  , Zittau  und Bauten referirte sie über Die Heimarbeit und die Forde­rungen der Schneider an die Gesetzgebung". In Seifhenners dorf mußte die Versammlung jenseits der böhmischen Grenze statt finden auf Grund des§ 2 des österreichischen Vereinsgesetzes, wonach Versammlungen nicht der Anmeldung bedürfen, zu denen die Be­theiligten persönlich eingeladen werden. Die Versammlungen waren insgesammt sehr gut besucht, leider stehen jedoch den Arbeitern an den betreffenden Orten keine großen Lokale zur Verfügung. Die Ausführungen der Referentin fanden lebhaften Beifall und führten dem Verband der Schneider 39 neue Mitglieder zu, unter denen sich auch Frauen befinden. Die bekannte Resolution( Nr. 22 der Gleich­heit"), den gesetzlichen Schutz der Heimarbeit betreffend, wurde überall einstimmig angenommen. W. K. Im Auftrag des deutschen   Tabatarbeiterverbandes fand Ende Oktober in Döbeln  ( Sachsen  ) eine gut besuchte öffentliche Ver­sammlung der Tabatarbeiter und Arbeiterinnen statt. Genossin

Hartingers alte Sixtin.

Don T. Anzengruber. ( Schluß.)

,, Du Himmelherrgottsvieh", sagte Steffel, und so böse das auch gemeint war, so war es, im Grunde genommen, doch nicht ge­schimpft. Du Himmelherrgottsvieh, wenn ich dir mit einem Stein den Schädel einwerfen könnt', daß du umfallest und hin wärst, das geschäh' dir recht; aber wenn ich dich verfehl', so heuleft mir' n ganzen Hof wach. Phylarl! Hörst? Geh her da, schön herein!"

Er warf dem Hunde Brot zu, das er zufällig in der Tasche vorfand, und während der fraß, stieg er über den Zaun. Als Phylar die Brocken versorgt hatte und den Eindringling im Gärtchen stehen fand, wie einen, der hereingehört, da ließ er sich die Thatsache gefallen, nur schnupperte er scharf an ihm herum und der Bursche zitterte unwillkürlich, so oft er die talte Nase und den warmen Hauch an seinen Waden verspürte. Endlich Endlich wandte sich Phylax ab und trabte in wiegendem Gange stolz zum Sartenthürchen hinaus.

Steffel athmete auf und jetzt erst wagte er es, zu dem Kammerfenster seiner Liebsten aufzublicken. Alles dunkel, nur die herzförmigen Ausschnitte der Läden waren grell beleuchtet. Daß die Dirne das Fenster verschlossen hielt und Licht brannte, be­fremdete ihn nicht wenig, aber er redete sich zum Troste ein, daß sie wohl erst rechtschaffen gebeten sein wolle, und dann konnten ja auch die beiden feurigen Herzen, die da oben brannten, von guter Vorbedeutung sein.

Also räusperte er sich, schöpfte Athem und legte los:

,, Mein herzallerliebster Schatz,

Da wär' ich schon am Platz,

In lodern' Janker, in lederner Hosen,

Thu mer hitt a klein wengerl zulosen.

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Kähler Dresden   referirte und nahm die beiden folgenden Tage regen Antheil an der entfalteten Hausagitation. Dem Verband wurden 95 neue Mitglieder gewonnen und zwar meist Arbeiterinnen. W. K.

Zwei stark besuchte Frauenversammlungen tagten am 20. Novem ber in Hamburg  . Die Versammlung am Nachmittag, in der Ge­nosse August Bebel   über das Thema sprach:" Die Frau in der Arbeiterbewegung", war schon lange vor der Eröffnung über­füllt, Hunderte mußten umfehren. In glänzender Rede zeigte unser großer Vorkämpfer der Frauenemanzipation, wie durch die wirth­schaftliche Revolution die Stellung der Frau eine ganz andere als in der Vergangenheit geworden. Die Theilnahme der Frau an der Arbeiterbewegung, an allen Fragen des öffentlichen und politischen Lebens, wurde damit zur zwingenden Nothwendigkeit nicht nur im Interesse der Proletarierin selbst, sondern der ganzen Arbeiter­bewegung. Zahlenmäßig wies Genosse Bebel   nach, wie die Ver­wendung weiblicher Arbeitskraft in den Tagen der modernen Groß­industrie gegenüber der Zeit der Manufakturperiode gewaltig gestiegen sei. Und doch beruhte auch schon die Letztere zum großen Theile auf der Ausbeutung der Frauen und Kinderarbeit. Angesichts dieser Thatsache sei es eine Schmach und Schande, daß in so manchen Bundesstaaten die politische Rechtlosigkeit des weiblichen Geschlechts nicht blos sich auf das Wahlrecht, sondern auch auf das Vereins- und Versammlungsrecht erstrecke, so daß es den Frauen erschwert, ja un­möglich gemacht werde, sich an der Arbeiterbewegung zu betheiligen. Wie alle Vorgänge auf wirthschaftlichem und politischem Gebiet die vitalsten Interessen der Arbeiterfrau, der Arbeiterin berühren, trete recht in Erscheinung bei der jetzigen Krise und dem drohenden Brot­wucher. In längerer, oft von Beifall unterbrochener Rede zeigte der Redner, daß alle Fragen der Zoll- und Handelspolitik, des bürger­lichen Rechtes, der auswärtigen, der inneren, der Kommunalpolitik 2c. die Frauen angehen, und daß diese deshalb Stellung zu ihnen nehmen müssen. Unbedingt nothwendig sei aber auch, so begründete er, daß die Frauen in ihrem Streben, sich aufzuklären, zu schulen und mit der organisirten Arbeiterklasse zu kämpfen, von den Männern energich unterstützt werden müßten. Wie es Männer der Wissenschaft waren, ein Mary, Engels, Lassalle, Liebknecht, die den Arbeitern die Fahne der Aufklärung vorantrugen, so müßten es die Männer gegenüber den Frauen thun, um das sozialistische Ziel um so schneller zu er­reichen. Rönne man Entwicklungsphasen auch nicht überspringen, so doch abkürzen. Nicht rückwärts habe man zu blicken und in selbst­

Erst hätt' ich Dich viel schön' beten,

Thu auf Deine Fensterläden,

Dann thu' s Licht ausmachen,

Denn ich bring' lauter heimliche Waar' und Sachen. Ich will mich ans Weinbergg'lander stemmen, Daß mer sicher zu einander kämen,

Zum Fenster werd' ich einirutschen, Af mein' Knie will ich Dich hutschen, Dich ans Herz drucken,

Mich an Dich anischmugen

-

"

"

Da es oben beharrlich still blieb und weder Ermunterung noch Widerrede sich hören ließ, so spann Steffel seinen Gaffel­spruch ins Endlose fort, wobei er, was leider gesagt werden muß, in unverblümtester Weise die gewagtesten Ansinnen vorbrachte, die jemals an eine Dame gestellt werden können. Zuweilen unter­brach er sich mit einem gemurmelten' s rührt sich noch allweil nir", oder Hißt könnt' s' aber doch a schon bald was dergleichen thun"; dann schob er wohl eine mitleiderweckende Stelle in seinen Spruch ein: ,, Der Hund hat mich' bissen, Hat mer d'Hosen zerrissen, Wann D' mich nit einlaßt bald, So muß ich verfrier'n--"

oder er drohte:

" Zahl nur gleich, was D' mer schuldig, Meine Rapperin werd'n schon ungeduldig, Springen sonst über'n Zaun

Und rennen davaun!"

Leider wußte es Steffel nicht und konnte es auch nicht wissen, was für eine Mispel sich der Hartinger über heutige Nacht in das Stroh gelegt hatte. Plöglich ward es in einer nahen Scheuer lebendig.

"

Du Sapperments- Lalli!" rief eine Stimme.