auf Lebensmittel aufgebracht werden müssen. Die Steigerung dieser Lasten ist besonders in Deutschland   ganz enorm seit den lezten zehn Jahren. Unsere Welt- und Großmachtspolitik foftet zur Zeit viele Hunderte von Millionen!

Und dazu kommt die niedergehende Wirthschaftsperiode, welche durch die aller finanziellen wirthschaftlichen Ueberlegung bare oft asiatische Expedition und ihre Anforderungen mächtig verstärkt wird. Um all das Geld für weltpolitische Repräsentation" aufzubringen, soll bei der herrschenden Krise mit ihrer Arbeitslosigkeit das Geld in die Reichstasse gebracht werden durch Brotwucher und Hunger­furen, die über das Volk verhängt werden. Tiefschwarz hängen die Sorgenwolfen am deutschen Himmel!

Wie im politischen und wirthschaftlichen Leben, so sieht es auch im Rechtsleben der Nation trübtraurig aus. Weihnachts­freude empfinden zu können sezt namentlich bei den Arbeitern schier eine beispiellose Einbildungskraft und Illusionsfähigkeit voraus.

Fragt doch die Arbeiterfrauen, wie sie ihren Haushalt im Schwange halten! Wie ste sparen und kargen müssen! Sie werden euch sagen, daß Alles, aber auch Alles bis zu den paar Kräutern und Wurzelschnittchen, der Zuthat zum Gemüse, immer theurer wird. Und das soll nach dem Vorschlag unserer väterlichen" Regierung und nach ihrem Zoltarifentwurf noch doppelt und dreifach schlimmer werden! Die Reichsregierung und die Vertreter der befizenden und herrschenden Klassen winden dem armen arbeitenden Volte eine Dornenkrone mit furchtbar scharfen Stacheln!

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Aber troß alledem und alledem dürfen und sollen die Menschen nicht verzweifeln, die Hoffnung, den Glauben nicht aufgeben, daß Friede auf Erde und Wohlgefallen den Menschen möglich sei!

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Neunzehnhundert Jahre lang ist die Weihnachtsbotschaft in alle Welt hinausgepredigt worden und sie wird heute noch ge­predigt den fernen Heidenvölkern- wenn sie sie nicht hören wollen, sogar mit gepanzerter Faust-; die aber, die sie predigen und predigen lassen, sind weit entfernt davon, dem Stifter ihrer Religion nachzufolgen im Thun   und Handeln.

Arthur Fitger   legt den Finger in eine schwärende Wunde, wenn er darauf hindeutet, daß leider auch die erhabene Lehre des Nazareners mißbraucht und in ihr Gegentheil verkehrt wird, wenn er in einem Gespräch zwischen Christus und Satan den letteren sagen läßt:

,, Dein Evangelium für die Armen

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Es könnt' den Teufel selbst erbarmen! Ward ein Evangelium für die Reichen Mit falschen Zähnen und echten Bäuchen, Die ihre Häuser und Villen umhegen Mit deinem der Armuth gespendeten Segen; Denn unter allen Religionen hält keine Begehrliche Armuth im Zaume wie deine; Die Himmelshoffnung ist gern bereit Zum Verzicht auf der Erde   Herrlichkeit."

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im Amt und außer Dienst Sogar Diener am Wort" predigen das Evangelium der Kanonenboote und kriegerischer Weltpolitik!

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Aber wieder ist das Evangelium der Nächstenliebe zu den Armen und Elenden, zu den Mühseligen und Beladenen gekommen!

Freilich wollen sie hier auf Erden schon" ein Stückchen Himmel bauen, irdische Noth mit irdischen Hilfsmitteln be­kämpfen da Wunder halt nicht mehr geschehen wollen und den Aermsten ihr Hoffen und Harren in Geduld und Gebet neunzehn­hundert Jahre lang nicht geholfen haben.

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Ausbeutung und Unterdrückung der großen Massen durch be­vorrechtete Minderheiten von Reichen und Mächtigen sind erkannt als die Ursachen, aus denen Millionen und Abermillionen die Erde zu einem Jammerthal, zu einer Hölle gemacht wird. Diese Ursachen gilt's allgemein zu erkennen, diese Quellen allen Uebels gilt es zu verstopfen; dann erst wird die Menschheit aufathmen, dann erst ist die Hoffnung auf Frieden auf Erden und Wohl­gefallen allen Menschen nicht mehr eitel und ein Hirngespinst. Uns ist das Weihnachtsfest nicht konfessionell beschränkt auf alle Christen, sondern ein Symbol der Interessengemeinschaft aller Bölker der Erde, vornehmlich ein Symbol der Interessengemein­schaft aller Derer, die unter den bestehenden Verhältnissen so hart zu leiden haben.

Freilich umhüllen düstere und schwarze Wolken den Himmel; dennoch wollen wir nicht verzagen: auf Regen folgt Sonnenschein, auf des Winters strenges Regiment folgt der Sieg des neuen Lenzes. War doch Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende vor Christi Geburt schon eben das unserem christlich umgemodelten Weihnachten entsprechende Winterfest dem Sieg der Gewalten des Lichtes und der Wärme über die der Finsterniß und Kälte, der alljährlich sich wiederholenden Neubelebung der Natur gewidmet!

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So laßt uns auch, Schwestern der Arbeit, Weihnachten be­gehen als ein Fest der Sammlung und Ruhe, des Waffenstill­standes, der Hoffnung, des Gelübdes zu treuem Ausharren im guten Kampfe! Ist doch an diesem Kampfe und seinen Mühen und Opfern jahraus jahrein auch uns unser gerüttelt und geschüttelt volles Maß zugewiesen! Manch einer unter uns wird sich in dieser Zeit der schweren Noth gerade am Weihnachtsfest schmerzlich das Herz zusammenkrampfen, da sie den Eltern, den Geschwistern, dem Gatten, den lieben Kleinen nur färglich ihre Liebe mit Schenken und Geben erweisen kann oder gar mit leerer Hand dastehen muß. Wahrlich, untröstlich ist's noch allerwärts!" Schwarze Weihnachten" find's heuer; aber eben die Thatsachen, die Er­fahrungen und Leiden immer mächtiger anschwellender Massen drängen allmälig auf einen Umschwung hin: es gilt, ihn zu bes schleunigen, ihn glätter und leidloser vor sich gehen zu lassen. Er­fennen was ist, das Erkannte verkünden, die Erfennenden sammeln und organisiren zu gemeinsamem Handeln, um bereit zu sein, wenn der Umschwung kommt: das ist unsere Aufgabe, denn: Bereit sein ist Alles!" Jede von uns, was sie auch sei, wenn sie nach der alten Katechismusvorschrift ihren Stand ansieht", ob sie sei Mutter, Gattin, Schwester, Tochter Jede kann und soll mit rathen und thaten an der Vorbereitung des großen Völker- Weihnachts­festes, da die Fesseln der Armuth und Knechtschaft von den ar­beitenden Klassen der Völker genommen werden, wodurch einzig und allein geschaffen werden kann:

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Friede auf Erden und den Menschen ein Wohl= gefallen! In diesem Sinne: fröhliche, gesegnete Weihnachten!

M. W.

Arbeitsverhältnisse in der Berliner Konfektion.

Der zweite Theil des letzten Jahresberichtes der Berliner Kauf­mannschaft über Handel und Industrie von Berlin   im Jahre 1900 beschäftigt sich an verschiedenen Stellen mit den Arbeitsverhältnissen in der Konfektionsindustrie. So heißt es in dem Artikel über die Herren- und Knabenkonfektion: Das Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer muß als ein günstiges bezeichnet werden, da Streits und Arbeitseinstellungen nicht vorkamen; über­haupt kann gesagt werden, daß seit dem letzten großen Ausstand im Jahre 1896 sich Störungen auf dem Arbeitsmartt nicht bemerkbar machten." Das will besagen, daß im Allgemeinen die Arbeiter und Arbeiterinnen dieser Konfettionsbranche nicht durch ihre verwünschte ,, Begehrlichkeit" lästig gefallen sind. Aus der Wäschebranche wird berichtet, daß im Gegensatz zum Vorjahr( 1899) bei eingetretener Ver­schlechterung der Konjunktur in den letzten drei Monaten des Berichts­jahres sich ein Ueberfluß an Kräften geltend gemacht habe. Mit anderen Worten heißt dies, daß das furchtbare Geschick der Arbeitslosigkeit viele der in Frage kommenden Arbeitskräfte betroffen hat. Was fümmert das die Unternehmer? Rücksichtslos überlassen sie die auf die Straße ge­setzten Arbeiter und Arbeiterinnen ihrem traurigen Loose, nachdem sie dieselben während des wirthschaftlichen Aufschwungs gründlich ausgenutzt und aus ihnen reichlichen Gewinn geschlagen haben. Was die Heimarbeit in der Wäscheindustrie anbelangt, so er­wähnt der Bericht wohl die günstige Geschäftslage, die doch nach den all­gemeinen Ausführungen nur für die ersten neun Monate angehalten hat, er schweigt dagegen über die konstatirte Flaue im letzten Vierteljahr. Folgendes lesen wir: Die reichlichen Aufträge, welche sich während des Berichtsjahres 1900 in nicht unbeträchtlicher Steigerung gegen das Vor­jahr einfanden, erlaubten wiederum eine recht gleichmäßige Beschäftigung auch der Hausindustrie. Für bessere Sachen wurden die seit dem Vor­jahre erhöhten Arbeitslöhne gezahlt; für billigere Artikel hielten sich die Arbeitslöhne im Allgemeinen auf derselben Stufe wie früher. Die Arbeitszeit der in der Hausindustrie beschäftigten Wäschearbeiterinnen hat durch die Einführung der sogenannten Konfektionsverordnung" und die Anwendung auf die Kleinbetriebe ihre gesetzliche Regelung erfahren. Es sind hierdurch die früher in dieser Beziehung bekannt