Sowohl die Wahlen von 1893, wie die von 1896 und 19<X>, somit die drei Wahlen in Neuseeland , an denen die Frauen sich betheiligl haben, führten zu einer Stärkung des Ministeriums, das sich auf die Arbeiterparteien stützt. Interessant ist, daß man in Neuseeland seit einiger Zeit Vereine gegründet hat zur politischen Erziehung der Frauen. Wenn man diesen Umstand als einen Beweis für die noch mangelnde politische Reife der Frauen gegen das Frauenstimmrecht ausschlachten wollte, so würde man auf den Standpunkt der Reaktionäre herabsinken, die ja auf Grund der unbestreitbaren Thatsache, daß nicht alle Männer politisch geschult sind, offen für Zensuswahlrechte schwärmen und im Geheimen den Absolutismus herbeiwünschen. Eine starke Strömung geht heute in den australischen Kolonien dahin, den Frauen neben dem Wahlrecht auch die Wählbarkeit zu verleihen. Nach der Volkszählung vom Jahre 1391 gab es in Australien 1440090 weibliche Personen, von denen 1060000 über 15 Jahre alt waren. 313000 Frauen und Mädchen erwarben sich ihren Lebens­unterhalt selbst; von diesen waren 133000 Dienstboten, 70000 Ar­beiterinnen, 37000 in der Landwirthschaft thätig. 33000 übten liberale Berufe(als Lehrerin, Erzieherin, Schriftstellerin-c.) aus, 23000 waren im Handel beschäftigt. 22000 in verschiedenen anderen Be­rufen. In Neusüdwales stieg die Zahl der Frauen von 1881 bis 1391 von 337000 auf 515000, somit im Verhältniß von 100 zu 153, die Zahl der erwerbsthätigen Frauen aber ging von 48963 auf 89502 in die Höhe, also von 100 auf 183. Am stärksten wuchs die Zahl der in liberalen Berufen thätigen Frauen; 1881 betrug sie 4238, zehn Jahre später jedoch 10402, somit verdoppelte bis verdreifachte sie sich. Parallel mit dieser Entwicklung geht eine Verschiebung des Heirathsalters. 1333 waren unter 10000 nicht volljährigen Frauen 2817 verheirathet, 1892 blos 2355. Die gleiche Entwicklung zeigt die Kolonie Viktoria. Dort waren 1831 unter je 1000 noch nicht 21 Jahre alten Frauen 210 verheirathet, und von je 1000 Frauen im Alter von 2125 Jahren 432. Im Jahre 1893 dagegen waren blos 174 noch nicht 21jährige und 398 21 25jährige Frauen unter je 1000 der betreffenden Altersstufe verheirathet. Noch stärker ging die aufgezeigte Entwicklung in Neuseeland vor sich. Es erhellt daraus, daß je selb­ständiger die Frauen sind, je mehr die Sitten des Landes den jungen Mädchen eine große Unabhängigkeit sichern, desto weniger beeilen sie sich, zu Heirathen. Sicherlich wird dadurch die Zahl der unglück­lichen, von unerfahrenen Personen abgeschlossenen Ehen in hohem Maße vermindert. Die vorstehenden Angaben genügen selbstverständlich noch nicht,

Und froh vom Leder zieht der Knecht Und das schnöde Krämergesindel. Die Zeit ist schlimm... mir vergeht der Geschmack Am Wegelagern und Balgen... Ich wollte, das Bauern- und Bürgcrpack Es hinge am höchsten Galgen. Kein fröhlicher Krieg ist mehr im Land, Kein Geschäft mehr hinter der Hecke... Ich glaube, es wachsen unserm Stand lieber den Kopf die Pfeffersäcke!"" Und Rechberg sprach:Fast hast du Recht, Die Roth der Zeit ist bitter! Doch bleibt das Volk stets ein dienstbar Geschlecht, Wir bleiben stets Grafen und Ritter. Und wie es zu allen Zeiten geschah, Geschieht es zu allen Zeiten: Die Klugheit der Einen ist dazu da, Auf der Dummheit der Andern zu reiten. Laß Schätze sie häufen und Pflügen das Land, Laß sie schaffen und sammeln wie Bienen... Wir leben als privilegirter Stand Nur um so munt'rer aus ihnen! Laß ihnen die Mühsal, laß ihnen den Schmutz, Laß sie knacken die härtere» Nüsse Des Daseins... uns bleiben der adlige Trutz Und die feineren Lebensgenüsse! Und wenn man das Volk nicht zu ködern mehr weiß, Dann wird das Haar geschoren: Wir machen als Pfaffen die Hölle ihm heiß Und zieh» ihm das Fell über die Ohren!"

5- um ein Bild von der Stellung der Frau auf dem jüngsten, sich so hoffnungsvoll entwickelnden Kontinent zu geben. Unzweifelhaft aber geht schon aus diesen wenigen Angaben hervor, die wir, soweit es sich um Thatsachen handelt, dem Buche eines entschiedenen Gegners der Frauenemanzipation entnommen haben, daß die Stellung der Frau in Australien politisch, sozial und auch in jeder anderen Hin­sicht eine würdigere und bessere ist als in Europa . u. br.

Aus der Bewegung. Bon der Agitation. Im Auftrag der Parteileitung des 22. sächsischen Reichstagswahlkreises sprach Genossin Zieh-Ham­burg in der ersten Hälfte Dezember in einer Reihe von Volks­versammlungen. Dieselben hatten in erster Linie den Zweck, den Frauen des werkthätigen Volkes die drohenden Gefahren des Wucher­tarifs vor Augen zu führen und sie zum flammenden Protest da­gegen aufzurufen. Dann aber sollten die Frauen allerorts angespornt werden zur planmäßigen Mitarbeit innerhalb der Arbeiterbewegung. Nach beiden Richtungen hin kann man den erstrebten Zweck als durchaus erreicht betrachten. Denn obgleich die Zeit für die Agitation nicht besonders günstig war, weil sie kurz vor das Weihnachtssest fiel und die voigtländische Arbeiterschaft nicht wenig unter der wirth- schaftlichen Depression leidet, so waren doch sämmtliche Versamm­lungen, mit Ausnahme von zweien, wo es an der nöthigen Bekannt­gabe gefehlt, gut besucht, zum Theil überfüllt. Fast überall waren die Frauen stark vertreten und allerorts fand eine scharfe Resolution gegen den Brotwucher und das ganze System indirekter Besteuerung, sowie für langfristige Handelsverträge einstimmige Annahme. Ver­sammlungen fanden statt in Oberreichenbach, Reichenbach , Mylau , Auerbach , Kirchberg, Wilkau , Lengenfeld , Netschkau und Rotschau. Wo bereits weibliche Vertrauens­personen ernannt waren und ihres Amtes walteten, hatten sie in Gemeinschaft mit den Genossen die Versammlung vorbereitet. So in Reichenbach und Oberreichenbach. In beiden Orten ist schon eine stattliche Anzahl Genossinnen politisch organisirt. Die Versamm­lungen brachten der Organisation aufs Neue einen Zuwachs an Mitgliedern. In Mylau ward Genossin Pförtner als Vertrauens­person, Genossin Kleeis als Stellvertrelerin gewählt; 29 Genossinnen traten dem sozialdemokratischen Verein bei. Da Genossin Kleeis und die übrigen an der Spitze der Bewegung stehenden Genossen versprachen, die Agitation unter den Frauen nach besten Kräften zu fördern, werden wir von Mylau hoffentlich bald recht zufrieden­stellende Resultate verzeichnen können. Ebenso wurden in Auer­bach und Kirchberg bewährte Genossinnen zu Vertrauenspersonen ernannt und im elfteren Orte außerdem etwa 20 Genossinnen dem Wahlverein als Mitglieder zugeführt. In Wilkau fand der Vortrag in der Generalversammlung des sozialdemokratischen Vereins statt, und die Genossen versprachen, in der nächsten Versammlung der Wahl einer weiblichen Vertrauensperson näher zu treten. Vor der Zeit überfüllt war das allerdings nur kleine Lokal in Lengenfeld . Die Frauen, die zum Theil stundenweit herbeigekommen, bildeten ein starkes Kontingent der Versammlungsbesucher. Genossin Bauer ward einstimmig zur Vertrauensperson gewählt, 34 Mitglieder, darunter die Hälfte Frauen, wurden dem Wahlverein gewonnen. In Netzschkau behandeln die leitenden Genossen die Sache leider nicht mit dem nöthigen Ernste. Obgleich im Partei- und Lokalblatt Große öffentliche Volksversammlung" annoncirt war und Handzettel vertheilt wurden, hatte man sich nicht darum gekümmert, ob der Saal hergerichtet würde, und so steckte der Wirth die Leute in die Saalstube. Viele kehrten um, als sie den Saal dunkel und ver­schlossen fanden, weil sie meinten, die Versammlung sei verboten. Noch Andere in größerer Zahl mußten später umkehren, da die Saalstube keinen Raum mehr bot. Auch suchte der Vorsitzende die Wahl der Vertrauensperson aufzuschieben, obgleich die Angelegenheit in einer Vorbesprechung geregelt und eine Genossin für das Amt nominirt worden war. Die in der Versammlung anwesenden Frauen, etwa 70 bis 80, stimmten jedoch für sofortige Vornahme der Wahl. Nachdem Genossin Petzold sich zur Uebernahme des Postens bereit erklärt hatte und ihre Wahl einstimmig, auch von Seiten der Ge­nossen, erfolgt war, traten 50 Personen, in der Mehrzahl Frauen, dem sozialdemokratischen Verein bei. Wir erwarten von dem Pflicht­gefühl und der Einsicht der Genossen in Netzschkau , daß sie nun, wie sie es an jenem Abend offiziell versprachen, die zu neuem Leben ge­rufene Frauenbewegung des Ortes mit ganzer Kraft und regem Eifer unterstützen. Auch ein schwaches Pflänzchen erstarkt und entwickelt sich zum kräftigen Baume, wenn es die nöthige Fürsorge und liebe­volle Pflege erfährt. Die Versammlung in Rotschau brachte dem sozialdemokratischen Verein eine Reihe Neuaufnahmen, darunter auch