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aller Treue weiter am Werke der Aufklärung zu arbeiten und ins­besondere auch dafür zu sorgen, daß die proletarischen Frauen mit Verständniß und Begeisterung für die Ziele der modernen Arbeiter­bewegung erfüllt werden.

W. K.

bach und in Falkenstein, wo die Hand- wie Schiffchenstickerei start| nossinnen und Genossen der einzelnen Orte liegt die Pflicht ob, mit vertreten und der Verdienst in Folge einer günstigen Konjunktur augen­blicklich ein guter ist, war die Versammlung sehr zahlreich besucht. Die Referentin sprach über Die Einwirkung der Wucherpläne auf das Familienleben der arbeitenden Massen." Ihre Ausführungen fanden ungetheilte Zustimmung. Der Zudrang zu der Versammlung in Markneukirchen   war so start, daß das über­füllte Lokal polizeilich abgesperrt wurde und viele Nachzügler nicht einmal mehr in dem anstoßenden Garten Platz fanden. Die Orts­behörden waren denn auch vom Magistrat an bis zum Schuhmann in und vor dem Versammlungslokal vertreten, so daß der Ort selbst von jeglichem gesetzlichen Schuße" entblößt war. Geradezu andächtig lauschten die Versammelten dem Vortrag der Rednerin, welche das oben angeführte Thema behandelte. Bemerkt sei, daß Markneukirchen  auf zirka 8000 Einwohner 28 einfache" und" mehrfache" Millionäre zählt, während die erdrückende Mehrzahl der Bevölkerung in der aller­bittersten Armuth lebt. Die Versammlung in Adorf   war ebenfalls recht gut besucht, dagegen hätte der Andrang in Reichenbach  , der Zahl der organisirten Genossinnen entsprechend, ein stärkerer sein müssen. Trotz herrlichstem Wetter, das ins Freie lockte, wies die Versammlung in Elsterberg   einen leidlichen Besuch auf, aus der Umgegend, aus Greiz   2c., waren nicht Wenige herbeigekommen. Genosse Goldstein- Zwickau referirte über die sächsische Finanz­lage", Genossin Kähler über Frauenunterdrückung, Frauenfultus und Frauenrecht". Nach Annahme einer ent­sprechenden Resolution wurde Genossin Rohleder als Vertrauens­person gewählt. In Lengenfeld   war die Versammlung so schlecht bekannt gemacht worden, daß sie nicht stattfinden konnte. Die Ver­sammlung in Netschkau war zwar gut besucht, hätte aber noch zahlreicheres Publikum aufweisen können, wenn sie besser vorbereitet worden wäre. Auch in Mylau   schien es an der nöthigen Vorarbeit, besonders aber an geeigneter Bekanntgabe unter den Lohnsflavinnen der Textilindustrie gefehlt zu haben, denen Aufklärung bitter noth thut. Künftighin sollten die örtlichen Vertrauenspersonen der Ge­nossinnen der guten Vorbereitung der Versammlungen erhöhte Auf­merksamkeit zuwenden. In den genannten Orten sprach die Referentin über das Thema: Arbeiterinnenelend und Arbeiterinnen­schutz". Gut besucht war die Versammlung in Delsnitz i. V., wo Genossin Kähler über 3ollwucher und Arbeiterklasse" referirte. Ueber den skandalös niedrigen Verdienst der Arbeiterinnen in der Delsnitzer Korsettfabrik werden wir noch besonders berichten. Alles in allem war der Erfolg der Agitationstour ein zufrieden­stellender. Den gewerkschaftlichen wie den politischen Organisationen der Arbeiter sind neue Mitglieder zugeführt worden- darunter auch weibliche-; die Arbeiterpresse hat Abonnenten gewonnen. Den Ge­

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von

Daß die Verstorbene in der bürgerlichen Frauenbewegung lange Jahre hindurch einen maßgebenden Einfluß ausübte, erklärt sich allgemeinen geschichtlichen Ursachen abgesehen nicht lediglich durch ihre hervorragenden Leistungen, sondern auch durch die Macht ihrer Persönlichkeit, der hohe Vorzüge des Geistes, Herzens und Charakters eigneten. Auguste Schmidt   war eine geistig hochstehende, sie war aber auch eine edle Frau, reich an Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gegenüber fremdem Leid, reich an Bürgersinn und Bürgertugend, start in der Pflichttreue. Ihr öffentliches Wirken und ihre Berufs­thätigkeit als Lehrerin waren ihr nicht Handelsartikel, für die sie materiellen Gewinnst, äußeren Ruhm, geschweige denn eitle Reklame einzutauschen strebte. Sie lebte dem Einen wie der Anderen als eine Priesterin, die im Dienste der Kultur eines heiligen Amtes waltet. Manches unbemittelte junge Mädchen dankt ihr die Möglichkeit zu höherer Ausbildung. Und wie zahlreich sind nicht Die, welche das Beste von ihr empfangen haben, was Unterricht und Erziehung zu geben vermag: einen idealen Lebensinhalt, das nie zu ertödtende Streben nach den hehrsten Zielen.

Die Pflicht hat uns im Interesse des Befreiungskampfes der proletarischen Frau und ihrer Klasse mehr als einmal die harte Nothwendigkeit aufgezwungen, die Waffen unserer schärfsten Kritik gegen Auguste Schmidt   als Führerin der bürgerlichen Frauen­bewegung zu fehren. Aber unwürdig wäre es, ob dessen, was uns trennte und trennen mußte, ihr die achtungsvolle Anerkennung zu versagen, auf die sie als hochstrebende, reine Persönlichkeit, auf die sie als bürgerliche Vorkämpferin für die höhere Entwicklung und soziale Werthung der Frau ein Anrecht hat. Den Zeilen aber, welche der sozialen Kämpferin gerecht zu werden suchen, sei ein Wort heißen Dankes hinzugefügt für die unvergessene theure Lehrerin, die uns für das Leben, für den Kampf mit Werthvollstem gerüstet hat.

Die Agitation, die im letzten Halbjahr in Augsburg   und Umgegend von den gewerkschaftlichen wie politischen Organisationen entfaltet worden ist, um insbesondere auch die Frauen aufzuklären, ist eine rege gewesen. Wenn auch nicht immer der erstrebte Erfolg eintrat, so können wir doch Alles in Allem einen bemerkenswerthen Fortschritt als Frucht unserer Bemühungen verzeichnen. Unsere Agitation beginnt immer mehr, die Proletarierinnen zu erfassen. Es ist dies um so mehr zu begrüßen, als in unserer Gegend der Schwarz­rock" noch Trumpf ist und fast ausschließlich das Denken der Frauen beherrscht, wodurch die Aufklärungsarbeit unter ihnen sehr erschwert wird. Daß die Frauen allmälig einsehen lernen, wer ihre wichtigsten Lebensinteressen in Wirklichkeit vertritt, bewiesen die in letzter Zeit abgehaltenen Versammlungen, denen viele Besucherinnen beiwohnten. Besonders war dies der Fall, wenn eine Frau referirte. So in Augsburg  , Lechhausen, Friedberg  , Pfersee  , Oberhausen  , München   und Kaufbeuren  , wo Genossin Greifenberg- Augsburg sprach und die zahlreich erschienenen Frauen mit großer Aufmerk­samkeit ihren Ausführungen folgten. In Kaufbeuren   war bis vor Kurzem keine einzige Frau in einer Versammlung zu sehen. Der ersten Versammlung, in der Genossin Greifenberg   sprach, wohnten einige Arbeiterinnen bei. Als Genossin Greifenberg   etliche Zeit darauf wieder referirte, bestand gut die Hälfte der Anwesenden aus Frauen und Mädchen, und die Versammlung war sehr gut besucht. Leider hindert das reaktionäre bayerische   Vereinsgesetz junge, aufklärungs­bedürftige Leute am Versammlungsbesuch Deffentlichen Versamm­lungen dürfen nämlich jugendliche Personen" unter 21 Jahren nicht beiwohnen. Natürlich nur im Interesse der Jugendlichen", weil diese so empfänglich für irreführende Lehren und aufreizende Worte" sind. Aber trotz alledem zeigt es sich, daß die Arbeit nicht eine vergebliche ist, sondern daß es vorwärts geht. Ein Maßstab da für ist die erfreuliche Betheiligung der Frauen an der Kleinarbeit, die es im Dienste der Arbeiterbewegung zu leisten gilt. Sie wird eine immer umfangreichere und bessere. In Augsburg   und Lech­hausen hat sich bereits eine kleine Kerntruppe von Frauen gebildet, die tapfer mitarbeiten und bestrebt sind, durch eine rührige Agitation von Person zu Person neue Mitstreiterinnen zu gewinnen. Dieser Erfolg soll uns anspornen, energisch weiter zu wirken, damit bald auch die übrigen Orte nicht blos Versammlungsbesucherinnen auf­weisen, sondern ebenfalls überzeugte Genofsinnen, die kräftig mit Hand anlegen und der gerechten Sache der Arbeit vorwärts helfen. M. G.

Von den Organisationen. Anfangs Juni hielt der Bil­dungsverein für Frauen und Mädchen in Augsburg   seine regelmäßige Monatsversammlung ab, in welcher der Halbjahrs­bericht gegeben wurde. Der Verein besteht seit Oktober und zählt 67 Mitglieder. Es fanden 6 Versammlungen statt, in denen Vorträge über verschiedene Gebiete gehalten wurden. Herr Landgraf, Natur­heilvertreter, sprach über Hautpflege" und" Frauenkrankheiten"; Hermann Greifenberg über Adalbert von Chamisso  " und Glara Müller"; Herr Rechtsanwalt Sand über Meisterbilder" und Marie Greifenberg über Bürgerliche Frauen als Fabrifarbeite­rinnen". Der Kassenbericht ergab eine Einnahme von 94,55 und eine Ausgabe von 57,65 Mt. Ende April veranstaltete der Verein eine Frühlingsfeier, die sehr gut besucht war und ihm neue Freunde warb. Die Mitglieder sind bestrebt, nicht nur für den Verein ihr Bestes zu bieten, sie lassen sich vielmehr auch angelegen sein, sich rednerisch auszubilden. Sie dürfen in dieser Hinsicht bereits auf einen ersten Erfolg zurückblicken. Frau Rollwagen, die im Verein geschult worden ist, hielt in der letzten Versammlung ihren ersten Vortrag über Nikolaus Lenau  ". Ihr Versuch ist sehr gut gelungen, und wir geben deshalb der Hoffnung Raum, daß Frau Rollwagen recht bald einen zweiten Vortrag halten wird, aber auch daß andere M. G. Mitglieder ihrem Beispiel folgen.

Notizentheil.

Beschlüsse des Gewerkschaftskongresses, betreffend die Agitation unter den Arbeiterinnen.

1. Es ist im Interesse der organisirten Arbeiter dringend ge­boten, daß sie in allen jenen Industrien, welche weibliche Arbeiter beschäftigen, eine kräftige und planmäßige Agitation zur Aufklärung und Heranziehung der Kolleginnen entfalten.