werden, 40 bis 45 Pf. gehen ab für Krankenkasse und Altersversicherung, dann giebt es womöglich noch einen Strafabzug. Es verbleiben mithin der schlechtest gestellten Arbeiterin noch 4 Mt., sage und schreibe vier Mark für Essen, Trinken, Kleidung, Wäsche, Beheizung, Beleuchtung u. s. w. Man denke, das sind noch keine 60 Pf. pro Tag!! Und da soll nun die Arbeiterin sich noch mit einem Lohnabzug von 10 Prozent abfinden! Daß in Folge der unzureichenden Ernährung, die durch die niedrige Entlohnung bedingt ist, der gesundheitsschädliche Einfluß der Arbeit in der Asbestfabrik steigt, bedarf keines weiteren Beweises. Und dieser gesundheitsschädliche Einfluß ist ohnehin groß genug. Denn obgleich die Ventilation der Neuzeit entsprechend eingerichtet ist, sind doch Dunst und übler Geruch oft geradezu unerträglich. Vor etlicher Zeit wurde polizeilicherseits angeordnet, daß die Fenster der Fabrik nach der Straße zu nicht geöffnet werden dürften, damit die Passanten nicht belästigt würden.
Leider war nur etwa ein Drittel der in dem Betriebe Beschäftigten organisirt, so daß an ein erfolgreiches Sichwehren gegen die Lohnkürzung nicht zu denken war. Eine Fabrikversammlung, in der Schreiberin Dieses den sehr zahlreich Erschienenen die unbedingte Nothwendigkeit eines festen Zusammenschlusses flarlegte, führte circa 50 Personen, darunter fast die Hälfte Frauen, dem Fabrikarbeiterverband zu. Die neuen Mitglieder versprachen, es an der mündlichen Agitation nicht fehlen zu lassen, um auch die Nichterschienenen der Organisation zuzuführen. So sehr jede Lohnkürzung zu bedauern ist, öffnet sie doch auch Vielen die Augen und macht sie zugänglich für die Lehren der Arbeiterbewegung. So erweist auch sie sich als ein Theil jener„ Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft." Louise Ziet.
Dienstbotenfrage.
Kostenlose ärztliche Behandlung seiner Mitglieder hat der Verein Berliner Dienst herrschaften und Dienstange= stellten auf Grund eines Vertrags mit Fräulein Dr. med. Klausner eingeführt. Die Neuerung ist nicht mit einer Erhöhung des Mitgliedsbeitrags verbunden, der nach wie vor 25 Pf. pro Monat beträgt.
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Der Zuzug von Dienstmädchen nach Berlin hatte mehrere Jahre hindurch nachgelassen. In den Jahren 1897 bis 1899 waren 46 845, 45 320, 43 964 Dienstmädchen als nach Berlin zugezogen gemeldet worden, in nur zwei Jahren hatten sich also die Zuzüge von Dienstmädchen um ziemlich 3000 vermindert. Das Jahr 1900 hatte dann mit 48266 Dienstmädchenzuzügen eine unerwartete und sehr bedeutende Zunahme, um weit über 4000, gebracht. Im Jahre 1901 ist aber eine erneute und recht beträchtliche Abnahme eingetreten. Es wurden im letzten Jahre nur 45 766 Dienstmädchen als nach Berlin zugezogen gemeldet, also um 2500 weniger als im vorletzten. Abgenommen hat im letzten Jahre auch der Fortzug von Dienstmädchen, aber viel weniger start. 1897 bis 1899 waren 35 017, 33 625, 34 687 Dienstmädchen als von Berlin fortgezogen gemeldet worden. 1900 war die Zahl der Fortzüge auf 38 150 gestiegen, 1901 aber ist sie wieder auf 37 088 zurückgegangen. Nach den Meldungen( die allerdings nicht ganz vollständig zu sein pflegen) hätte bei den Dienst mädchen der Ueberschuß der Zuzüge über die Fortzüge in den letzten fünf Jahren 11 828, 11 695, 9277, 10116, 8678 betragen. Auch der Ueberschuß von 1901 erscheint noch recht groß und geht sicherlich über den Mehrbedarf an Dienstmädchen weit hinaus. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß in Berlin Jahr für Jahr zahlreiche Mädchen in Folge von Berufswechsel, Heirath 2c. aus den Reihen der Dienstboten überhaupt ausscheiden. Der Zuzug von Dienstmädchen scheint übrigens auch in diesem Jahre bedeutend zu sein. Für den 1. April allein waren 2377 Mädchen aus der Provinz in Berlin eingetroffen, 1000 mehr als zum gleichen Termin im Vorjahr.
Ein Stellungsvermittlungsbureau für die organisirten Dienstmädchen Kopenhagens hat die„ Dienstboten- Vereinigung" gegründet, welche in dieser Stadt besteht. Das Bureau verfährt bei der Vermittelung von Stellungen so gewissenhaft, daß dies in den Vereinen der Hausfrauen anerkannt wird. Das dänische Hausfrauenblatt schreibt darüber:„ Die, Dienstboten- Vereinigung ist bereits im Stande gewesen, ein Stellennachweisbureau zu eröffnen, wo den Hausfrauen unentgeltlich Dienstboten zugewiesen werden. Das allerdings nur nach Unterzeichnung eines Kontraktes, doch ist derselbe so gehalten, daß ihn jede Hausfrau ohne Bedenken unterschreiben kann, die gewöhnt ist, ihr Mädchen human zu behandeln." Das Blatt zieht aus den vorliegenden Erfahrungen den Schluß, die Hausfrauen sollten die Bestrebungen der Dienstboten unterstützen, den Stellungsnachweis zu organisiren.
Sittlichkeitsfrage.
Eine internationale Konferenz gegen den Mädchenhandel hat kürzlich in Paris stattgefunden. Er beschäftigte sich mit der Frage, wie dem gemeingefährlichen Treiben der Händler und Händlerinnen entgegengewirkt werden könne, welche jahraus jahrein die europäischen Länder bereisen, um unter falschen Vorspiegelungen Mädchen aus ihrer Heimath zu locken und in amerikanische Bordelle zu verschachern.
Frauenbewegung.
Ein nordischer Frauenrechtskongreß hat vom 3. bis 6. Juli in Christiania getagt. Er beschäftigte sich unter Anderem mit der Frage des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes, der sozialen Arbeit der Frauen, des Frauenstimmrechtes 2c. Es wurde die Gründung eines nordischen Frauenrathes beschlossen. Da wir hoffen dürfen, demnächst einen Originalbericht veröffentlichen zu können, verzichten wir für heute auf die Wiedergabe von Einzelheiten nach vorliegenden Zeitungsnachrichten.
Adressen der weiblichen Vertrauenspersonen. Altona : Frau v. Hollen, Stuhlmannstr. 8 I. Auerbach i. V.: Frau Fleischer.
Baumschulenweg bei Berlin : Frau Mickley, Marienthalerstr. 13 I. Berlin : Frau Wengels, Gr. Frankfurterstr. 133. Berlin : Frau Dr. Weyl, Lothringerstr. 67.
Bremen : Frau Aug. Bosse, Kornstr. 152.
Charlottenburg : Frau M. Liedtke, Wilmersdorferstr . 69, Hof, I. Detmold: Frau Möller, Bruchmauerstr. 40.
Herbststr. 1 II.
Düsseldorf : Frau Kunigunde Weiß, Oberstr. 71 II. Elbing : Frau Joh. Stamm, Leichnamstr. 43 a.
Emmendingen bei Freiburg : Frau Anna Amthauer, Thurmstr. 6. Gera : Frau Geinig, Teichstr. 39.
Görlitz : Frau Gregor, Pragerstr. 53.
Grünhof Tesperhude, Kreis Lauenburg : Frau E. Appelt. Halberstadt : Frau Emma Schulze, Kulfstr. 31. Halle a. Saale : Frau Sachse, Liebenauerstr. 4. Hamburg : Frau Louise Zieh, Schwabenstr. 56 IV. Kirchberg i. V.: Frau Rißmann.
Klein- Auheim : Frau Elisabeth Klein.
Königsberg : Frau Aug. Nowagroßzki, Unter- Laat 20. Köln a. Rh.: Frau Zeise, Perlengraben 59 IV. Leipzig: Frau Frenzel, Gundorferstr. 19. Lemgo : Frl. Anna Althage, Obbingstraße. Lengenfeld i. V.: Frau Bauer.
Mannheim : Frau Caspar, Pflügersgrund. Mülhausen i. Elsaß : Frau H. Emmel, Bäckerstr. 17. Memel : Frau Treptau, Friedrich Wilhelmstr. 12/13. Mylau i. V.: Frl. Martha Pförtner, Friedhofstr. 91 d. Netzschkau i. V.: Frau Hulda Pezold, Mühlstr. 37. Nieder Schönweide : Frau M. Hofmann, Hasselwerderstr. 4. Oberreichenbach i. V.: Frau Ludwig, Oberreichenbacherstr. 106 d. Oberursel i. Taunus : Frau Jnbrücker, Vorstadt 29. Offenbach a. M.: Frau Tröger, Gr. Marktstr. 25. Ottensen : Frau Wartenberg, Schulstr. 11, Hof II. Bankow: Frau Werner, Berlinerstr. 78.
Reichenbach i. V.: Frau Pauline Göckrizz, Wiesenstr. 50. Preetz i. Holst.: Frau Elis. Flenker, Löbtinerstr. 180 II. Rixdorf: Frau Jeeze, Steinmetzſtr. 120.
Rotschau i. V.: Frau Hulda Trommer.
Rostock : Frau Bugdahn, Margarethenstr. 31 II. Schöneberg : Frau Mailing, Gothenstr. 50.
Tempelhof : Frau Thiel, Friedrich Wilhelmstr. 17.( Kreisvertrauens
person.)
Wandsbeck: Frau Ewers, Georgstr. 11.
Weißensee : Frau Minna Krause, Lehderstr. 95 III. Wilmersdorf : Frl. Jda Altmann, Pfalzburgerstr. 53. Wismar i. M.: Frl. Thon, Weberstr. 10. Worms : Frau Gaafer, Pfalzgrafenstraße.
Dttilie Baader, Zentralvertrauensperson, Berlin W., Groß- Görschenstraße 38, zweiter Hof rechts, 3 Tr.
Drud und Berlag von J. H. W. Die Nachf.( G. m. b. H.) in Stuttgart .