Nr. 17.
Die Gleichheit.
12. Jahrgang.
Zeitschrift für die Intereffen der Arbeiterinnen.
Die„ Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post( eingetragen unter Nr. 3051) vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pf.; unter Kreuzband 85 Pf.
Jahres- Abonnement Mr. 2.60.
Mittwoch den 13. August 1902.
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Buschriften an die Rebaktion ber Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Bettin( 8undel), Stuttgart , BlumenStraße 84, III. Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furthbach- Straße 12.
Inhaltsverzeichniß. Aufruf des Parteivorstandes. Aufruf der Vertrauensperson.- Die Frauenbewegung in Italien . Von Dr. Robert Michels . - Die Lage der Arbeiterinnen der Bürstenindustrie in München . Von A. Naith. Die gewerkschaftliche Agitation unter den Arbeiterinnen. Von Martha Tiet.( Schluß.) Aus der Bewegung. Vom Versammlungsrecht der Frauen in Bayern . Feuilleton: Arbeiterhymne. Gedicht von Carl Mönkeberg. Neue Sklaven. Gedicht von Alfred Meißner . Notizentheil: Frauenarbeit auf dem Gebiet der Industrie, des Handels und Verkehrswesens. Gewerkschaftliche Arbeiterinnenorganisation. Frauenstimmrecht.- Frauenbewegung. Abrechnung der Vertrauensperson der Genoffinnen Deutschlands .
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Arbeiterinnen und Arbeiter der Bürsten- und Pinselindustrie! Diese Nummer enthält einen Artikel über die Lage der Bürstenarbeiterinnen in München , der Eurer besonderen Beachtung empfohlen sei.
Parteigenossen!
Laut Beschluß des letzten Parteitags findet der diesjährige in München statt.
Auf Grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Parteiorganisation beruft die Parteileitung den diesjährigen Parteitag auf Sonntag, den 14. September, Abends 7 Uhr nach München in das Lokal
Schwabinger Brauerei, Leopoldstraße 82, ein. Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Sonntag, 14. September, Abends 7 Uhr, Vorversammlung. Konstituirung des Parteitags. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl der Mandatsprüfungskommission. Montag, 15. September, und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Vorstandes.
Berichterstatter: J. Auer und A. Gerisch.
2. Bericht der Kontrolleure.
Berichterstatter: H. Meister.
3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.
Berichterstatter: E. Rosenow.
4. Die bevorstehende Reichstagswahl.
Berichterstatter: A. Bebel.
5. Arbeiterversicherung.
Berichterstatter: H. Molkenbuhr.
6. Kommunalpolitik.
Berichterstatter: Dr. Lindemann.
7. Maifeier.
Berichterstatter: N. Fischer.
8. Anträge zum Programm und Organisation.
9. Sonstige Anträge.
10. Wahl des Vorstandes und der Kontrolleure.
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Parteigenossen! Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung des diesjährigen Parteitags wir verweisen nur auf die Verhandlungen über die nächsten allgemeinen Reichstagswahlen- richtet der Parteivorstand die Aufforderung an Euch, die Vorbereitungen für den Parteitag- also die Wahl der Delegirten wie die Stellung von Anträgen rechtzeitig zu bewirken.
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Die Anträge müssen spätestens den 2. September in den Händen des Vorstandes, Adresse:
J. Auer, Berlin SW., Kreuzbergstraße 30 sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absatz II der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage Aufnahme finden sollen.
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Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegenzeich nung der Vertrauensperson oder des Vorstandes der örtlichen beziehungsweise Kreisorganisation, falls sie zur Veröffentlichung und Berathung gelangen sollen.
Die Parteigenossen, die zum Parteitag kommen, werden ersucht,
von ihrer Delegation dem Vorstand und dem Lokalfomite rechtzeitig Mittheilung zu machen, damit ihnen die Vorlagen und eventuell weitere Mittheilungen zugesandt werden können. Die Adresse des Lokalkomites lautet:
Ludwig Pickelmann, München , Sendlingerstraße 20. Mandatsformulare sind durch das Parteibureau
zu beziehen.
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Die Genossen, die Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der den. Delegirten zugehenden Vorlage Aufnahme finden können. Es steht den Genossen das Recht zu, ihre Anträge selbst oder durch befreundete Genossen auf dem Parteitag mündlich zu begründen. Ein Abdruck der Motive verbietet sich aber aus räumlichen Gründen und um Wiederholungen zu vermeiden. Berlin , 28. Juli 1902.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Genofsinnen!
Der Parteivorstand.
Der vorstehende Aufruf des Parteivorstandes wendet sich ebensowohl an Euch, als an die Genossen. Das Stattfinden einer Nonferenz der sozialistischen Frauen berührt in nichts Eure Pflicht und Euer Recht, wie an jedem früheren Parteitag, so auch an dem zu München theilzunehmen. Die Fragen der Arbeiterversicherung und der Kommunalpolitit, welche auf seiner Tagesordnung stehen, sind von größter Wichtigkeit für die proletarische Frauenwelt. Aber auch allen übrigen Verhandlungsgegenständen kommt eine schwerwiegende Bedeutung für den doppelten Befreiungskampf der Proletarierin zu. Mögen deshalb die Genossinnen in allen Mittelpunkten unserer Bewegung rechtzeitig dafür sorgen, daß dem Parteitag als Delegirte auch Frauen beiwohnen, die in treuer Pflichterfüllung alle Arbeiten und Kämpfe der Sozialdemokratie theilen. Wo es angängig ist, sollten die Genossinnen sich sofort mit den Genossen ihrer Wahlkreise über die Wahl einer gemeinsamen Delegirten verständigen. Wo die Möglichkeit eines gemeinsamen Bor. gehens ausgeschlossen ist, haben sie das statutengemäß gesicherte Recht auszunüßen, in öffentlicher Frauenversammlung eine eigene Delegirte zu wählen. Die Genossinnen sollten ferner dafür eintreten, daß den auf die eine oder andere Weise gewählten Delegirten gleichzeitig ein Mandat zur Frauenkonferenz übertragen wird. Die erfolgte Wahl weiblicher Delegirten ist der Unterzeichneten mitzutheilen. Berlin , den 28. Juli 1902.
Mit sozialdemokratischem Gruß