ihnen die Nützlichkeit des Vereins klar gemacht wird. Um die Frauen in dem Verein zu halten, soll ihnen das Einzahlen der Beiträge dadurch erleichtert werden, daß Genossinnen dieselben in den Woh nungen einkassiren. Jede Woche werden Vorträge agitatorischen, wissenschaftlichen oder literarischen Inhaltes abgehalten. Trotz des Sommers hatten sie sich bis jetzt eines guten Besuchs zu er­freuen. Großes Interesse bringen die Frauen Erziehungsfragen und der Gesundheitslehre entgegen. Sehr beliebt sind die Diskussionen über die Vorträge, an welchen sich immer eine Anzahl Frauen in verständiger, lebhafter Weise betheiligen. Um die Verwaltungsgeschäfte des Vereins gut zu führen, wurde die Kassirerin auf Kosten desselben in Buchhaltung unterrichtet. Es fand dies bei den Mitgliedern viel Anklang.

Wir verkennen nicht, daß heute erst ein sehr kleiner Anfang mit der Organisirung der Heimarbeiterinnen gemacht ist. Wir hoffen aber Fortschritte, wirkliche Erfolge zu erzielen. Die Gründerinnen des Vereins wissen wohl, daß das Heimarbeiterelend erst mit der Heim­arbeit beseitigt sein wird. Aber bei allem Festhalten an dem Zukunfts­ideal wollen wir versuchen, ob sich nicht durch die Organisation wenigstens für bestimmte Schichten vorläufig eine Verbesserung der Lage erreichen läßt. Durch Feststellung der Löhne, deren Höhe in den einzelnen Geschäften für jede Heimarbeiterin eine andere ist, und durch die Veröffentlichung dieser Feststellungen wird es vielleicht möglich sein, die Konkurrenz unter den Arbeiterinnen selbst zu mildern. Heute ist bekanntlich eine Heimarbeiterin die Lohndrückerin der anderen. Der Unternehmer spielt sie mit Leichtigkeit gegen einander aus, was er um so ungehinderter thun fann, als sich die Frauen, die für ein und dasselbe Geschäft arbeiten, meist fremd sind. Vielleicht gelingt es der Heimarbeiterinnenorganisation, hier eine Verständigung zu schaffen. Der Weg zur Organisirung der Heimarbeiterinnen und zur Bekämpfung ihres Elends ist gewiß ein langer und mühseliger, er muß aber gewagt werden; einen Schritt näher zum Ziele wird er uns doch führen. Adelheid Popp - Wien .

Die Frauenorganisation

in den deutschen Gewerkvereinen.

Die Geschichte der Frauenagitation innerhalb der Hirsch- Duncker­schen deutschen Gewerkvereine ist ziemlich rasch erzählt, und zwar aus dem leicht zu errathenden Grunde, weil bis zur allerletzten Zeit auch von Seiten dieser Organisation noch außerordentlich wenig auf dem Gebiet geschehen ist. Einzelne Gewerkvereine, zu deren Existenz bedingung die Mitgliedschaft der Frauen nothwendigerweise gehört, so die Textilarbeiter, Fabrik- und Handarbeiter und selbstverständlich auch die Schneider, nahmen natürlich von Anfang an weibliche Be rufskollegen auf. Auch die Klempner und Metallarbeiter ließen sich

Ein Arbeitssport.

Don Eugenie Jacobi.

In Fatamorganien, dem schönen Lande vielbunt glizernden Scheines, steht die Arbeit in himmelhoher Werthung. Man begnügt sich dabei keineswegs mit einer, wenn auch erfreulichen, so doch immerhin grauen Theorie. Unter Sang und Klang wird selbige vielmehr in blechern- gediegenes Gold der Praxis um­gesetzt.

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Der Arbeitssport gehört deshalb auch, davon sind alle Ver­ständnißinnigen tief überzeugt, zu den ebenso naturnothwendigen, wie anmuthsvollen Errungenschaften moderner Hochkultur. Ihm wird in herzerhebend vielseitiger Weise gehuldigt. Auch das stärkere" Geschlecht wirkt bei solchem löblichen Thun gar wacker und mannig fach mit. Als unerläßliches Erforderniß gesellschaftlicher Wohl­anständigkeit aber gilt's in den tonangebenden Kreisen Fatamor­ganiens, daß der Menschheit schönere" Hälfte jenen Sport be­treibt, und zwar als weibliche Handarbeit".

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Von Europens Höflichkeit unübertünchte Kanadier wähnen möglicherweise, jede durch Frauenhände bewerkstelligte Arbeit sei eine weibliche Handarbeit. Diese irrthümliche Auffassung kann nur durch bedauerliche Heimathlosigkeit in hohen und höheren Kreisen halbwegs entschuldigt werden. Kochen zum Beispiel, auch wenn nicht Männerhände es vollführen, ist keineswegs eine weibliche Handarbeit". Diese holde Benamsung wird allein angewandt auf Strickereien, Stickereien, Häkeleien und sonstige kunst- und unkunft­volle Leien und Reien aus Wolle, Seide oder anderem Stoffe- natürlich unter berechtigter Ausdehnung auf die rück- und fort­

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schließlich dazu herbei, die Mitgliedschaft von Frauen zuzulassen, während dieselbe von den Kaufleuten, Konditoren und auch vom größten Gewerkverein, dem der Maschinenbauer, abgelehnt wurde. Man habe mit den Mannsbildern" gerade genug zu thun, so lautete die agitationsfreudige Erklärung des Generalsekretärs Mauch vom eben genannten Gewerkverein gelegentlich einer Diskussion über die Heranziehung der Frauen zur Organisation.

Der letzte Verbandstag der Gewerkvereine in Köln 1901 be­schäftigte sich nun eingehender, als dies früher geschehen war, mit der Frage der gewerkvereinlichen Organisation der Frauen. Vom Verein Frauenwohl" war auf die Einladung des Zentralraths Frl. Christ­mann Köln erschienen. Das praktische Resultat der längeren Debatten bestand in dem Versprechen des Zentralraths und der Anwaltschaft, die Frauenagitation durch Wort und Schrift zu unterstützen und in allernächster Zeit ein Statut für einen zu gründenden Frauengewerk­verein auszuarbeiten. Interessant ist für uns bei der ganzen Debatte des Kölnischen Verbandstags die starke Betonung der Nothwendig­feit, gesonderte Frauenorganisationen, respektive einen alle Berufe um­fassenden Frauengewerkverein den Berufsvereinigungen der Männer zur Seite zu stellen. Als Ansätze eines derartigen Ausbaus der Frauenorganisation können wir die weiblichen Sektionen des Schneider­gewerkvereins zu Berlin und Stettin betrachten, Sektionen, die übrigens nach Aussage des Generalsekretärs Herzog weit mehr den Charakter von reinen Unterstützungstassen als von gewerkschaftlichen Berufsvereinigungen tragen.

Die Beschlüsse und Resolutionen des Kölner Verbandstags hätte nun beinahe dasselbe Schicksal ereilt, welches schon so manchen ihrer Vorgänger zu Theil wurde, nämlich ein stilles Begräbniß im Ver­bandsarchiv, und auch die Vorwürfe des Kongresses der fortschritt­lichen Frauenvereine zu Berlin , Anfang Oktober 1901, hätten die An­waltschaft und den Zentralrath wohl kaum zur Beschleunigung der Agitationsarbeit getrieben, wenn nicht der reform und agitations­eifrige rheinisch- westfälische Ausbreitungsverband Frl. Christmann bei ihren Bestrebungen auf Frauenorganisation zur Seite getreten wäre. Unter Mithilfe der Düsseldorfer Oppositionellen entstand trot ver­schiedentlicher Erschwerungen von Seiten des Zentralraths- Ver­weigerung der Gelder zum Drucke von Statuten und Flugblättern- endlich am 21. Dezember 1901 der erste Frauengewerkverein in Köln . Derselbe fiel ganz kurz nach der Gründung einem sehr belustigenden polizeilichen Irrthum zum Opfer. Die Worte durch politische und religiöse Agitation" hatten den Wächtern der öffentlichen Sicherheit einen so großen Schreck eingejagt, daß sie in der Eile den auf der vorhergehenden Seite stehenden Anfang des ominösen Satzes Der Ausschluß erfolgt" ganz übersehen hatten. Trotzdem ging es nun mit der Gründung von Frauengewerkvereinen am Rhein ziemlich rasch vorwärts, so daß schließlich auch der Zentralrath im Schlepptau der Opposition sich ans Werk machte. Dr. Max Hirsch unterzog sich der

schrittlichen Erzeugnisse der jeweiligen Tagesmode- furz auf Gegenstände, deren nüßliches Dasein dem Selbstfleiß" weiblicher Finger entspringt.

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Ohn' Ende regen sich die selbstfleißigen" Hände allüberall, wo sie gesehen werden. Ob ihren Bewegungen irgend ein vernünftiger Zweck innewohnt, das ist hier nicht die Frage. Höheren" Gesichtspunkten muß ein" profanes" Ding wie die sogenannte Berechtigung natürlich weichen.

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Man kann doch nicht darauf verzichten, selbstgefertigte" Deck­chen u. s. w. in den Gesellschaftsräumen" auszulegen und stolz­bescheiden besichtigen zu lassen. Das alsdann ertönende Ah und Oh durchaus aufrichtig gemeinten Bewunderns gehört zum Lebens­element des Salonverkehrs. Dieser bedarf auch des Unterhaltungs­stoffs. Einen solchen nun liefern die selbstgefertigten" Leien und Neien in so unerschöpflicher Fülle, wie solche einem Waidmann in seinen erlebten und unerlebten Abenteuern quillt. Weit hinten in der Türkei wissen vielleicht manche Leute noch nichts davon, daß des Erdenwallens eigentlicher Zweck in den weiblichen Handarbeiten gipfelt. Aber was thut das. Und soll man sich etwa um den Schein, der die Aichung des Fleißes bekundet, muthwillig bringen?

Malerisch wirkungsvoll sticht von dunklem Untergrund ein lichtes Etwas ab. Der Niesenfleiß erhält deshalb eine ange­schwärzte" Umrahmung, damit er plastischer hervortritt. Zum Aus­bruck kommt diese technische Nothwendigkeit in sentimental hinge­hauchten Selbstanklagen des Inhalts: Ach, ich bin auch recht träge gewesen!"

Ihre großen Unbequemlichkeiten hat die Praxis des Sports ,, weibliche Handarbeit" allerdings. Viel der Zeit, der Mühe, der