Frage ist ein neuerlicher Beweis dafür, wie ernst es der Frauen­rechtelei mit dem Wohlwollen für die ärmeren Schwestern" ist. Jederzeit ist sie bereit, dem Klassenvortheil das Allgemeinwohl zu opfern.

Die Einführung des Frauenstimmrechtes in Neu- Süd­wales und Viktoria soll so gut wie gesichert sein. So erklärte wenigstens fürzlich Mr. Barton, Premierminister von Australien  , in London   einer Deputation englischer Frauenrechtlerinnen. Er fügte noch hinzu, daß die Bewegung für das Frauenstimmrecht ohne Zweifel auch in England bald Erfolg haben werde, da in keinem Staate die schlimmen Folgen eingetreten wären, die bei Einführung des politischen Frauenwahlrechtes prophezeit worden seien.

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Der erste internationale Frauenstimmrechtskongres hat im Anfang dieses Jahres in Washington   getagt. Ihm wohnten die ältesten und bewährtesten Vorfämpferinnen des Frauenstimmrechtes in Amerika   bei, so Miß Susan Anthony  . Mit der Vertretung Deutscher   Frauenvereine war Fräulein Antonie Stolle, Kunst­historikerin in Boston  , beauftragt. Die Frauenrechtlerinnen mancher Länder waren durch eigens entsandte Delegirte vertreten. Der Rongreß nahm einen Arbeitsplan" für das nächste Jahr an. umfaßt Agitation für das Frauenstimmrecht durch Versammlungen und Presse, Verbreitung von einschlägiger Literatur, Ausbau und Stärkung der Organisationen, Studium der verfassungsrechlichen Be­stimmungen aller Länder, Agitation für den Gedanken der Steuer­verweigerung seitens der Frauen 2c. Es wurde ein Komite gewählt, das eine internationale Vereinigung für die Erringung des Frauen­stimmrechtes in die Wege leiten soll. In diesem Komite sind die deutschen   Frauenrechtlerinnen durch Fräulein Stolle in Boston  vertreten.

Frauenbewegung.

Ueber die Vorbildung der zur Lehre in einer Apotheke zuzulassenden Frauen und Mädchen hat der preußische Kultusminister nachstehende Bestimmung getroffen: Nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. März 1875 ist der Nachweis der wissenschaft­lichen Befähigung für den Apothekerberuf durch Beibringung des wissenschaftlichen Befähigungszeugnisses für den einjährig- freiwilligen Militärdienst zu führen..., dem das Zeugniß einer als berechtigt anerkannten Schule über den Erwerb der entsprechenden wissenschaft­lichen Vorbildung gleich zu erachten ist. Ein solches Zeugniß können aber auch Frauen erwerben; sie werden dies am einfachsten bewirken, indem sie an einem Progymnasium oder Realprogymnasium die Reife­prüfung als Extranerinnen ablegen. Die Absolvirung des Lehrkurses einer höheren Töchterschule ist als hinreichend wissenschaftliche Vor­bildung für den Eintritt in den Apothekerberuf auch dann nicht an­zusehen, wenn von der Bewerberin gleichzeitig der Nachweis über das Vorhandensein genügender Kenntnisse in der lateinischen Sprache erbracht wird. Gewiß ist diese öffentliche Erklärung des Unterrichts­ministers über die Unzulänglichkeit der höheren Töchterschule be­merkenswerth. Die erforderlichen Kenntnisse sollen sich die Mädchen privatim aneignen und als Extranerinnen an einer höheren Lehr­anstalt die Prüfung ablegen. Wann endlich wird der Staat dafür sorgen, daß auch seine weiblichen Angehörigen die Kenntnisse, die er von ihnen verlangt, sich auf direktem Wege auf öffentlichen Schulen ohne besondere Opfer erwerben können?

Eine Apotheke, in der nur Frauen thätig sind, besteht in einem Städtchen der Provinz Padua  ( Italien  ). Die Apotheke wird von Signora Lia Monis geleitet, welche an der Universität Padua  die pharmazeutische Prüfung bestanden hat.

Die holländische Nationale Vereinigung für Frauen­arbeit" hat ihren ersten Jahresbericht veröffentlicht, der sich haupt­sächlich mit der Thätigkeit des am 1. November v. J. eröffneten Bureaus für Frauenarbeit befaßt. Es sind seit seiner Gründung an 46 Orten im Lande lokale Komites zur Förderung der Thätigkeit des Bureaus gebildet worden. Das Bureau hatte bereits über 300 Anfragen zu erledigen. Wo es direkt mit Arbeiterinnen zu thun hatte, wurden Verbindungen mit den bestehenden Gewerkschaften an­gestrebt. Umfangreiche Untersuchungen wurden angestellt über die Frauenarbeit in den Ziegeleien, in den Zündholzfabriken, sowie in den Industriezweigen, wo bleihaltige Substanzen verwandt werden. Die Untersuchungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Auch auf verschiedenen anderen Gebieten hat sich das Bureau bethätigt.

Ein Ausschuß für vollständige Mädchengymnasien ist in Hannover   auf Anregung von Frau J. Kettler, der früheren Vor­sitzenden des Vereins Frauenbildungsreform, in der Bildung begriffen. Der aus eingeladenen Parlamentariern, Hochschullehrern, Vertretern der Presse und anderen angesehenen Männern und Frauen bestehende Ausschuß will durch Petitionen an das Abgeordnetenhaus die Grün­

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Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Bettin( Bundel) in Stuttgart  .

dung von Mädchenvollgymnasien zu erreichen suchen, um so den Frauen, welche studiren wollen, zu ermöglichen, die Anforderungen zu erfüllen, welche der Staat stellt, denen völlig zu entsprechen er ihnen aber bisher unmöglich macht.

Frauen in leitenden Stellungen. Das Grafschaftsgefäng­niß zu Rent in Neuschottland   untersteht weiblicher Leitung. In England und Amerita giebt es weibliche Bankdirektoren, dem Direktorium eines der ersten englischen Bankhäuser gehört eine Frau an.

Ein weiblicher Privatdozent der Nationalökonomie. An der Genfer   Universität hat Frau Dr. Pazmanik die venia legendi als Privatdozent für Nationalökonomie erhalten. In dieser Fakultät der Genfer   Universität ist sie der erste weibliche Privatdozent, in anderen Fakultäten haben dort bereits drei Frauen Lehrstühle inne.

Adressen der weiblichen Vertrauenspersonen.* Altona  : Frau v. Hollen, Stuhlmannstr. 8, I.( Kreisvertrauensperson für den 8. und 10. schleswig- Holsteinischen Wahlkreis.) Altona  : Frau Linchen Baumann, Norderreihe 1, part. Auerbach i. V.: Frau Fleischer.

Baumschulenweg bei Berlin  : Frau Mickley, Marienthalerstr. 13, I. Berlin  : Frau Wengels, Gr. Frankfurterstr. 133. Berlin  : Frau Dr. Weyl, Lothringerstr. 67.

Blankenese   a. E.: Frau Schröder, Neuer Weg 98, I. Bremen: Frau Aug. Bosse, Kornstr. 152.

Brig   bei Berlin  : Frau Nierig, Werderstr. 48. Charlottenburg  : Frau M. Liedtke, Wilmersdorferstr  . 69, Hof, I. Detmold: Frau Möller, Bruchmauerstr. 40.

Dresden   u. Umgegend: Frau Kähler, Mickten   b. Dresden  , Herbststr. 1, II. Düsseldorf  : Frau Kunigunde Weiß, Linienstr. 6, part. Elbing  : Frau Joh. Stamm, Leichnamstr. 43 a.

Emmendingen   b. Freiburg   i. Br.: Frau A. Sillmann, Westend 227. Eßlingen: Frl. Friederike Luick, Untere Metzgerbachstr. 14. Freiburg   i. Br.: Frau Jos. Klaut, Belfortstr. 25.

Gera  : Frau Geiniz, Teichstr. 39.

Görlig: Frau Gregor, Pragerstr. 53.

Grünhof- Tesperhude, Kreis Lauenburg  : Frau E. Appelt. Halberstadt  : Frau Emma Schulze, Kulfstr. 31. Halle a. Saale  : Frau Sachse, Liebenauerstr. 4. Hamburg  : Frau Louise Zietz  , Schwabenstr. 56, IV. Kirchberg i. V.: Frau Th. Reißmann, Jakobstr. 139. Klein Auheim: Frau Elisabeth Klein.

Köln   a. Rh.: Frau Zeise, Perlengraben 59, IV. Königsberg  : Frau Aug. Nowagrotti, Unter- Laat 20. Konstanz  : Frau Krohn, Neugasse 2. Leipzig  : Frau Frenzel, Gundorferstr. 19. Lemgo   i. 2.: Frl. Anna Althage, Oppingstraße. Lengenfeld   i. V.: Frau Frida Bauer. Mannheim  : Frau Caspar, Pflügersgrund.

Memel  : Frau Treptau, Friedrich Wilhelmstr. 12/13. Mülhausen   i. Elsaß  : Frau L. Emmel, Bäckerstr. 17. Netzschkau   i. V.: Frau Hulda Päzold, Mühlstr. 37.

Nieder Schönweide   b. Berlin  : Frau Hofmann, Hasselwerderstr. 4. Oberreichenbach i. V.: Frau Ludwig, Oberreichenbacherstr. 106 d. Oberursel   i. Taunus  : Frau Jßbrücker, Schulstr. 20. Offenbach   a. M.: Frau Tröger, Austr. 7. Ottensen  : Frau Wartenberg  , Schulstr. 11, Hof II. Pankow   bei Berlin  : Frau E. Jhrer, Schönholzerstr. 8a.( Kreisver­trauensperson.)

Preez i. Holst.: Frau Elis. Flenker, Löbtinerstr. 180, II. Reichenbach   i. V.: Frau Pauline Göckriz, Wiesenstr. 50. Reutlingen  : Fräulein Laura Pfennig, Tübingerstr. 66. Rigdorf bei Berlin  : Frau Jeeße, Steinmetzstr. 120. Rotschau i. V.: Frau Hulda Trommer. Rostock  : Frau Bugdahn, Margarethenstr. 31, II. Stralsund  : Frau Frida Wulff, Fischergang 9, I. Schöneberg  : Frau Meiling, Gothenstr. 50, Hof III.

Tempelhof: Frau Thiel, Friedrich Wilhelmstr. 17.( Kreisvertrauens­person.)

Wandsbeck: Frau Ewers, Georgstr. 11. Wilmersdorf  : Frl. Jda Altmann, Pfalzburgerstr. 53. Wismar   i. M.: Frl. Thon, Weberstr. 10. Worms  : Frau Gaaser, Pfalzgrafenstraße.

Dttilie Baader, Zentralvertrauensperson, Berlin   W., Groß- Görschenstraße 38, zweiter Hof rechts, 3 Tr.

* Das Verzeichniß in Nr. 16 ist nicht vollständig. Drud und Berlag von J. H. W. Die Nachf.( G. m. b. 5.) in Stuttgart  .