machten, waren verheiratet, 58 ledig und 12 verwitwet. Die ver­heirateten Tabakarbeiterinnen waren etwas über 42, die ledigen 23 Jahre im Durchschnitt alt. Die älteste von ihnen zählte 66, die jüngste 17 Jahre. Auswärts wohnten von den verheirateten Arbeiterinnen der Tabakindustrie 2, von den ledigen 14. Für die ledigen Arbeiterinnen weist diese Statistik selbstverständlich ein höheres Alter aus, als es den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend an­gegeben werden müßte. Der Grund dafür ist der folgende. Es handelt sich um organisierte Arbeiterinnen, in den ersten Jahren der Berufstätigkeit können aber die Arbeiterinnen fast nie für die Organisation gewonnen werden.

Nur 10 Arbeiterinnen haben den Preis für Zimmermiete an­gegeben und zwar mit durchschnittlich 70 Mark pro Jahr. Bei einem Jahreseinkommen von 422 Mark geht also 16,8 Prozent des Verdienstes für Wohnungszwecke auf, während die ledigen männlichen Arbeiter bloß 8,8 Prozent dafür verausgabten.

Von den 1260 Ehefrauen derjenigen verheiratheten Männer, welche die Fragebogen ausfüllten, trugen 286, also fast ein Viertel zum Broterwerb der Familie bei. 176 von ihnen arbeiteten außer dem Hause, 92 daheim und 18 teils außer, teils im Hause. Mütter waren 218 dieser Frauen, demnach mehr wie drei Viertel von ihnen.

Von den Berufen, die sich an der Statistik beteiligten, hatten bloß die Friseure feine verheirateten Kollegen in der Statistik nach­gewiesen. In den Berufen der Bäcker und der Buchbinder mit je einem verheirateten, der Former mit 8, der Formstecher mit 5, der Lithographen mit 2, der Metalldrücker mit 4, der Tabakarbeiter mit 3 verheirateten Arbeitern waren Ehefrauen der Befragten nicht mit berufs- und erwerbstätig, 4 Frauen bei den Brauern( 50 verheiratete), 2 Frauen bei Bürstenmachern( 4 verheiratete), 10 Frauen bei den Eiseleuren( 32 verheiratete), 8 Frauen bei den Diamantschleifern ( 98 verheiratete) mußten durch Berufsarbeit für die Familie mit­sorgen. Bei den Dachdeckern( 11 verheiratete) waren erwerbstätig 3 Frauen, bei 49 verheirateten Etuismachern 9 Frauen, 2 Frauen bei 12 verheirateten Formenschreinern, 5 Frauen bei 23 verheirateten Fuhrleuten, 66 Frauen bei 410 verheirateten Goldarbeitern, 2 Frauen bei 9 verheirateten Graveuren, 1 Frau bei 7 verheirateten Glasern, 3 Frauen bei 12 verheirateten Maschinisten, 3 Frauen bei 14 ver­heirateten Küfern, 1 Frau bei 6 verheirateten Kupferschmieden, 3 Frauen bei 27 verheirateten Malern, 2 Frauen bei 16 verheirateten Maurern, 29 Frauen bei 108 verheirateten Metallarbeitern, 24 Frauen bei 90 verheirateten Silberarbeitern, 1 Frau bei 7 verheirateten Silberformern, 1 Frau bei 10 verheirateten Steindruckern, 8 Frauen bei 18 verheirateten Schneidern, 1 Frau bei 7 verheirateten Schuh­machern, 8 Frauen bei 42 verheirateten Schreinern, 60 Frauen bei 88 verheirateten Tabakarbeitern, 2 Frauen bei 7 verheirateten Tapezierern, 4 Frauen bei 34 verheirateten Zimmerern, 1 Frau bei 8 verheirateten Arbeitern verschiedener Berufe. Bei den Hilfs­arbeitern der Brauer kamen 2 erwerbstätige Frauen auf 9 ver­heiratete, 8 erwerbstätige Frauen entfielen auf 23 verheiratete Hilfsarbeiter der Formenschreiner, 4 erwerbstätige Frauen auf 10 verheiratete Hilfsarbeiter der Goldarbeiter und 9 der Frauen von 21 verheirateten Hilfsarbeitern der Metallarbeiter gingen einem Ver­dienste nach. Wir haben in diesem Blatte schon so eingehend die Gründe und die Folgen der Mitarbeit der verheirateten Frau erörtert, daß wir hierauf nicht weiter zurückzukommen haben.

Im allgemeinen ergiebt sich aus der vorliegenden Statistik, daß die Verhältnisse der Arbeiterinnen auch in Hanau sehr ungünstige sind. Da ist es denn sehr bedauerlich, daß die Arbeiterinnen noch nicht zu der Erkenntniß ihrer schlechten Lage gelangt sind. Wäre es der Fall, so würde die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Frauen und Mädchen nicht eine so betrübend geringe sein. Ohne die Macht der Organisation können die Arbeiterinnen nicht besseren Lohn und günstigere Arbeitsbedingungen erringen und behaupten. a. br.

Rückblick auf die Geschichte der proletarischen Frauenbewegung in Italien .

Von Dr. Robert Michels .

Die Entwicklung der Frauenstimmrechtsfrage in den einzelnen sozialistischen Gruppen Italiens bis 1891.

Es dürfte zweifellos interessant und, da dieses Thema in nur einigermaßen ersichtlichem Zusammenhang noch niemals behandelt worden, auch historisch nützlich sein, der Entwicklung der Frauen­stimmrechtsfrage innerhalb der sozialistischen Gruppen Italiens ein­mal auf den Grund zu gehen und sie des näheren zu untersuchen.

Schon sehr frühzeitig hatten sich in den Arbeiterparteien Stimmen gefunden, welche die Forderung aufstellten, die Frauen als gleich­berechtigte Kämpferinnen anzuerkennen. Der Boden hierzu war schon

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längst gepflügt. Bürgerliche Demokraten, wie Salvatore Morelli , hatten schon 1859 die Gleichberechtigung der Frau als ein Haupt­erfordernis zur Lösung der sozialen Frage angepriesen,* auch Giu­ seppe Mazzini war wiederholt für die Gleichstellung der Frau ein­getreten. Konservative, für Sozialreformen fechtende Gelehrte wie Pietro Ellero hatten ebenfalls neben dem Recht auf Arbeit, dem Recht auf Leben, dem Recht auf Beistand und auf soziale Hilfe auch die zivilrechtliche und politische Emanzipation der Frau ganz be­sonders dringend verlangt.** Da konnte der Sozialismus, der von jeher die Forderungen der Demokratie und der Wissenschaft aufgenommen und vertreten hat, der Frau sein volles Eintreten für ihre Ansprüche auch nicht länger versagen. In der Eröffnungsnummer der von Enrico Bignami , Andrea Costa und Anna Kulischoff herausgegebenen ersten wissenschaftlichen sozialistischen Monatsschrift Italiens, der Rivista Internazionale del Socialismo", welche im Jahre 1880 in Mailand er­schien, war über ein Drittel des in der Einleitung der Zeitschrift befindlichen Programms der Frage der Frauengleichberechtigung ge­widmet. Nachdem in ihr gesagt worden war, daß die heutige Ge­sellschaftsordnung zumal die Arbeiter, die Jugend und die Frauen bedrücke, heißt es weiter: Ja, wir sprechen von den Frauen, und zwar keineswegs aus öder Galanterie, sondern nur deshalb, weil es darauf ankommt, daß diese am sozialen Leben teilnehmen. Bis jetzt taten sie es nur wenig oder gar nicht, und zwar unseres Ermessens einfach darum, weil die in den jüngsten Zeiten innerhalb der jetzigen sozialen Ordnung erwirkten Reformen keinen allgemein menschlichen Charakter hatten. Aber die Lebensbedingungen ändern sich, und die Ideale und Grundsätze mit ihnen. Da sich die Beziehungen der Menschen zueinander aber allmählich anders gestalten, so ist es unsere Pflicht, auch die Frau in unser Neuerungswerk mit einzuschließen, zu welchem die Zeiten und unsere Überzeugungen uns anspornen, denn wir wollen nicht nur die Umgestaltung der äußeren und vor Augen liegenden Lebensbedingungen, sondern die Umgestaltung der indivi­duellen und familiären Beziehungen der Menschen zueinander. Der Sozialismus soll im Leben jeden Tages etwas bedeuten und die Gewohnheiten, die Sitten, kurzum das ganze menschliche Wesen zum Guten ändern."***

So sprach sich die Gelehrtengruppe der sogenannten Socialisti " über die Frauenfrage aus.

"

Wenige Jahre später äußerte sich auch die demokratisch- prole­tarische Arbeiterpartei Mailands , welche, wie wir bereits früher ge­sehen haben, nur aus Handarbeitern bestand. Wir erinnern uns, daß das Programm, welches sie nach den Wahlen von 1883 aufstellte und in der Zeitung:" Il Fascio Operaio" veröffentlichte, von einem Kampfe für die völlige Emanzipation der Frau" sprach.+ So schienen die Aussichten für ein einmütiges und entschiedenes Eintreten der italienischen Sozialisten für die bürgerliche Gleichstellung der Frau ausgezeichnet, hatten sich doch sowohl die Intellektuellen" der " Rivista Internazionale" wie die authentischen Proletarier" der Lega dei Figli del Lavoro" ausdrücklich, wenn auch nur sehr allgemein, dafür erklärt. Der Bund von Frauenrechtsbewegung und Sozialismus schien auf ewig besiegelt. Und doch sollten schon die nächsten Jahre zeigen, daß er leider nur auf Kündigung" war. Die Anhänger sozialistischer Jdeen und somit die Mitglieder sozialistischer Gruppen mehrten sich von Jahr zu Jahr, teils mittels einer im großen und mit wahrer Aufopferung getriebenen Propaganda, teils getrieben durch den Zug der Zeit", die überhandnehmende Großindustrie in Norditalien , die Aushungerung der Landbevölke rung durch die Latifundienbesitzer im Süden und auf den Inseln. Der politische Einfluß derselben blieb aber gleich Null. Teils waren die Sozialisten damals in ihrer anarchistelnden Dogmatik davon über­zeugt, daß jede Beteiligung des Proletariats am Leben des kapita­ listischen Staates eine Abschwächung ihrer Prinzipien bedeute und verschmähten es deshalb, sich am politischen Kampfe überhaupt zu beteiligen, teils standen sie zwar bereits auf modernem Boden, besaßen aber noch nicht die Kraft, sich geltend zu machen. So kam es, daß in der Legislaturperiode 1882 bis 1886 nur ein einziger Sozialist, Andrea Costa , in der Kammer die Rechte der Arbeiterklasse ver­teidigen konnte.

Allmählich aber war in allen Gruppen, Cliquen und Ver­zweigungen der sozialistisch denkenden Männer Italiens die Über­zeugung gereift, daß nur Einigkeit zum Ziele führen könne, und daß wenn irgendwo, so gerade im politischen Kampfe ein solidarisches Zusammengehen aller erforderlich sei. So hatten sich denn nach

* Salvatore Morelli , La Donna e la Scienza, o La Soluzione del Problema Sociale," Neapel 1859.

** Pietro Ellero , La Riforma Sociale", Bologna 1880. *** R. I. S., I, 1, 15. Mai 1880, S. 3. Angiolini, loco cit., S. 126.