und mit wieviel Recht man die soeben erfolgte Gründung als einen Markstein in der Entwicklung des deutschen Konsumvereinswesens an­sehen kann. Und betrachtet man, frei von Augenblickserwägungen und Einflüssen, die Dinge nach ihrer inneren Notwendigkeit und ihren Zu­sammenhängen, so tritt uns als wesentlichstes Ergebnis das eine ent­gegen: die Kreuznacher Trennung war notwendig, und Herr Crüger wird, wenn auch nicht erfreut, so doch jedenfalls sehr erstaunt gewesen sein, als er die unbeabsichtigten Folgen seiner ungerechten Machtprobe überblickte und sich als einen Teil von jener Kraft entdeckte, die stets das Böse will und stets das Gute schafft: auf der einen Seite sind die mittelstandsretterischen Kreditvereine verblieben, die sich die Danaidenaufgabe gestellt haben, ein untergehendes Wirtschaftsgebilde stützen und erhalten zu wollen, auf der anderen Seite die jung­kräftigen Vertreter einer zukunftssicheren Organisation, die dem Bau einer künftigen Gesellschaft ein tragfähiges Gebälk geben will. Denn als solches kann die Organisation des Konsums angesehen werden. während der politischen Bewegung die Aufgabe zufällt, den Baugrund zu erobern, vorzubereiten und zu ebnen und der gewerkschaftliche» die Bausteine herbeizuschaffen und emporzutürmen. Als die wichtigste Bestimmung des Statuts, das die Zusammen­setzung und Verwaltung des neuen Verbandes regelt, ist unter dieser Voraussetzung Z 3 anzusehen, der die Zwecke des Vereins be­handelt. Neben der Sammlung und Organisation der deutschen Konsumvereine und Produklivgenossenschaften, der Fortbildung aller einschlägigen Einrichtungen und Rechte, der Anknüpfung von Be­ziehungen zu genossenschaftlichen Verbänden, der Rechtsbelehrung zc. ist es vor allen Dingen die Förderung aller auf Ausbau des Genossen­schaftswesens gerichteten Bestrebungen und Verbreitung richtiger ge­nossenschaftlicher Grundsätze, auf die das Hauptaugenmerk gerichtet sein soll. Hierbei vor allem sind die Frauen zur Mitarbeit berufen. An der Wichtigkeit des Kampfes um die Erhöhung der Löhne und die Regelung der Arbeitszeit zweifelt heute niemand mehr. Aber nicht entfernt so verbreitet ist die Einsicht in die große Bedeutung, die der konsumgenossenschaftlichen Ausgestaltung des Einkaufs zukommt. Neben Hunderttausenden von Frauen, die dem Genossenschaftswesen gleich­gültig oder verständnislos gegenüberstehen, gibt es andere Tausende, die es selbst mit Mißtrauen betrachten, die sich und anderen die schein­baren Vorteile aufrechnen, die der Krämer seiner Kundschaft bietet. Und es gibt andere, Frauen von Mitgliedern, die zetern, wenn sie die Konsumvereinsware im nächsten Laden um einen anscheinend billigeren Preis ausgestellt sehen, oder die in Scharen fahnenflüchtig werden, wenn einmal am Jahresschluß die ersehnte Dividende aus­bleibt. Es ist traurig, daß man den Frauen, die doch sonst so wacker an ihrer Fortbildung, an ihrer inneren und äußeren Selbständigkeit arbeiten, den Vorwurf der Rückständigkeit auf einem Gebiet machen muß, auf dem sie wie auf keinem anderen zu Hause und also auch Pioniere des Fortschritts sein müßten. Sagt uns denn nicht das kleinste Nachdenken, daß eine Vereinigung, die keinen privaten Nutzen herauswirtschaften, sondern nur im Interesse der Vereinigten selbst tätig sein will, unbedingt leistungsfähiger ist als der privatwirt­schaftende Krämer, der dazu nicht selten durch Zahlungsschwierigkeiten mannigfachster Art beim Einkauf gehemmt ist? Und scheint es billiger, so weil er es am Maße oder Gewicht fehlen läßt, weil er eine schlechtere und darum im Verbrauch weniger ausgiebige Qualität(mit einem halben Pfund guten Reis reicht man weiter als mit einem Pfund schlechten) gibt und was dergleichen Dinge mehr sind. Die einsichtige Hausfrau muß sich darüber klar sein, daß der Großeinkauf unendliche Vorteile bietet gegenüber der Erstehung in kleinen und kleinsten Quantitäten, und nichts anderes als Großeinkauf der Kleinen, als die zusammen­gefaßte Macht der wirtschaftlich Schwachen ist der Konsumverein. Und zu dem unleugbaren persönlichen Vorteil gesellt sich ein all­gemeiner. Die Macht der Schwachen ist der Zusammenschluß. Der Konsumsvereinsverband, der Millionen von Konsumenten repräsentiert, wird zum Faktor, mit dem das gesamte Wirtschaftsleben rechnen muß. Er, der Großkonsument, vermag es, seinen großen, in nicht zu ferner Zeit vielleicht entscheidenden Einfluß in bezug aus die Regelung der Arbeitszeit und der gesamten Arbeitsbedingungen, der Lohnhöhe wie aller idealen Forderungen der Arbeiterschaft in einer ganze» Reihe von Arbeitszweigen in die Wagschale zu werfen. An den Frauen ist es, diesem Entwicklungsgang mit ihreni Verständnis voraufzueilen und ihn nach Kräften zu fördern und zu beschleunigen, damit um so früher der Tag komme, an dem von dem jungen Verband das gilt, was Genosse Katzenstein als seine Aufgabe hinstellt, wenn er sagt (Nummer 9 desGenossenschaftspionier"):Er ist berufen, eine soziale und geistige Macht zu werden, die, aus starken wirtschaftlichen Wurzeln emporgewachsen, zum unwiderstehlichen Kampfe gegen das gemein­schädlich gewordene Überlebte und zur treuen Arbeit für eine reinere und gesündere Gestaltung des wirtschaftliche» Lebens der Volksmassen ruft.... Auf der Grundlage des gleichen Rechtes für alle ruhend, nur dienend dem gemeinsamen Wohle aller, soll er ein Vorbild werden jener höheren und reineren Ordnung des Gemein­wesens, auf die alle echt genossenschaftliche Entwicklung hinarbeilet." Henrielte Fürth, In eigener Sache. Die kritischen Bemerkungen, mit welchen dieGleichheit" in Nr. lt) (sieheFrauenbewegung") das Eintreten desVereins für Frauen­stimmrecht" in den Wahlkampf glossierte, haben derFrauen­bewegung", beziehungsweise Frau Minna Cauer offenbar heftig die Galle erregt. Für diese Annahme spricht wenigstens ei» Absatz des LeitartikelsDas alle Lied" in Nummer 10 der genannten Zeit­schrist. Frau Cauer verzichtet daselbst darauf, meine grundsätzliche ! Wertung der frauenrechtlerischen Aktion gestützt aus Gründe zu bekämpfen und ihre abgrundtiefe Jrrtümlichkeit und Verworfenheit nachzuweisen. Ja mehr noch: sie teilt den Leserinnen derFrauen­bewegung" nicht einmal den sachlichen Kern der j-jch Ausführungen mit und regaliert sie nur mit einigen Worte» und halben Sätzen. Dafür entsendet sie von den wolkigen Höhen wohlfeilster sittlicher Entrüstung diese Donnerkeile auf mich herab: Daß dieGleichheit", beziehungsweise Frau Klara Zetkin auch ihr altes Lied anstimmt voninnerer Schwäche" und dem Sammel- anständigen Lohn bezogen? Einen höheren, als Ihnen zukam, weil!Wie oft haben Sie gestohlen? wie viel? wo verkaufen Sie ich mit Ihnen Nachsicht hatte; schließlich sind Sie als Diebin das?" gefangen!"Nein nein-!" Er ging außer sich vor Zorn und Entrüstung hin und her.Das ist Ihr Glück, bei Gott ! Und ich will Ihnen glauben, Das Kind, auf dessen Schulter sich die Alte stützte, folgte ihm daß es das einzigemal ist-- verfluchte Bagage, diebische! mit großgeöffneten, blauen Augen, die Zuhörer wagten kein Wort Packen Sie sich und kommen Sie mir nicht mehr vor das zu sprechen. Auge..... sonst!--" Endlich kamen dem Weibe die Tränen. Gleichzeitig preßten Als er draußen war, unterschoben sie ihr einen Stuhl, auf sich ihr die zahnlosen Kinnbacken wie im Krämpfe zusammen. Sie welchen sie sich hinfällig setzte. faltete die Hände, krümmte die Finger aneinander und begann am-- Herr Schneider" ganzen Körper zu beben. Der junge Mann näherte sich ihr mitleidig und faßte sie am So haben Sie sich in Ihrem Alter um Zuflucht und Arbeit Unterarm. gebracht. Eine Diebin sind Sie geworden." Die Not" Sie brachte noch immer kein Wort hervor. Es schien, alsIch weiß, ich weiß, kann mir es schon denken. Bei uns wollte sie sich nähern, und als ob ihr die Beine den Dienst ver- können Sie nicht bleiben. Schwabin, ich werde Sie aber in der sagten. Er hielt in seinem ruhelosen Marsche inne und sagte Seidenfabrik unterbringen. Fürchten Sie nichts, Sie wissen ja, resigniert:Holen Sie Gendarmerie!" ich bin der Neffe vom Alten..." Die Alte brach bei diesem Worte fast zusammen. Ihre Hände Junger, gnädiger Herr, nicht wegen meiner lösten sich und flackerten in der Luft dem Herrn zu, wankend ich Hab' ein Enikerl" machte sie einige Schritte, wie um seine Füße zu umklammern,! mühsam öffnete sich ihr Mund, und als ob die Tränen, statt nach Bankerl hatte gut kalkuliert. Bereits die nächste Lohnzahlung außen abzurinnen, sich im Schlund vereinigt hätten, stammelte sie brachte ihm fünf Kreuzer Zulage für den Arbeitstag. unverständliche Laute. Sie näßte sich wie ein Kind. Niemand tat einen Schritt, den Befehl auszuführen.