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und die sozialistische Idee unter ihnen zu verbreiten. Die sozialistischen Frauen fordern Frauenrechte nur, wenn sie der gesamten Arbeiterklasse zum Nutzen ge= reichen." Mit der Annahme dieser Resolution hat sich der Ver­band in reinlicher Scheidung von der bürgerlichen Frauenrechtelei losgesagt. Der Kongreß schloß seine Arbeiten mit der Neuwahl des leitenden Verbandsausschusses. Die Genossinnen Tillmanns und Tordeur werden als Sekretärinnen, Genossin Mali als Kassiererin ernannt. Der Kongreß hat einen wichtigen, prinzipiellen und tak­tischen Schritt nach vorwärts getan und viel Anregungen für die praktische Arbeit gebracht, die hoffentlich viele und gesunde Erfolge zeitigen werden.

Aus der Bewegung.

F. K.

nisse einzugehen mit Vereinigungen, die bürgerliche Parteien, bürger-| 3usammenschlusses ist, die Proletarierinnen aufzuklären. liche Klassen vertreten. Die bürgerlichen Frauen erklären zwar, sie wollen nicht eine ausschließlich bürgerliche Partei sein, sie verweisen darauf, daß viele Punkte ihres Programms sich mit denen des sozialistischen decken. Allein sie können nicht auf ihre bürgerliche, im behaglichen Salon genährte soziale Auffassung verzichten. Ihr Programm ist das der holländischen Damenrechtlerinnen, welches besagt, daß diese sich mit Liberalen und Katholiken vereinigen würden, um in Holland das Frauenstimmrecht einzuführen, wäre es auch auf der Grundlage des heutigen( holländischen) Wahlgesetzes. Da jeder­mann weiß, daß von den 600 000 Wählern in Holland nur 150000 Arbeiter sind, so würde die Einführung des Frauenstimmrechtes lediglich die Privilegien der bestehenden Klassen vermehren. Die bürgerlichen Frauen wollen für das Linsengericht einer Reform die konservative Majorität stärken. Die Folgen davon kümmern sie wenig, aber die Proletarierinnen desto mehr. Wenn in Frankreich und Belgien auf gesetzlichem Wege Reformen zu gunsten des weiblichen Geschlechtes errungen wurden, so geschah dies dank der sozialistischen Abgeordneten. Denn in der Tat haben in diesen Ländern, wie übrigens überall, die sozialistischen Vertreter Forderungen der bürgerlichen Frauenbewegung verteidigt und durchgesetzt. Genosse Beerblock, Redakteur der ,, Stem der Vrouw" vertrat den entgegengesetzten Standpunkt. pries eine allgemeine Bundesgenossenschaft aller Frauen behuss Er­ringung des Frauenwahlrechtes, das seiner Meinung nach in den Vordergrund der Diskussion und Agitation gestellt werden müßte. Genossin Zeka suchte aus Bebels Schriften( sehr mit Unrecht, Bebel hat nirgends ein Kuddelmuddel bürgerlicher und proletarischer Frauen befürwortet) und Artikeln der Pariser Frauenzeitung La Fronde zu beweisen, daß das Zusammengehen der Frauen aller Klassen notwendig sei. Demgegenüber verlangte Genossin Tillmanns, daß die proletarischen Frauen vor allem Sozialistinnen bleiben und dem Sozialismus vertrauen müssen. Die sozialistische Bewegung hat dem Proletariat in einer kurzen Spanne Zeit mehr gebracht, als alle bürgerlichen Parteien zusammen. Diejenigen, die den Sozialismus, wenn auch nur wenig verleugnen oder verhüllen wollen, weil sie meinen, daß sie dadurch besser und schneller zum Ziele gelangen, mögen nicht vergessen, daß nur die sozialistische Gesellschaftsordnung allein die volle Befreiung herbeiführen kann.

Er

Die interessante Debatte, an der sich noch mehrere Rednerinnen be­teiligten, schloß mit Annahme folgender Resolution: Die sozia­listischen Frauen Belgiens schließen sich der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung nicht an. Das einzige Ziel ihres

und eine seltsame Weise tönt dem Gefangenen im Busen nach. so flüstert es leise in ihm. Ein Engel ging durchs Zimmer Und lächelnd schläft er ein. Und lächelnd steht er auf,

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als am Morgen sein eintönig Tagwerk ihn ruft. Denn das war's, was das Klingen im sagte: Nicht du allein frei!-

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alle, alle werden

Das Klingen aber war weiter geeilt. Es umkreiste noch das Es umkreiste noch das finstere Haus, rüttelte an den Eisenstäben und sang hinein in alle Zellen, die frohe Botschaft vom Lichte... Und zog davon....

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In kleiner Dachkammer hockte an klappernder Nähmaschine ein blasses Kind und sieht mit übermüdeten Augen auf das blendend­weiße Zeug, das behend unter der hüpfenden Nadel hindurch­gleitet. Und sieht auf die schneeweiße magere Hand Treten... nur treten... treten ohn' Unterlaß.... Im Bette dort schläft, was eine zerronnene Liebe hinterließ: ein kleiner, friedlicher Knabe.

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Und das Mädchen näht und näht denn es gilt den Kampf mit dem Hunger und seiner Gefolgin, der Sünde.

Und trübe nur flackert das Licht der Lampe....

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Da ist's der Arbeitenden auf der Stirn wie ein Kuß. Die Maschine steht still.... Leise leise singt es und tönt es im Kämmerchen. Die Lampe leuchtet hoch auf und weht.... Eine Helle wird, wie von einem Tannenbaum am heiligen Abend.... Saß da nicht am Bette bei dem Knaben die tote Mutter und nickte und lächelte: halt aus, Lenchen, halt aus-?

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Längst ist das Klingen davongeflogen. Doch es rührte noch bis an die Saiten in Lenchens Seele, so daß sie innig widerhallten: Ja mein Knabe wird wachsen und ein Mann sein, und seine Mutter ebenso lieben, wie ich jetzt die meine!

Und rascher gleitet das Linnen, von zwei hellen Augen bewacht.

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Der sozialdemokratische Wahlverein der Frauen und Mädchen Berlins und Umgegend hielt in der Zeit vor dem 16. Juni noch mehrere öffentliche Versammlungen ab, welche sehr erfolgreich dem Zwecke dienten, die Frauen politisch aufzuklären, sie als Mitarbeiterinnen und Mitkämpferinnen der sozialdemokratischen Wahlkampagne zuzuführen und die Forderung vollen Bürgerrechtes für das weibliche Geschlecht zu erheben. An Stelle der leider er­frankten Genossin Ihrer hielt Genossin Tietz im Alten Schützen­haus" einen Vortrag über das Frauenstimmrecht", der mit leb haftem Beifall aufgenommen wurde. In Alt- Moabit im großem Saale der Kronenbrauerei sprach Genossin Zetkin vor einer sehr zahlreich besuchten Versammlung über" Frauen befreiung und Sozialismus". Ihre Ausführungen fanden begeisterte Zustimmung. Eine zahlreich besuchte Versammlung, welche in Hermanns Festsälen stattfand, hörte einen interessanten Vortrag von Genossin Hofmann über Die Entwicklung der Frau zur Sozialdemokratie", dem reicher Beifall zu teil wurde. In Ober- Schöneweide sprach die nämliche Genossin über Die Frauen und die Reichstags­wahlen". Genosse Heimann hielt in Wernaus Lokal ein tatsachen: reiches, sehr beifällig aufgenommenes Referat über Die Frauen und die Reichstagswahlen". In der letzten öffentlichen Ver­sammlung des Wahlvereins, die in der Königsbank" tagte und sehr start besucht war, sprach Genossin 3epler in fesselnder Weise über das Thema Warum müssen die Frauen das Stimmrecht erringen". Sie erntete für ihre Ausführungen großen Beifall. Genossin Wengels erinnerte daran, daß der Verein am 16. Juni

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Der Ton aber ist schon weit, weit fort.... Doch nicht allen singt er Hoffnung ins Herz! Auf seidenen Kissen wälzt sich schlafsuchend ein Mann. Endlich tut ein Halbschlummer ihn umfangen.

Da summt es ihm unheimlich in die Ohren, und ein zürnender Ton umfreist zischend sein Haupt.... Dann fliegt es zum Fenster hinaus und verklingt. Ein dumpfer leiser Widerhall tönt nach....

Dem Manne ists zu Mute, als sei er plöglich der Ärmsten einer. Allmählich weicht die schlotternde Angst; aber immer noch bleibt eine dunkle Ahnung von einem Furchtbaren, das noch fern ist, aber sicher, sicher kommen wird. Ein Schüttelfrost packt ihn: Nach mir die Sintflut!

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Auf weitem Felde liegen schlafend aber kampfbereit zwei feind­liche Heere. Die barmherzige Nacht machte dem Schlachten für heute ein Ende und deckte schwarze Schleier über all das Blut und den Jammer.

Da singt der Ton daher... sanft in die Ohren der Blutenden am Boden; und sie sehen wie ihre ferne Mutter sich weinend zu ihnen herabbeugt und die Wunden kühlt.

Und auf dem ganzen Felde steigt vom Boden auf das stöhnende Jammerwort: O Mutter, liebe Mutter...!

Auch in das Zelt des Feldherrn dringt das Klingen. Der wälzt sich auf seinem Lager und weint im Traume:" Und er sagte doch, wir sollten uns lieben!"

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Ein junger Vater liegt auf seinem Sterbebett. Vom hohen Gerüst stürzte der Maurer herab und auf den harten Steinen zerschmetterte sein Körper. Nur wenige lichte Augenblicke vergönnt ihm noch der Tod. Schmerzverzerrt blickt er zu seinem jammernden Weibe auf, das ihm das weinende Büblein entgegenhält.

Da schwebt das Klingen herein. Wie ein leiser, schöner Geigen­