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,, De Isel es doch artig wern, hei hört doch nits don, hei es niu 40 Johr olt, es noch nit bestroft worn, un van Dage es im Kassen tummen. Hei es ob en Hombrant 9 Eiserlohn( soll heißen Iserlohn  ) geboren und härt eine gude Vergangenheit ächter sit."

Die Geschichte ist köstlich, nicht wahr? Schade, liebe Meta, daß die liebe Polizei nicht mit der in Iserlohn   betätigten Fürsorglich­feit alle zweibeinigen politischen Esel konfisziert. Täte sie es, es wäre ein gut Teil besser um das Deutsche Reich und um die Lage der werktätigen Massen in demselben bestellt. Von den ergötzlichen Zwischenfällen, welche die Isolierzellen auch am Niederrhein   verur­sacht haben, will ich schweigen. Du hast zu dem Kapitel sicherlich genug aus allen Gegenden in den Zeitungen gelesen. Dafür noch etwas Ernstes und sehr Erfreuliches. In Iserlohn   haben sich die Frauen zum erstenmal an der Wahlarbeit beteiligt. Zehn Ge­nossinnen trugen am Tage vor der Stichwahl und am 25. Juni Flug­blätter aus, sie halfen bei der Verteilung von Stimmzetteln vor den Wahllokalen und holten nachmittags säumige Wähler zur Urne. Sie haben nicht umsonst gearbeitet, alle jene, welche sich mit ganzer Seele dem Werke hingegeben, Aufklärung unter den proletarischen Frauen zu verbreiten und sie für die Lehren des befreienden Sozialismus zu gewinnen. Das hat der diesjährige Wahlkampf überall gezeigt. Ich weiß, liebe Meta, daß auch Du herzliche Befriedigung empfindest, daß unsere proletarische Frauenbewegung gute Fortschritte gemacht hat, und daß die Proletarierinnen im Wahlkampf ihren Mann" gestellt haben. Doch für diesmal dürfte ich wohl genug geplaudert haben. Ich schließe mit dem Ausdruck meiner großen Freude, daß Ihr hellen Sachsen  " so hell gewesen seid, in 22 Wahlkreisen die rote Siegesfahne zu hissen. Diese Quittung hat sich die Reaktion im Lande Bliemchens sicherlich nicht träumen lassen!-

In treuer Freundschaft

Deine

Aus der Bewegung.

W. K.

Ein sozialdemokratischer Frauenwahlverein für Altona  wurde von den dortigen Genossinnen, wie das preußische Vereins­gefeß es zuläßt, für die Wahlperiode ins Leben gerufen. Die Grün­dung erfolgte am 27. April in einer recht gut besuchten öffentlichen Frauenversammlung, in welcher Genosse Bürger einen mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag über Die Frauen und die Politik" hielt. Nachdem die Organisation sich konstituiert hatte, traten ihr sofort 46 Frauen als Mitglieder bei. Die erste Mitglieder­versammlung regelte interne Angelegenheiten, in der zweiten referierte Genossin Fahrenwald in äußerst interessanter Weise über das Thema: Warum wir das Wahlrecht für die Frauen erringen müssen, und welcher Partei wir uns anschließen wollen". Sie führte die überzeugenden Gründe an, welche für das Frauen­stimmrecht sprechen, gab einen kritischen Überblick über alle Parteien

brachte ihn. Er sah nach der Kleinen und sagte, sie würde nicht sterben. Für mich war das eine unaussprechliche Freude, aber meine Frau wurde so wütend darüber, als hätte er ihr eine per­sönliche Beleidigung zugefügt. Dann sagte er, der Husten wäre durch irgend einen kleinen Reiz in der Kehle verursacht. Hierauf, glaube ich, war meine Frau nahe daran, ihm die Thür zu weisen. Dann sagte der Doktor, er wolle das Kind zu stärkerem Aufhusten bringen und dadurch die Ursache entfernen. So gab er Klärchen etwas, was ihr einen tüchtigen Hustenanfall verursachte, und sogleich kamen ein paar Holzsplitter heraus. Das Kind hat keine Diphtheritis", meinte er, es hat nur ein bißchen Fichtenholz oder dergleichen getaut und ein paar Splitter in die Kehle bekommen, sie werden ihm nichts schaden."

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,, Nein, das glaube ich gern", erwiderte ich. Im Gegenteil, das Terpentin, das darin ist, ist sehr gut gegen gewisse Kinder­frankheiten. Meine Frau fann Ihnen das sagen."

Sie tat es aber nicht, sondern wendete sich voll Entrüstung ab und verließ das Zimmer; und seit der Zeit gibt es eine Be­gebenheit in unserm Leben, auf die wir nie anspielen. Seitdem leben wir in ungetrübter Heiterkeit.

( Da wenige Ehemänner solche Erfahrungen wie Mc. Williams haben, so glaubte der Verfasser, die Leser würden sich vielleicht der Neuheit wegen ein wenig für dieselben interessieren).

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des alten Reichstags und zeigte an der Hand der Tatsachen, daß die Proletarierinnen sich nur einer Partei anschließen könnten: der Sozial­demokratie. Die Vortragende erntete reichen Beifall. Genossin Bau­mann forderte die Mitglieder in warmen Worten auf, sich dem Zentral­wahlkomitee am 16. Juni zur Verfügung zu stellen und sich fleißig an den Sammlungen für den Wahlfonds zu beteiligen. Im Sinne dieser Aufforderung ist der Verein während seiner kurzen Existenz eifrig bestrebt gewesen, die proletarischen Frauen zum politischen Ver­ständnis zu erwecken und zur regen Anteilnahme an der Wahl­fampagne zu rufen. Seine Bemühungen sind nicht vergeblich gewesen. Auch in Altona   haben sich die Genossinnen tatkräftig in den Dienst der sozialdemokratischen Partei gestellt. Bei seiner Auflösung, welche der Vorschrift des Gesetzes entsprechend am Wahltage erfolgte, ge­hörten dem Verein 104 Mitglieder an. Daß die Zahl derselben sich in den wenigen Wochen mehr als verdoppelt hat, ist ein nicht zu drehendes und zu deutelndes Anzeichen mehr dafür, daß die prole­tarischen Frauen sich nicht mit einem vereinsgesetzlichen Eintagsrecht begnügen können und wollen, sondern ihre volle politische Gleich­berechtigung fordern und auch erkämpfen werden. Ch. v. H.

Der sozialdemokratische Frauenwahlverein für den Kreis Teltow- Beeskow- Storkow- Charlottenburg hat es während seiner kurzen Existenz vom 20. April bis 15. Mai auf 450 Mitglieder ge= bracht, welche für die Wahl des sozialdemokratischen Kandidaten Zubeil wacker gearbeitet haben. Es gehörten ihm Frauen an aus: Rigdorf, Schöneberg  , Charlottenburg  , Tempelhof  , Marien­ dorf  , Wilmersdorf  , Stegliz  , Friedenau  , Baumschulen weg, Johannisthal  , Nieder- Schönweide, Köpenick  , Adlershof  , Briz und Zossen  . Die gesunde, kräftige Entwicklung des Wahl­vereins ist nicht dadurch beeinträchtigt worden, daß er von Amts­vorsteher, Landrat und Regierungspräsident in holder Geistesverwandt­schaft für eine unzulässige" Organisation erklärt worden ist. Wir werden auf die sonderbare behördliche Auffassung in nächster Nummer zurückkommen.

Von der Agitation. Zwei gutbesuchte Frauenversammlungen mit der Tagesordnung: Bürgerliche und proletarische Frauen­bewegung" fanden am 8. und 9. Juli im ersten und zweiten Ham­burger Wahlkreis statt. Genossin Ziez referierte in beiden Ver­sammlungen. Sie legte zunächst die geschichtliche Bedingtheit der Frauenbewegung im allgemeinen dar, um dann die Frauenbewegung in ihrer Verschiedenheit innerhalb der einzelnen Klassen der Bevölke rung zu beleuchten. Sodann verwies sie auf den Umstand, daß seither die bürgerlichen Damen auf unsere Behauptung, falls man politische Rechte erobern wolle, müsse man sich der politischen Partei anschließen, die für diese Forderung im Parlament eintritt, stets geantwortet hätten, sie mischten sich nicht in das" Parteigezänk". Die Frauen­bewegung müsse über den Parteien stehen. Bei der diesjährigen Reichstagswahl änderten die Damen jedoch ihren Standpunkt. Sie haben sich in das Parteigezänt" gemischt. Aber siehe da, sie stellten sich nicht hinter die Partei, die seither unentwegt für die Verwirk­lichung vollen Frauenrechtes in der Öffentlichkeit Propaganda gemacht und im Parlament unzähligemal dafür gekämpft hat: die Sozial­demokratie. Sie schlugen sich vielmehr auf Seiten des Freisinns, oder richtiger, sie flehten dort um Aufnahme. Von ihrem Klassen­standpunkt aus mag man das verstehen. Jedenfalls aber haben sie damit gezeigt, daß ihnen an der Aufrechterhaltung der kapita­ listischen   Wirtschaftsordnung mehr liegt, denn an der Durchsetzung ihrer Forderungen, der Eroberung der Gleichberechtigung der Frau. Rednerin wies an der Hand zahlreicher Beispiele nach, wie just der Freisinn die speziell im Interesse der Frau erhobenen Forderungen sehr oft mit Füßen getreten hat. Dadurch nun, daß in den Kreisen, in denen Freisinn und Sozialdemokratie um das Reichstagsmandat rangen, die Damen für den ersteren ein­traten, hat sich ihre Stellungnahme als ein Kampf gegen die Sozial­demokratie, gegen die einzige konsequente Vorkämpferin für die volle Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts charakterisiert. Besonders lächerlich gestaltete sich die Sache in Hamburg  , wo die Frauenrechtle­rinnen den Sampf gegen den Umsturz" in Kreisen aufnahmen, die der Sozialdemokratie bombensicher sind. Übrigens hat sich auch schon bei vielen anderen Gelegenheiten der bürgerliche Klassencharakter, Klassenegoismus der Damen unverhüllt gezeigt. So zum Beispiel vor allem in ihrer Stellung zum Frauenstimmrecht. Der Verein " Frauenwohl" zu Berlin  , der eine Organisation der radikalen Frauenrechtlerinnen ist, hat vor etlichen Jahren in seiner Petition an den preußischen Landtag das Gemeindewahlrecht nicht für alle Frauen verlangt, sondern nur für diejenigen, die zu den Gemeinde­lasten beitragen, das heißt er wollte gerade die Schutz- und Rechts­bedürftigsten rechtlos lassen. Während der Wahlbewegung hat Frl. Dr. Schirmacher in München   in einer Versammlung die Forderung des gleichen und direkten doch keineswegs des allgemeinen