einnahmte 541,45 Mark und verausgabte 488,45 Mark; Genossin Wengels vereinnahmte 704,82 Mart und verausgabte 701,14 Mark. Beide Vertrauenspersonen veranstalteten eine Reihe öffentlicher Agi­tationsversammlungen und widmeten während der Wahlzeit ihre Haupttätigkeit dem sozialdemokratischen Frauenwahlverein. Er zählte 988 Mitglieder, Einnahme und Ausgabe betrug je 588,78 Mark; 300 Mark wurden dem Parteivorstand, zirka 50 Mark den Ver­trauenspersonen überwiesen. Die Revisorinnen erklärten, daß Nach weise, Kasse usw. in bester Ordnung seien, und beantragten Decharge, die erteilt ward. Als Vertrauenspersonen wurden die Ge­nossinnen Bauschke, Wulff, Wengels und Lutz gewählt. Über die Brandenburger Provinzialfonferenz referierte Genossin Baar . In ihrem übersichtlichen Überblick über die Arbeiten und Beschlüsse der Tagung hob sie die behördliche Verweisung der weib­lichen Delegierten ins Segment" scharf hervor. Aus der praktizierten Rechtlosmachung der Frauen, so schloß sie unter Beifall, werde der Kampf für das gleiche Recht aller Menschen neue Nahrung ziehen. Die Genossinnen Baader und Ihrer berichteten über den Dres dener Parteitag. Genossin Baader behandelte insbesondere die Debatten und Beschlüsse in der Frage der Mitarbeit von Genossen an der bürgerlichen Presse und zur Frage der Taktik. Sie würdigte flar und eindringend die große sachliche Bedeutung derselben, die über manchem unerquicklichen persönlichen Moment nicht vergessen werden dürfe. Sie faßte ihr Urteil dahin zusammen, daß der Parteitag gewirkt habe wie ein reinigendes Gewitter. Es sei eine nicht hoch genug anzuschlagende praktische Arbeit, daß er Klarheit darüber ge­schaffen, daß die Partei an ihrer bewährten Taktik des Klassen tampfes festhält. Ihre Ausführungen wurden mit Äußerungen der Zustimmung und am Schlusse mit Beifall aufgenommen. Genossin Ihrer berichtete über die Verhandlungen und Beschlüsse des Partei­tags, die Anträge der Genossinnen zum Arbeiterinnenschutz und zum Frauenstimmrecht betreffend. Sie gab des weiteren einen Überblick über die Beratungen der Konferenz, welche sich mit den preußischen Landtagswahlen beschäftigte. Ihre beifällig aufgenommenen Aus­führungen flangen in der Aufforderung aus, die Frauen möchten in dem bevorstehenden Wahlkampf zum preußischen Landtag ihre volle Schuldigkeit tun. In der Diskussion betonte die Genossin Heyde mann, daß die Beschlüsse des Parteitags zur Taktik und zur Preß­frage durchaus gerechtfertigt und begrüßenswert seien. Der Klassen­tampfcharakter der Partei dürfe nicht verwischt werden. Ähnlich äußerte sich Frau Gubela. Die Genossinnen Wengels und Luz verurteilten scharf die Art der Reklame, durch welche Inserenten für die Zeitschrift ,, Die neue Gesellschaft" gewonnen werden sollten, die

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Mein Gott ", rief sie, was ist das für ein Hund?"

Die Freundin, an welche sich die Herrin gewendet hatte, blickte sich ratlos um, mit jener peinlichen Unruhe, welche gewöhnlich eine untergeordnete Person befällt, bevor sie weiß, wie sie einen Ausruf der Höherstehenden auffassen soll.

" Ich weiß nicht", stammelte ste, ich glaube, er gehört dem Stummen."

Mein Gott ", rief die Herrin wieder, das ist ja ein nied liches Hündchen! Man soll es hereinführen. Hat er es schon lange? Wie kommt es, daß ich es noch nicht gesehen habe? Lassen Sie es hereinführen."

Sogleich stürzte die Gesellschafterin in das Vorzimmer hinaus. Stepan!" rief fie, führen Sie sogleich Mumu herein. Sie ist im Vorgärtchen."

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Genosse Dr. Heinrich Braun herauszugeben beabsichtige. Buchhändler Eichenberg, der sich als Angestellter Heinrich Brauns vorstellte, suchte diese Reklame zu rechtfertigen. Ihm trat Genosse Stadt­ hagen entgegen, welcher das vorliegende Zirkular der schärfsten. Kritik unterzog und mit seinen Ausführungen die lebhafteste Zustim­mung der Versammelten fand. Genosse Daja meinte, der Parteitag wie die Versammlung der Genossinnen habe Feindseligkeit gegen die Akademiker und gegen einzelne Persönlichkeiten bekundet. Seine Auf­fassung wies Genossin Zetkin als irrig nach. Einstimmig nahm die sehr gut besuchte Versammlung darauf folgende Resolution an: Die Versammelten erklären sich mit den Beschlüssen des Parteitags ein­verstanden. Sie bedauern es im Parteiinteresse, daß es erst einer zweieinhalbtägigen Debatte bedurfte, um den Beschwerdeführern Braun, Göhre, Heine, Borchardt, Berthold und Genossen klarzumachen, daß die Mitarbeiterschaft an bürgerlichen Blättern, welche gehässige oder hämische Angriffe gegen die Partei enthalten, eines Genossen unwürdig ist. Nachdem der Parteitag mit ungeheurer Mehrheit die Ansicht des Parteivorstandes gebilligt hat, hoffen die Versammelten, daß die Partei­genossen den Parteitagsbeschluß in allen Orten zur Durchführung bringen und gegen die Zuwiderhandelnden im Sinne des Beschlusses vorgehen. Die Versammlung verurteilt, daß auf dem Parteitag, ohne vorherige Verständigung der Organisationen, alte Vorkommnisse gegen den Genossen Mehring vorgebracht worden sind, und das nicht, um der Partei zu dienen, sondern um sich zu rächen, weil Genosse Mehring die die Partei schädigende Mitarbeit von Genossen an der Zukunft" fritisiert hat. Die Versammlung hofft, daß die zuständigen Instanzen diesen Versuch, die freie Meinungsäußerung durch persönliche Verdäch­tigungen zu beeinträchtigen, zurückweisen und ferner untersuchen, ob diesem Vorgehen auch geschäftliche Motive zugrunde liegen. Es hoffen die Ver­sammelten, daß die Beschlüsse des Parteitags dazu führen, daß die sogenann­ten Revisionisten ihr Verhalten diesen Beschlüssen entsprechend einrichten." Die Gründung eines sozialdemokratischen Frauen- Wahl­vereins für Berlin und Umgegend zur Betreibung der preußi­schen Landtagswahlen ist von den Genossinnen in der Versamm­lung vollzogen worden, über die wir oben berichteten. Als Statut wurden die Satzungen des Wahlvereins angenommen, der gelegentlich der Reichstagswahlen ins Leben gerufen ward. Natürlich wurde in dem Statut das Wort Reichstagswahlen durch Landtagswahlen er­setzt. Als Vorstand wurden die neugewählten Vertrauenspersonen der Genossinnen eingesetzt. Nun gilt es seitens der klassenbewußten Proletarierinnen von Berlin und Umgegend alle Kräfte anzuspannen, damit die neue Organisation eine ebenso rege und ersprießliche Tätig­feit zu entfalten vermag, wie der Frauenwahlverein zu den Reichs­tagswahlen. Für die Rechte und Interessen aller Hand- und Kopf­arbeiter, für die Rechte und Interessen des weiblichen Geschlechtes, gegen das Dreitlassenwahlunrecht, ist seine Losung.

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Bericht der Vertrauensperson der Genossinnen von Ober­ ursel i. T. und Umgegend. Die Bemühungen, die proletarischen Frauen aufzuklären und zum Verständnis ihrer Pflichten im politischen und gewerkschaftlichen Kampfe der Arbeiterklasse zu erziehen, haben in unserer Taunusgegend große Schwierigkeiten zu überwinden. Das spießbürgerliche Vorurteil, daß öffentliche Angelegenheiten, daß die gemeinsamen Interessen der Berufsgenossen den Frauen nichts an­gingen, wurzelt noch recht fest in den Köpfen von Männern und Frauen. Langsam nur wird ihm durch die Macht der Verhältnisse die Nahrung, der Boden entzogen. Langsam, aber sicher, denn auch bei uns werden immer mehr Mädchen und Frauen gezwungen, außer­halb der Familie durch Lohnarbeit ihr Brot suchen zu müssen, und dieses Brot ist meist schmal und trocken. Dieser Lage der Dinge gemäß steckt bei uns die proletarische Frauenbewegung noch in den

,, Ach, Mumu heißt sie?" sagte die Herrin. Ein sehr schöner Anfängen, aber sie wird sich bei treuer Arbeit nach und nach gesund Name!"

Ja, sehr!" erwiderte die Gesebschafterin. Schnell, Stepan!" Stepan, der Diener, stürzte hinaus in den Vorgarten und wollte Mumu ergreifen. Aber diese entschlüpfte ihm gewandt und eilte mit erhobenem Schweif zu Gerassim, welcher in der Küche Iam Wasserfaß hämmerte und es in den Händen drehte wie eine Kindertrommel. Stepan folgte ihr nach und wollte sie vor den Füßen ihres Herrn fangen. Aber das gewandte Hündchen sprang und drehte sich und ließ sich nicht erwischen. Gerassim sah mit spöttischem Lachen zu. Endlich erhob sich Stepan ärgerlich und machte dem Taubstummen durch Zeichen begreiflich, die Herrin habe befohlen, ihr das Hündchen zu bringen. Gerassim wunderte sich, dann aber rief er Mumu, hob sie vom Boden auf, und gab sie Stepan. ( Fortsetzung folgt.)

entwickeln. Hervorgehoben muß werden, daß die Aufklärungsarbeit unter den Frauen des werftätigen Volkes offenbar von den Behörden nicht mit freundlichem Auge betrachtet wird. Diesen mußte erst bei­gebracht werden, daß sogar das preußische Vereinsunrecht dem weib­lichen Geschlecht die Teilnahme an öffentlichen politischen Versamm­lungen gestattet. Eine solche Versammlung wurde wegen Anwesenheit von Frauen polizeilich aufgelöst. Die eingelegte Beschwerde dagegen hat allem Anschein nach ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Frauen können seither ungehindert öffentliche Versammlungen besuchen. Zum Zwecke der politischen und allgemeinen sozialen Aufklärung der Proletarierinnen fanden im letzten Jahre Versammlungen statt: in Oberursel vier, in Oberhöchstadt zwei und in Stierstadt eine. Die Genossinnen Zieg, Tröger und Kähler und die Genossen Jßbrücker und Streb hielten die Vorträge, die mit großem Inter­esse und Beifall aufgenommen wurden. Erfreulicherweise wohnten die Frauen in guter Zahl den Versammlungen bei und folgten mit lebhafter Aufmerksamkeit den Ausführungen der Rednerinnen und Redner. Selbst das Wort zu ergreifen hat jedoch noch keine der