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Hendel und anderen) schon zurecht finden; die meisten Buchhändler halten einen ausgewählten Vorrat auf Lager, und besorgen tut jeder. Man berücksichtige beim Auswählen die nachstehenden Schrift­stellernamen: Bürger( Münchhausen!), Hauff( Märchen!), Otto Ludwig , Keller, Chamisso, Stifter, Meyr, Telmann , Riehl, Spielhagen, Hansjakob, Stern, Krezer, Blüthgen, Heiberg, Liliencron , Heyse, Viebig, Hans Land , François, Frapan, Kleist( Michael Kohlhaas !). Die Liste macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Gott sei Dank gibt es noch viel mehr Gutes. Aber sie wurde vor allem unter Berücksichtigung der billigen Ausgaben aufgestellt, ohne selbst diese zu erschöpfen. Doch der Leser braucht ja auch nicht bis in alle Ewigkeit einen Leiter; er wird erstaunt sein, wie bald er selber das Bewerten gelernt hat. Und am Ende ist es dann kein Fehler mehr, wenn er einmal Schlechtes zu packen kriegt: auch das kritische Lesen gehört schließlich dazu.

Schriftsteller fremder Zunge sind mit Absicht nicht genannt: erst soll man unsere deutschen Dichter kennen lernen und dann erst zu den anderen gehen. Das ist kein Afterpatriotismus, sondern eine ge­sunde Reaktion auf die glücklicherweise im Abnehmen begriffene Sucht, die ausländischen Autoren auf Kosten der einheimischen förmlich zu fultivieren. Kommt man zu den Ausländern, so nehme man des spanischen Cervantes, Don Quixote "( Reclam 821 bis 830; auch bei Hendel usw.); von den Franzosen Daudet , Zola( nicht zu viel), Maupassant ( Novellen); von den Engländern Swift, Scott, Dickens ; von den Amerikanern Bret Harte ; von den nordischen den Dänen Andersen, den Norweger Björnson; von den Russen namentlich Turgenjew , Dostojewski und Gorki, den ehemaligen. Landstreicher. Viele Leute aus dem Volke haben eine Vorliebe für gewisse Kindergeschichten"; sie sollen sich nicht genieren und ruhig wieder Coopers" Lederstrumpf " und Defoes Robinson" vor­nehmen: wer seine Lektüre wie ein Kind genießen kann, genießt am besten! Nur soll man sich hüten, sein Geld für die berüchtigten ,, Be­arbeitungen für die Jugend" hinzuwerfen, sondern halte sich auch hier zum Beispiel an Reclam ". Daß kein Leser, auch der Er­wachsene nicht, die Märchen vergessen darf, ist selbstverständlich; die Grimmschen Volksmärchen sind in verschiedenen Ausgaben erschienen; Hauff und Andersen sind schon genannt worden.

Summen für Unterhaltungslektüre aus! Ich weiß, daß Buchhändler, die einzig und allein in Partei- und Gewerkschaftskreisen ihre Kundschaft haben, erst dann bestehen konnten, als sie auch die ordi­närste Schundware feilhielten, aus der sie dann drei Vierteile ihres Einkommens zogen. Ich selber habe es mitangesehen, wie arme Jutearbeiterinnen und schlecht entlohnte Fabrikarbeiter eine Mark und mehr auf einmal für die berüchtigten grünen und blauen Hefte ausgaben. So lose saß ihnen das sauer verdiente Geld; wehe aber, wenn der Verband den Monatsbeitrag um fünf Reichspfennige erhöhen will!!- Die Parteipresse schreibt täglich gegen die Schund­literatur, geht selber, wie allgemein anerkannt wird, in der Aus­wahl des Feuilletonstoffes mit gutem Beispiel voran welchem Erfolg? Ein Buchhändler sagte mir einmal: Je mehr Sie in Ihrem Blatte auf die Schundliteratur schelten je mehr ver­leider. kaufe ich davon! Der Mann sprach wohl die Wahrheit Trotzdem ist es notwendig, die Arbeiterinnen und Arbeiter immer wieder von neuem mit der Nase darauf zu stoßen. Auch hier soll einmal wieder die Rede davon sein. Und zwar will ich nicht von den Schäden reden, welche die Schundliteratur( zu der ich un­bedingt auch die süßliche Familienblattlektüre rechne, wie sie den Ar­beiterfamilien als Mappe" für zehn Pfennig eine Woche lang im Hause liegt!) auf den Leser ausübt. Man macht die Erfahrung auch auf anderen Gebieten: das Schadenleiden an geistiger und physischer Gesundheit bringt die Menschen am wenigsten von dem Falschen ab, in das sie einmal vernarrt sind. Vielleicht aber hilft es wenigstens für die Leser der Gleichheit" und deren Freundinnen, Nachbarn und Verwandten ein wenig, wenn ihnen einmal ein kleines Verzeichnis von guter und billiger Lektüre aufgestellt wird, die zugleich den Lesern der Schundliteratur vorausgesetzt freilich, daß ihre Phan­tasie noch nicht zur Ungestalt verzerrt ist nicht allzu langweilig erscheint. Langweiligkeit das ist es nämlich, was alle Schund­lektüreverschlinger dem guten Lesestoff nachsagen: ihre Phantasie will abgehetzt werden; ihr Geműt will durch Süßlichkeiten verhätschelt werden. Da ist zum Beispiel unser alter Robert Schweichel ! Ein trefflicher Dichter, der leider zu wenig beachtet wird. Der neueste Katalog der Buchhandlung Vorwärts preist seine Werke für ein paar Nickel an( Seite 61 und 93). In den Freien Stunden" wurden ebenfalls Sachen von ihm veröffentlicht. Diese Zeitschrift brachte auch Wilh. Raabes Schwarze Galeere ": etwas für solche Leute, deren Lektüre mit Abenteuern und treuer Liebe, die in schweren Ge­fahren besteht, gespickt sein muß, und die deshalb gewöhnlich auf den allerärgsten Schund verfallen; hier haben sie etwas sehr Gutes! Kostenpunkt: fünfzehn deutsche Reichspfennige; zu haben überall als Nr. 18 der Wiesbadener Volksbücher", von denen alle Exemplare zu empfehlen sind. Von Wilh. Raabe enthält ferner Reclams Uni­versalbibliothek" die herzliche Geschichte Zum wilden Mann" für zwanzig Pfennige( Nr. 2000). Ein vollständiges Verzeichnis dieser schönen Bibliothek erhält man in jeder Buchhandlung umsonst. Von Wilh. Raabe ist alles gut: niemand versäume, im Laufe der Zeit von ihm wenigstens den Hungerpastor " zu lesen, der in feiner Gewerk­alt! Welche Arbeiterin möchte nicht ein­schaftsbibliothek fehlen sollte. mal schöne Sachen lesen, die ein Mann geschrieben hat, der als Sohn eines sehr armen Dorfbewohners geboren ward und später als Flick­schneider arbeitetè von Peter Rosegger ? Die erwähnten Wies­badener Volksbücher" enthalten von ihm Das zugrunde gegangene Dorf"( Nr. 3, 10 Pfennig), ein Büchlein, das der Leser, wenn's ihm vielleicht zuerst nicht ganz gefällt was nur dann der Fall ist, wenn der Schund ihm vorher den Geschmack verrenkt hat wieder lesen soll. Reclams Universalbibliothef" bringt von ihm ein Heftchen Geschichten und Gestalten" für 20 Pf.( Nr. 4000). Bei Staackmann in Leipzig erschien eine Sammlung Roseggerscher Skizzen , Als ich noch der Waldbauernbub war"( drei Teile à 70 und 90 Pf.). Es sind alles kleine Erlebnisse aus des Dichters Jugend, von wunder­barer Poesie durchwebt und dabei so schlicht und anspruchslos: Perlen deutscher Prosakunst. Nach ihm sei W. Jensen genannt, den die Leser hoffentlich aus der Neuen Welt" schon kennen. Die Wies=" badener Volksbücher" bringen von ihm Magister Timotheus"( Nr. 6, 10 Pf.), ein wirklich schönes Geschichtchen; Reclam " enthält Hunnen­blut"( Nr. 3000, 20 Pf.). Auch von Rosegger und Jensen darf man lesen, was einem in die Hände fällt; sie zählen zu unseren besten Erzählern. Dasselbe gilt von Theodor Storm ; wer dessen ge: sammelte Werke sich einmal leihweise verschaffen kann, wird mit find­lichem Glück genießen. Die Wiesbadener " enthalten als Nr. 17: Von jenseit des Meeres"( 15 Pf.). Der reizende Pole Poppen­späler"( bei Westermann ) fostet 50 Pf.: extra fürs Volt herausgegeben. Auch die von Ebner Eschenbach gehört zu den Besten( Kram­ bambuli " und Der gute Mond" in den Wiesbadener Volksbüchern" als No. 12 für 10 Pf.) Alsbald wird der Leser sich in den billigen Ausgaben Reclam , Meyer, Wiesbadener , Kürschner( zum Teil!),

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später

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und nur solche

Überhaupt ist jede gute Jugendliteratur sollten alle Mütter ihren Kindern überlassen! auch ohne weiteres für Erwachsene gut. Das Umgefehrte ist freilich nicht immer der Fall, da ja das Stoffliche dem Lebenskreis des Kindes nahestehen muß. Doch darüber vielleicht später einmal mehr. Für diesmal seien auch hier nur einige Titel genannt. Die schon genannten Wald­bauernbub" von Rosegger und Pole Poppenspäler" von Storm sind besonders für die Jugend aufgelegt worden; weiter:" Schwarze Galeere " von Raabe ( besonders geeignet, die Indianerschmöker ab= zulösen!), Stifter, Riehl, Hansjakob, Liliencrons Kriegs­novellen" in der Auswahl für die Jugend( bei Schuster& Löffler, 1 Mk.). Unser bester Jugenderzähler aber ist noch immer Th. Storm ! Kennern des Plattdeutschen sei besonders und zwar jung und Brinckmanns prächtiges Buch Kaspar- Ohm un ick" emp­fohlen( Reclam " 4189/90, 40 Pf.); der goldige Humor darin ver­sorgt ein Menschenleben mit Lachlust.

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Sage nun selber, freundliche Leserin, kann man nicht für ein paar Pfennige viel schönen Lesestoff für die Unterhaltung erstehen? Hat das Volk da nötig, jenen erbärmlichen Schund zu lesen, der die Phantasie verzerrt und das Gemüt versimpelt? Sorge du dafür, daß die Deinen und alle, die deinen Worten erreichbar sind, von jenem Guten nehmen und fortan die bunten Hefte in den Ofen werfen und den Mann mit der Mappe" für immer abbestellen. Es ist kein Fehler, wenn einer das Bedürfnis hat, durch Lesen sich zu unterhalten: es ist ein Zeichen, daß in ihm noch ein Drang nach edlerem Lebensgenuß wohnt. Wenn er dann aber an blutrünstiger oder süßlicher Schundliteratur hängen bleibt so ist er eben ein Opfer der kapitalistischen Ordnung, die es gestattet, daß ein edler Menschentrieb, der Trieb nach Betätigung des Geistes, für skrupellose Gewinnspekulationen ausgebeutet werde- ohne Rücksicht auf die Interessen der Kultur! Paul Br.

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Die zweite österreichische sozialdemokratische Frauenkonferenz.

Die Genossinnen Österreichs fönnen mit Befriedigung auf ihre Konferenz zurückblicken. Sie hat selbst die hoffnungsreichsten Er­wartungen weit übertroffen. Vor fünf Jahren fand die erste Kon­ferenz statt, und ihr hatten sich mannigfache Schwierigkeiten in den Weg gestellt. Nicht alle Genossen und Genofsinnen hielten die Meinung der Einberuferinnen für richtig, daß die Konferenz zeitgemäß und imstande sei, nüßliche Arbeit zu leisten. Dennoch fand die Konferenz