Mädchen" der schon lange beabsichtigte Antrag gestellt, die Konferenz möge beschließen, im ganzen Reiche Ortsgruppen des genannten Vereins zu gründen. Der Antrag wurde zurückgezogen, das Frauenreichskomitee hätte im anderen Falle einmütig gegen seine Annahme Verwahrung eingelegt, da er nicht durchführbar ist und eine Gefahr für die so notwendige gewerkschaftliche Organisation der Arbeiterinnen bedeuten würde. Die Erfahrungen lehren überall, daß es den Arbeiterinnen sowohl an der Zeit als auch an den materiellen Mitteln fehlt, zwei Organisationen anzugehören. Die Ausnahmen ändern an dieser Tatsache nichts. Die gewerkschaftliche Organisation fann aber nicht preisgegeben werden, weil sie unerläßlich für den wirtschaftlichen Kampf der Arbeiterklasse ist, dies gilt für die Frauen ebenso sehr, wie für die Männer. Der Verein sozialdemokratischer Frauen und Mädchen kann aber nur Aufklärung bieten, nicht wirtschaftliche Vorteile. Der Antrag hatte deshalb nicht die geringste Aussicht auf Annahme. Etwas anderes ist es, daß der Verein dort seine Werbefraft versucht, wo kein Boden für eine gewerkschaftliche Organisation vorhanden ist. Doch hat darüber die Konferenz nicht gesprochen.
Das Referat über Arbeiterinnenschuß gipfelte in einer Reso lution, die in der letzten Nummer der„ Gleichheit" abgedruckt war, und die sich mit den Forderungen deckt, die auch die Münchner Frauenkonferenz zum Schuße der Arbeiterinnen erhoben hat. Wie sehr die österreichischen Arbeiterinnen von der Bedeutung eines erhöhten Arbeiterinnenschutzes durchdrungen sind, zeigte ihr lebhaftes Interesse an dem Referat und der einmütig zum Beschluß erhobene Antrag, das Referat über diese Frage als Broschüre erscheinen zu lassen. Der gleiche Antrag wurde übrigens auch nach dem Referat der Genossin Schlesinger über die politische Betätigung der Frauen gestellt. Die Debatten über diesen Punkt der Tagesordnung drehten sich hauptsächlich um zwei Fragen. Um den Wert der politischen und der gewerkschaftlichen Organisation und Schulung für die Frauen, bei dessen Beurteilung die gleichen Meinungsunterschiede sich geltend machten, die bereits oben erörtert worden sind. Dann entfesselte die Frage eine lebhafte Auseinandersetzung, ob der Kampf für das Frauenstimmrecht mehr in den Vordergrund geschoben werden müsse, als es bisher geschehen ist. Die Unterschiede in der Auffassung der Frage waren natürlich nicht prinzipieller, nur taktischer Art. Genossin Schlesinger betonte in ihrem Referat, daß im Interesse des proletarischen Klassenkampfes und der Frau das Frauenstimmrecht mit allem Nachdruck gefordert werden müsse. Sie nahm dabei auf das Schicksal des bekannten Antrags der österreichischen Genossinnen bezug, das Frauenwahlrecht auf die Tagesordnung des nächsten internationalen Sozialistenkongresses zu stellen, sowie auf die diesbezüglichen Auseinandersetzungen auf dem Parteitag zu Dresden . Das veranlaßte Genossin Baader, die als Vertreterin der deutschen Genossinnen an der Konferenz teilnahm, die Gründe für die Haltung der deutschen begegnet, er ging wieder fort, zum Hoftor hinaus. Ich wollte ihn nach dem Hündchen fragen, aber er schien schlechter Laune zu sein. Nun und er stieß mich an, wahrscheinlich wollte er nur, ich solle ihm aus dem Wege gehen. Und dabei gab er mir so ein wundervolles Genickstück! Di, oi, oi!" Dabei rieb sich Stepan das Genick mit unwillkürlicher Selbstverspottung.„ Ja, er hat eine gesunde Hand, nichts auszusetzen."
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Genossinnen in der Frage des Frauenstimmrechtes darzulegen und die Resolution derselben zur Kenntnis der Konferenz zu bringen. Diese fügte in der Folge die Dresdener Resolution der von der Referentin eingebrachten Resolution hinzu.
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Über die Arbeiterinnen- 3eitung" referierte Genossin Pohl. Sie konnte die erfreuliche Tatsache konstatieren, daß es nur noch einer fleinen Anstrengung bedarf, um die Kosten des Blattes zu decken, da betreffs seiner Verbreitung im letzten Jahre ebenfalls ganz bedeutende Fortschritte gemacht wurden. In Wien gibt es zwölf Bildungsvereine, die über 2000 weibliche Mitglieder besitzen, von welchen aber nur wenige die Arbeiterinnen- Zeitung" abonnieren. Es wurde daher der Beschluß gefaßt, diesen Vereinen zu empfehlen, für ihre weibliche Mitglieder die Arbeiterinnen Zeitung" obligatorisch einzuführen. Prinzipiell hat sich die Konferenz auch für die Förderung der Genossenschaftsbewegung ausgesprochen. Zahlreiche Genossinnen fungieren schon jetzt als Delegierte für den Konsumverein„ Vorwärts", der unter der Leitung des Genossen Dr. Karpeles steht und in erfreulicher Weise an Ausbreitung gewinnt. Die Zahl der Genossinnen nimmt zu, welche lebhaftes Interesse für die Genossenschaftsbewegung bekunden, und die es für ihre Pflicht als Parteigenofsinnen halten, auch hier mitzuarbeiten und ihr Können einzusetzen. Die Frauenkonferenz, die ihre Arbeit in einem Tag von 9 Uhr früh bis 8 Uhr abends bewältigen mußte, darf für sich die Anerkennung in Anspruch nehmen, daß ernste wertvolle Arbeit geleistet wurde. Dr. Adler schrieb in der Wiener Arbeiter Zeitung" darüber: Da hat man nichts gespürt von den angeschminkten Bedürfnissen, von den gefünftelten Sehnsuchten, die man so oft den Bestrebungen der bürgerlichen Frauen anmerkt, noch weniger von dem Geflunker der gedankenlosen Parade, von denen die christlich sozialen Frauen von ihren Gözen mißbraucht werden, sondern aus bitterster Not heraus ist unsere proletarische Frauenbewegung geboren, ein Produkt wirtUnsere Genossinnen schaftlicher und kultureller Notwendigkeit..
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haben gestern so nüchterne Arbeit gemacht, daß man seine helle Freude daran haben mußte. Fast kein pathetisches Wort, keine klingende Phrase..... Wenn sie von ihren Forderungen an die Gesetzgebung reden, so sprechen sie mit einer Sachkunde und Gründlichkeit, die manchem sozialpolitisch tätigen Parlamentarier dringend zu wünschen wäre; der Sinn für Tatsachen ist bei ihnen in einem Grade erweckt, daß sie dem Philister höchst unweiblich erscheinen müssen....."
Ich führe diese Säße an, um den deutschen Genossinnen zu zeigen, daß von der Konferenz nicht nur die Genossinnen befriedigt sind, sondern daß ihr auch die Genossen höchste Anerkennung zollen. Für das neue Frauenreichskomitee wurden von der Konferenz die Genossinnen Boschef, Lippa, Schlesinger und Popp gewählt. Die Genossinnen haben ihre Arbeit bereits aufgenommen und alle Wiener Organisationen zur Wahl von Delegierten für die Frauen- Plenarschlugen zu Hunderten ringsum, und um die Wette schlugen Wachtelkönige an.... Gerassim aber hörte sie nicht. Er fonnte auch das unheimliche Flüstern der Bäume nicht hören, aber er erkannte den Geruch des reifenden Roggens, der von den dunklen Feldern herüberwehte, er fühlte, wie der Wind, der ihm von der Heimat her entgegenfam, in seinem Bart und seinen Haaren spielte, er sah vor sich durch die Dunkelheit den pfeilgeraden
Alle lachten Stepan aus. Nach dem Abendessen trennten sie Weg nach Hause, er erblickte am Himmel unzählige Sterne, die sich und gingen schlafen.
Um dieselbe Zeit schritt ein Riese mit einem Sack auf dem Rücken und einem langen Stock in der Hand eifrig auf der Straße nach Tula dahin. Das war Gerassim. Er eilte, ohne sich um: zusehen, nach Hause, in sein Dorf, in die Heimat. Nachdem er die arme Mumu ertränkt hatte, war er in seine Kammer gelaufen, hatte hastig einige Sachen in ein Bündel gebunden, daß er sich über die Schultern hängte, und sich auf den Weg gemacht. Auf den Weg hatte er wohl geachtet, als man ihn nach Moskau geführt hatte, und das Dorf, aus welchem die Herrin ihn genommen hatte, lag nur fünfundzwanzig Kilometer von der Landstraße entfernt. Er wanderte dahin mit einer verzweifelten und zugleich freudigen Entschlossenheit, weit öffnete sich seine Brust, und sehnsüchtig blickten seine Augen in die Ferne. Er eilte, als ob eine alte Mutter ihn in der Heimat erwartete, als ob sie ihn zu sich ge= rufen hätte nach langer Wanderung im fremden Lande und unter fremden Menschen.
Die stille, warme Sommernacht war eben angebrochen. Im Westen leuchtete noch der Himmel, schwach gerötet von den letzten Strahlen des entschwindenden Tageslichtes, auf der anderen Seite lag blaugraue Dunkelheit. Von daher kam die Nacht. Wachteln
seinen Weg beleuchteten. Stark und fühn wie ein Löwe schritt er weiter und als die aufgehende Sonne mit ihren feucht- rötlichen Strahlen den Wanderer beleuchtete, lagen schon fündunddreißig Kilometer zwischen ihm und Moskau .
Nach zwei Tagen war er schon zu Hause in seinem Hüttchen, zum großen Erstaunen des Soldatenweibes, welches darin unters gebracht worden war. Nachdem er vor dem Heiligenbild gebetet, begab er sich sogleich zum Dorfältesten. Dieser war anfangs verwundert. Aber die Heuernte hatte eben begonnen und Gerassim, als vorzüglicher Arbeiter, erhielt sogleich eine Sense, ging zur Arbeit wie früher, und mähte so, daß die Banern ganz überwältigt waren von diesem Anblick.
In Moskau aber wurde Gerassim am Tage nach seiner Flucht vermißt. Man ging in seine Stammer, durchstöberte sie und benachrichtigte Gawrila. Dieser kam, besah alles, zuckte die Achseln und meinte, entweder sei der Stumme entflohen, oder er habe sich mit seinem dummen Hunde ertränkt. Man benachrichtigte die Polizei und berichtete die Neuigkeit der Herrin.
Die Herrin geriet in Zorn, weinte, befahl, Gerassim um jeden Preis aufzusuchen und behauptete, sie habe niemals befohlen, das Hündchen zu töten. Gawrila erhielt einen so derben Verweis,