Nr. 21

Die Gleichheit

Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen e

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

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Inhalts- Verzeichnis.

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Das Herrsein im Hause. Lassen Sie ihre Frauen mitarbeiten. Verbandstage der radikalen" Frauenrechtlerinnen. Von L. Heiden­Deutschmann. Über Schulgesundheitspflege. IV. Von Dr. 3adek. Aus der Bewegung: Von der Agitation.- Von den Organi­sationen. Von der Effener Reichstagswahl  . Politische Rund­schau. Von G. L.- Gewerkschaftliche Rundschau. Notizenteil: Gewerkschaftliche Arbeiterinnenorganisation. Gesetzgebung. Frauenstimmrecht.- Quittung. Feuilleton: Irrlichter. Von Ada Christen.  ( Forts.)

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Soziale

Stuttgart   den 18. Oftober 1905

15. Jahrgang

Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin  ( 3undel), Wilhelmshöhe, Poft Degerloch bei Stuttgart  . Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furtbach- Straße 12.

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Macht stellten, die Macht der Ausbeuter und Unter- staatlichen Gewalten vom Büttel bis zum Minister mobili drücker gegen die Macht der Ausgebeuteten und Unter- fieren; in denen aber auch das Proletariat alle materiellen drückten. Klug vorbedacht wählten sie den Zeitpunkt und moralischen Quellen seiner Macht und Kampfes­dazu: die Herbsttage, wo der Winter zu drohen beginnt, tüchtigkeit erschließt. mit seinen gesteigerten Bedürfnissen und seinen ver­schärften Leiden für die, denen es an Geld und damit für jede Proletarierin: was du den Kämpfenden tuft, Angesichts dieser Kämpfe gilt für jeden Proletarier, an Brot, vielleicht gar an Obdach mangelt. Wenn zu das tuft du dir selber; was du nicht mit Einsatz deiner der Härte des sozialen Lebens und seiner Kämpfe die ganzen Kraft von ihnen abzuwehren suchst, das trifft Unbill der Witterung sich gesellt, wenn mit dem Arbeiter auch dich. So muß auch der Kampf in der Berliner  Weib und Kind im kalten, zugigen Zimmer die bohrende Elektroindustrie vom deutschen   Proletariat empfunden Pein des Hungers empfinden: dann wird mancher Rebell und ausgefochten werden als eine gemeinsame Sache, in gegen das Rapital kleinmütig und friecht zähneknirschend der Mann für Mann und Weib für Weib mit Sym­unter das alte Joch zurück. pathie und Tat neben die Scharen tritt, die mit ihrem In der Berliner   Elektrizitätsindustrie tobt einer jener Und nicht die Jahreszeit allein ist den" Funken- Darben und Hungern das Recht der Organisation ver wirtschaftlichen Riesenkämpfe, die zum Greifen deutlich prozen" günstig, ihnen springen alle sozialen und poli- teidigen.

Das Herrsein im Hause.

die strupellose Brutalität zeigen, mit welcher die aus- tischen Mächte bei, über welche das Kapital heutzutage Welches auch für den Augenblick der Ausgang des beutende Kapitalistenklasse ihrer Profitgier und Herrsch- kommandiert. Konnten sie sich nicht offen rühmen, es gewaltigen Ringens sein mag, der Kapitalismus   geht sucht die Zügel schießen läßt. Mehr als 40000 Arbeiter seien mit Unterstützung der Staatsbehörden Vorkehrungen als der dauernd Geschädigte aus ihm hervor. Denn un­und Arbeiterinnen müssen feiern; 33000, weil das Be getroffen, um Unterbrechungen der Stromerzeugung hintan- abhängig davon, ob es gelingt, dem Standpunkt des lieben zweier gold- und machtreicher Unternehmerflüngel zuhalten"? Die städtischen Behörden stehen ihrerseits Herrseins im Hause die verdiente Niederlage zu bereiten, sie als Ausgesperrte auf das Pflaster warf, die übrigen, an Unterstützungseifer nicht hinter dem größeren erhält dieser doch einen unheilbaren Stoß. Seine Gemein­weil es ihnen unter den gegebenen Umständen eine Ehren- Bruder" zurück. Wozu auch hätten die Rathenau und gefährlichkeit und die der wirtschaftlichen und sozialen pflicht dünkte, aus Solidarität mit den Gemaßregelten Genossen mit ihrem fürstlichen Einkommen verwandt- Busammenhänge, in denen er wurzelt, muß dem Be­die Arbeit einzustellen. Und wenn diese Zeilen erscheinen, schaftliche und freundschaftliche Beziehungen, die von den wußtsein weitester Bevölkerungskreise durch die grausame so hat vielleicht schon die Solidarität des Geldsacks weitere Hoffreisen und Ministerien bis in den Kommunalfrei Gewiffenlosigkeit eingebrannt werden, mit der eine winzige 20000 Arbeiter und Arbeiterinnen aus den Betrieben sinn reichen! Polizei, Feuerwehr und Militär muß Ausbeuterclique die Interessen Hunderttausender mit auf die Straße unter die Schläge der Hungerpeitsche ge- Streifbrecher und Schützer von Streifbrechern im Steh- Füßen tritt und das Wirtschaftsleben der Nation den jagt. Der Verband der Kühnemänner, der berüchtigten fragen" stellen, welche die Unkenntnis oder der bourgeoise schwersten Schädigungen preisgibt. So wird der Kampf arbeiterfeindlichen Organisation der Metallindustriellen, Klassenhaß vornehmlich aus den Reihen der Kaufleute, in Berlin   auf alle Fälle zu jenen Bewegungen zählen, dem die Firmen der Elektroindustrie angegliedert sind, Techniker und Ingenieure herführt. Das bürgerliche von denen das Kommunistische Manifest" sagt, daß ihr hat der Arbeiterschaft der übrigen verbündeten Unter- Zeitungsgeschwister, sozialliberaler" wie konservativer eigentliches Ergebnis nicht ihr positiver Erfolg ist, nehmen für den 14. die Aussperrung angedroht, falls Couleur, bezeugt mit hoch erhobenem Schwurfinger, daß sondern die immer größere Vereinigung der Arbeiter. bis dahin die meuternden" Lohnsklaven sich nicht ge- lediglich der freche Übermut der Arbeiter der Tauben- Dem Ansturm dieser Vereinigung aber können auf die fuscht haben sollten. Hinter den 40000 aber, denen sanftmut der Kühnemänner den Kampf aufgedrungen Dauer auch die machtprozigsten Herren im Hause des heute schon der Kampf aufgezwungen worden ist, und habe, es tobt mit allen Registern gegen die Stören Betriebs, der Gemeinde und des Staates nicht wider­hinter den 20000 anderen, die möglicherweise morgen friede des nationalen Wirtschaftslebens. Die bürger- stehen. Am Ende der geschichtlichen Perspektive deutet ebenfalls kämpfen müssen, stehen Hunderttausende von lichen Sozialreformler aber, die erst kürzlich wieder in so der gewaltige Kampf auf die Stunde, in welcher die Frauen und Kindern. Proletariermassen, so zahlreich Mannheim   dem Proletariat von ihrem uneigennützigen Proletarier als Herren im Hause der Gesellschaft mit wie die Bevölkerung einer Großstadt, werden von der Wohlwollen lispelten, haben die Brille ihrer Objektivi Willkür einiger weniger Kapitalfürsten allen Sorgen und tät" noch immer nicht genug geputzt, um zu erkennen, Dualen   der Arbeitslosigkeit überliefert. Das Leben einer ob Gewalttat von oben oder von unten vorliegt. Der ganzen hochwichtigen Industrie und der von ihr ab- weil die Arbeiter kämpfen müssen, sie mögen wollen oder hängigen Gewerbe wird weit über Berlin   hinaus durch nicht, ergößen sich diese Arbeiterfreunde" an dem sie aufs tiefste erschüttert. Kinderspiel, in den Nebeln juristischen Formelkrams nach den wirklich Schuldigen zu fahnden und den ringenden Teilen im Namen der Moral ein gütliches Vertragen zu predigen.

der Expropriation der Expropriateure die Menschheit von jeglicher Ausbeutung und Knechtschaft erlösen.

Lassen Sie Ihre Frauen mitarbeiten! ,, Lassen Sie Ihre Frauen mitarbeiten", mit diesem frechen Warum das alles? 470 Arbeiter und Arbeiterinnen Hohnwort hat Herr Direktor Peierls die Lagerarbeiter der -Schraubendreher im Siemensschen Werner- Werke und Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft abgewiesen, die um ganze drei Pfennig Lohnerhöhung pro Stunde verhandelten. ,, Lassen Lagerarbeiter im Kabelwerke Oberspree der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft waren begehrlich" genug, in Der Krieg in der Berliner   Elektroindustrie ist wie die Sie Ihre Frauen mitarbeiten", das Wort sollte unvergessen allen Proletariern und Proletarierinnen in der Seele hallen. Gestalt einer sehr bescheidenen Lohnerhöhung auch ihrer Riesentämpfe in Crimmitschau   und im Ruhrgebiet   ein Freilich in einem ganz anderen Sinne, als es der Zynismus seits einen winzigen Anteil an dem überquellenden Ge- Zeugnis von der Verschärfung des Klassenkampfes eines Broßen gebraucht hat, in einem Sinne, daß diesem winn der Aktiengesellschaften zu fordern. Sie meinten, zwischen Proletariern und Kapitaliſten, einer Verschärfung, und seinesgleichen vor Wut die Augen übergehen müßten. ein paar Pfennige Aufbesserung könnten Unternehmen die aus dem zunehmenden Widerstreit zwischen Bro- Lassen Sie Ihre Frauen mitarbeiten", das muß den Ar­zahlen, welche wie die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft duktionskräften und Produktionsformen hervorwächst, beitern sagen: laßt eure Frauen nicht bloß die Gefährtinnen in den letzten Jahren den Aktionären ohne jede Arbeit welcher seinerseits durch den Klassengegensatz zwischen bei der Arbeit für des Lebens Notdurft sein, macht sie zu ihrerseits durchschnittlich 12 Prozent Dividende aus Ausbeutern und Ausgebeuteten ausgelöst wird. Die euren Genossinnen im Kampfe eurer Klasse für Brot, Recht schüttete und ihrer Direktion 1903/04 eine Tantieme immer zahlreicheren Machtproben", welche das Unter- und Freiheit! Sorgt dafür, daß sie euch bei jedem Ringen gegen das auspowernde, versklavende Kapital treulich von 900000 Mt. zuwies. Als ob das Können und nicht nehmertum bei jedem geringfügigen Anlaß frivol herauf zur Seite stehen, eure Gefahren und Opfer teilen, euren das Wollen über ihre Forderung zu entscheiden gehabt beschwört, sind die unvermeidliche, prompte Duittung Mut befeuern, eure Kampfestüchtigkeit erhöhen, die Zahl hätte! Die Herren aber wollten sie nicht bewilligen, das der Kapitalisten über den zunehmenden gewerkschaftlichen und die Macht des proletarischen Kampfesheeres mehren. haben sie selbst feigenblattlos erklärt. Die Frage der Zusammenschluß des Proletariats und die steigende Be- Laßt eure Frauen mitarbeiten", das Trußwort müßte allen Lohnerhöhung spielt nur in ihren Konsequenzen eine deutung seiner Organisationen. Dem glänzenden Auf- Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen sagen: sehet vor euch eure Rolle:" so heißt es in einer ihrer Darstellungen des schwung der Gewerkschaften ist rasch besonders seit Feinde! Sie begehren eure Arbeit, nicht um eure Freiheit Kampfes, mit anderen Worten: die Nichtbewilligung des dem Ende der neunziger Jahre die Entwicklung der und euer Glück zu sichern, nein, um den eigenen Reichtum billigen Verlangens, die Beantwortung des Streits der Arbeitertrugorganisationen, der Unternehmerverbände, zu vergrößern. Eure Ausbeutung soll der Knebel sein, abgewiesenen Hunderte mit der Aussperrung von un- gefolgt. Ihr Hauptzweck ist, über einzelne Forderungen welcher eurem Mann, Vater oder Bruder den fordernden beteiligten Tausenden sollte den Lohnsklaven das kapita- von Proletariergruppen hinaus die Arbeiterorganisationen und schließt. Auf, arbeitet nicht bloß für eure Beiniger und Verächter, kämpft gegen fie! listische Herrsein im Hause mit aller Schroffheit zum selbst in die Knie zu zwingen, die schützende Feste der Lassen Sie Ihre Frauen mitarbeiten", diese schamlose Bewußtsein bringen, sollte ihnen eine Machtprobe auf Frondenden zu zertrümmern. Daher die ſyſtematiſch ge- Verhöhnung der ausgebeuteten und getretenen Armut müßte zwingen, deren oberster Zweck die Zerschmetterung der übte Unternehmerpraxis, unter Umständen auf die be- vor allem auch gegenwärtig alle Arbeiterinnen, alle Arbeiter­Arbeiterorganisation iſt. Wer anders denn als diese scheidenste Lohnbewegung auch einer kleinen Anzahl Ar- frauen in tatkräftiger Solidarität an die Seite der kämpfen­hegende" übeltäterin hat die Arbeiterschaft der Elektro- beiter und Arbeiterinnen den Trumpf einer Aussperrung den Arbeiterschaft in der Elektroindustrie rufen. An anderer industrie gegen die gott, natur- und polizeigewollte in einer Industrie, in einem ganzen Industriegebiet zu Stelle des Blattes ist verzeichnet, daß die in Betracht kommen­Ordnung der kapitalistischen   Plusmacherei aufsässig ge- sezen, die grimme Furie der Not gegen Zehntausende den Arbeiterinnen ihre Kampfespflicht tapfer erfüllen. Neben macht, so daß eine ihrer Kategorien nach der anderen und Hunderttausende zu entfesseln, die Macht der ein- den Ausgesperrten stehen die Arbeiterinnen der Glühlampen­werke und des Versandgeschäfts als Streifende im Kampfe. die Verdauungsseligkeit von Leitung und Aftionären zelnen Unternehmerorganisation durch die Wucht ver- und in den 25 Massenversammlungen, die jüngst in Berlin  burch Forderungen beunruhigt" und Zugeſtändnisse er einigter Kapitalistenverbände zu stärken. Es mehren sich stattgefunden haben, bezeugte die große Zahl der Besuche­die Riesenkämpfe, in denen die Unternehmer alle wirt- rinnen, daß auch die Frauen der Kämpfenden klar bewußt schaftliche, politische und soziale Macht ihrer Klasse gegen sind, was in diesem schweren Augenblick das Leben von die Glenden" aufbieten und wider sie insbesondere alle ihnen fordert. Sie wissen, daß die Männer nicht bloß für

rungen hatte?

Mit der Organisation wollten die Herren abrechnen, fie sollte gebrochen werden, indem sie Macht gegen