142Die GleichheitNr. 24In Mülheim a. Rh. fand Ende Oktober eine öffentlicheVersammlung mit der Tagesordnung statt:„Die Lage derArbeiter und Arbeiterinnen im 20. Jahrhundert". Referentinwar Genossin Plum-Essen. Sie schilderte ergreifend dasElend des arbeitenden Volkes und richtete die Aufforderungan alle Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen, sich polittsch wiegewerkschaftlich zu organisieren und so vereint mit ihrenMännern und Brüdern zur Beseitigung des heutigen Unter-drückungs- und Ausbeutungssystems zu kämpfen. Der Abendvermehrte den Abonnentenstand der„Gleichheit" um IS Leserinnen und brachte dem sozialdemokratischen Verein eineAnzahl neuer Mitglieder. Wir hoffen, daß die Frauenbewegung in Mülheim bei fleißiger Agitatton auch fernerhingute Fortschritte macht. Frau Bacher.Zu Kunnersdorf bei Ottendorf-Okrilla fand neulicheine Volksversammlung statt, in der sich unter den zahlreichErschienenen erfreulicherweise viele Frauen befanden. GenossinLungwitz-Dresden sprach über das Thema:„Bete undarbeite oder arbeite und genieße?" In klarer und leichtverständlicher Weise führte die Rednerin den Anwesenden dieAusbeutung der Arbeiterklasse durch den Kapitalismus vorAugen. Am Schlüsse ihrer Rede forderte sie die anwesendenFrauen auf, nicht hemmend den Männern im Kampfe umRecht und Freiheit entgegenzutreten, sondern ihrem Beispielzu folgen und sich ebenfalls dem gewerkschaftlichen wie politischen Kampfe anzuschließen. Die Arbeiterpresse dürfe inkeinem Haushalt fehlen, die bürgerlichen Blätter müßtenhinaus. Allgemeine Zustimmung lohnte die trefflichen Ausführungen. Trotz Aufforderung meldete sich kein Gegnerzum Worte. H. Lehmann.In fünf stark besuchten Versammlungen nahmen die Genossinnen Hamburgs Stellung zu den noch fortgesetzt imSteigen begriffenen, unerhört hohen Fleischpreiscn. DieGenossinnen Fahrenwald und Zieh ersuchten die Frauen,nicht in gelegentlichen Unmutsäußerungen ihrem Zorn Luftzu machen ob der agrarischen Auswucherungspolitik, sondernplanmäßig und dauernd den Kampf gegen alle Ausbeutungund Unterdrückung zu führen als organisierte Proletarierinnen. Zirka 100 neue Mitglieder wurden den sozialdemokratischen Vereinen zugeführt, 2ö0 Abonnenten der„Gleichheit" gewonnen. In Wandsbeck referierte in einerFrauenversammlung ebenfalls Genossin Zieh. Es wurdeeine Vertrauensperson gewählt und der Abonnentenstandder„Gleichheit" um 120 vermehrt. I-. Zl.Um die Arbeiterinnen für die gewerkschaftliche Organisation zu gewinnen, fanden in Nürnberg Versammlungenstatt, und zwar für die Textilarbeiterinnen, die Tapeziererinnen, die Bleistift- und Reißzeugarbeiterinnen, die Schuharbeiterinnen, die Schneiderinnensowie für die städtischen Arbeiter und ihre Frauen.Außerdem tagte noch eine Versammlung für die Arbeiterinnen aller Berufe mit der Tagesordnung:„Lohn- undArbeitsverhältnisse unserer Arbeiterinnen". Mit größtemInteresse folgten die Anwesenden dem Vortrag der Unterzeichneten. Bei der Schilderung der erbärmlichen Arbeiterinnenlöhne und der skandalösen Zustände in vielen Werkstätten und Fabriken bemächtigte sich der Versammelten eineheftige Erregung, die sich in scharfen Worten und PfuirufenLuft machte. Das gesprochene Wort wurde durch das geschriebene ergänzt. Um den Eindruck des Referats lebendigzu erhalten und die Lehren desselben den Arbeiterinnenrecht klar zum Bewußtsein zu bringen, gelangten 2S00 Exemplare von Nr. 23 der„Gleichheit" zur Verteilung. Die Referentin hatte in ihren Ausführungen auf die beiden Artikelhingewiesen, welche der gewerkschaftlichen Agitation dienten.Hoffentlich bleiben die Früchte der Bemühungen zur Organisierung der Arbeiterinnen nicht aus. Des weiteren referiertedie Unterzeichnete in Fürth— im Bildungsverein—, inMünchsberg, Helmbrecht, Bayreuth, Kulmbach undSchwarzenbach bei den Textilarbeitern und in Zirndorf bei den Metallarbeitern. In Fürth ermahnteeine Genossin die anwesenden Frauen und Mädchen, sichder Organisation anzuschließen, und sich auch polittsch aufzuklären und mit ganzer Kraft für die bevorstehenden Gemeindewahlen zu agitieren. Sämtliche Versammlungen waren außerordentlich gut besucht. Sie führten den einzelnen Verbändenneue Mitglieder zu und der„Gleichheit" eine beträchtlicheAnzahl Leserinnen. Helene Grünberg.�on den Organisationen. Der Frauen- und Mädchenbildungsverein in Mannheim, der jetzt zirka 3S0 Mitglieder zählt, nahm in einer allgemeinen Mitgliederversammlung Stellung zum sozialdemokrattschen Parteitag. Der Entscheidung ging ein Vortrag des Genosse»Lehmann voraus über die Kongresse vor und nach demSozialistengesetz. Die Versammlung beschloß, den Vereindurch eine Delegierte in Jena vertteten zu laffen. Alssolche wurde einstimmig Genossin Hoffmann gewählt.Um weitere Kreise der Frauen zur Erkenntnis ihrer Lageund zur Betätigung im öffentlichen Leben zu erwecken, fandeinige Wochen danach eine öffentliche Versammlung statt,die von zirka S00 Personen besucht war. Genossin Kählerreferierte in packender Weise über:„Die Fleischteuerung unddie Arbeiterfrauen". Durch den zahlreichen Besuch wiedurch den prächttgen Verlauf gestaltete sich diese Versammlung zu einem gewaltigen Protest gegen die künstlich erzeugte Fleischteuerung. Einstimmig gelangte eine Resolutionzur Annahme, welche die jetzige Fleischnot als eine gewollteFolge der agrarischen Politik erklärte und im Interesse desganzen Volkes sofortige Öffnung der Grenzen forderte. DieVersammlung ersuchte die Stadtverwaltung, unverzüglich beimBundesrat diesbezügliche Schritte zu tun. Der Abend brachteunserer Organisation über S0 neue Mitglieder.— Nebender polittschen und gewerkschaftlichen Agitatton pflegt derVerein auch die Geselligkeit, um seine Mitglieder persönlicheinander näherzubringen und ihnen eine Unterhaltung zubieten, die Geist und Herz bildet. So veranstaltete er Anfang August ein Gartenfest, an dem zirka 2000 Personenteilnahmen, und das einen vorzüglichen Verlauf nahm. Nichtbloß der Erwachsenen war durch mannigfache Veranstaltungengedacht worden, die Kleinen ergötzten sich bei einer Kinderpolonäse und Bretzelverteilung. Genossin Hoffmann legtein der Festrede in kurzen Zügen die Ziele unserer Organisation dar und richtete an alle Erschienenen die Aufforderung, nicht eher zu rasten, bis sich unsere Mitgliederzahl mitder des Vereins der sozialdemokrattschen Männer messenkönne. Die Genossinnen werden die Worte der Rednerinbeherzigen und niit Fleiß und größter Ausdauer weiter fürdie Sache der Unterdrückten und Enterbten kämpfen.Marie Schüt.Jahresbericht der weiblichen VcrtraucnspersonenBerlins. In dem letzten Berichtsjahr, das am 11. Oktober1S04 begann, hat sich die Frauenbewegung in Berlin sehrgehoben. Die Genossinnen beschlossen, den Vertrieb der„Gleichheit" selbst zu übernehmen, um wirksamer für derenVerbreitung agitieren zu können. Ter Erfolg blieb nicht aus.In einem halben Jahr, vom 1. Januar bis 1. Juli 190S,stieg die Abonnentenzahl von 170 auf 700. Die Genossinnensind fest überzeugt, daß das nächste Jahr ein noch vielgünstigeres Resultat zeitigen wird, um so mehr, als sich dieGenossinnen insgesamt mit Eifer und größtem Interesse anallen Arbeiten beteiligen. Im Laufe des Jahres fanden20 große Versammlungen statt. Dieselben befaßten sich unteranderem mit dem Säuglingsschutz, dem polittschen Massen-streik, dem Kinderhilfstag, den: preußischen Parteitag unddem deuschen Parteitag in Jena. Zur besseren theorettschenAusbildung der Genossinnen dienten Leseabende. An denselben wurden sozialistische Broschüren und Abhandlungengelesen, über die dann eine Diskussion erfolgte. Bals schonwar eine Anzahl der Teilnehmerinnen imstande, selbständigekleine Arbeiten zu machen. In Zukunft sollen diese Leseabende weiter ausgestaltet und über ganz Berlin verteiltwerden. Ferner wird beabsichttgt, den Genossinnen dieMöglichkeit zur Entrichtung freiwilliger regelmäßiger Bei-träge für die Partei zu geben, damit diese ihre Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie nachweisen können. Die Kassenverhältnisse waren erfreulicherweise gleichfalls recht günstig-Die Gesamteinnahmen betragen 1194, SS Mark, darunterauf Listen gesammelt 768,15 Mark, Überschuß der„Gleichheit" 176 Mark. Die Ausgaben stellten sich insgesamtauf 1147,26 Mark, und zwar wurden für mündliche Agitation 604,77 Mark verwendet, für schriftliche Agitation308,59 Mark usw. An den Agitattonsfonds der Genossinnenkonnten 233,90 Mark abgeführt werden. Die Genossinnenbeteiligten sich opferfreudig an den verschiedenen Sammlungen, welche infolge von Kämpfen des Proletariats notwendig wurden. Erwähnt sei nur, daß sie für die streikendenKohlenarbeiter im Ruhrrevier zirka S00 Mk. aufbrachten.Wie bisher, so werden auch im neuen Arbeitsjahr die Berliner Genossinnen in der vordersten Reihe der kämpfendenProletarierinnen stehen.Im Auftrag der Verttauenspersonen: Marg. Wenzels.In Hamburg ist Mitte Oktober eine verdiente Veteraninder proletarischen Frauenbewegung aus dem Leben geschieden.Nach langem, qualvollem Siechtum ist der Tod als erlösenderFreund zu Genossin Jallandt getteten. Eine aus dem Gedächtnis der kämpfenden Proletarier Hamburgs fast Verschollenehat man sie zur letzten Ruhe gettagen. Wir aber schuldenGenossin Jallandt ein Blatt dankbarer Erinnerung. Siezählt zu den ersten begeisterten Trägerinnen der proletarischenFrauenbewegung in Deutschland. Bereits Anfang dersiebziger Jahre des vorigen Jahrhunderrs war sie untergroßen Schwierigkeiten und Opfern unermüdlich tätig, umdie proletarischen Frauen aufgeklärt und organisiert demkämpfenden Proletariat zuzuführen. Sie gehörte zu denGründerinnen und Leiterinnen des ersten sozialistischen Frauenvereins in Hamburg, stand in Fühlung mit den GenossinnenHahn und Stegemann in Berlin und entfaltete auch in derOrganisatton der Genossinnen, die um die Mitte der achtzigerJahre existierte, ein rühriges Wirken. In den schwerstenZeiten des Sozialistengesetzes hat sie sich als eine opfer-sreudige Kämpferin für die Sache des Proletariats bewährt.Mehr als ein Berliner Ausgewiesener konnte sich in Hamburg halten, weil Genossin Jallandt und ihr Mann ihm derPolizei gegenüber den geforderten Nachweis der Existenzmittel ermöglichten. In allen Wechselfällen eines proletarischen Lebensschicksals, das der Umstände Gunst und Ungunst erfuhr, hing die Verstorbene ihrer Überzeugung standhaft an. Bis schweres Leiden sie an das Krankenlageresselte, nahm sie nach Kräften Antell an der sozialisttschenBewegung. Ihr Herz gehörte bis zum letzten Schlage demozialistischen Ideal. Der tapferen, treuen Genossin Jallandtgebührt ein Ehrenplatz in der Geschichte der proletarischenFrauenbewegung. Sie muß von allen unvergessen sein, diefür das Emporsteigen des Proletariats aus Nacht zum Lichtihre Kraft einsetzen.Die Dichterin Klara Müller-Jahnke ist am 4. Novemberunerwartet einer Lungenentzündung erlegen. Schmerzlichbewegt teilen wir ihren Tod den Leserinnen unseres Blattesmit, zu dessen treuen Mitarbeiterinnen sie gehörte. KlaraMüller-Jahnke war ein starkes Talent und ein starker, reinerCharakter. Unter den härtesten äußeren und inneren Lebenskämpfen hatte sich diese Tochter eines Pfarrers aus der Gebundenheit bürgerlichen Lebens und Denkens zu geisttgerFreiheit durchgerungen. Dem Dienst der Freiheit war ihrkünstlerisches Können geweiht. Die reichbegabte Dichterinwar eine überzeugte Kämpferin des klassenbewußten Proletariats. Wir behalten uns vor, in einer späteren Nummerzusammen mit den letzten Gedichten, die uns Klara Müller-Jahnke für die„Gleichheit" geschickt hat, eine eingehendeWürdigung ihrer Persönlichkeit und ihres Werkes zu geben.Für heute begnügen wir uns mit diesem schlichten Reisdankbarer Verehrung, das wir an ihrem Grabe niederlegen.Politische Rundschau.Am 28. November tritt der R ei ch s t a g zusammen, wiederummöglichst verspätet. Die Regierung trägt gar kein Verlangen,die Volksvertteter wiederzusehen. Zwar ist die überwiegendeMehrzahl der Reichsboten militärfromm und marinegläubigbis auf die Knochen, aber es sind doch einige Dutzend bösartige sozialdemokrattsche Hetzer unter ihnen, die den amtierenden Bureaukraten das Leben sauer genug machen. Solange wie möglich geht ein vorsichttger Reichskanzler deshalbder Aussprache aus dem Wege. Haben er und seine Kollegendoch viel zu viel auf dem Kerbholz. Rechenschaft wird vonihnen verlangt wegen der Fleischnot, Rechenschaft wegen dertörichten weltpolitischen Spielereien. Es ist doch zu fatal,wenn einem Bureaukraten die schöngeölte diplomattscheFrisur von den rauhen Proletarierfäusten zerzaust wird.'Aber einmal muß es doch geschehen. Das Budget muß dieRegierung bewilligt erhalten. Dazu muß der Reichstag zusammenberufen werden. Wenn es aber sein muß, dann sospät wie möglich, damit für allgemeine politische Erörterungen, damit für Rechenschaftsforderungen möglichst wenigZeit übrig bleibt.Den unangenehmen Auseinandersetzungen wegen ihrerbisherigen politischen Missetaten gesellt die Regierung nunaber noch herausfordernd eine neue Frage hinzu, indem siemit einer Flottenvermehrung vor den Reichstag tritt.Die Regierung handelt nach der alten bekannten weltmännischen Profitmacherregel:„Bescheidenheit ist eine Zier,doch weiter kommt man ohne ihr". Der deutsche Michelseufzt und- stöhnt über schlechte Zeiten und unerträglicheSteuerlasten. Die Regierung lädt ihm neue Lasten auf, vertraut sie doch auf seine unerschöpfliche Geduld. Ihre Weltpolitik hat kläglich Fiasko gemacht. Im russisch-japanischenKrieg ist ihr treuer Freund, der Zar, elend zerklopft worden;seine Flottenmacht ist in Atome zerschellt. Dabei ist auchDeutschlands Zukunftsspekulation auf eine ostasiattsche Machtstellung auf Nimmerwiedersehen ins Wasser gefallen. Aberdas ficht unsere Phantasiepolitiker am Reichssteuerruder nichtau. Nun gerade! sagen sie mit dem beliebten Bureaukraten-troywort. Größer muß die Flotte werden, immer größer,bis sie allen möglichen Feinden gewachsen ist. Richtig istdenn auch eine neue Flottenforderung in Bülows politischemLaboratorium zusammengebraut.Das Flottengesetz von 1906 fordert in Ergänzung desFlottengesetzes vom 14. Juni 1900 sechs neue großeKreuzer. Die Kosten für diese schwimmenden Panzersärgebelaufen sich insgesamt auf nicht weniger als 16S MillionenMark. Das sind aber nur die einmaligen Kosten für Bauund Ausrüstung. Die laufenden Ausgaben vermehrensich natürlich auch entsprechend. Der Mehrbedarf anPersonal für diese sechs neuen großen Schiffe bettägt insgesamt an Offizieren und Mannschaften 5833 Köpfe. Außerdem sind aber auch noch andere Vermehrungen des Personals vorgesehen. Die Gesamtwirkung aller dieser Neuerungen auf den Jahresetat ist die, daß der Etat für 1906auf 2SL360000 Mark steigt oder gegen das Vorjahr um19,43 Prozent, rund also 20 Prozent mehr. Rund 40 Millionen Mark Steigerung gegen den vorjährigen Etat.Und das in einer Zeit der Fleischnot, in einer Zeit, inder alle Beamten Teuerungszulagen verlangen, in der dasVolk noch unter den Nachwehen einer wirtschaftlichen Kriseleidet! Doch, was ficht diese Salonpolitiker das Leiden desVolkes an! Sie wollen gehörig mit dem Säbel rasselnkönnen, wenn sie mit dem Erbfreund oder Erbfeind zum„hohen Rat der Völker" zusammenkommen. Kosten kann es,was es will. Nicht sie, das Volk muß die Zeche bezahlen.Doch wir brauchen diesen krampfhaften weltpolitischenFlortenvergrößerungsplänen gar nicht einmal vom Standpunkt des steuerzahlenden Volkes ins Gesicht zu leuchten, umihren Widersinn zu erweisen. Es genügt, sie an der Handder wirtschaftlichen Entwicklung des kapitalistischen Deutschland auf ihre Wirkungen zu prüfen. Diese fieberhaft betriebene Schlachtflvttenvermehrung Deutschlands hat nurdann einen Sinn, wenn man sich auf einen großen Seekriegum wirtschaftliche Ausbeulungsmonopole vorbereitet. Dabeikönnte nur England als Gegner für uns in Betracht kommen.England ist uns aber nicht nur jetzt im Bestand der Kriegs-slotte weitaus überlegen. Es hat auch alle Hilfsmittel inweitaus höherem Maße zur Verfügung wie Deutschland, umfür alle Schiffsbauten, die wir unternehmen, stets doppelto viele seinerseits aus den Stapel zu legen. Bei dem Wettrüsten zur See werden wir also stets im Hintertreffen bleiben.Es kann uns gar nicht gelingen, die Engländer zur See anMachtmitteln zu übertteffen. Wenn man aber mit einerzwei- bis dreifach geringeren Macht in den Krieg zieht, seies zur See, sei es zu Lande, so helfen alle schönen Posen,alle schönen Reden, Volldampf voraus, nicht einen Pfifferling. Der liebe Herrgott ist immer, wie Napoleon einmalagte, auf der Seite der stärkeren Bataillone oder der stärkerenGeschwader.Also angenommen, selbst eine solche aggressive Weltmachtspolitik zu Wasser wäre nützlich, wenn sie überhaupt erfolgreich sein könnte— wir Sozialdemokraten meinen allerdings, jdaß sie auch dann nur Schaden stiften kann—, so ist es dochoffenbar Torheit, sie zu betreiben, wenn nüchterne Erwägunguns klärlich zeigt, daß sie mit einer schmählichen Katastropheenden muh, wenn ihr nicht endlich Einhalt geboten wird.Einige Kapitalisten werden dabei ihr Schäfchen insTrockene bringen. Die Panzerplatlenpatrioten sind stets be-