10 Die Gleichheit Nr. 2 gamfation". Auch in diesem Orte sprach zum erstenmal eine Frau, die Versammlung war prächtig besucht und nahm den besten Verlauf. Trotz ihres rein gewerkschaftlichen Cha- rakters war fie sehr stark überwacht. Gleich zu Anfang kam es im Hinblick auf das Verbleiben oder die Ausweisung der Minderjährigen zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Vorsitzenden und dem überwachenden, ob das Thema auf das politische Gebiet übergreife. Ich versicherte, daß meine Ausführungen gewerkschaftlicher Natur seien. Während des Referats setzte sich hinter meinem Rücken der Streit zwischen Überwachung und Vorsitzenden fort. Das war störend, schadete aber der Versammlung nichts. In Dresden  -Pieschen  fand für den Fabrikarbeiterverband eine Versammlung statt, die gut besucht war. Es galt, die Arbeiter und Ar- beiterinnen einer großen Steingutfabrik für die Organisation zu gewinnen. Der Verband der Bergarbeiter hatte eine Volksversammlung in Braunsdors einberufen, wo zum erstenmal eine Frau referierte. Braunsdorf liegt in der Domäne des sächsischen Landtagsabgeordneten Andrä, un- weit seines Herrschaftssitzes, daher war die Überwachung so echt sächsisch besonders stark.Zweck und Nutzen der ge- werkschaftlichen Organisation und welches Interesse haben die Frauen daran," lautete die Tagesordnung. Besonders den Frauen sollte der Wert der Organisation für den Mann selbst als Arbeiter wie für seine Familie klar gemacht wer- den, damit auch sie begreifen, warum ihre Gatten und Brüder sich organisieren und auf den Kampfplatz der Arbeiter- bewegung treten. Begeisterte Zustimmung fand eine Reso­lution, welche die Arbeiter ausfordert, unermüdlich für die Organisation zu werben. Mögen die in allen Versamm- lungen gewonnenen Streiter und Streiterinnen im Kampfe treu aushalten. Unsere Zeit ist nicht dazu angetan, daß die Proletarier sich schlafen legen. Sie fordert sie heraus, zu kämpfen. Marie Wackwitz  . In Remscheid   ist kürzlich durch eine äußerst erfolgreiche Frauenversammlung der Anfang zu einer proletarischen Frauenbewegung gemacht worden. Genosse Mermuth  hielt ein Referat über:Die Stellung der Frau in der Ver­gangenheit und Gegenwart" und erntete damit vielen Bei- fall. Er schloß mit der Aufforderung an die Frauen und Mädchen, sich als gleichberechtigt den Männern gegenüber zu fühlen und Schulter an Schulter mit ihnen zu kämpfen für eine bessere und glücklichere Zukunft. Zur Frage der Frauenorganisation, dem zweiten Punkte der Tages- ordnung, referierte Genossin C afp ers- Solin gen. Sie entwarf ein Bild der unhaltbaren Zustände unserer Zeit, die es erforderten, daß das gesamte Proletariat ohne Unterschied des Geschlechtes den Kampf gegen den gemeinsamen Feind aufnehme. Es sei daher eine Notwendigkeit, daß auch den Frauen die genügende Aufklärung zuteil würde. Wenn diese Erkenntnis sich erst einmal mehr Raum geschafft habe, dann würde die Frau dem Manne im wirtschaftlichen und poli- tischen Kampfe nicht mehr hindernd in den Weg treten, sondern ihm eine wertvolle Mitstreiterin sein. Mit warmen Worten legt es die Referentin den Frauen an das Herz, die Seelen der Kinder für den Sozialismus empfänglich zu machen, damit das Ende der Knechtschaft schneller nahe, und sich durch das Lesen derGleichheit" und der Arbeiter- presse zu bilden. Das preußische Vereins- und Versamm­lungsrecht verbiete es den Frauen, einem politischen Verein der Männer beizutreten oder eine eigene politische Organi- sation zu gründen. Dagegen könnten sie sich in einem Bil- dungSverein zusammenschließen. Ein festes geistiges Band werde auch um Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen geschlungen, wenn sie sich dem LeserinnenkreiS derGleichheit" anschlössen. Die Versammlung stimmte dem bei, und man setzte sofort zur Sammlung von Abonnenten Listen in Umlauf, in welche sich fast sämtliche Versammlungsteilnehmerinnen einzeichneten. Der Vorsitzende, Genosse Schirwinsky, schloß darauf die Ver- sammlung mit der Mahnung an die Frauen und Mädchen, künstig bei allen öffentlichen Angelegenheiten ihren Einfluß geltend zu machen. Diese Versammlung, die einen so glänzenden Verlauf nahm, hat viel dazu beigetragen, in Remscheid   die Vorurteile gegen die Betätigung der Frauen im öffentlichen Leben zu zerstören. Sie hat die wachsende Erkenntnis der Proletarierinnen gezeigt, daß sie in einer so bewegten Zeit, wie die unsrige, nicht teilnahmslos der Ent- Wicklung der Dinge zusehen dürfen, daß es vielmehr ihre Pflicht ist, sich kämpfend ihren Klassengenossen anzuschließen. Mögen die neugewonnenen Streiterinnen eifrige und treue Genossinnen werden und dafür sorgen, daß die Frauen- bewegung immer mehr Anhäugerinnen findet und dieGleich- heit", die jetzt schon 75 Leserinnen in Remscheid   hat, in keiner Arbeiterfamilie fehlt. Martha Stecher. Jahresbericht der VertraucnSprrson der Genossinnen von Chemnitz  . Auf das letzte Jahr können die Chemnitzer  Genossinnen mit Befriedigung zurückblicken. Ihre jähre- lange zähe, stille Kleinarbeit, um die Proletarierinnen zum Bewußtsein ihrer Interessen zu erwecken, sie zum Kampfe für ihre volle soziale Gleichberechtigung zu rufen, hat Früchte getragen. Der Stamm der tätigen Genossinnen hat sich fester zusammengeschlossen, an Schulung gewonnen und eine rührige Wirksamkeit entfaltet, um in weitere Kreise der ausgebeu- teten Frauenwelt die Erkenntnis von der Notwendigkeit des gewerkschaftlichen und politischen Kampfes zu tragen. Der Erfolg ihres Bemühens ist nicht ausgeblieben. Die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeilerinnen ist gestiegen, insbesondere der Textilarbeiterverband hat an weiblichen Mitgliedern zugenommen. Anfang 1905 hatte der sozial» demokratische Verein 69 weibliche Mitglieder, heute umfaßt er deren 499. Die Genossinnen haben derGleichheit", die sie selbst verbreiten, 359 Abonnenten zugeführt. Sie setzten 499 Exemplare der BroschüreZur Schulfrage" von Ge- nossin Zetkin um und verteilten 199 Exemplare des Warnungsrufs". Die mündliche Kleinagitation von Person zu Person wurde von ihnen fleißig betrieben. Große öffent- liche Frauenversammlungen fanden vier statt, in denen die Genossinnen Kähler, Zieh und Baader durch treffliche Referate unsere Bewegung förderten. Zum Parteitag in Jena   entsandten die Genossinnen eine Delegierte, Genossin Wagner, die von dort reiche Anregung heimgebracht hat. Es war ihnen möglich, durch freiwillige Beiträge 277,27 Mk. an den allgemeinen Agitationsfonds der Genossinnen in Berlin   abzuführen. Wer das Leben der proletarischen Frau kennt, vermag auch zu beurteilen, welche Summe von Mühe und Arbeit, von llberzeugungstreue und Opferwilligkeit in den Leistungen der Genossinnen steckt. Wenn diese auch in Zukunft so fest an ihrem Ideal halten, so treu zusammen- stehen wie im letzten Jahre, so werden wir bald auch größere Fortschritte zu verzeichnen haben. Berta Riemann. Jahresbericht der Vertrauenspcrsonen der Genos­sinnen von Köln  . Das Berichtsjahr war ein gutes. Die Tätigkeit der Genossinnen begann damit, daß die Unter- zeichnete zunächst versuchte, unsere Bewegung auf den Land- kreis Köln   auszudehnen. Das Bestreben hatte Erfolg; es konnten an verschiedenen Orten Vertrauenspersonen ernannt und eine planmäßige Agitation unter den proletarischen Frauen entfaltet werden. Es fanden insgesamt 15 öffent- liche Versammlungen statt. Referenten waren die Genossen Gilsbach, Bartels, Kasting und Erkes, die Ge- nossinnen Zeise, Gradnauer und Plum. Zur Erörte- rung gelangten folgende Themata: Bürgerliche und prole- tarische Frauenbewegung, der preußische Parteitag, das Recht der Frau im heutigen Staate, der Boykott, die Frau im politischen Kampfe der Gegenwart, die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen im 29. Jahrhundert, Kindermord und Frauenfrage. Die Versammlungen waren durchweg gut besucht. Die Arbeiterinnenvereine Köln   und Kalk und der Frauen- und Mädchenbildungsverein Ehrenfeld leisteten ebenfalls ein gut Teil Aufklärungsarbeit. Es wurden Re- ferate über Erziehungsfragen, Volksschulwesen, Wohnungs- frage, über Pflege und Ernährung des Säuglings, Alkohol- frage usw. gehalten. Hand in Hand mit der Agitation durch die Rede ging die durch die Schrift. Unsere Treue hat den Kreis ihrer Leserinnen weiter ausgedehnt. So stieg die Abonnentenzahl derGleichheit" im Berichtsjahr von 189 auf 479. An Broschüren wurden unentgeltlich verteilt: 1999 ExemplareDie Schulfrage" und 599Ein Warnungs- ruf an die Frauen und Mädchen". Die Kölner   Genossinnen ließen sich angelegen sein, auch in andere Gegenden dcS Rheinlandes Aufklärung unter die Frauen zu tragen; auf ihre Veranlassung unternahm Genossin Gradnauer im Mai 1995 eine Agitationstour am Oberrhein. Es fanden 13 Versammlungen statt: in Köln  , Stadt und Land, Aachen  , Stadt und Land, Mülheim   a. Rh., Stadt und Land, Düren  , Oberstein  , Kirn   und St. Johann. Die Unterzeichnete nutzte diese Gelegenheit aus, um für die Verbreitung derGleichheit" und die Wahl von Vertrauens- personen zu wirken. Sie ersuchte die örtlichen Vertrauensleute, sich Agitationsnummern derGleichheit" zu beschaffen und Frauen mit der Agitation unter den Proletarierinnen zu be- trauen. Wir fänden auf diese Weise Abonnenten für die Gleichheit", in Düren   und Mülheim   wurden Ver- trauenspersonen ernannt, an anderen Orten soll dies bei nächster Gelegenheit geschehen. Die Einnahmen der Ge- nossinnen betrugen 1968,25 Mk., die Ausgaben 767,41 Mk. Organisiert sind in Bildungsvereinen und Gewerkschaften 359 Frauen, eine Anzahl Genossinnen zahlt freiwillige Bei- träge an die Vertrauenspersonen. Wenn die Kölner   Ge- nossinnen mit Befriedigung auf- die erzielten Erfolge zurück- blicken, so soll damit keineswegs gesagt sein, daß sie ruhen können. Nein, im Gegenteil, unsere Fortschritte sollen uns ein Ansporn sein, um im neuen Jahre noch intensiver zu arbeiten, um die uns noch Fernstehenden für unsere Sache zu gewinnen. Mit guter Zuversicht vorwärts und nochmals vorwärts, das ist unsere Losung. M. Zeise. Der vierte sozialdemokratische Provinzial-Parteitag für die Provinz Posen   fand am 7. Januar 1996 in Brom- berg statt. Außer einer Anzahl männlicher Delegierter nahm auch die Zentralvertrauensperson der sozialdemokratischen Frauen Deutschlands  , Genossin Baader-Berlin, und drei weibliche Delegierten an ihm teil, zwei aus Bromberg   und eine aus Schönlanke. Der Parteitag beschäftigte sich unter anderem auch eingehend mit Fragen, welche die Frauen- bewegung angehen. Gleich in der Diskussion, welche dem Bericht der Agitationskommisston folgte, wurde seitens der weiblichen Delegierten eine rege Anteilnahme der Genossen an der Agitation unter den proletarischen Frauen besür- wortet. Es gelangten weiter zwei von den sozialdemokra- tischen Frauen Brombergs gestellte Anträge zur Beratung und Annahme. Im ersten davon wird es den Parteigenossen zur Pflicht gemacht, nach Kräften für die Gewinnung von weiblichen Beitragszahlern zu sorgen, da auf Grund des§ 1 des Statuts der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  jede Person zur Partei gehörig betrachtet wird, die sich zu den Grundsätzen des Parteiprogramms bekennt und die Partei dauenid durch Geldmittel unterstützt. Der zweite Antrag verpflichtet die Parteigenossen, sich die Gewinnung von Leserinnen derGleichheit" angelegen fein zu lassen. Einstimmig gelangte schließlich eine gleichfalls von den Bromberger Genossinnen eingebrachte Resolution zur An- nähme. Sie hat folgenden Wortlaut:Der' Parteitag in Bromberg   erhebt entschieden Protest gegen die Vereinsgesetz- lichen Bestimmungen, die den Fraue« das polltische Vereins- recht nehmen. Als tief entwürdigeno jj> die Frau und insbesondere die im werktätigen Leben stehen»,""roletawrin empfinden, daß man sie als Schaffenskraft und Ausbeutungs- objekt für Unternehmer anerkennt, sie auch, wie den Mann, zu allen Staatslasten, den direkten und indirekten Steuern heranzieht, dagegen in rechtlicher Beziehung um das not- wendige Recht der politischen Vereinslätigkeit betrügt." Der Parteitag anerkennt weiter die volle Gleichberechtigung der Frau dem Manne gegenüber und verpflichtet sich, mit allen Mitteln dafür einzutreten, daß die Frau als vollwertige Bürgerin auch vom Staat anerkannt wird. Mit einem drei- fachen Hoch auf die völkerbefreiende Sozialdemokratie er- folgte der Schluß des Parteitags. Anna Nemitz  . Zu einer Konferenz der sozialistischen   Jugendorgani- sationen Snddeutschlands ladet der Verband junger Arbeiter in Mannheim   alle Brudervereine der süd- deutschen   Staaten, Bayern  , Hessen  , Württemberg   und Baden  ein. Die Konferenz soll Sonntag den 11. Februar 1996 in Karlsruhe  , RestaurantZum kühlen Krug", mittags li'l-i Uhr stattfinden im Anschluß an den Parteitag der badischen Sozialdemokratte. Die provisorische Tagesordnung lautet: 1. Bericht über den Stand der Organisationen. 2. Wie stellen sich die Organisationen zur Schaffung eines Zentralverbandes? 3. Gründung einer Jugendzeitschrift. 4. Beratung der eingelaufenen Anträge. Das vorbereitende Komitee ersucht die Genossen allerwärts, sofort in ihren Versammlungen zu dieser Konferenz Stellung zu nehmen und dieselbe, wenn irgend möglich, durch Delegierte zu be- schicken. Sollte einzelnen' Vereinen eine Delegierung nicht möglich sein, so sollen dieselben ihre Meinung durch Anttäge und Resolutionen zum Ausdruck bringen. Anträge sowie Teilnahmeankündigungen sind an Genossen Bruno Wagner, Mannheim   LI 7, 17 IV zu senden. Politische Rundschau. Am Jahrestage der Niedermetzelung Tausender Männer, Frauen und Kinder des russischen Volkes, die weiter nichts vor hatten, als dem Zaren, demLandesvater" nach dem höfischen Sprachgebrauch, ihre Wünsche wegen Neugestaltung des Staatswesens und wegen Befferung der sozialen Lage des Volkes zu unterbreiten. Das Vorhaben dieser Leute war ein politischer Mißgriff, gewiß! Wie konnten sie nach allen den grausigen Erfahrungen des russischen Volkes mit seinen Zaren, mit diesem Zaren insbesondere noch irgend- wie hoffen, durch gütliches Zureden nur ein Quentchen Linderung für ihre Not, nur ein einziges Stückchen Staats- bürgerrecht zu erwirken! Aber daß ihr kindliches Zutrauen zu diesem Zaren dann mit einem Massenmord beantwortet wurde, das ist ein symptomattscher Vorgang, der als Mark- stein der russischen Geschichte in allen Zeiten seine Bedeutung behalten wird. Er trennt die Periode des gläubigen Ver- trauens der großen Masse des russischen Volkes zum Zaren- tum von der Periode des vollendeten Mißtrauens, das sich in einer das ganze Reich durchzuckenden revolutionären Be- wegung betätigt. So kann man sagen: das Zarenwm selbst hat durch jenen tückischen Massenmord das geduldige russische Volk in die Revolution hineingetrieben. Der Massenmord vom 22. Januar war der letzte Tropfen, der den Becher der Schmach und Schande zum llberlaufen brachte. Will man den Revolutionsbeginn an ein bestimmtes Datum knüpfe», so beginnt mit dem 22. Januar die russische Revolution. Begreiflich ist es daher, daß das klassenbewußte Prole- tariat aller Länder, daß die internationale Sozialdemokratie diesen Gedenktag zu einer allgemeinen Kundgebung gewählt hat, die dazu bestimmt ist, unser aller Teilnahme für die Kämpfe unserer Genossen im russischen Reich und unseren eigenen Bestrebungen kräftigen Ausdruck zu geben. Für Deutschland  , insbesondere für Preußen und Sachsen  , war deshalb die Befürwortung einer unserer eigenen drin- gendsten Forderungen gleichfalls für die Verhandlungen der allgemeinen Versammlungen auserkoren. Ein Prolest gegen das Dreiklassenwahlrecht sollte eine erneute Bewegung gegen dieses elende und widersinnige parlamentarische System ein- leiten. Alles das ist im Rahmen der verbrieften staats- bürgerlichen Rechte. Aber schon die Tatsache an sich, daß in Versammlungen das Volk gegen ein bestehendes Unrecht Protest erheben will in Verbindung mit einer Kundgebung für die russische Revolution, hat der preußischen und sächsischen Regierung einen heillosen Schrecken eingejagt. In Sachsen   haben die Hüter des Staatswohls in einzelnen Orten sich angeschickt, die Versammlungen zu verbieten. In Preußen aber ist offenbar dem Fürsten   Bülow und seinen Gehilfen die staats- männische Besinnung völlig in Verwirrung geraten, denn in der offiziösen Presse sind Ankündigungen einer ungewöhn- lichen militärischen Machtentfaltung zur Zeit der in Berlin  geplanten Versammlungen aufgetaucht, die sich nur aus einer kopflosen Angst vor Putschversuchen erklären lassen. Die ganze Garnison Berlins   soll am Sonntag den 21. Januar in den Kasernen konsigniert werden, um etwaige Straßen- demonstrationen zu zerstreuen. Es wird sogar gedroht, daß sofort bei Demonstrationsversuchen zur scharfen Waffe ge- griffen werden solle. Zunächst liegt auch nicht der Schatten eine? Beweises dafür vor, daß die Sozialdemokratie in Berlin   Putsche  , also Angriffe auf Personen oder Gebäude plane. Ihre ganze Vergangenheit widerspricht auch einer derartigen Annahme. Es läßt sich deshalb nur annehmen, daß eine Anzahl dunkler Scharfmacher den maßgebenden Personen in der Regierung allerhand Schauermärchen erzählt und sie ihnen glaubhaft gemacht haben, um durch die Maßnahmen der Regierung selbst Situationen zu schaffen, aus denen durch Mißverstand- nisse irgend welcher Zlrt das ersehnte Blutbad provoziert werden könne. Die Sozialdemokratie wird sich natürlich durch keinerlei Drohungen und durch noch so törichte Maß-