26 Die Gleichheit Nr. 5 zustellen, die gesetzliche Legalisation meiner Ehe nachgesucht.... Ich habe oft über solche Dinge gescherzt und gewitzelt, und noch viel öfter ernsthaft darüber nachgedacht; die Liebe be- festigt kein Mietskontrakt, sie bedarf der Freiheit, um zu be- stehen und zu gedeihen." So viel Erfreuliches die skizzierten theoretischen Ansichten Heines über die Ehe und ebenso sein Verhalten in dieser Beziehung haben, so darf doch nicht verschwiegen werden, daß Heine in seiner Frau nur das liebende Weib, nicht die Genossin im Kampfe, nicht die mutige Lebensgefährtin sah. Nach Meißner hatte Heine sogareinen wahren Horror vor der gelehrten und starkgeistigen Frau, dem Blaustrumpf und dem Verstandesweib". Jedenfalls hat er nichts getan, um seine Frau geistig zu sich heraufzuziehen, es schmeichelte so- gar seiner männlichen Eitelkeit, daß Mathilde nichts von seinen Schriften und darum auch nichts von seiner Berühmt- heit verstand, ihn also nur um seiner selbst willen, als Mensch, liebte. Darum nahm Heine auch gar keinen An- stand, als er 1841 seiner Ehe mit Mathilde auch die offizielle Form gab um ihre Zukunft für alle Fälle zu sichern, einen Revers zu unterschreiben, worin er sich verpflichtete, die etwa aus seiner Ehe hervorgehenden Kinder im katho- lischen Glauben zu erziehen. Allerdings war dieser Revers notwendig, wenn er den für die kirchliche Einsegnung von Mischehen erforderlichen erzbischöflichen Dispens erlangen wollte. Aber man darf getrost annehmen, daß Meißner über- treibt, wenn er Heine einen Horror vor gelehrten und stark- geistigen Weibern nachsagt. Heine hat während seines ganzen Lebens mit hochsinnigen und klugen Frauen die herzlichste Freundschaft aufrecht erhalten. Besonders innig war sein Verhältnis zur geistvollen Rahel , Varnhagen von Enses Gattin, die ihm einst die Wege in Berlin geebnet hatte. Als sie gestorben war, schrieb er an Varnhagen :Ach, ich fühle jetzt die Bedeutung jener römischen Worte: Leben ist Krieg führen.... Unsere Freundin hat immer wacker gestritten und hat wohl einen Lorbeer verdient. Ich kann in diesem Augenblick vor Weinen nicht schreiben ach! wir armen Menschen, mit Tränen in den Augen müssen wir kämpfen. Welch ein Schlachtfeld diese Erde!" Diese Worte beweisen hinlänglich, daß Heine die Mit- arbeit der Frau auf dem Kampfplatz des öffentlichen Lebens wohl akzeptierte. Seine Hochachtung vor Frau von Staöl, seine Freundschaft mit der Gräfin d'Agoult , mit George Sand , mit Frau von Hohenhausen , mit der Schwester Lassalles, mit Fanny Lewald , mit Charlotte Stieglitz , Frau Marx und zahlreichen sonstigen starkgeistigen Frauen seiner Zeit sprechen gleichfalls dafür. Daß ihm der Blick für die völlige Befreiung der Frau aus der wirtschaftlichen Knecht- schaft fehlte, mag mit.darauf zurückzuführen sein, daß bei der damaligen ökonomischen Struktur der Gesellschaft diese Seite der modernen Frauenfrage weniger in die Augen sprang- Aber eine Ahnung von der unwürdigen Stellung der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft, wie sie besonders auch das Christentum predigte, hatte er auch.Wir müssen unseren Weibern neue Hemden und neue Gedanken anziehen, und alle Gefühle müssen wir durchräuchern wie nach einer über- standenen Pest," so sagt er in seinein BucheDe l'Allemagne". Und schließlich lassen Heines lebhafte Synrpathien für den Saint-Simonismus und später seine treue Freundschaft mit Marx den Schluß berechtigt erscheinen, daß er zur Frauen- frage eine ernstere und grundsätzlichere Stellung einnahm, als es die Lektüre seiner Schriften und sein zärtliches Ver- hältnis zu schönen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts erwarten lassen. Ein Wort aus seinen hinterlassenenGe- danken und Einfällen" überFrauen, Liebe und Ehe" bestätigt diese Annahme:Die deutsche Ehe ist keine wahre Ehe. Der Ehemann hat keine Ehefrau, sondern eine Magd und lebt sein isoliertes Hagestolzleben im Geiste fort, selbst im Kreise der Familie. Ich will darum nicht sagen, daß er der Herr sei, im Gegenteil ist er zuweilen nur der Bediente seiner Magd, und den Serailismus verleugnet er auch ini Hause nicht." Ernst Almsloh. Von der Keimarbeitausstellung in Berlin . III. Buchbinderei, Portefeuille-, Kartonnagen- und Papier - warcnindustrie. Heimarbeit in großem Umfang und mit ihren erschrecken- den sozialen Begleiterscheinungen kennt die reine Buch- binderet wohl nicht. Das tritt auch auf der Heimarbeit- ausstellung in Berlin zutage. Nur vereinzelt werden in der Buchbinderei manche Arbeiten von Frauen als Heimarbeit verrichtet. Die Unternehmer lassen sie, was von besonderer Beachtung ist, zu dem Zwecke praktizieren, die im Gewerbe bestehenden tariflichen Preise gewaltig zu drücken. So wurde zum Beispiel erst durch die erste Ausstellung von haus- industriellen Erzeugnissen anläßlich des Heimarbeiterschutz- kongresses bekannt, daß die in Berlin in Aschingers Bier- lokalen täglich zu Tausenden gebrauchten Papierservietten von Arbeiterinnen im Heim gefalzt werden, und zwar für die Hälfte des dafür festgesetzten Tariflohnes. Solcher haus- industrieller Preisdrückereien gibt's noch viele, sie sind lehrreiche Beweise der Gefahr, welche der Fabrik- und Werk- stattarbeit durch die Heimindustrie droht. Die Schmutz- konkurrenz, die Senkung der Arbeitslöhne in der Heimarbeit vernichtet, was in jahrelanger Tätigkeit durch die Gewerk- schaftsorganisation errungen worden ist. Für das eigent- liche Buchbindergewerbe besteht übrigens diese Gefahr weniger, da in ihm die Art der Fabrikation nnd die Technik eine große Ausbreitung der Heimarbeit nicht zulassen; auch die kräftige Gewerkschaft würde sich entsprechenden Versuchen der Unternehmer mit höchster Energie widersetzen. Die Heimarbeitausstellung zeigt uns, daß dagegen in der Portefeuilleindnstrie die Heimarbeit eine außerordent- lich bedeutende Rolle spielt. An die SO Prozent aller in ihr Beschäftigten müssen als Heimarbeiter angesprochen werden. Frauen- und Kinderarbeit ist in großem Maße an- zutreffen; es sind fast ausschließlich die Frau und die Kinder des Heimarbeiters, die mit tätig sind, familienfremde Ar- beiterinnen oder gar fremde Kinder werden weniger de- schäftigt. Ausgedehnte, unregelmäßige Arbeitszeit und alle sonsttgen bekannten üblen Begleiterscheinungen der Heim- arbeit sind in der heimindustriellen Portefeuillebranche an der Tagesordnung. Die wenige freie Zeit, die den Kindern nach dem Schulbesuch bleibt, müssen sie als Hilfskräfte des Vaters verwenden. Damit die Familie existteren kann, muß die Frau die Zeit und Kraft, die durch Haushaltung und Kinderpflege schon überreichlich in Anspruch genommen ist, noch aufs äußerste ausnützen, um den kärglichen Verdienst des Mannes etwas zu erhöhen. Von einem geregelten Familienleben kann dabei nicht mehr die Rede sein. Als Schlaf-, Wohn-, Arbeitsraum und Küche dient oft ein ein- ziges Zimmer. Die Luft darin ist geschwängert mit aller- Hand Gerüchen, die von den Speisen, die vom Leder, vom Leim und Kleister usw. aufsteigen. An der doppelt nötigen Lüftung fehlt es nicht selten, da dem Heimarbeiter infolge jahrelanger Gewöhnung die verpestete Atmosphäre nicht mehr auffällt. Wie gesundheitsschädlich der Aufenthalt in diesen Arbeitshöhlen zumal für die Kinder ist, liegt auf der Hand. Das Kinderschutzgesetz läßt weil auf die eigenen" Kinder nicht anwendbar noch die unbeschränkteste Ausbeutung und Gefährdung der Kleinen zu. Trotz der ausgedehnten Mitarbeit aller Familienmitglieder ist der Ver- dienst des Heiniarbeiters in der Portefeuillebranche äußerst gering, wenn er auch noch nicht auf der tiefen und tiefsten Stufe steht, wie etwa in der Spielwaren- und Kleinmetall- industrie. Vielleicht würde mancher Herr und manche Dame der besseren Gesellschaft verwundert den Kopf schütteln, wenn sie wüßten, in welch erbärmlichen Verhältnissen der überaus fleißige und geschickte Arbeiter mit seiner Familie leben muß, der die von ihnen gebrauchten exquisiten Lederwaren herstellt. Wochenverdienste von 16, 18 und 20 Mk. sind durchaus nicht den Leistungen angemessen, die viel Geschicklichkeit und einen großen Kräfteaufwand voraussetzen, und in denen außerdem was nicht ver- gessen werden darf sehr oft die Arbeit der ganzen Fa- milie steckt. Und doch sind die angeführten Wochenverdienste bei weitem nicht allgemein, und neben ihnen kommen buch- stäbliche Hungerlöhne oft genug vor. Ein aus Rußland stammender Anschläger erhält zum Beispiel für 144 Stück Beutelportemonnaies 5 Mk. Trotz eifrigster Mitarbeit von Frau und vier Kindern im Alter von sieben bis elf Jahren erzielt er nach Abzug der Ausgaben für Ma- terial in der Woche kaum 12 Mk., ganz abgesehen von den Kosten für Wohnung und Heizung. Die Heimarbeite- rinnen in Nürnberg müssen für 0,40 Mk. 144 Stück Taschen­spiegel fix und fertig herstellen, wobei sie bei täglich zwölf- ständiger Arbeitszeit wöchentlich 7,20 Mk., also 10 Pf. pro Stunde verdienen. Diese 7,20 Mk. sind aber noch nicht der wahre Lohn.' Rechnet man die notwendigen Ausgaben für Trambahn zwecks Abholung des Materials und Abliefe- rung der fertiggestellten Ware und die dabei verlorengehende Zeit ab, so verbleiben den Arbeiterinnen bei 80 stündiger Arbeitszeit 6 Mk. die Woche. Und auch diesen Verdienst erzielen sie nur, wenn sie fortlaufend Arbeit haben. Viel trauriger noch liegen die Verhältnisse in der Karton- nageninduslrie, die im letzten Jahrzehnt eine riesige Aus- dehnung angenommen hat. Kartonnagen werden heute als Emballagen für allerhand Lebensmittel und andere Waren verwendet, um durch ihr gefälliges Aussehen die Kauflust des Publikums anzureizen. Natürlich ist Voraussetzung für die Verwendung der Emballagen, daß sie recht billig sind. Diese Voraussetzung ließ sich glänzend erfüllen. In der Kartonnagenfabrikation sind fast ausschließlich Frauen beschäftigt, nur wenige männliche Arbeiter werden als Zu- schneider gebraucht. Besondere maschinelle Einrichtungen sind nicht nötig, der Transport der zugeschnittenen leichten Waren vom Hause des Unternehmers in das Heim des Ar- beiters ist bequem, ebenso die Ablieferung der fertigen Artikel. Nur ein kleiner Arbeitsplatz wird gebraucht. So lag es dem profilsüchtigen Unternehmer sehr nahe, die Fabrikation von Kartonnagen fast vollständig in die Heim- industrie zu verlegen. Nur in großen Städten findet sich Werkstattarbeit, in kleinen Städten und ländlichen Distrikten ist dagegen die ausgedehnteste Heimarbeit anzutreffen. Die Heimarbeitausstellung zeigt, daß dies im sächsischen Erz- gebirge und im Badischen besonders der Fall ist. Nicht nur billige Kartons werden dort hergestellt, sondern gerade Karlonnagen feinster Qualität. Frauen und Kinder ver- fertigen seine Kartons für pharmazeutische Zwecke, für teure Konfitüren, Toiletteseifen usw. Die Ausstellung enthüllt unter anderem ein Bild schlimmster Frauen- und Kinderausbeutung aus dem guttatholischen Freiburg , wo fromme Unternehmer im Bunde mit dem Klerus die Proletarier sorgsam vor dem Gifte" der Unzufriedenheit, vor der Berührung mit der modernen Arbeiterbewegung zu bewahren suchen. Schon die Entlohnungsart, die dort in der Kartonnagenindustrie üblich ist, fällt als recht sonderbar auf. Allmonatlich wird der Lohn gezahlt, der oft nur 15 bis 20 Mk. für die Ar- beiterin beträgt. Mit feingearbciteten runden Schächtelchen, die als Behälter für Pillen und Pulver dienen und nur von sehr geübten und geschickten Händen angefertigt werden können, verdiente eine Arbeiterin bei ivöchentlich 60 stündiger fleißiger Arbeit 7,50 Mk., eine andere bei 48 Stunden Ar- beitszeit 5,50 Mk. Der Verdienst betrug also etwa 12 Pf. pro Stunde. Als beneidenswert muß aber dieser Betrag den sogenanntenungeübten" Arbeiterinnen erscheinen. Sie erhalten für 1000 Stück einfacher Kartons, die zur Ver- Packung von Taschentüchern verwendet werden, 3 Mk. Zur Fertigstellung bedürfen sie einen Monat oder 220 Arbeits- stunden. Sie erhalten also die Woche 2 Mk. oder 3'/- Pf. pro Stunde! Von dem Verdienst der Arbeiterin gehen aber noch verschiedene nicht unbeträchtliche Ausgaben für Hilfsmaterialien ab. Es kommen von 20 Mk. Monatsv er- dienst in Abzug: 5 Pfd. Leim k 18 Pf. den liefert die Firma zum Selbstkostenpreis, 5 Ltr. Spiritus ä 45 Pf., so daß ungerechnet der Miete, Heizung und Beleuchtung für den Arbeitsrauni, der Kosten für Pinsel, Leimtiegel, An- schmierbecken, Falzbein, Scheren und Ringelhölzer(um die runden und ovalen Formen der Schachteln zu bekommen) 2,25 Mk. für Auslagen abgehen. Die Freiburger Kartonnagen- fabrikation ist auch, wie bereits oben angedeutet, dank einer sian- dalösen Ausbeutung zarter Kinderhände emporgeblüht. Vor dem Inkrafttreten des Kinderschutzgesetzes war die Ausnutzung der kindlichen Arbeitskräfte eine ganz wucherische. Bis zu 11 Stunden täglich wurden damals schulpflichtige Kinder in der Ferienzeit beschäftigt, in der Schulzeit bis zu 8 Stunden täglich. Jetzt beträgt die Zeit ihrer Ausbeutungnur noch" 4 bis 5 Stunden. Und der Verdienst dieser Kinder, die durch die hausindustrielle Ausbeutung ihrer ohnehin schon so geringen Jugcndfteuden beraubt werden? 24 Mk. pro Monat! Wo ein derartiger Wucher mit der Arbeitskraft getrieben wird, da sind die gesundheitlichen und sittlichen Zustände, da sind die gesamten sozialen Bedingungen der ausge- beuteten Bevölkerung die denkbar traurigsten. Als Gefolge der gemeldeten Hungerlöhne treten deshalb alle bekannten Übel auf, die dort unvermeidlich sind, wo das Kapital die schwächsten und widerstandsunfähigsten Glieder der Arbeiter- klaffe ausbeutet: Frauen und Kinder. In der ansehnlichen Branche der Fabrikation von Zigarettenkartons, die in Dresden ihren Sitz hat, herrschen gleichzeitig schauerliche Zustände; ebenso in einem mit der Kartonnagenindusttie sehr verwandten Berufszweige, der Herstellung billiger Etuis für Ringe, Broschen, Uhren, Zigarrenspitzen usw. Eisenberg, Hanau a. M. und Pforzheim sind Hauptplätze der Etuibranche. Die Heimarbeit ist hier in ausgedehntem Maße vorhanden und rekrutiert ihre Arbeits- kräfte vor allem auch aus den Dörfern in der Umgegend dieser Städte. Der gewerkschaftlichen Organisierung der Heimarbeiterschaft, die auf dem Lande lebt, stehen bekannt- lich die größten Schwierigkeiten entgegen. Der spottniedrige Verdienst der Heimarbeiter in der Etuibranche und ver- wandten Berufszweigen droht deshalb ständig, einen ver- hängnisvollen Druck auf die Löhne der städtischen beziehungs- weise der Fabrikarbeiter auszuüben. In anderen Geschäftszweigen, welche mit der Buchbinderei verwandt sind, steht ebenfalls die Heimarbeit in vollstem Schwünge. Wie groß daselbst ihre Ausbeutung ist, welche Löhne gezahlt werden und wie die übrigen Arbeitsbedin- gungen sind, darüber dringt nur wenig in die Öffentlichkeit. Zu solchen Branchen zählen: Die Anfertigung von Luxus- papiergegenständen, Gratülationskarten, Aufstell- bilder, die dem Zwecke der Reklame dienen, Papier- machö-Artikel(Papierteller, Körbe usw.), Zelluloid- waren, nicht zu vergessen derDüten, Kotillonartikelusw. Die Ausstellung darf das Verdienst beanspruchen, helle Streiflichter auf viele bis dahin nur Eingeweihten bekannte Arten der Heimarbeit in der Buchbinderei und verwandten Gewerben geworfen zu haben. Und diese Streiflichter haben fast ausnahmslos schreiende Mißstände, die bitterste soziale Not enthüllt. Nach und nach muß es gelingen, einen immer klareren und bestimmteren Einblick in alle Schlupfwinkel des Heimarbeiterelends zu erlangen. Und die Gewerkschastsorgani- sationen sind berufen, in dieser Richtung zu wirken. Daß sie ihrer Aufgabe bewußt sind, energisch gegen das Heim- arbeiterelend anzukämpfen und die Gesetzgebung zum Schutze der Ausgebeutetsten der Ausgebeuteten vorwärts zu treiben, dafür legt die Ausstellung ein ehrenvolles Zeugnis ab. G. Sch, Das Frauenstimmrecht im Reichstag. i. Die Forderung der Sozialdemokratie, die polittsche Hörig- keit der Frau evdlich aufzuheben und allen großjährigen Staatsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechtes das Wahlrecht zu der gesetzgebenden Körperschaft in allen Bundes- staalen zu verleihen, ist im Reichstag von allen bürger- lichen Parteien abgelehnt worden. Besonders schmachvoll war die Haltung der bürgerlichen Demokratie. Drei ihrer Redner, die Abgeordneten Träger, Blumenthal und v. Gerlach, erklärten zwar, für das Frauenwahlrecht zu sein, stimmten aber nichtsdestoweniger dagegen. Ausreinen Nützlichkeits- gründen", wie das politische Chamäleon, Herr v. Gerlach benamst, sagte. So ist wieder einmal bestätigt worden, daß nicht die Hoffnung auf Vertretung der Frauenrechle unsere Frauenrechtlerinnen zum Anschluß an die bürgerlich Liberalen treibt, sondern lediglich ihr bourgeoises Klasseninteresse und ihr bourgeoiser Klassenhaß gegen das känipfende Proletariat. Ein grundsätzlicher und energischer Befürworter erstand dem Frauenstimmrecht nur in Bebel, der im Kampfe für die Gleichberechtigung der Geschlechter noch immer der Bannerträger gewesen ist. Nachstehend, was er zur Be- gründung der sozialdemokratischen Forderung sagte: Es hat bei dem Herrn Abgeordneten Träger auch Wider- spruch hervorgerufen, daß wir uns für das Frauenstimm- recht erklärten, daß wir verlangten, die Frau solle genau wie der Mann das Stimmrecht haben. Man kann uns vielleicht sagen: ihr macht das Stimmrecht von der Wehr- sähigkeit bei den Männern abhängig, wollt ihr die Frauen