Nr. 18
Die Gleichheit
eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen ee
Mit den Beilagen: Für unsere Kinder und Frauen- Beilage
Die„ Gleichbett" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.
Ida Baar.
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Inhalts- Verzeichnis.
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Von Hermann Conradi .( Gedicht.) Beilage: Bericht der Vertrauensperson der Genossinnen Deutschlands für die Zeit von August 1905 bis Ende Juli 1906.
16. Jahrgang
Zuschriften an die Redaktion der„ Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin ( Zundel), Wilhelmshöhe, Poft Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
Ehe und Sittlichkeit.
V.
Luise Ziet.
Unterernährung brüchig geworden und mit den Keimen zu Siechtum und Gebresten behaftet ist. Die proletarischen Männer und Frauen werden daher im allgemeinen nicht durch die lockende Aussicht auf Erwerbung und Erhaltung von Eigentum einander in die Arme geführt. Gar wenig Macht übt naturgemäß der Wunsch über sie aus, legitime Erben ihres armseligen bißchens Hab und Gut zu zeugen.
nur in deutschen Bundesstaaten, auch in einer Reihe Erledigung auf der Konferenz harrt. Die Art, wie diese Zur Frauenkonferenz in Mannheim . Von Luise Zietz . Ehe und außerdeutscher Länder hat das Proletariat ausgeholt zu Erledigung erfolgt, wird Zeugnis ablegen davon, daß Sittlichkeit. V. Zur Frage der Mutterschaftsversicherung. Von wuchtigen Vorstößen zur Erringung des allgemeinen, die proletarische Frauenbewegung marschiert, und wie Herm. Moltenbuhr.- Frauenstimmrecht. Von a. hr. Der gleichen und geheimen Wahlrechts. Umstrahlt von dem sicher sie marschiert. Sie wird aber auch, dessen sind Wöchnerinnenschutz nach der Gewerbeordnung und dem Kranken- Glutschein der russischen Revolution erhielten seine Kämpfe wir sicher, ein Ansporn sein für ihre gesunde Weiter versicherungsgesetz. Von Friedr. Kleeis. Achter Verbandstag eine besondere Schwungkraft, setzten sie Begeisterung vor- entwicklung. der Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und-arbeiterinnen Deutschlands . aus und weckten solche, nicht zum wenigsten auch im Bon W. K. Die Frauenarbeit im Handelsgewerbe. Von weiblichen Broletariat. Die Forderung des Frauenwahl Aus der Bewegung: Von der Agitation. Agitation in Sachsen - rechts ist bei der Wahlrechtsbewegung in Deutschland in Weimar - Eisenach . Die Polizei im Kampfe gegen die proletarische Wort und Schrift mit allem Nachdruck vertreten worden. Frauenbewegung. Anträge zur Frauenkonferenz in Mannheim . Reineswegs ist es Galanterie oder Ritterlichkeit, welche -Politische Rundschau. Von G. L. Genossenschaftliche Rund- die Sozialdemokratie veranlaßt hat, für das FrauenIm Kommunistischen Manifest" heißt es: Die Lebensschau. Von Simon Katzenstein . wahlrecht sich prinzipiell zu erklären und in der Praxis bedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in Notizenteil: Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen. Die Arbeite- den Kampf dafür zu führen. Vielmehr wird ihre Stel- den Lebensbedingungen des Proletariats". Das trifft für rinnenfrage auf der sechsten Generalversammlung des Deutsch- lungnahme diftiert von der revolutionierten wirtschaft- die bürgerliche Monogamie durchaus zu. Evangelischen Frauenbundes in Nürnberg . Frauenstimmrecht. Lichen Grundlage unserer Gesellschaftsverhältnisse und Die proletarische Klassenlage schließt die Tendenz in sich, Feuilleton: Lied eines Sklaven. Von Swatopluk Cech.( Gedicht.)- dem in dieser fußenden praktischen Interesse der Arbeiter ihr die feste Basis zu entziehen: das Privateigentum, das Jaggernaut. Ein Märchen. Von Ludwig Anzengruber . Nächte. Klasse. Um so mehr muß es befremden, daß ausländische Mann und Weib der besitzenden Klassen geschlechtlich zuBruderparteien nicht immer mit der wünschenswerten sammenschmiedet, ohne Rücksicht auf die individuell- und und notwendigen Schärfe für das Frauenwahlrecht ein- entsprechend Voraussetzungen der Ehe sein sollen. Die sozialethischen Momente, welche der zeitgenössischen Kultur eingetreten sind. Die Verhandlungen und Beschlüsse tapitalistische Produktionsweise bedarf eigentumslofer Arunserer diesjährigen Konferenz über diesen Punkt werden beitskräfte und erzeugt solche in steigender Zahl. Die Zur Frauenkonferenz in Mannheim . daher jedenfalls auch die Genossinnen anderer Länder Proletarier besitzen in der Regel nichts oder doch wenig Zum viertenmal treten heuer die Beauftragten der interessieren. Sie sind geeignet- bei aller Berücksich mehr als ihre Arbeitskraft, und was sie zu vererben haben, proletarischen Frauen in Mannheim zur Beratung und tigung der Umstände, unter denen die Sozialisten anderer das ist außer der Anwartschaft auf die Ausbeutung und Beschlußfassung zusammen. Die Erfahrung hat gelehrt, Länder ihre Wahlrechtskämpfe führen- prinzipiell Knechtschaft, die sie selbst erfahren, allzu oft nur ein wie überaus befruchtend für die Agitations- und Organi- flärend zu wirken und einer Erörterung der Frage auf Organismus, der durch chronische überanstrengung und sationsarbeit, für die Erweckung der überall schlummern- dem nächsten internationalen Kongreß zu Stuttgart 1907 den Kräfte und deren Nuzbarmachung für den prole- vorzuarbeiten. Die Buntte: Agitation unter den Landarbeitetarischen Klassenkampf unsere Konferenzen wirken. Beweise dafür sind die Konferenzen selbst und ihr Verlauf, die rinnen", sowie" Dienstbotenbewegung" weisen den Durchführung der gefaßten Beschlüsse, die nach derselben Genossinnen neue Arbeit für Agitation und Organi überall einseßende lebhaftere Agitation und nicht zuletzt fierung zu. Diese Gebiete sind wichtig und weit, aber die steigende Zahl der Orte, an denen wir von einer auch äußerst schwer zu bearbeiten. Schwer, weil wir es Und wie der Zweck der bürgerlichen Monogamie seinen planvollen Beteiligung der Frauen am proletarischen bei den Dienstboten wie bei den Landarbeiterinnen nicht Sinn für sie verliert, also auch im Zusammenhang damit Klassenkampf reden können, sowie die rapide Zunahme nur mit den wirtschaftlich und sozial, sondern auch recht- die Herrscherstellung des Mannes in ihr. Nicht als Persönder Leserinnen unserer„ Gleichheit"( Bremen 1904: 11000, lich am schlechtesten gestellten Arbeiterkategorien zu tun lichkeit, als Besizer und Träger von Privateigentum ist der Mannheim 1906: 46 000). haben. Unsere Agitation unter ihnen muß deshalb wann das Haupt und der Herr der Familie geworden. Sein Herrenrecht ist mit dem Privateigentum entstanden, Sicher wird auch die diesjährige Konferenz nach allen gleichzeitig der Aufklärungsarbeit dienen und ein wurzelt in ihm und wird im letzten Grunde seinetwegen Richtungen hin belebend und fördernd wirken. Der Be- wuchtiger Kampf sein gegen die mittelalterlichen aufrecht erhalten. Es schwindet ihm der sichere Boden unter richt der Vertrauensperson für ganz Deutschland Gesindeordnungen und landesgesetzlichen Aus- den Füßen, wenn- wie im Proletariat- Mann und wird uns einen überblick gewähren über das bisher Er- nahmebestimmungen und für Unterstellung unter Weib gleich Eigentumslose sind, die als gleichwertig Schaf reichte, und just bei der Diskussion über diesen Punkt die Gewerbeordnung und die Versicherungsgefeße. fende und Ringende im Kampf ums Dasein nicht dank mit all seinen Unterabteilungen ist allen Teilnehmern Soll unsere Agitationsarbeit den erwünschten Erfolg ihres Besitzes und der Ausbeutung fremder Arbeit bestehen, der Konferenz die Möglichkeit gegeben, ihre Wünsche zu zeitigen, vor allem auch insofern, daß diese Ausgebeutetäußern, ihre Anregungen zu geben für die ferneren Ar- ften der Ausgebeuteten sich einreihen in das große Heer beiten, Anregungen und Wünsche, die aus der Praxis der Klaffentämpfer, um Solidarität übend, den Segen der täglichen Arbeit, des täglichen Kampfes geboren der Solidarität zu ernten, so gilt es alle Kräfte anzuwerden. Aber ein weiteres wird der Bericht der Genossin spannen: nicht nur die der Genossinnen, sondern auch Baader widerspiegeln: nämlich, daß auf den Schultern die der Gesamtpartei, sowie der Gewerkschaften. unserer Vertrauensperson eine ungeheure Arbeitslast ruht, Mit einer der wichtigsten Pflichten der Gesellschaft, deren Bewältigung nicht nur Umsicht, Fleiß und Pflicht mit einer der dringendsten sozialen Reformen werden treue, sondern auch glühende Begeisterung, felfenfeste fich die Verhandlungen der Konferenz über SchwangerenÜberzeugungstreue, Selbstlosigkeit und große Charakter- und Wöchnerinnenfürsorge beschäftigen. stärke voraussetzt. Uns auferlegt diese Erkenntnis die Angesichts der Rückwärtserei auf dem Gebiete der Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die wertvolle Arbeitskraft Sozialgesetzgebung im allgemeinen, sowie auf dem Geunserer Vertrauensperson nicht vorzeitig durch ein Über- biete des Arbeiterinnenschutzes im besonderen, müssen die maß an Arbeiten und Pflichten aufgebraucht wird. Genoffinnen mit äußerstem Nachdruck ihre prinzipiellen Das kann unter anderem dadurch geschehen, daß eine Forderungen in Punkto Wöchnerinnen - und Schwangeren Ghe bringt. notwendige und nützliche Arbeitsteilung Platz greift. schutz vertreten. Dies um so mehr, als sich unausgesetzt Ihrer dialektischen Natur entsprechend, beschränkt sich Eine Arbeitsteilung insofern, als Genossin Baader die Zahl der Proletarierinnen mehrt, welchen die Mutter- jedoch die geschichtliche Entwicklung nicht darauf, in den eine Arbeitskraft zur Seite gestellt wird, welche ihr bei schaft lebenslängliche Krankheit und Siechtum bringt Lebensbedingungen des Proletariats die wichtigsten Wesens Erledigung der Aufgaben hilft, die auch in den nächsten und sie damit aller Lebensfreude beraubt, sowie der züge der vaterrechtlichen bürgerlichen Monogamie zu verJahren wieder zweifellos erheblich wachsen werden. Eine Möglichkeit, einem gefunden Nachwuchs das Leben geben nichten. Sie bildet vielmehr in ihnen gleichzeitig die bedeut samsten Charaktermerkmale eines höheren Bundes von Arbeitsteilung aber auch nach der Nichtung, daß für indu- zu können. Und das vor allem, weil das mehrwert- Mann und Weib vor. Selbstverständlich tritt die positive striereiche Landesteile mit einer großen weiblichen Arbeiter- hungrige Kapital auf Weibtum und Mutterschaft seiner Seite ihres Waltens, wie die negative auch, weniger in schaft Genossinnen mit der Agitation und der Leitung Hände" keinerlei Rücksicht nimmt. Aber auch die pro- fertigen und reinen Entwicklungsresultaten in Erscheinung, der proletarischen Frauenbewegung betraut werden. Das letarischen Hausmütter, die nicht erwerbstätig sind, wie als in Entwicklungstendenzen, deren freiem Spiel andere durch wird eine intensive Bearbeitung dieser Gegenden weite Schichten kleinbürgerlicher Frauen bedürfen dringend Tendenzen entgegenwirten, welche von der Herrschaft des möglich, und eine Entlastung der Zentrale tritt ein. Die einer ausgiebigen Mutterschaftsfürsorge, die ihnen die Privateigentums in der kapitalistischen Ordnung erzeugt Entlastung der Zentrale erscheint uns um so notwendiger, Familie nicht zu gewähren vermag, die aber im Inter - werden, und deren Ergebnisse die Muttermale dieser Ordnung als die Aufgaben, die ihr gestellt werden, nicht nur auf esse der Gesamtheit, der Zukunft liegt. tragen. Immerhin setzen sich die umbildenden Tendenzen Grund des Wachstums, sondern auch vor allem infolge Die Frage des Mutterschaftsschutzes muß mehr in den fräftig genug durch, um im allgemeinen den Charakter ber proletarischen Ghe zu prägen, ihn in Gegensatz zu der der Vertiefung unserer Bewegung unausgesetzt schwieriger Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und der Propaganda bourgeoisen Schacherehe zu bringen und die Richtung deutsich gestalten. Die diesjährige Tagesordnung unserer gerückt werden, um den herrschenden Gewalten die lich wahrnehmbar anzuzeigen, in der das soziale Werden Konferenz ist schon ein Stück Beweis dafür. dringend nötigen Reformen abzutrogen, sowie unserer vorwärts schreitet. Die politische Situation zwingt uns geradezu, Stellung Agitation wichtige Stützpunkte zu liefern. Als treibende Kraft des Entwicklungsprozesses tritt uns zu nehmen zur Frage des Frauenwahlrechts. Nicht Es ist ein inhaltsreiches Arbeitspensum, welches seiner- wie in der Geschichte der Ghe überhaupt
sondern durch ihre eigenen persönlichen Leistungen. Das rechtliche Dogma aber ist außer Stande zu halten, was die reißende Welle des Lebens unterspült. Die Bedeutung des juristischen Herrenrechts des Mannes in der Ehe bricht traftlos vor der Tatsache zusammen, daß die Proletarierin als erwerbstätige Arbeiterin auf dem gesellschaftlichen Wirtschaftsmarkte ihren Unterhalt zu finden vermag, ja immer häufiger zu suchen gezwungen ist. Davon zu schweigen, daß im Proletariat das bürgerliche Recht meist von vornherein als Mittel ausscheidet, die vaterrechtliche Monogamie zu schützen. Als Recht der besitzenden Klassen ist es ein gar teures Ding. Die Befiglofen müssen vor seiner Anrufung im Hinblick auf die Kosten zurückschrecken, die obendrein in der weitaus größten Zahl der Fälle nicht im Verhältnis stehen zu den Vorteilen, welche die zwangsweise Festigung des starren vermögens- und vaterrechtlichen Charakters der
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