Nr. 18 Die Gleichheit 123 eine gewinnbringende Tätigkeit suchen. Nur zu erklärlich ist es ja, daß es den Töchtern der Handwerker, kleiner Ge- schäftsleute, der Angestellten und Beamten nicht danach ge- lüftet, als Jndustriearbeiterinnen ihr Brot zu verdienen. Der Beruf der Handelsangestellten, in dem mancher äußere Flitter viel bittere äußere und innere Not verdeckt, erschemt ihnen einträglicher und sozialvornehmer" als der der gewerblichen Arbeiterinnen. Aus den gleichen Gründen heraus strömen heutigentags auch nicht wenig junge Mädchen aus den besser gestellten Arbeiterschichten dem Handelsgewerbe zu, wo sie vor allem als ungelernte Verkäuferinnen Verwendung finden. Jedoch der Andrang weiblicher Arbeitskräfte, die sich eine Existenz schaffen oder gar der Not der Ihrigen steuern müssen, erklärt allein noch nicht den Umfang der Frauenarbeit im Handclsgewerbe. Es mußte noch ein anderer Umstand hin- zutreten. Das war die Entwicklung des Handelsgewerbes selbst, welche die Verwendung weiblicher Arbeitskräste mög- lieh und obendrein recht profitabel macht, denn auch hier ist Frauenarbeit billige und willige Arbeit. Besonders kommt da die Konzentration des Handels in Betracht, das Aus- kommen der Basare, Warenhäuser und die damit einher- gehende ausgebildetste Teilarbeit. Immer geringer werden die Anforderungen, welche an die Warenkenntnisse, die kaufmännische Berufsbildung gestellt werden. In 95 von 100 Fällen verrichten, zumal beim Verkaufsgeschäft, die An- gestellten Teilleistungen, die binnen kurzer Zeit erlernt werden können, und die einer systematisch im großen betriebenen Lehrlingszüchterei", das heißt der schamlosesten Ausbeutung gar nicht oder spottniedrig bezahlter junger Mädchen, Tür und Tor öffnen. Auch manche technischen Erfindungen be- günstigen die vermehrte Verwendung weiblicher Kräfte im Handelsgewerbe. Es sei an die Schreibmaschine und das rasch anschwellende Heer der Maschinenschreiberinnen in den Kontoren, Engrosgeschäften usw. erinnert. Andererseits hat aber auch die Zunahme der kleinen und kleinsten Allein- betriebe besonders beim Waren- und Produktenhandel das Berufsgebiet der Frau im Handel vergrößert. Sehr groß ist die Zahl solcher Alleinbetriebe, deren Inhaber Frauen sind, weil der Kleinhandel nicht mehrseinen Mann nährt", aber als hinreichend gilt, eine Frau zu ernähren, einen Zuschuß zum Familieneinkommen zu liefern. Die weitaus meisten der kleinen selbständigen Waren- und Produktenhändlerinnen sind ihrer Lage nach durchaus Proletarierinnen, trotz ihrer wirtschaftlichen Selbständigkeit, die sehr oft nur der Schein ist, der die Ausbeutung durch das Kapital verhüllt. Die Statistik des Deutschen Reiches spiegelt wider, daß von 1882 bis 1895 die Frauenarbeit im Handelsgewerbe sehr stark zugenommen hat. Während in diesen Jahren die weib- liche Bevölkerung Deutschlands um 14.26 Prozent gestiegen ist, war die Zahl der im Handel und Verkehr Hauptberufs- tätigen Frauen um 94,43 Prozent in die Höhe gegangen. Sie betrug 1895 rund 580 000, gegen 299000 im Jahre 1882, und 302000 der weiblichen Berusstätigen entfielen aus den Handel allein. Den Hausierhandel nicht mitgerechnet, waren im ständigen Geschäftsbetrieb des Waren- und Produkten- Handels nicht weniger als 250 000 Frauen berufstätig, davon 107 000 als Selbständige, 81000 als Verkäuferinnen, 7000 als kaufmännisch gebildete Angestellte(Buchhalterinnen, Korrespondentinnen usw.). Die Zahl der Handlungsgehil- sinnen insgesamt war von 46000 auf rund 100000 gestiegen, also um reichlich 117 Prozent. Diese Zahlen lassen erkennen, daß die Zunahme weiblicher Arbeitskräfte im Handelsgewerbe in der Entwicklung deS modernen Wirtschaftslebens begründet ist, und daß mit ihr als mit einer Erscheinung gerechnet werden muß, die sieb nicht durch allerhand zünftlerische Quacksalbereien bannen läßt. Die Frauenarbeit im Handelsgewerbe ist überwiegend proletarische Arbeit, das heißt ausgebeutete, gedrückte Arbeit. Wir werden das in der Folge an der Lage der Handlungs- gehilfinnen nachweisen. Wie die Dinge liegen, muß die weib- liche Berufstätigkeit im Handel zur Verschlechterung der Be- dingnngen der Männerarbeit führen. Daher die Klagen und Verwünschungen vieler männlicher Handelsangestellten über die Konkurrenz und Schmutzkonkurrenz der Frauen. Dem Übel ist aber wie in der Industrie nicht durch kurzsichtige und engherzige zünftlerische Maßregeln entgegenzuwirken. Die Abhilfe liegt in der Hebung der Frauenarbeit im Handels- gewerbe. Am wichtigsten dafür ist der Schutz der weiblichen Handelsangestellten gegen das Übermaß der kapitalistischen Ausbeutung, eine weitreichende Verbesserung ihrer Arderts- und Existenzbedingungen durch die Gesetzgebung und durch die gewerkschaftliche Organisation. Nicht wenn männliche und weibliche Angestellte einander als Gegner bekämpfen, werden die Leiden gemildert, unter denen heute die einen wie die anderen seufzen, vielmehr nur dadurch, daß sie sich fest zusammenschließen zum Kampfe gegen den gemeinsamen Feind, die ausbeutende Kapitalistenklasse. Organisierung im Zentralverband der Handlungsgehilfen und-Gehilfinnen Deutschlands im Anschluß an die Sozialdemokratie, das muß die Losung sein. Wir werden das in einem späteren Artikel begründen.__ Ida Baar. Aus der Bewegung. Von der Agitation. Mitte August berieten die Ge- nossinnen Regensburgs in einer Besprechung über die Aufgaben der Frauenbewegung. Die Vcrtrauensperson Ge- nossin Hagen erstattete Bericht über die bisherige Tätigkeit der Genossinnen. Im Oktober vorigen Jahres setzte mit der Wahl einer Vertrauensperson eine planmäßige Agitation unter den proletarischen Frauen ein. Der Aufklärungs- arbeit der Genossinnen stellen sich in dem schwarzen Regens- bürg die größten Schwierigkeiten entgegen. Die Genossinnen lassen sich aber durch keine Mühe abschrecken, sie bringen freudig jedes Opfer, das die Bewegung erfordert. Bisher ist es ihnen gelungen, dieGleichheit" in 16 Exemplaren einzuführen und 25 Frauen zur Zahlung regelmäßiger frei- williger Beiträge an die sozialdemokratische Partei heran- zuziehen. In der Besprechung wurde die Gründung eines Frauenvereins angeregt. Nach lebhafter Diskussion stimmten alle Teilnehmerinnen dem Vorschlag zu und erklärten ohne Ausnahme ihren Beitritt zur Organisation. Die Genossinnen beschäftigten sich unter anderem noch mit der Stellungnahme zur Frauenkonferenz und übertrugen Genossin Hagen das Mandat zu derselben. Noch im September wollen sie eine eifrige Agitatton entfalten. Hoffentlich erzielen sie besten Erfolg in ihrem Kampfe gegen Verdummung und Knechtung. Frau M. Hagen. In Nürnberg waren in letzter Zeit die Verbände der Holz-, Fabrik- und Metallarbeiter bemüht, die Ar- beiterinnen ihrer Gewerbe zu organisieren. Sie beriefen für die Bleistiftarbeiter und-Arbeiterinnen, die Fabrik- arbeiterschaft der Munitionsfabrik und die Arbeiter- schaft der Fahrradwerke Versammlungen ein, in denen die linterzeichnete überGewerkschaften und Unternehmer- verbände" referierte. In Roth und Treuchtlingen tagte je eine Versammlung für die Arbeiter und Arbeite- rinnen der Textilindustrie. Sehr gut war der Besuch der Veranstaltung am ersteren Ort, wo die Textilarbeiter vor einer Lohnbewegung stehen. Der Verband hat dort mit der Organisierung der weiblichen Arbeiter schon erhebliche Fortschritte gemacht, zu denen die brutale Behandlung nicht wenig beigettagen hat, welche die Unternehmer den Arbeite- rinnen angedeihen lassen. Die Frauen und Mädchen von Treuchtlingen waren noch in dem Wahne befangen, daß es für sie eine Schmach sei, in eine Versammlung zu gehen, sie lauschten aber im Dunkel der Nacht an den Fenstern. Vielleicht ist manch eine von ihnen durch das Gehörte von ihrer falschen Vorstellung befreit und für uns gewonnen worden. Helene Grünberg . Mitte Juli referierte Genossin Kühler in einer öffent- lichen Frauenverfammlung zu Wolgast . An 500 Personen füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Die Versammlung wählte die Genossinnen Jakobi und Rein- trog zu Vertrauenspersonen. Beide ersuchten die Genossinnen und Genossen, ihnen im Interesse der ganzen Bewegung tatkräftig zur Seite zu stehen. 30 Frauen schloffen sich dem Leserinnenkreis derGleichheit" an. Fünf Wochen später fand abermals eine öffentliche Versammlung statt, in welcher die Gründung eines Frauenvereins beschlossen wurde. Aus den Wahlen zum Vorstand desselben gingen hervor die Genossinnen Jakobi, Heiden, Reintrog, Peters, Rubel, Freese und Ehrl e. Außer den schon gewonnenen 30Gleichheit"-Abonnenttnnen traten 28 Genossinnen dem Verein bei. Der jungen Organisation herzliche Wünsche für gutes Gedeihen. Anna Reintrog Die Proletarierinnen Alstadens protestierten kürzlich in einer Frauenversammlung gegen die Milchverteue- rung. Zirka 1000 Personen, darunter ungefähr 700 Frauen, lauschten dem Referat der Genossin Plum-Essen. Eine einstimmig angenommene Resolution verhängte den Boykott über die Milchhändler. Die Versammlung lieferte eine Fülle wertvollen Agitationsmaterials, das die kräftig aufstrebende Beivegung um ein Beträchtliches vorwärts bringen wird. 100 Frauen abonnierten dieGleichheit", die nunmehr 170 Leserinnen am Orte hat. Ungefähr 70 Genossinnen bilden die Kerntruppe der Frauenbewegung. Und das, obgleich erst seit fünf Wochen unter den Arbeiterinnen agitiert wird. Die Proletarierinnen lernen schnell ihre Klassenintereffen be- greifen, wenn die Aufklärung am rechten Ende zupackt. Frau Gerritzen. Die neueste Polizeiaktion gegen die Genossinnen in Essen, über die wir an anderer Stelle berichten, beschäftigte An- fang August eine gut besuchte Frauenversammlung daselbst, die auch Stellung zur Frauenkonferenz nahm. Genosse Bühler gab den Sachverhalt über das Vorgehen der Behörden wieder. In der Diskussion sprach Genossin Plum. Mit dem Mandat zur Frauenkonferenz in Mann- heim wurde Genossin Deuper betraut. Ein Hoch auf die Sozialdemokratie und die proletarische Frauenbewegung schloß die Versammlung, die derGleichheit" 15 neue Leserinnen zuführte. Frau Leiverkus. Agitation in Sachsen-Weimar-Eisenach . Erfreulicher- weise ist die Kreisleitung des Eisenacher Kreises bemüht, neben der allgemeinen Agitation auch die unter den Frauen zu fördern. Zu diesem Zwecke arrangierte der Kreis- Vertrauensmann Ende Juli eine Agitationstour mit Genossin Zieh als Referentin. In der sehr gut besuchten Versamm- lung in Eisenach wurde das ThemaWeltpolittk" be- handelt. Mit der Wahl von weiblichen Vertrauen ss- Personen und der Gewinnung von etwa 30 Abonnentinnen derGleichheit" wurde der Anfang gemacht zu einer plan- mäßigen Beteiligung der Frauen an der Bewegung. Seit- den» hat bereits die erste Frauenversammlung stattgefunden' die Zuwachs brachte. Die prächtig besuchte Versammlung in Creuzburg -Werra führte uns gleichfalls neue Mit- kämpfer unter den Frauen und Männern zu. Hier waren zum erstenmal Frauen und zwar in stattlicher Anzahl in einer politischen Versammlung anwesend. Trotzdem sind in Creuzberg die Proletarierinnen keineswegs Laien in der Arbeiterbewegung. Im gewerkschaftlichen Kampfe haben die Genossinnen sich bereits die Sporen verdient. Die ineisten Frauen und Mädchen sind als Zigarrenmacherinnen tätig. In einer durchgeführten Lohnbewegung haben sie Solidarität üben und die Vorteile des solidarischen Handelns kennen gelernt. Nur acht Arbeiterinnen sind damals Streik- brecher geworden, die noch heute tagtäglich beobachten können, daßTreue doch kein leerer Wahn" ist. Verständnis- voll lachten denn auch Mädchen und Burschen, als die Re- ferentin im Schlußwort nebenbei bemerkte, daß bei dem tags darauf stattfindenden Gewerkschaftsfest die acht Streikbrecher sicher die Mädchen sein würden, um die sich die Burschen beim Tanze geradezu rauften. Besondere Freude bereitete uns die emsige und umsichtige Art der beiden jungen Mädchen, die als Vertrauenspersonen gewählt wurden. So- fort nach erfolgter Wahl kamen sie an den Vorstandsttsch und erbaten sich Bleistift und Papier, um Abonnentinnen für dieGleichheit" zu sammeln und Genossinnen als Partei- Mitglieder aufzunehmen. Freudestrahlend überbrachten sie uns bald danach 32 Adressen. In der überfüllten Versamm- lung in Mosbach war der greifbare Erfolg derselbe wie in Creuzburg . Was die Referentin durch eine Schilderung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse nachwies, nämlich daß es für Mann und Frau der Arbeiterklasse zwingende Notwendigkeit ist, überall kämpfend den bessernden Fortschritt zu erzwingen, das konnte sie an einem Beispiel, das allen bekannt war, bestätigen. Einem Forstarbeiter in Mosbach war beim Einfahren seines Holzes das Bein über- fahren worden, infolgedessen die Amputation erfolgen mußte. Die Berufsgenossenschaft lehnte die Gewährung der Unfall- rente ab, da der Unfall nicht bei der Erwerbsarbeit im Auf- trag der Forstverwaltung erfolgt wäre. Der Fall illustrierte drastisch die Notwendigkeit des Ausbaus der Versicherungs- gesetze. In Ruhla , dessen Bewohner zwei verschiedenen Vaterländern angehören: Weimar und Gotha , litt leider der Versammlungsbesuch unter den Kirmeßveranstaltungen. Immerhin ward jedoch auch hier der Grundstein gelegt für eine planmäßige Frauenbewegung durch die Wahl einer Vertrauensperson. Die Genossin ist keine Anfängerin in der Arbeiterbewegung, sondern bringt Interesse und Er- fahrung mit. Sie wird sicher das ihrige tun, Frauen für unsere Bewegung zu gewinnen, wenngleich es ein schwieriges Agitattonsgebiet ist, das sie zu beackern hat. Die weit- verbreitete Heimarbeit in der Uhrenindustrie spannt dort Frauen und Kinder ins Joch. Von Ruhla führte uns der Weg nach der hohen Rhön . In Stadtlengsfeld mit seiner Porzellanindustrie sollte die nächste Versammlung tagen, jedoch hier wie in Ost heim a. Rhön ward dieselbe verboten, worüber wir an anderer Stelle berichten. An beiden Orten fanden Besprechungen statt der Versammlungen statt. In Stadtlengsfeld bekamen wir zwei Vertrauens- personen und eine Anzahl Abonnenten und Partei- initgl'eder. In der Porzellanfabrik beschäftigte junge Mädchen zeigten ein so lebhaftes Interesse an der Bewegung und verrieten durch ihre Bemerkungen ein so natürliches Klassen- bewußtsein, daß wir unsere helle Freude hatten. In Ost- heim trat eine Anzahl Männer dem sozialdemokratischen Verein bei. Hier trafen wir geradezu mittelalterliche Zu- stände in punkto Abhängigkeit der Arbeiterschaft, dazu eine Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, die ihresgleichen sucht. In der dortigen Holzbearbeitungsfabrik werden Ar- beiter, Familienväter, mit einem Anfangsverdienst von 10 Mk. für die Woche eingestellt. Eine dort bereits acht Jahre beschäftigte Kistenanschlägerin erhält 8,50 Mk. pro Woche. Bei der Landarbeit werden die weiblichen Arbeiter, die 5 Uhr morgens die Arbeit beginnen und bis Sonnen- Untergang schanzen, m i t 80 Pf. bis 1 M k.entlohn t". Herrliche Zustände! Eine aus dem Mittelalter herüber- gerettete EinrichtungDie Spinnstube" gedenken wir für unsere Bewegung auszunutzen. Wenn nächsten Winter Mädchen und Burschen wiederum in derSpinnstube" sich zusammenfinden, sollen dieGleichheit" und kleine auf- klärende Broschüren als Unterlage für die Diskussion dienen. Kittelsthal mit einer prächttg besuchten Versammlung, in der wir 35 neue Parteimitglieder gewannen und zwei intelligente Genossinnen den Posten der Vertrauens- person übernahmen, bildete den Schluß der Tour, nachdem wir in Kaltennordheim a. Rhön mit einigen Dutzend Genossen den Grundstein zu einer Parteiorganisation gelegt hatten. Wieder ein Schritt vorwärts! Nicht nur die All- gemeinbewegung, auch die Frauenbewegung faßt immer festeren Fuß in Thüringen. Im Anschluß an diese Tour fand in Eisenberg S.-A. eine prächtig besuchte Versamm- lung statt, die uns zirka 40 neue Parteimitglieder, darunter fast die Hälfte Frauen, brachte. L. Z. Die Polizei im Kampfe gegen die proletarische Frauenbewegung. Das kleine Goetheländle bemüht sich, ivenn auch keineswegs mit steigendem Erfolg, den Rekord zu schlagen in Punkto Sozialistenbekämpfung. Waren da in Stadtlengsfeld und Ostheim (Rhön) Versammlungen geplant, in denen Genossin Zieh reden sollte. Die Versamm- lungen wurden jedoch kurzerhand von den in Frage kommen- den Bürgermeistern verboten. Der Bürgermeister von Stadt- lengsfeld gab seinem Verbot folgende köstliche Begrün- dung.Nach der diesseitigen(!) Gesetzgebung ist die Ab- Haltung einer Versammlung zu untersagen, wenn durch diese eine Gefahr für die öffentliche Ordnung zu befürchten ist. Es erscheint möglich zu sein, daß man dieses erwarten. kann." Wunderbar! Auf eingelegte Beschwerde beim Bezirksdireftor erhielten wir folgende Antwort: Im Anschluß an meinen heutigen Beschluß weise ich den Gemeindevorsteher an, mit Rücksicht auf die agitatorische Tätigkeit der Frau Zieh aus Hamburg die dort beabsichtigte Versammlung zu verbieten." Den Erfolg dieser Sozialistentöterei haben wir schon an anderer Stelle geschildert. Da der verbotene Vortrag nicht mündlich den Stadtlengsfeldern übermittelt werden konnte, hat die Tribüne ihn schriftlich gebracht, und mit der be- treffenden Nummer ist erfolgreich eine Agitation für unsere Zeitung entfaltet worden. Es geht doch nichts über die unfreiwillige Agitation der Behörden für unsere Sache! Daß der Bezirksdirektor dieselbe Ordre nach Ostheim gehe»