Nr. 19
Die Gleichheit
Notizenteil.
Dienstbotenfrage.
Verschiedenes.
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Die Arbeitsverhältnisse der Fabrikarbeiterschaft von Röthenbach bei Lauf sprechen aller Menschlichkeit Hohn. Die 1500 Arbeiter und Arbeiterinnen sind vollständig ab
in zwei Broschüren vorliegt. Nur auf eine Tatsache| die Organisation ohne Streiks, nur durch Staats- und Selbst-| der im Laufe des Sommers verstorbenen amerikanischen Vor möchten wir hinweisen, welche in den Berichten stark hervor hilfe die Lage seiner Mitglieder verbessern wolle. Auf die kämpferin für das Frauenwahlrecht, Susan Anthony , tritt: es ist, daß außer in der österreichischen Gewerkschafts- Regierung soll dahin eingewirkt werden, daß die Gesinde- fand eine Gedächtnisfeier statt. Die nächste internationale bewegung in der deutschen das regste Leben pulsiert, die ordnung reformiert und daß den Dienstboten gesetzliche Ruhe- Konferenz des Weltbundes soll im Frühjahr 1908 in den stärkste Aufwärtsbewegung zu konstatieren ist, die größten tage gewährt werden, wie solche für die Gastwirtsangestellten Niederlanden stattfinden, weil die Frauenrechtlerinnen hoffen, materiellen Errungenschaften für die Mitglieder zu verzeichnen bestehen. Der Verein will außerdem die Stellenvermittlung mittels ihrer Beratungen die dann bevorstehende Verfassungs sind, und daß auch in der strammen Organisation und dem übernehmen und Unterstützung in Notfällen usw. zahlen. reform zugunsten des Frauenstimmrechtes zu beeinflussen. guten inneren Ausbau der Gewerkschaften nur noch die Dr Mit der Organisierung der Dienstboten sollen auch an Die Konferenz soll abwechselnd im Haag, in Amsterdam und ganisationen der nordischen Länder denen Deutschlands und anderen Orten Versuche gemacht werden. Uns kann diese Rotterdam tagen. Die Einführung des Frauenstimmrechtes in Oregon , Österreichs gleichkommen. Die englische Gewerkschaftsbewegung Konkurrenz" der Christlichen nicht schrecken. Den christzeigt sich lange nicht als jenes Jdeal der Vollkommenheit, lichen Dienstbotenvereinen wird es gehen wie den christlichen die wir seinerzeit meldeten, ist nicht erfolgt. Die Volks als das sie uns bis dato geschildert wurde, und dem nach Organisationen überhaupt: vor die Tatsache des Interessen- abstimmung, die darüber zu entscheiden hatte, lehnte die zueifern bis in jüngster Zeit den deutschen Proletariern gegensatzes zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, zwischen Reform mit einer Majorität von 10 173 Stimmen ab. Von empfohlen wurde, ja zum Teil wohl auch heute noch ver- Herrschenden und Dienenden gestellt, werden sie vor dem den abgegebenen Stimmen sprachen sich 36 902 für einzelt empfohlen wird. Was ihre politische Betätigung an Besitz feig und ängstlich in die Knie sinken. So werden sie das Frauenwahlrecht aus, 47 075 dagegen. Das Votum belangt, so wurden ja die englischen Trade Unions von den selbst ihren Mitgliedern die Augen dafür öffnen, daß ihre zeigt trotz allem, daß die Sache des Frauenwahlrechtes Fort deutschen Arbeitern schon immer mit skeptischen Blicken be- gerechten Ansprüche nur mit aller Konsequenz durch Or schritte macht. Die reformfreundliche Minorität ist nicht trachtet. Nun erweist sich aber auch, daß sie auf wirtschafts- ganisationen verfochten werden können, die den freien Ge- unerheblich gewachsen, der endliche Sieg des Frauenwahlpolitischem Gebiet lange nicht den Einfluß haben, den man werkschaften gleich auf dem Boden des Klassenkampfes rechtes ist eine Frage der nahen Zukunft. # ihnen immer gern zuschrieb. Mag dabei vielleicht auch die stehen. weltwirtschaftliche Entwicklung eine nicht unbedeutende Rolle mitspielen, so bleibt nichtsdestoweniger doch die interessante Tatsache, daß die englische Gewerkschaftsbewegung stagniert und auch sonst in ihrer Wirksamkeit vielfach eine falsche Einschäzung erfahren hat. Wir müssen zwar in Deutschland leider noch immer mit Recht über Zersplitterungen in der Die Einführung unentgeltlicher Stellennachweise für hängig von ihrem Arbeitgeber, dem Inhaber der ElektrischGewerkschaftsbewegung flagen. Trotzdem stellt aber die von weibliche Personen fordern die Bremer Genofsinnen in Galvanischen Kohlenfabrik Conradi. Für einen mächtig emporstrebenden Industrieverbänden getragene einem Antrag an die Frauenkonferenz zu Mannheim . Die Stundenlohn von 10 Pf. an dürfen sie in seinem Betrieb deutsche Gewerkschaftsbewegung eine weit geschlossenere und Verwaltung der Stellennachweise soll in die Hände der Ge- arbeiten. Wie viele seiner fürsorglichen Kollegen hat auch einheitlichere Kampfesphalanx dar, als die englische, eine nofsinnen gelegt werden. Dagegen möchte die Unterzeichnete, König Conradi eigene Wohnhäuser erbaut, in denen seine Kampfesphalanx, die auf Unternehmer und Gesetzgebung die seit drei Jahren zusammen mit einer zweiten Genossin Arbeiter verpflichtet sind zu wohnen. Sie müssen die Miete weit mehr Einfluß auszuüben vermag, wie die englische, im Frauenausschuß des paritätischen Arbeits nach im voraus zahlen, haben aber fein Anrecht auf die Woh durch Vereinsmeierei und Zersplitterung desorganisierte Ar- weises in Leipzig als Aufsichtsperson tätig ist, aus nung. Es liegt in der Hand des Fabrikanten, sie jederzeit beiterklasse. Und das, obgleich die englischen Gewerkschaften praktischer Erfahrung einiges bemerken. Wenn die diesbezüg- auf die Straße zu setzen. Wagt es einer, von seinem ges an numerischer Stärke den deutschen immer noch weit vor- lichen Einrichtungen ihren Zweck vollkommen erfüllen sollen, sezlich gewährleisteten Koalitionsrecht Gebrauch zu machen, aus sind. Jedoch der Mitgliederstand stagniert, die Lohn- so können die notwendigen Arbeiten nicht von einer Genossin so wird er unbarmherzig aus Arbeit und Wohnung hinaushöhen können durch die Organisationen teilweise nur noch oder selbst mehreren Genossinnen im Nebenamt verrichtet gejagt. Damit seinem Unternehmen der Segen des Himmels gehalten werden, zum Teil sinken sie sogar trok ihrer. Der werden. Sie erfordern die volle Kraft einer umsichtigen und nicht fehle, hat Herr Conradi seinen Arbeitern neben den Einfluß der Trade Unions auf die Gesetzgebung ist ebenfalls charakterfesten Persönlichkeit, die über Erfahrung und Menschen- Wohnhäusern auch eine Kirche errichtet. im Schwinden begriffen, weil die englischen Arbeiter bis kenntnis verfügt. Die Stellenvermittlung ist gerade für weibvor kurzem feine eigentliche Arbeiterpolitik, feine proletarische liches Personal bedeutend schwieriger, als der ArbeitsnachKlassenpolitik trieben und ihre Interessenvertretung im Par- weis für Männer. Es ist teine Seltenheit, daß für ein lament bürgerlichen Arbeiterfreunden" überließen, die, ob einziges Mädchen 5, 10, ja 12 Stellen aus den Büchern tonservativ, ob liberal, doch nur die Interessen der besigen- herausgeschrieben werden müssen. Das nimmt zum mindesten den und ausbeutenden Klassen wahrnehmen. Bei Lichte be- eine halbe, oft gar eine ganze Stunde Zeit in Anspruch und sehen, besitzt der englische Arbeiter als Staatsbürger nur bringt nicht immer Erfolg. Der Arbeitsnachweis für AufBedeutung vermöge der demokratischeren politischen Ein- warte, Puzz- und Waschfrauen erfordert ebenfalls viel Ar richtungen seines Vaterlandes, aber nicht vermöge seiner beit und Zeit. Meist sollte wohl auch mit der Einrichtung eigenen politischen und gewerkschaftlichen Erkenntnis und ein Nachweis für gewerbliche Arbeiterinnen verbunden Kraft. Es erschien uns nötig, einen Tatbestand zu ver- werden. Dazu kommen die notwendigen Statistiken, die mit zeichnen, der unserer Meinung nach durch die internationalen großer Gewissenhaftigkeit geführt werden müssen, denn Berichte einwandsfrei in Erscheinung tritt. Es liegt im Bahlen beweisen. Eine Genoffin, welche die vielen Lasten Interesse des kämpfenden Proletariats, daß der Mythus zer- und Sorgen einer Familie auf sich hat oder beruflich tätig stört wird, der sich um die englische Gewerkschaftsbewegung ist, fann unmöglich den betreffenden Anforderungen genügen. gewoben hat. Dadurch wird das Nachdenken und Forschen Es fehlt ihr dafür vor allem an Zeit. Das trifft schon in angeregt über die Ursachen, welche die Stagnation des eng- fleineren Orten zu, in den größeren Städten aber steigen lischen Trade Unionismus bedingen. den größeren Verhältnissen, dem häufigen Wechsel ent
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Toni Frenzel.
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Quittung.
H. G.
Jm Monat August gingen für den Agitationsfonds der Genossinnen bei der Unterzeichneten folgende Beiträge ein: Burg für die Konferenz durch Genoffin Suchy 6 Mt.; Essen durch Genossin Deuper 14; Gelsenkirchen durch Genossin Hunold 19,40, davon 2 Mt. von einer stillen Genossin; Gorzig i. Anhalt durch Genossin Hammermann 3; Köln durch Genossin Pütz 30; Lechhausen b. Augsburg durch Genoffin 3 eh 10; Mülheim am Rhein durch Genoffin Hauer 60; Ottensen durch Genossin Schönfelder 30; Pinneberg von Genoffinnen durch Genossin Jeeße 1,50; Solingen durch Genoffin Tortert 25; Weimar durch Genossin Körber 6,10 m. Summa: 210 Mr. Dantend quittiert: Ottilie Baader , Berlin S 53, Blücherstr. 49, Hof II. Vertrauensperson der sozialdemokratischen Frauen Deutschlands .
Der Streit und die Aussperrung der Litho - sprechend die Anforderungen, denen der Stellennachweis gegraphen und Steindrucker ist nach mehrmonatlichem nügen soll. Ehe die Genoffinnen daran gehen, mit Unterhartem Kampfe mit einem Ergebnis beendet worden, das stützung der Gewerkschaftskartelle unentgeltliche Stellenfür die Kämpfenden recht befriedigend ist. Die Arbeitszeit nachweise zu errichten, müssen sie sorgfältig erwägen, ob die wird vom 1. August 1907 auf 8 Stunden verkürzt, Prozent- Kräfte vorhanden sind, welche sich ganz der Einrichtung ist soeben erschienen: zuschläge für Überstunden und Sonntagsarbeit wurden fest- widmen können, so daß sie möglichst vollkommen funktioniert. gesetzt, desgleichen eine Lehrlingsstala. In nächster Zeit läuft die fünfjährige Tarifperiode der Buchdrucker ab. Von den erhobenen Forderungen für den neuen Tarif erwähnen wir als die wichtigsten: Die Herabsetzung der Arbeitszeit von 9 auf 8 Stunden und eine 15 prozentige Lohnerhöhung. Die Buchbinder und Buchbinderei arbeiter sind in einer Zahl von 300 in Nürnberg ausständig.
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geht rüstig vorwärts!
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Frauenstimmrecht.
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Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung.
Von
Räte Duncker.
Herausgegeben von der Redaktion der„ Gleichheit", Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen.
Eine internationale Konferenz des Weltbundes für Frauenftimmrecht hat vom 6. bis 11. August in Kopen hagen stattgefunden. Sie war von Delegierten der zwölf internationalen Frauenstimmrechtverbände besucht, die dem Die Textilarbeiter wirken mit ungeschwächtem Eifer Weltbund angegliedert sind. Drei davon sind diesem erst im an der Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse. In vielen Laufe der letzten Zeit beigetreten, nämlich die Verbände für Orten haben wieder kleine und größere Lohnbewegungen Ungarn , Italien und Rußland . Auf der Tagesordnung der mit meist günstigem Ausgang stattgefunden. So in der Konferenz standen außer Ansprachen auch von FrauenIn einer kurzen historischen Einleitung bespricht die Versächsischen Textilindustrie und im Offenbacher Ge- organisationen, welche nicht für das Frauenstimmrecht kämpfen werbe, wo die Tarifabschlüsse noch dadurch besondere Be- die Berichte der Delegierten über, die bisherige Entwick fasferin die Kinderarbeit als Begleiterscheinung der kapitadeutung erlangen, daß hier auch die Hausindustrie in Be- lung des Frauenstimmrechtes in ihrer Heimat. Im allge- liftischen Wirtschaftsweise und anschließend daran die Kindertracht fam. Hoffentlich hat die von den niederrheini- meinen fonstatierten sie einen Aufschwung der Frauenstimm schußgesetzgebung in Deutschland bis 1891, die Erhebungen schen Hauswebern soeben begonnene Lohnbewegung rechtsache, zumal in den Ländern, wo der Kampf um das von 1898 und endlich das Kinderschutzgesetz von 1903. In denselben Erfolg. In Glauchau , Meerane , Greiz allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht geht. Besonderes einem Schlußkapitel wird der bisherige Erfolg des Kinderwurden Lohnerhöhungen bis zu 15 Prozent erreicht. Es Intereſſe erregten die Referate der finnischen Frauen, schutzgesetzes beurteilt und ein vortrefflicher Ausblick auf die kürzlich die politische Gleichberechtigung erhalten haben. In Elberfeld ist für die Konfettionsbranche ein Den Vertreterinnen des russischen Frauenstimmrechtverbandes Kinderarbeit und Kindererziehung, wie beides sein sollte, Im Anhang findet die Leserin das Gesetz selbst Tarif auf drei Jahre zustande gekommen. Ob die Inter - wurden von den Delegierten aller Länder Sympathiekund- gegeben. essen der Arbeiterinnen dabei gebührende Berücksichtigung gebungen zuteil. Die Vorsitzende des Weltbundes betonte, und ein Verzeichnis derjenigen Werkstätten, in deren Betrieb erfahren haben, ist uns nicht bekannt. daß die Entwicklung der jungen Organisation unter großen Kinder nicht beschäftigt werden dürfen. Schließlich ist auch Schwierigkeiten nur schrittweise vor sich gehe. Die Be- die Bekanntmachung hinzugefügt betreffend Ausnahmen von ratungen über Propaganda und Organisationsfragen" be dem Verbot der Beschäftigung eigener Kinder unter 10 Jahren. stätigten das. Der Weltbund mußte zum Beispiel davon Das Büchlein sollte in keinem Arbeiterhaushalt fehlen; absehen, dem Antrag des ungarischen Verbandes entsprechend jede Mutter muß Kenntnis haben von dem derzeitigen Stand ein internationales Bundesorgan zu gründen. Er mußte sich mit der notwendigen Nachrichtenvermittlung durch ein der Kinderschutzgesetzgebung in Deutschland , damit sie der internationales Nachrichtenbureau begnügen. Die Konferenz Ausbeutung ihrer eigenen Kinder zielbewußt entgegentreten, beschloß die Herausgabe eines Handbuchs für das Frauenstimm fie mildern und womöglich hindern kann. recht, das eine übersichtliche Zusammenstellung über den Kampf für die politische Gleichberechtigung der Frauen und seine Er folge geben soll. Die Konferenz beschäftigte sich auch mit der Annahme eines besonderen Abzeichens für die Mitglieder * Erster und zweiter internationaler Bericht über die Gewerk- des Weltbundes, dagegen hat sie mit keiner Silbe erklärt, Bestellungen nehmen entgegen alle Vertrauenspersonen, schaftsbewegung 1904 und 1905. Herausgegeben von dem inter - wie sich der Weltbun dzur Frage: allgemeines Frauenwahlnationalen Sekretär der gewerkschaftlichen Landeszentralen. Verlag recht oder Damenwahlrecht stellt beziehungsweise zu den Ottilie Baader , Berlin S 53, Blücher- Straße 49, Sof II der Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands ( C. Legien). Kämpfen, die das Proletariat in verschiedenen Staaten für und die Expedition der„ Gleichheit" in Stuttgart , Furtbach Preis für Gewerkschaftsmitglieder jeder Bericht einzeln 80 Pf. die Eroberung des allgemeinen Wahlrechtes führt. Zu Ehren Straße 12.
Der Schirmmacherverband, der seit Januar d. J. der Generalfommission angeschlossen ist, treibt eine eifrige Agitation unter den weiblichen Berufsgenossen, und das mit gutem Erfolg. In sieben Monaten hat er bereits 300 Arbeiterinnen für die Organisation gewonnen.
Die Christlichen haben sich nun doch zu einer Kopie der von uns begonnenen Organisierung der Dienstboten ents schlossen. In München ist es zur Gründung einer christlichen Dienstbotengewerkschaft gekommen, die ihren Anschluß an den Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften beschlossen hat. Betont wurde ganz besonders, daß
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Der Preis der Broschüre ist auf 40 Pf. festgesetzt. Für die Abonnenten der„ Gleichheit", die sich zum gemeinfamen Bezug vereinigen, ist ein wesentlich niedrigerer Eintaufspreis festgesetzt.