Nr. 22 Die Gleichhekk 155 dorf-West. Köpenick   und Luckenwalde  , für die Or- ganisationen der Glas-, Hut- und Textilarbeiter und-arbeiterinnen in Weißwasser  , Brandenburg  a. d. Havel  , Neugersdorf  , Ebersbach  , Bautzen  , Eibau  , Ostritz  , Olbersdorf  , Herbigsdorf, Leuters- dorf, Seifhennersdorf  , Lübau und Reichenau sowie in Volksversammlungen zu Ullersdorf, Johnsdorf  , Bertelsdorf  , Reichenau, Zittau  , Harthau, Hörnitz  , Großschönau   und Finsterwalde  . Sie erörterte die folgenden Themata:Die wirtschaftliche und politische Stel- lung der Frau in der heutigen Gesellschaft"',Die wirt- schaftlichen Kämpfe und die Frau",Der Kampf ums Da- sein". Mit Ausnahme der Versammlung der Glasarbeiter in Weißwasser   und einiger Veranstaltungen des Textil- arbeiterverbandes entsprach der Besuch den gehegten Er- Wartungen. In Ostritz   verfiel die Versammlung der Polizei- lichen Auflösung, weil die Referentin in ihrem Schluß- wort kritisierte, daß der überwachende Beamte einem Aus- länder das Wort entzogen hatte, welcher in der Debatte im Sinne der Referenttn sprach. Ebenso ereilte die Versamm- lung in Reichenau durch ihre Auflösung ein schnelles Ende, wo die Polizei die Worte der Rednerin als zu scharf er- achtete. Mit einem sehr starken Aufgebot suchte die Polizei von Ebersbach die heilige Ordnung zu retten, obgleich diese durch nichts gefährdet war. überall legten die Teil- nehmer reges Interesse für die Ausführungen des Referats an den Tag. B. L. Die Unterzeichnete agitierte vor einiger Zeit unter den Tabakarbeitern Mittel- und Süddeutschlands  . Die Tour nahm nicht weniger als ein Vierteljahr in An- spruch. Ihr trat dabei das Elend der betreffenden Arbeiter- kategorie in seiner ganzen grausen Schärfe vor Augen, besten ausführlichere Schilderung die Leserinnen in einer späteren Nummer an anderer Stelle finden werden. Mit Freuden kann berichtet werden, daß in manchen Gegenden die Or- ganisation insbesondere unter den Arbeiterinnen über- caschend schnell Eingang findet; so zum Beispiel im Großherzogtum Hessen und speziell in Gießen   und Umgegend, wo über 3000 Frauen in der Tabakindustrie be- schäfttgt sind. Es lacht einem das Herz im Leibe, wenn man die munteren, aufgeweckten Mädchen in den Versammlungen beobachtet. Alle beseelt das ernste Wollen, ihre Lage zu ver- bessern, und mit großem Eifer suchen sie sich zu diesem Zwecke zu betättgen. In W i e s e ck bei Gießen   sind zum Beispiel fast alle Tabakarbeiterinnen im Deutschen   Tabak- arbeiterverband organisiert. Andererorts hinwieder stellen sich der Agitation die größten Schwierigkeiten entgegen; so in Baden, in der Rheinpfalz   und in Emmerich   im Rheinland  , wo die Geistlichen, gestützt auf die rückständigen Frauen, gegen die freien Gewerkschaften arbeiten. Nur das stärkste Solidaritätsgefühl für seine ausgebeuteten Kollegen und die größte Opferfreudigkeit ermöglichen es hier dem Gauleiter des Tabakarbeiterverbandes, mutig und unverzagt im Dienste der modernen Arbeiterbewegung zu wirken, über­zeugt, daß mit der Zeit auch in den schwärzesten Ecken den Ausgebeuteten die Erkenntnis tagen wird. kl. X. Bericht von der Frauenkonferenz und dem Parteitag er- stattete Genossin Geck ihren Mandatgebern in Offen- bürg, Kehl   und Zell   a. H. In Offenburg   zeitigte der Bericht das Resultat, daß, übereinstimmend mit einer Forderung unserer Resolution zum Schwangeren- und Wöchnerinnenschutz, eine Eingabe an den Stadtrat gerichtet wurde. Derselbe wird ersucht, von der vorzüglichen Broschüre unseres Parteigenossen Dr. Neter, Kinderarzt in Mann­ heim  :Mutterpflicht und Kindesrecht" eine größere Auflage kommen zu lassen und das populäre Schriftchen durch den Standesbeamten bei Hochzeiten und Geburts- anzeigen gratis zu verabfolgen. Die Eingabe ist unter- zeichnet vom Wahlverein Vorwärts und vom Gewerkschafts- kartell. M- G. Um die Aufklärungsarbeit unter den Frauen in Schles- wig-Holstein zu fördern, sprach die Unterzeichnete in Altona  , Schisfsbeck, Pinneberg  , Sanden  , Itzehoe  , Lägerdorf  , Büdelsdorf   und Stackelsdorf. Rauh und steinig ist der Boden für unsere Agitatton in dieser Gegend, die zum großen Teil einen ländlichen Charakter trägt. Viel Arbeit und Mühe kostet es da, um den Idealen Eingang zu verschaffen, denen das Proletariat zustrebt. Der Mensch- heil ganzer Jammer faßt einen an, wenn man hier sieht, was die Auswucherung der menschlichen Arbeitskraft an leiblichem und geistigem Elend sündigt. Die unmenschlich lange Arbeitszeit trägt ganz besonders dazu bei, dem Schnaps- teufel Opfer in die Arme zu treiben. Es bedürfte der Feder eines Zola, um die grausen Bilder zu beschreiben, die sich dem Beobachter darbieten. Nur der Sozialismus kann hier bessernd und erzieherisch wirken. Den Genossinnen in Schleswig-Holstein   steht ein schwer zu beackerndes, aber großes Feld der Tätigkeit offen. Die Versammlungen lassen hoffen, daß sie mit Eifer ihrer Aufgabe sich widmen werden. In Pinneberg   lasien es sich die Genossen besonders ange- legen sein, eine Bewegung unter den Proletarierinnen in Fluß zu bringen. M. Zeetze. Im Nordwesten Deutschlands   agitierte die Unterzeichnete, um die Frauen für den Sozialismus zu gewinnen. Sie sprach in Solingen  , Gräfrath  , Wald, Ohligs  . Köln  . Kalk, Mülheim, Dünnwald, Porz, Düren  , Aachen  , Viersen  , Gladbach und Vingst  . In Solingen  . Köln  , Mülheim, Vingst   und Aachen   waren die Versammlungen überfüllt. In den anderen Orten war ihr Besuch ein mittel- mäßiger. Berücksichtigt muß hierbei werden, daß die Frauen- bewegung in den betreffenden Orten noch jungen Datums ist und mit sehr vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Der Klerus herrscht hier so, daß die Frauen aus Furcht vor dem Hauswirt nicht wagen, sich dieGleichheit" ins Haus bringen zu laffen. Unsere Zeitung hat trotz alledem neue Leserinnen gefunden, ein Beweis, daß es auch hier vorwärts geht. M. Zeetze. Neben der gewerkschaftlichen Organisattonsarbeit hat in Nürnberg   in letzter Zeit auch die Agitation für die poli- tische Aufllärung und Organisierung der Proletariermnen kräftig eingesetzt. Zwei gut besuchte öffentliche Frauen- Versammlungen fanden statt, von denen eine Stellung zur Frauenkonferenz und zum Parteitag in Mannheim   nahm und die zweite Genossin Grünberg   als Vertrauens- person der Genossinnen wählte. In den Versammlungen meldeten sich 75 Abonnenttnnen fiir dieGleichheit" und 50 Zahlerinnen freiwilliger Parteibeiträge. Zur besseren Schulung der Genossinnen sollen Leseabende eingerichtet werden. Zur Förderung der gewerkschaftlichen Organisierung der Arbeiterinnen referierte Genossin Grünberg   in Nürn- berg für die Organisationen der Konditoren und Leb- küchnerinnen, der Handlungsgehilfinnen, Fa- brikarb eiterinnen, Dienstmädchen, Wasch- und Putzfrauen, in Mannheim  , Frankfurt   a. M. und Schafheim i. Taunus für den Deutschen Schneider- verband. Eine Volksversammlung in Laden- bürg bei Mannheim   erfreute sich einer außerordentlich großen Beteiligung von Frauen und Mädchen, ebenso eine Versammlung in Regensburg.   In Roth a. S. wurde in einer äußerst gut besuchten Versammlung mit der Tages- ordnung:Was treibt die Frauen in die Öffentlichkeit?" Genossin Ney als Vertrauensperson gewählt und in der Diskussion auf dieGleichheit" verwiesen, die man nicht nur abonnieren, sondern auch lesen solle.+ Eine öffentliche Versammlung für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse fand kürzlich in München   statt. Der Versammlungssaal war dicht besetzt. Die Einberuferin ge- dachte eingangs in warmen Worten der so früh dahin- geschiedenen Genossin H eid en-Deutschmann, die mit dem größten, selbstlosesten Eifer für die Entwicklung der proletarischen Frauenbewegung in München   gewirkt hat. Genossin Baad er- Berlin referierte überDie Frauen- konferenz in Mannheim  " und fand mit ihren von warmer Begeisterung getragenen Ausführungen lebhaften Beifall. Bei der Erörterung der dort behandelten Fragen ermahnte siö außer den Genossinnen die Genoffen, für die Verwirk- lichung der aufgestellten Forderungen mitzukämpfen. Zur Schulung der Genossinnen empfahl sie besonders dieGleich- heit" und schlug zur Durchführung einer systemattschen Agitation unter den Proletarierinnen die Wahl einer weib- lichen Vertrauensperson vor. In der Diskusston machte es Genossin Schmitz den Genoffen zur Pflicht, die Frauen zum Lesen der Arbeiterpresse anzuhalten. Sie forderte die Ge- nossinnen auf, sich zu organisieren, und schilderte die Vor- teile der Konsumvereine, speziell des Konsumvereins München- Sendling, die Genossinnen angesichts der Lebensmittel- Verteuerung zum Beitritt zu demselben ermunternd. Genosse Alberty ermahnte die anwesenden Genoffen, der Frauen- bewegung keine Hindernisse in den Weg zu legen, sondern ihre Frauen und Töchter zu deren Unterstützung und zum Einttitt in den Frauenbildungsverein anzuspornen. Genossin Baader stimmte in ihrem Schlußwort dem Vorredner zu, riet aber den organisierten Frauen, sich nicht auf die Mit- arbeit der Männer zu verlassen, sondern selbst unermüdlich für den Frauenbildungsverein zu agitieren. Die Ver- sammlung wählte darauf als Vertrauensperson Genossin Mau er er, welche die Wahl dankend annahm mit der Bitte an die anwesenden Genossinnen, sie in ihren Arbeiten zu unterstützen. Wie eS um das Koalitionsrccht der Arbeiter und Arbeiterinnen in Braunschweig   bestellt ist, das wurde kürzlich wieder einmal mit aller Deutlichkeit illustriert. Die Verwaltungsstelle Braunschweig   des Verbandes der Fabrik- arbeiter läßt sich besonders angelegen sein, Licht in die Köpfe der Arbeiterinnen der Konservenindustrie zu bringen- Braunschweig   ist bekanntlich ein Hauptzenttum der deutschen  Konservenindustrie, aber durchaus kein Dorado für die be- treffenden Arbeiter. Das begreifen diese mehr und mehr. wiejdie andauernde Zunahme von Mitgliedern beweist, welche der Verband in Braunschweig   gewinnt. Erfreulicherweise steigt auch die Zahl der Arbeiterinnen immer mehr, welche ihrer Gewerkschaft beitreten, weil sie zum Bewußtsein ihres Menschentums erwacht sind. Genossin Zeetze war jüngst damit beauftragt worden, im Braunschweiger   Ländchen durch mehrere Versammlungen die gewerkschaftliche Organisierung der Arbeiterinnen in der Konservenindustrie zu fördern. Die erste Versammlung sollte an einem Sonntag stattfinden. Daß das Kapital seine eigenen Gesetze macht, trat besonders kraß an jenem Sonn- tag in Erscheinung.'Das dritte Gebot:Du sollst den Feiertag heiligen", können die Arbeiterinnen und Arbeiter der Braunschweiger Konservenindustrie nur selten befolgen. Der Zufall fügte es, daß sie auch an jenem Sonntag auf Geheiß der Unternehmer schaffen mußten, wofür sie das Vergnügen hatten, am Montag auszusetzen. Die auf einen Wochentag einberufene zweite Versammlung war überfüllt, aber sie konnte nicht ungestört ihrer Aufgabe genügen, Auf- flärung unter die Ausgebeuteten zu tragen. Dafür sorgte der aufsichtführende Beamte. Er löste die Versammlung auf wegen der geübten Kritik an bestehenden Staatseinrichtungen. Wie beruhigend und das Ansehen der Staatseinrichtungen stärkend diese Maßnahme wirkte, lehrte der Augenschein. Stundenlang standen Arbeiter und Arbeiterinnen dicht ge- drängt im Hofe und vor dem Gewerkschaftshause. Nur das besonnene Auftreten der Versammlungsleiter und das Ver- sprechen, daß die Unterzeichnete an einem anderen Abend referieren würde, bewirkten, daß die Menge sich ruhig ver- hielt und allmählich ruhig ausemanderging. Um für die nächste Versammlung die Atiflösungsgelüste von vornherein zu dämpfen, wurden gleich zwei Versammlungen angemeldet, eine für V«9, die andere um V«10 Uhr. Die Veranstaltung, welche sich natürlich wieder eines außerordentlichen An- drangs erfreute, nahm einen ungestörten und befriedigenden Verlauf. In Broitzem   und Wolfenbüttel   fühlten sich die Stellvertreter Gottes auf Erden ebenfalls verpflichtet, den Staat zu retten. In beiden Orten wurde die zuerst einberufene Versammlung von den Behörden vereitelt, so daß eine zweite Versammlung angemeldet werden mußte. Der Ortsgewaltige von Broitzem   erklärte:Der Kampf um kulturwürdige Menschenexistenz" ist ein politisches Thema, ergo verbiete ich die Versammlung, in der es behandelt 'erden soll. In Wo Isenbüttel   durfte die Versammlung deshalb nicht stattfinden, weil der eine Unterzeichner der Versammlungsanmeldung nicht wahlberechtigt zu den Kommu- nalwahlen war.(Eine Anmeldung muß dort nämlich von drei Bürgern unterzeichnet sein.) Für den Mann heißt es: Steuern zahlen und den Mund halten". Die Behörden des Großstaats Braunschweig sind die besten Agitatoren für die moderne Arbeiterbewegung. Es leben unsere Freunde, die Feinde! M. Zeetze. Politische Rundschau. Ms nach der Verjagung Napoleons   aus Deutschland   der Kurfürst von Hessen   wieder in seine Residenz Kassel   einzog, um seine Landeskinder von neuem mit den Nichtswürdig- leiten des absoluttstischen Regiments zu beglücken und alle alten Mißbräuche der verzopften Bureaukratenwirtschaft wieder aufleben zu lassen, sprang aus der ehrfürchttglich am Wege harrenden Untertanenschaft ein ehemaliger kurfürst- licher Beamter hervor, schwenkte seinen Zopf und rief be- geistert:Euer kurfürstliche Gnaden! Ich Hab' ihn noch!" Man kann sich denken, wie dem geliebten Landesvater das Herz pupperte ob dieser Betätigung eines echten Patriottsmus- Wo so unausrottbar der Zopf gedieh trotz aller Umstürzeleien der Zwischenzeit, da durfte er hoffen, auch fernerhin gute Geschäfte mit der Verschacherung seiner Untertanen in fremde Kriegsdienste machen und ein ebenso fidcles Leben führen zu können wie der Zwischenregent von Napoleons  Gnaden auf dem Kasseler Dhrönchen, König Jörome, der durch seinen Wahlspruch:Morgen wieder lustik!" seine Gleichwerttgkeit mit den angestammten Landesvätern klar erwiesen hatte. Der Zopf blieb denn auch fortan das Symbol des kurfürstlichen Regiments in Hessen  ; aber nicht nur des kurfürstlichen dort, sondern des landesfürstlichen Bureau- kratenregiments in ganz Deutschland  . Völlig wurde er nie abgeschnitten. Und wenn man ihn etwas stutzte, wie 1843, da ist er stets wieder nachgewachsen und üppig gediehen in der Stickluft der Höfe, der Kasernen und der amtlichen Schreibstuben. Hundert Jahre sind verflossen, seitdem bei Jena   und in den Tagen nachher das junkerlich-bureaukratische Zopfregiment in Preußen schmählich zusammenbrach. Aber wenn heute Friedrich Wilhelm III., dernüchterne Duckmäuser", wie ihn Heine genannt hat, mit seinen Gene- ralen Braunschweig   und Hohenlohe, mit dem junkerlichen Gesindel der Haugwitze, Köckeritze und Marwitze wieder ein- rücken könnte in sein Reich, so viel wackelnde Zöpfe würden sein landesväterliches Herz erfreuen, daß er sich getrost dem Glauben an die ewige Fortdauer des Junker- und Bureau- kratenregiments hingeben dürfte. Das Zopfregiment ent- geht keinem Beobachter, der nur mit offenen Augen die Zeitereignisse an sich vorüberziehen läßt. Am wenigsten bleiben wir Sozialdemokraten uns darüber im unklaren. Aber wie zur Feier des Hundertjahrestages von Jena   ist das noch extra bestätigt worden durch die Denkwürdig- leiten des verstorbenen dritten Reichskanzlers, Fürsten Chlodwig von Hohenlohe-Schillingsfürst  , die sein Sohn Alexander gerade jetzt hat erscheinen lassen. Die vollendete Nichtigkeit, Hohlheit und Jämmerlichkeit der Hofgesellschaft und der höheren Bureaukratte tritt darin so deutlich und unableugbar zutage, daß ein Wutgeheul durch die deutschen   Amtsstuben und die Vorzimmer der Höfe ging. Daß ein solches fortlaufendes Intrigenspiel, wie Onkel Chlodwig   es schildert, in den sogenannten maßgebenden Kreisen auf den Gang der Politik entscheidenden Einfluß aus­übt, ist zwar bei uns nichts Neues, aber von großer Be- deutung ist es doch, daß eine anerkannte Autorität aus jenen Kreisen selbst, ein Reichskanzler sogar, deren Nichtigkeit wie seine eigene Nichtigkeit ausdrücklich bestätigt. Für unsere Aufklärungsarbeit liefern die Memoiren wertvolles Material. Noch wertvoller womöglich für die Aufklärung des Volkes über das Verderben, das ihn: der verkappte Absolutismus der Junkerherrschaft mit seinen Werkzeugen Bureaukratismus und Militarismus bereitet, ist das Blitzlicht, das ein Anonymus auf unsere Zustände nicht durch ein Buch, sondern durch eine kühne Tat geworfen hat. Der PseudoHauptmann von Köpenick   hat zwar seine geniale Eroberung einer preußischen Stadt nur geplant und durchgeführt, um sich selbst durch einen kühnen Räuberstreich di» Taschen zu füllen. Die Wirkung seines Handstreichs geht aber weit hinaus über seine eigenen Absichten. Er hat don Militarismus und Bureaukratismus in ihrer ganzen Gemeingefährlichkeit ent­larvt. Er hat aber auch den Beweis geliefert, daß das Bürgertum sich der Herrschaft der junkerlich-bureaukratisch- militaristtschen Regierungskaste widerstandslos ausliefert. mag sie auch in noch so absurder Form und mit noch so ungesetzlichen Ansprüchen an die Untertanenschaft herantreten. Und der ganze Vorgang ist obendrein von so überwältigen- der Komik, daß er die unbändigste Heiterkeit in der ganzen zivilisierten Welt erweckt. Man braucht nur die Tatsachen aneinander zu reihen: