26 Die Gleichheit Nr. 4 Die erste Anregung, eine solche in die Wege zu leiten, gab der internationale sozialistische Kongreß von Paris   im Jahre 1900. Die Resolution gegen den Militarismus und zugunsten des Völkerfriedens, der jener Kongreß zustimmte, lud die sozialistischen   Parteien aller Länder ein, die Auf- klärung und Organisation der Jugend zum Zwecke der Be- kämpfung des Militarismus in die Hand zu nehmen. Dieser Passus gab einige» Genossen Anlaß, auf dem holländischen Parteitag von lk)1 den Antrag zu stellen, eine Kommission einzusetzen mit der Aufgabe, sich der Organisation und Er- ziehung der Jugend in antiniilitaristischem Sinne anzu- nehmen. Bei der Diskussion zeigte sich eine starke Strömung allen derartigen Plänen abgeneigt: sie fürchtete eine Wieder- holung der früheren Geschehnisse. Im allgemeinen kam sowohl bei den Antragstellern als bei den Gegnern noch große Unklarheit über Formen und Ziele einer proletarischen Jugendbewegung ans Licht. Aber die Sache war ins Rollen gebracht: es wurde erkannt, daß Organisation und Erziehung der Jugend notwendig seien, und eine Kommission mit ziem- lich weitgehenden Befugnissen wurde ernannt. Bald nach jenem Parteitag wurde der erste sozialdemo- kratische Verein junger ArbeiterDe Zaaier"(Der Sä­mann") mit 20 Mitgliedern in Amsterdam   gegründet. Dort lagen die Verhältnisse am günstigsten, weil es dort eine An- zahl geschulter Parteigenossen gab, die der Jugend mit Rat und Tat behilflich sein konnten. Der Berein nahm rasch an Mitgliedern zu: ein Jahr nach der Gründung zählte er über 300. Er entwickelte eine große Tätigkeit auf erziehe- rischem Gebiet: so organisierte er außer Unterrichtskursen in der holländischen Sprache usw. Vorträge über National- ökonomie, Arbeitergesetzgebung und Militarismus, die zum Teil glänzend besucht wurden. Jedoch dieser rasche Auf- schwung währte nicht lange; schon Anfang 1903 trat eine Erschlaffung ein, die zwar in den Monaten Februar bis April unter dem erhebenden Eindruck des Sieges der Eisenbahner und der fieberhaften Erregung in den Arbeiter- Massen einem erneuten Ausschwung wich, dann aber nach der bekannten Aprilniederlage zum völligen Zusammenbruch führte. In den nächsten Jahren blieben nur wenige Getreue über. In der Provinz waren in dieser Zeit ebenfalls einige Vereine gegründet worden(Utrecht  , Groningen  , Enschede  ), die sich mit der Hilfe dortiger Parteigenossen erfreulich ent- wickelten. Mit 1905, da die Entmutigung, die der Niederlage von 1903 folgte, sich zu heben anfing, trat wieder eine Wendung zum Besseren ein. Die bisher unabhängig voneinander be- stehenden Vereine traten zu einem Verband zusammen, der ein sozialdemokratisches Programm annahm. Die Agitation wurde eifriger betriebe», und ihr Ergebnis die Gründung von zwölf neuen Lokalvereinen in anderthalb Jahren ist, wenn auch lange nicht zufriedenstellend, so doch nicht schlecht zu nennen. Heute beträgt die Mitgliederzahl des Verbandes gut 400, wovon erfreulicherweise eine nicht unbeträchtliche Zahl weiblichen Geschlechtes. In Amfter- dam sind zurzeit von den 42 Mitgliedern 16 Mädchen, für Utrecht   sind diese Zahlen 45: 10, für den Haag 67: 15. Der Verband gibt seit August d. I. ein eigenes Monatsblatt her- aus in einer Auflage von 2000 Exemplaren. In den Statuten wird der Zweck des Verbandes wie folgt umschrieben:Der Verband steht auf sozialistischer Grundlage und hat zum Zweck, junge Arbeiter und Arbeite- rinnen aufzuklären und zu erziehen, damit sie einsehen, daß es die Aufgabe des Proletariats ist, im Kampfe sich die Be- sreiung vom kapitalistischen   Joche zu erobern, sowie ihnen die gesellschaftliche Entwicklung klar zu machen, damit sie zu tüchtigen Kämpfern und Kämpferinnen in der modernen Arbeiterbewegung werden." Man sieht: der Verband stellt sich bloß Zwecke der Auf- klärung und Erziehung, nicht des Kampfes. Auch eine in bezug ans den Militarismus von der ersten Jahresverfamm- lung angenommene Resolution spricht nur von der Pflicht, den jungen ArbeiternWesen und Charakter des MiUtaris- mus klar zu machen"~ nicht von der Pflicht des Kampfes gegen ihn. Der Verband unterscheidet sich also in dieser Hinsicht scharf von den Jugendorganisationen Belgiens  , Italiens   usw., die den Kampf gegen den Militarismus als ihre wichtigste Aufgabe betrachten. Er ist, wie dieJunge Garde" Süd- deutschlands, mehr einem sozialdemokratischen Bildungs- verein ähnlich. Und dies nicht deswegen, weil unsere Vereinsgesetzgebung eine politische Wirksamkeit Minder- jähriger nicht gestattet, sondern aus freien Stücken, aus Überzeugung seiner Gründer, daß der junge Arbeiter erst lernen muß, um ein tüchtiger Kämpfer werden zu können. Die Lokalvereine nehmen folglich an Demonstrationen der allgemeinen Arbeiterbewegung, wie Maiumzüge, Wahlrechts- Manifestationen usw., nicht teil.* Selbstverständlich schließt dies nicht aus, daß viele der jungen Leute sich persönlich eifrig an solchen Demonstrationen sowie auch an Partei- arbeiten: Flugblätterverteilung usw., beteiligen. Im allgemeinen scheint uns dieser Standpunkt des Ver- bandes recht vernünftig zu sein. Meines Erachtens soll eine Jugendorganisation gewiß den Hauplnachdruck auf die Er- ziehung ihrer Mitglieder legen. Nur fragt es sich, ob eine zu streng durchgeführte Enthaltsamkeit jeder Kampfesaktivirät hier nicht das Kind mit dem Bade ausschütten heißt. Junge Arbeiter von 17 bis 20 Jahren, wie sie die INehrzahl der Mitglieder der Vereine bilden, wissen besonders wenn sie in einem sozialistischen   Milieu aufgewachsen sind doch ganz genau, daß sie ein Interesse haben an der Erringung des Wahlrechtes, der gesetzlichen Verkürzung der Arbeitszeit usw. Dafür aktiv einzutreten, gemeinsam mit den älteren * Zwar ist es als Ausnabme hier und da vorgekommen. Generationen am proletarischen Befreiungskampf teil- zunehmen, ist ihnen Bedürfnis und Genuß. Und ich sehe nicht ein, daß es ihnen vorteilhaft ist, sich da allzu großen Zwang aufzulegen. Gewiß soll die Erziehung, das Lernen Hauptzweck einer proletarischen Jugendorganisation sein: deren ausschließlichen Zweck bilden soll es aber nicht. Wollte der Proletarier das Handeln, das heißt das Kämpfen aufschieben, bis er sich geistig vollkommen reif dazu fühlt, er käme überhaupt nie ans Handeln. Die jungen Arbeiter sollen gleich von Anfang an sich gewöhnen, Lehre und Tat, Theorie und Praxis zu verbinden, wenngleich die zweite anfänglich hinter der ersten bescheiden zurück- treten soll. Ein organischer Zusammenhang zwischen dem Verband der jungen Arbeiter und der Partei besteht zurzeit nicht, dazu ist die alte Abneigung gegen jede Jugendbewegung in der Partei noch nicht genug geschwunden. Aber immer größer wird die Zahl der Genossen, die dieser Bewegung sympathisch gegenüberstehen und die ihre Pflicht und Schuldigkeit der jungen Generation gegenüber begreifen. Sozialdemokraten standen Pate an der Wiege des Verbandes, Sozialdemokraten halten die verschiedenen Vorträge und leiten die Unterrichtskurse, die den Hauptteil seiner Tätig- keit ausmachen. Sozialdemokraten redigieren und schreiben sein Organ. In einigen Orten so in Amsterdam   ent­sendet die Partei einen Delegierten in den Jugendverein  ; fast überall werden die Bildungskurse im Einverständnis mit der Partei oder der Organisation der sozialdemo- kratitchen Volksschullehrer geregelt. Nur der Zentralvorstand leitet, und zwar zurzeit mit Klugheit und Geschick, die An- gelegenheiten des Verbandes, gänzlich von der Partei un- abhängig. Wie viele und gute Beziehungen also zwischen Partei und Jugendverband bestehen, so halten wir dennoch einen festeren, näheren Zusammenhang, als er sich aus solchen Beziehungen ergibt, für wünschenswert. Jene haben immer etwas Zufälliges und Loses, sie wechseln mit Zeil und Ort. Hier ist ein Lokalverein der Jugendorganisation mit allen möglichen Mitteln behilflich, dort finden die jungen Leute lauter verschlossene Türen. Der vorige Parteivorstand war der Jugendorganisation sehr gewogen, er entsandte einen Delegierten in ihre Jahresversammlung und sprach sich günstig über ihre Absicht aus, ein eigenes Blatt herauszu- geben. Die heutige Parteileitung denkt in diesem Punkte anders: sie hat sich gegen das Blättchen erklärt und jede moralische wie finanzielle Hilfe verweigert. Dieser Mangel einer festen und allgemeinen Grundlage der Beziehungen zwischen Partei und Jugendorganisation ist natürlich der letzten nicht förderlich. Was meines Erachtens not tut, ist, daß die Partei, das heißt der Parteitag, den Wert der prole- tarischen Jugendorganisation offiziell anerkennt und es Nipp und klar ausspricht, daß eine geisttge, körperliche und sittliche Erziehung sittlich hier im Sinne von tapferer und kamerad- schaftlicher Gesinnung für die proletarische Jugend not- wendig ist. Die Partei muß selbst Hand anlegen: sie muß es in ihrem eigenen Interesse. Sie soll mit ihrer größeren Kraft, ihrer reiferen Erfahrung, ihren reichlicheren Geld- Mitteln dem Jugendverband in allen, behilflich sein, wozu seine eigenen Kräfte und Mittel nicht reichen. Daß. die holländische Jugendorganisationsfähig" ist, zeigt das Bei- spiel der calvinistischen Jugendverbände: sie zählen zurzeit 23392 Mitglieder, die Frucht der Anstrengungen eines halben Jahrhunderts. Gegenüber diesen Zehntausenden, die zur demütigen Ergebung, zur sklavischen Gesinnung er- zogen werden, verschwinden die paar hundert jungen Prole- tarier, die schon in der Zeit des Erwachens aller Kräfte das Glück genießen, den Flügelschlag des Sozialismus über ihren Häuptern rauschen zu hören. Die Jugendorganisation hat in unserem Lande noch eine unermeßliche Aufgabe: möge sie, um diese zu erfüllen, in stets höherem Maße Hilfe und Stütze finden bei der Partei! H. Roland-Holst. Was lehren uns die Reichstagswahlen? Die Stichwahlen sind vorüber. Sie haben die Physiog- nomie, die die Hauptwahlen den, neuen Reichstag aufgeprägt hatten, nicht wesentlich verändert und uns bei weitem nicht eingebracht, was wir bei jenen verloren haben. Zwar haben wir einen Stimmenzuwachs von einer Viertelmillion zu ver- zeichnen, aber nur 43 Mandate erobert gegenüber 81 im Jahre 1903. Auch die Zunahme der sozialdemokratischen Wähler ist auf den ersten Blick nicht besonders glänzend: während die Bevölkerung seit der letzten Wahl ungefähr um 6 Prozent gewachsen ist, hat die sozialdemokratische Stimmen- zahl sich um 8 Prozent vermehrt. Da haben die Gegner ganz andere Verhältniszahlen aufzuweisen! Aber: man muß die Stimmen wägen und nicht zählen! So falsch und ver- werflich dieses Wort auch im Munde der Wahlrechtsfeinde ist, so berechtigt ist es bei der Beurtellung der diesmal für die Sozialdemokratie abgegebenen Sttmmen. Nach dem Drei- millionensieg von 1903 waren alle Einsichtigen sich darüber klar, daß wir das plötzliche Emporschnellen um neunmal- hunderttausend Sttmmen nicht unseren eigenen Klassengenossen allein zu verdanken hatten. Vielen von denen, oie an jenem 16. Juni für die Sozialdemokratie gestimmt haben, waren ihre eigentlichen Ziele fremd. Sie kamen zu uns, weil wir kämpfen gegen das autokratische Regiment, gegen das Klassenwahlrecht zu den Landes- und Kommunalvertretungen, gegen die Beschränkungen der Versammlungs-, Preß- und Redefreiheit, gegen indirekte Besteuerung und Zollwucher, gegen den Militarismus mit seinem Gefolge von Soldaten- schinderei und Kolonialgreueln, mit einem Worte, weil wir die Erben und koni»,u»nten Vertreter von Forderungen sind, deren Durchsetzung eigentlich die historische Aufgabe des Liberalismus gewesen wäre. Andere, vor allem aus den Kreisen der Kleinbauern, der Handwerker, Kleinkaufleute und kleinen Beamten kamen zu uns aus allgemeiner Ver- ärgerung über ihre mißliche Lage, der sie keinen besseren Ausdruck zu verleihen wußten, als indem sie hingingen und rot" wählten. All diesen Elementen war die Sozial- demokratie damals die Partei der Opposition, der Kritik an den Mißständen der heutigen Gesellschaft; aber von ihren positiven Zielen, von der Arbeit am Aufbau einer neuen Gesellschaft, davon wußten sie nichts, wollten sie nichts wissen. Unterdessen sind in Dresden   und Jena   der Klassenkampfstandpunkt und die revolutionären Ziele der Partei schärfer hervorgetreten, und viele Wähler von 1903, vor allem auch aus den Kreisen der demokratischen bürgerlichen Intelligenz, sind dadurch abgeschreckt worden. Die kraftvolle Entwicklung der Gewerkschaften hat zahlreiche Handwerker, der Aufschwung der Konsumvereine viele Klein­händler von uns weg und in das Lager der Gegner geführt. Der Schicht des kleinen und mittleren Bauerntums hat die Zollpolttik allerlei wenn auch geringe und wahrscheinlich nur vorübergehende wirtschaftliche Vorteile gebracht und ihnen so an Stelle des oppositionellen den regierungsfreund- lichen Stimmzettel in die Hand gedrückt. Wenn wir dann zu diesen inneren Gründen, die die Mitläufer von 1903 in Gegner von 1907 umgewandelt haben, noch hinzurechnen, in welcher schäm- und skrupellosen Weise diesmal der Kampf gegen die Sozialdemokratie geführt worden ist, wie die Gegner von den Demokraten undentschieden Liberalen" an bis zum reaktionärsten Junker und Junkergenossen vor keiner noch so gemeinen Lüge, vor keiner noch so schmutzigen Verleumdung, und wäre sie auch hundertmal schon wider- legt, zurückgeschreckt sind, wo es uns zu diskreditieren galt wenn wir das alles in Betracht ziehen, dann dürfen wir sicher sein, daß die übergroße Mehrheit von denen, die ttotz alledem diesmal ihre Stimme für sozialdemokratische Kan- didaten abgegeben haben, wenn auch nicht alle durch ihr Klassenbewußtsein, so doch durch ihren Klasseninstinkt dauernd an unsere Fahnen gefesselt sind. Das darf uns bei aller Trauer um den Verlust zahlreicher, zum Teil ganz sicher ge- glaubter Mandate doch mit gerechtem Stolze und Sieges- Hoffnung erfüllen. Die 3'/» Millionen Wähler von 1907 be- deuten gegenüber den 3 Millionen von 1903 nicht nur einen Zuwachs um eine Viertelmillion, sie bedeuten außerdem noch den Ersatz von ein paar hunderttausend unsicheren Kantonisten durch sichere Truppen, und damit innere Festigung und Kräftigung des Proletarier- Heers. Aus dem Abschwenken zahlreicher Mitläufer aus anderen Klassen nun etwa den Schluß zu ziehen, daß die Partei durch größeres Entgegenkommen hätte versuchen sollen, diese Elemente festzuhalten, das ist meines Erachten! völlig un- richtig. Selbstverständlich ist es freudig zu begrüßen, wenn Angehörige anderer Klassen aus wissenschaftlicher Erkennt­nis oder wenigstens aus den« Empfinden für die Gerechtig- keit unseres Kampfes und die Hoheit unseres Ideals heraus sich unseren Reihen anschließen. Aber deren werden natur- gemäß immer nur wenige sein, denn den meisten Menschen wird ihr Denken und Fühlen durch ihr Klasseninteresse diktiert. Sollten wir vielleicht, um die Werbekraft unserer Partei bei Angehörigen anderer Klassen zu erhöhen, diesen Klasseninteressen Konzessionen machen? Etwas Sinnloseres läßt sich gar nicht denken. Die Sozialdemokratie hat ihre besten und dauerndsten Erfolge als konsequente und rück- sichtslose Verfechterin der proletarischen Interessen errungen. Und wenn einmal ein Erfolg nicht allein in diesem sicheren Boden seine Wurzel hatte, dann war er auch nicht von langer Dauer. Das ist eine der Lehren, die die beiden letzten Wahlen uns vor Augen führen. Nein, nicht gegenüber den Mitläufern aus bürgerlichen Kreisen gilt es die Werbekraft der Sozialdemokratie zu er- höhen, sondern gegenüber den Millionen von Proletariern, die bisher noch Mitläufer anderer Klassen und Parteien sind. In Deutschland   gibt es, einschließlich der Landarbeiter und der Arbeiter im Eisenbahn  -, Post- und Telegraphen- betrieb, über sechs Millionen Arbeiterwähler, von denen also die knappe Hälfte uns noch fernstehen. Wo sind sie am 25. Januar geblieben, diese 2'/« Millionen proletarischer Wähler? Ein guter Teil von ihnen wird wohl zu den zwei Millionen Wahlberechtigter gehört haben, die auch diesmal wieder der Wahlurne ferngeblieben sind. Denn da die bürgerlichen Parteien so ziemlich ihre letzten Reserven heran- geholt haben, rekruttert sich die Partei der Nichtwähler dies- mal mehr denn je hauptsächlich aus proletarischen Existenzen. Soweit die nicht sozialdemokratischen Proletarier sich an der Wahl beteiligt haben, sind sie in ihrer großen Mehrzahl wenigstens in Süd-, West- und Ostdeutschland für Zen- trumskandidaten eingetreten. Dienationalen" Parteien dürsten nur eine geringe Anzahl von Arbeiterstimmen er- halten haben. Wie kommt es, daß es gerade dem Zentrum immer noch gelingt, große Scharen von Arbeitern an sich zu fesseln? Diesem Zentrum, das sich in seinen Worten und Berspre- chungen zwar sehr arbetterfreundlich gebärdet, aber in seinen Taten die Sache der Arbeiterschaft schon unzählige Male verraten hat? Wodurch ist es dem Zentrum bisher ge- lungen, die widersprechendsten Elemente unter seiner Fahne zu vereinigen, obwohl es dadurch zu ebenso widersprechender politischer Haltung genötigt war? Diese Tatsache hat das Zentrum vor allem seinervorzüglichenOrganisation zu danken, mit der es die ihm zu Gebote stehenden Bevölkerungs- kreise umfaßt, und weiter der einheitlichen, geschlos- senen Weltanschauung, mit der es diese Kreise zu durch­dringen versteht.