Nr. 5
Die Gleichheit
eeere Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder.
Die Gleichheit erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.
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Von D. Z.
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Jnhalts- Verzeichnis.
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Das deutsche Courrières.
Gilt dies vom Kapitalismus im allgemeinen, so vom Bergwerkskapital im besonderen. Diese Tatsache ist durch das grause Grubenunglück auf Grube, Reden" wiederum gre beleuchtet worden.
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17. Jahrgang
Zuschriften an die Redaktion der„ Gleichheit sind zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
fonnte nicht ableugnen, daß die Wetterführung( die und Butterbrot" losschlagen und mit Weib und Kind Das deutsche Courrières. Von Luise Zietz . Aus der sozialbemo- Ventilation) mangelhaft gewesen, daß schon Tage vor den Wanderstab ergreifen. Seit dem Jahre 1865 sind fratischen Frauenbewegung Schwedens . Von Wilhelm Janffon. dem Unglück schlagende Wetter in der Grube beobachtet im Saargebiet den Bergleuten 6369 935 Mr. Baudar( Schluß.) Das Leben einer Idealistin. Von Anna Blos . worden seien. Kurzum, es wurde bestätigt, was von der lehen gegeben worden. Dadurch sind Tausende in ein Ein Fortschritt der schweizerischen Arbeiterinnenschutzgesetzgebung. Arbeiterpresse, insbesondere auch von der„ Bergarbeiter entsetzliches Abhängigkeitsverhältnis gekommen, haben sich Ibsen über das Frauenstimmrecht. Zeitung" anklagend behauptet worden war; was selbst selbst die Rette geschmiedet, mit der man sie jetzt Aus der Bewegung: Genoffin Marie Coldit. Mitarbeit der Ge- die Londoner Finanzchronif" gesagt hatte: daß im Saar- feffelt. noffinnen im Wahlkampf. Von der Agitation. Aus der gebiet die moderne systematische Feuerverhütung und Kein Wunder also, daß der Saarbergmann schweigt! Hamburger Frauenbewegung. Politische Rundschau. Von Löschtechnik nicht mustergültig ausgebildet sei, ja mehr Schweigt zu all den Mißständen, schweigt zu der AusH. B. Gewerkschaftliche Rundschau. Notizenteil: Dienstbotenfrage. Fürsorge für Mutter und Kind. noch: daß man sich dort überhaupt noch nicht um sie beutung; schweigt dazu, daß er bei einer Temperatur Feuilleton: Vision. Von Leopold Jacoby. ( Gedicht.)- Die Volts- gekümmert habe. bis zu 35 Grad Celsius neun Stunden täglich schanzen verbesserer. Von Ludwig Thoma . Die Spinnen und die Und angesichts dieser vernichtenden Anklagen, muß, während das Gesetz vorschreibt, daß schon bei Fliegen. Eine Fabel von Ludwig Anzengruber. ( Gedicht.) die der Minister nicht entkräften konnte, die er zum 29 Grad nur sechs Stunden gearbeitet werden darf; daß großen Teil dirett bestätigen mußte, die brüste Aber schweigt, wenn bei der so erhöhten Förderung nicht lehnung der elementarsten Forderung eines wirklichen nur seine Arbeitskraft verbraucht, seine Gesundheit unterBergarbeiterschutzes: der Forderung einer Gruben- graben wird, sondern, da mit der gesteigerten Förderung kontrolle durch von der Belegschaft gewählte auch die Kohlenstaubentwicklung zunimmt, gleichfalls die Mit Hekatomben von Menschenopfern ist der Weg Arbeiter. Lebensgefahr für ihn wächst; daß er schweigt, wenn trog des Kapitalismus gezeichnet. Kein Wunder! Ist doch Man sieht, die Rücksicht auf das Privatkapital im allem Schanzen sein Lohn nicht der beste ist. Im sein einzigstes Leitmotiv: Profit hecken, immer höheren Bergbau und auf dessen Profit ist für den Minister dritten Quartal 1906 erhielt der Saarbergmann pro Profit! Ob dabei Hirn und Knochen der Arbeitssflaven genau so maßgebend, wie die Rücksicht auf den Fistus. Schicht 3,86 Mt., während der Ruhrbergmann es immerzermürben, ob sie in der Folge geistig stumpf und Und dabei wird das ist an dieser Stelle schon so oft hin noch auf 4,43 Mt. brachte. 3,86 Mt. Taglohn bei förperlich siech werden, ob ihre Glieder zerrissen, ob sie dargetan selbst die beste Arbeiterschutzbestimmung einer so schweren, anstrengenden Arbeit, wobei der erschlagen werden, verbrennen oder ersticken, was tut's, toter Buchstabe bleiben, wenn nicht für die nötige Kon- Bergmann zudem noch fortwährend in Todesgefahr wenn nur der geheiligte Profit" blüht. trolle, vor allem auch durch Arbeiterkontrolleure, schwebt. gesorgt wird. Wenn aber angesichts des frischen Wahrlich, herrliche Musterbetriebe" find Saarabiens Massengrabes diese alte Forderung der Arbeiter fiskalische Gruben! wiederum abgelehnt wird mit der durch nichts be- Und selbst angesichts der erschütternden Katastrophe wiesenen Begründung, die Kontrolleure würden zu poli- in Reden wird dem Bergmann nicht sein Recht, wohl Am 28. Januar, morgens 7 Uhr, erfolgte auf der tischen Zwecken mißbraucht werden, so werden wir die aber versprach der Minister- Wohltaten". Er erklärte Rotalischen Grube Reden" bei Saarbrücken eine Schlag- Regierung verantwortlich machen für das stei. im Landtag:„ Die Saarbergleute gehen gewöhnlich ziemlich wetterexplosion, der eine Kohlenstaubexplosion folgte. gende Blutmeer im Bergbau. Daneben aber machen früh an den Erwerb eines Hauses. Es muß dafür gesorgt Diese raubte 151 braven Bergknappen das Leben, wir die bürgerlichen Parteien, und unter diesen werden, daß allen Kindern ihre Häuser erhalten werden. 30 weitere wurden schwer verletzt. In das Jubelgeschrei vor allem die Interpellanten vom 23. Februar,( Beifall.) Die Staatsregierung wird in ihren Leistungen weit und Bechergeklirr der„ nationalen Sieger" im Wahl- verantwortlich. Namentlich das Zentrum hatte es über ihre berufsgenossenschaftlichen Verpflichtungen hinauskampf mischte sich das Todesröcheln der Erschlagenen in der Hand, die Bergarbeitertrugvorlage im preußischen gehen und Renten und andere dauernde Unterstützungen und das Wimmern der Verwundeten, das verzweifelte Landtag scheitern zu lassen und dadurch die Regierung gewähren. Ich hoffe, daß das Haus etwaige EtatsJammergeschrei der Frauen und Kinder, die ihren zu zwingen, diese Materie reichsgeseßlich zu regeln. überschreitungen genehmigt.( Beifall.) Wir gedenken bei Gatten, ihren Vater und damit den Ernährer verloren Im Reichstag aber war die Sozialdemokratie, die späteren einzelnen Unfällen ebenso zu verfahren.( Beifall.) hatten. für den weitgehendsten Bergarbeiterschutz energisch ein- Wir hoffen, daß sich auch im Einvernehmen mit den Ob die steghaften" Volksentrechter und unter- trat, und das Zentrum brauchte sie nur zu unterstützen, Spendern eine dauernde Stiftung für Saarbergleute brücker dies grause Mene Tekel" verstanden? Wir be- wollte es seine Arbeiterfreundlichkeit" betätigen. Statt schaffen läßt. Allen Spendern des In- und Auslandes zweifeln es. dessen verbündete es sich mit den Nationalliberalen zum sage ich namens der Bergverwaltung und des VaterStaatsbetriebe sollen Musterbetriebe sein! Das ver- Durchsetzen des schlimmsten Arbeitertruges. Daher landes Dank."( Beifall.) kündete uns einst ein Raiserwort. Seitdem find viele machen wir auch das Zentrum mit verantwort Wir meinen:" Wohltaten", noch dazu solche von so Jahre vergangen, und wir sind von der Erfüllung dieses lich für die Opfer der Grube„ Reden". Die Berg - zweifelhafter Natur, wie die Erhaltung des eigenen" Wortes mehr denn je entfernt. Grube Reden" ist ein knappen haben mehr denn je ein Recht, die staatliche Häuschens, wozu der Fiskus die Darlehen gibt, brauchen Staatsbetrieb. Und schon dreimal ward sie der Schau Santtionierung selbst gewählter Arbeiterkontrol- die Bergarbeiter nicht, wenn ihnen nur ihr Recht wird. platz einer solchen Katastrophe: 1864 raffte eine Schlag- leure zu fordern, denn sie müssen jede Nachlässigkeit in Und als eine Pflicht des Fiskus betrachten wir es, für wetterexplosion 34„ königliche Schaggräber" dahin, denen der Anwendung des Arbeiterschutzes mit Leben und Ge- die Hinterbliebenen der Verunglückten in der man dann in der Nähe der Grube ein Denkmal seßte. fundheit büßen. Von der Grubenverwaltung abhängige weitestgehenden Weise Sorge zu tragen. Die BergAm 16. September 1899 wurden acht Bergleute und ein sogenannte„ Vertrauensmänner" können diese Kontrolleure arbeiterschaft hat ein Recht, das zu fordern, zu fordern Steiger das Opfer einer solchen Explosion, und heute nimmer ersetzen. Am wenigsten in den fiskalischen Be- als etwas Selbstverständliches. Sie hat aber noch weit nun dieses furchtbare Massengrab! Nach dem fran- trieben Saarabiens müssen sie doch täglich die Maß- mehr ein Recht zu fordern, daß alles geschieht, zösischen Courrières folgte entsetzlich schnell das deutsche, regelung fürchten. Ein Bergwerksinspektionsbericht weist was den Bergleuten Leben und Gesundheit erund das auf einer königlichen Grube, in einem„ Muster- denn auch die Bemerkung auf: die Vertrauensleute hält: das ist ein weitgehender Bergarbeiterschuh hätten keine Vorschläge zu Verbesserungen in der Grube und eine durchgreifende Grubenkontrolle vor Anklagend, Rechenschaft und Abhilfe heischend erhob gemacht, ebensowenig hätten sie Mißstände aufgedeckt. allem durch Arbeiterkontrolleure. Unsere Bergder Bergarbeiterverband sofort wiederum seine Stimme, Erklärlich genug! In dem Hilger- Krämerprozeß sagte arbeiterfrauen verzichten gern auf die Unterstützung durch dabei feststellend, daß mangelnder Bergarbeiter der Bergmann Heinz aus Dudweiler unter Eid aus, den Staat, wenn ihnen ihr Gatte, der Vater ihrer Kinder schutz und festgewurzelte Grubenmißstände aber daß er ins Jahrbuch hätte eintragen wollen, die Strecke erhalten bleibt. Das Verhalten des Ministers angesichts mals einen kapitalistischen Massenmord verschuldet haben. sei schlecht und lebensgefährlich, das hinge auch mit den des noch frischen Massengrabs aber zeigt ihnen aufs neue Hinzu kommt noch die ungeheure Versklavung des Löhnen zusammen( weil bei niedrigen Löhnen die Ar- die Wahrheit des Wortes: Was an Arbeiterschuß, was Saarbergmannes, der sich scheut, über vorhandene beiter schanzen und schanzen müssen, ohne an die nötigen an Arbeiterrechten erreicht werden soll, muß durch die Mißstände und Gefahren Klage zu führen, aus Furcht Abbau- und Sicherheitsmaßnahmen denken zu können. Arbeiterschaft erkämpft, errungen werden. Deshalb vor der Entlassung, vor dem Brots und Heimatlos- Anm. der Verf.) Da habe der Obersteiger erklärt, das rufen wir nicht nur die Bergknappen und ihre Frauen sei eine Frechheit, das käme nicht hinein. Daraufhin auf: Erwachet! Auf in den Klassenkampf! Hinein Die Besprechung der vom Freisinn und Zentrum im habe er ins Jahrbuch eingeschrieben: es wäre alles gut. in die Organisationen! Nein, diesen Ruf lassen wir preußischen Abgeordnetenhaus eingebrachten Interpellation Man sieht, so werden diese Vertrauensmänner von ihren ergehen an all die Lohnsklaven und-sklavinnen, die heute am 23. Februar bestätigte die Richtigkeit der er Vorgesetzten zur Unwahrheit angehalten. noch abseits von der Arbeiterbewegung stehen. Möge hobenen Anklagen. Der Minister mußte zugeben, Die Saarbergleute haben Schweigen gelernt, das Todesröcheln der königlichen Schazgräber, das Wehdaß keine elektrischen Lampen vorhanden waren; daß in weil der Fiskus sie vollständig versklavt. geschrei ihrer Witwen und Waisen sie aufpeitschen aus den letzten 24 Stunden die Grube überhaupt nicht be- Wer sich beschwert oder von seinem Koalitions- ihrer Lethargie und ihnen die Erkenntnis vermitteln, daß rieselt worden war, so daß durch die Trockenheit des recht Gebrauch zu machen wagt, der fliegt. Damit die Befreiung der Arbeiter aus dem Joche des Kohlenstaubs die Explosion begünstigt wurde; daß die ist der Bergmann dann nicht nur seine Arbeit los, son- Rapitalismus das Werf der Arbeiterschaft selbst Einfahrer, die die Grube auf das Vorhandensein von dern auch meistens sein Obdach. Kündigt man ihm sein sein muß. Luise Ziez. schlagenden Wettern zu prüfen haben, am Morgen des Baudarlehen, das der Fiskus ihm gewährte, damit er Unglücks 1 bis 12 Stunden zu spät einfuhren. Er sich ein eigenes" Haus baue, so muß er dieses für„ Ei
betrieb"!
werden.
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