36 --- im Gegenteil, sie zogen andere Damen nach, und binnen kurzer Zeit hatte man sich an sie gewöhnt. Ist jetzt jemand unter uns, der die Damen im Verein missen möchte? Diese Geschichte liegt siebzehn bis achtzehn Jahre zurück. Viel hat sich seit jenen Tagen in der Welt geändert, und vieles hat sich auch in unserem Verein geändert. Man hat eine Beisteuer eingeführt, und die muß sowohl von Damen wie von Herren getragen werden; damit aber ist die Stel- lung der Damen im Verein eine ganz andere geworden, als sie früher war. Deshalb kommen auch die Damen jetzt wieder, nicht ihrer zwei wie damals, sondern ihrer zehn bis zwölf, wobei noch viele hinter ihnen stehen, und pflanzen eine Fahne auf im Saal und fordern die natürlichen Rechte, die man ihnen bisher verweigert hat. Sie fordern das Recht, mit dabei zu sein und die Männer zu wählen, die die Beiträge verwalten sollen, die auch sie erlegt haben, und die Staatszuschüsse verwalten sollen, die unsere Länder bewilligt haben im Interesse der hiesigen flandinavischen Frauen sowohl wie der Männer. Liegt darin denn etwas Unbilliges? Wenn unser Verein heut« gegründet würde, statt vor neunzehn Jahren, glaubt da einer, daß unsere Damen vom Stimmrecht ausgeschlossen sein würden? Nein, Vereine von der Art des unseren werden heutzutage nicht ohne die vollständige Gleichstellung der Frauen gegriindet. Und wovor fürchtet man sich? Wenn man die Gegner des Antrages hört und ihr großes Entsetzen in dieser kleinen Sache wahrnimmt, so sollte man meinen, wir hielten das ganze Jahr hindurch zwei- bis dreimal wöchentlich Generalversammlungen ab und wählten neue Vorsitzende. Und doch haben wir in der Regel das Jahr nur eine einzige ordentliche Generalversammlung, und zu ihr, will ich, sollen die Damen Zutritt haben. Und wie viele Damen, glaubt man wohl, würden sich einfinden? In der ersten Zeit jedenfalls sehr wenige. Sie würden ferner- hin in der Majorität bleiben, meine Herren; Sie brauchen keine Angst zu haben. Die meisten Damen verlangen das Stimmrecht nicht, um praktischen Gebrauch davon zu machen, sondern weil sie den jetzigen Stand der Dinge als eine Demütigung empfinden. Und das ist es in Wirklichkeit auch, eine unverdiente und unberechtigte Demütigung. Wes- halb schließen wir sie aus? Wagt in dieser Versammlung einer zu behaupten, daß unsere Damen an Bildung oder an Intelligenz oder an Kenntnissen oder an künstlerischer Be- gabung hinter uns zurückstehen müssen? Ich nehme an, daß die Zahl derer, die sich zu solcher Behauptung auf- schwingen, nicht groß ist. Wovor fürchtet man sich also? Ich höre, hier geht die Sage um, daß die Damen sehr viel intrigieren sollen, und deshalb will man sie fernhalten. Na, ich bin im Laufe meines Lebens verschiedenen männlichen Intrigen auf die Spur gekommen nicht zum wenigsten in der letzten Zeit; und außerdem, sollte es hier wirklich, was ich noch sehr bezweifle, Damen geben, die Vergnügen am Einfädeln von Intrigen haben, so ist doch zu bedenken, daß sie dies viel leichter können, solange sie außerhalb der Dinge stehen, als wenn sie eine Verantwortung zu tragen haben. Dies kann also kein stichhaltiger Grund für die Ausschließung sein. Ich frage deshalb noch einmal, wovor hat man Angst? Vielleicht vor dem berühmten unpraktischen Sinn der Frauen in geschäftlichen Dingen? Selbst wenn die Damen wirklich so unpraktisch wären, wie mancher unpraktische Herr zu be- haupten geruht, sind denn die Künstler so außerordentlich praktische Geschäftsleute? Nein, meine Herren, in der Rich- tung hege ich keine Bedenken. Ich halte es für gut und nützlich, Damen in der Generalversammlung zu haben, ebenso wie ich es für gut und nützlich halte, daß die Jugend hier bleibt, diese Jugend, die man jetzt vertreiben will durch den Antrag, das Stimmrecht solle davon abhängig gemacht werden, daß man sich ein Jahr lang in Rom   aufgehalten hat. Ich wiederhole es, ich habe keine Angst vor den so- genannten unpraktischen Frauen; die Frauen haben etwas gemein mit dem wahren Künstler, ebenso wie mit der Jugend überhaupt, etwas, das den praktischen Geschäftskniff ersetzt. Sehen Sie sich doch unsere Studentenvereine in der Heimat an! Da werden Sachen erledigt, Sachen, zehnmal ver- wickelter als die unseren; und geht nicht alles gut, obgleich die Jugend, die ungeübte und unerprobte und unpraktische Jugend dort in erdrückender Majorität ist. Und warum? Ja, weil die Jugend diesen genialen Instinkt besitzt, der unbewußt das Richtige trifft. Aber gerade dieser Instinkt ist es, den die Frau mit der Jugend wie mit dem wahren Künstler gemein hat. Und darum wünsche ich mir die Damen in die Generalversammlung. Ich fürchte mich eben- sowenig vor den Damen oder vor den Jungen und Un- erprobten, wie ich mich vor den wirklichen Künstlern fürchte. Aber wovor ich mich fürchte, das ist die Alte-Herren-Ver- nunst; wovor ich mich fürchte, das sind die Männer mit den kleinen Aufgaben und den kleinen Gedanken, die Männer mit den kleinlichen Rücksichten und den kleinen Besorgnissen, diese Männer, die ihre ganze Denkungsart und alle ihre Handlungen nach gewisse» kleinen Vorteilen richten, die sie für ihre eigenen alleruntertänigsten kleinen Persönlichkeiten erlangen möchten. Sollten die Angelegenheiten des Vereins einmal in solche Hände kommen, dann wäre Gefahr im Verzuge für sein Bestehen, jedenfalls für seinen Charakter als ein Künstlerverein. Und deshalb will ich die Damen hier hinein haben, damit sie im Verein mit der Jugend die Macht in die Hände wahrer und wirklicher Künstler legen." Aus der Bewegung. Genossin Marie Colditz, die, wie wir bereits in voriger Nummer berichteten, am 7. Februar aus den» Leben ge- schieden ist. war eine der ersten Genossinnen, deren S'awer Die Gleichheit wir in der Geschichte der Arbeiterbewegung begegnen. In der Artikelserie überDie Anfänge der proletarischen Frauen- bewegung in Deutschland  "(Nr. 20 bis 25 von 1906) ist ge­schildert worden, wie Ende der sechziger Jahre in den säch- fischen Textilindustriebezirken unter dem Druck des durch die kapitalistische Entwicklung hervorgerufenen Weberelends und unter der Führung der Genossen Motteler, Bebel, Seidel, Stolle und anderer eine lebhafte proletarische Bewegung einsetzte, deren Ausgangspunkt Crimmitschau   war. Diese Bewegung, die gleichzeitig das politische, gewerkschaftliche und genossenschaftliche Gebiet umfaßte, mußte in einem In- dustriegebiet, wo die Frauenarbeit nicht nur ein wichtiger, sondern fast der wichtigste Faktor der Produktion geworden war, naturgemäß von allem Anfang an auch das weibliche Geschlecht in sein Getriebe ziehen. Unter den Genossinnen, die sich schon damals rege betätigten, steht der Name von Marie Colditz mit an erster Stelle. Am 19. März 1827 ge- boren, war sie nicht mehr jung, als die Bewegung in Crim- mitschau einsetzte. Aber jugendlich war die Begeisterung, mit der sie sich der Arbeitersache widmete, jugendlich der Haß, den sie gegen jede Ungerechtigkeit, gegen Gemeinheit und Kriecherei im Herzen hegte. Wenn Genossin Colditz  auch nicht im größeren Kreise rednerisch hervorgetreten ist, so bewährte sich doch bei den ungezwungenen Zusammen- künften, die an denLieferungstagen" stattfanden, wie bei gewerkschaftlichen Besprechungen und vor allem in ihrem Verkehr mit der Jugend ihre agitatorische Begabung, ihre Umsicht und Energie aufs glänzendste. Besonders in den schweren Tagen des Sozialistengesetzes war die kleine Gast- Wirtschaft in der Herrengasse zu Crimmitschau  , wo Genossin Colditz   als umsichtige Hausfrau waltete, ein Mittelpunkt für die kämpfenden Genossen. Gar manches Opfer jenes Schand- gesetzes, das, gehetzt von der Polizei, seine Schritte nach Crimmitschau   lenkte, fand bei dem Colditzschen Ehepaar Unterkunft, Rat und Hilfe. Viele verbotene Früchte vom Baume der Erkenntnis lagen in seinen bescheidenen vier Wänden gut verborgen aufgestapelt und wurden von dort aus nach anderen Orten Deutschlands   verbreitet. Die Col- ditzsche Wohnung war deshalb von Spitzeln wohl bewacht, und unzählige Haussuchungen wurden dort vorgenommen, ohne daß jemals etwas von Belang gefunden worden wäre; und meistens war es dieMutter Colditz", die den über- eifrigen Hütern der Gesetze ein Schnippchen schlug. Immer war sie auf ihrem Posten, mochte es sich um die Besorgung wichtiger Botengänge handeln, oder mochte es gelten, den Schweizer-Käse"(den Züricher  Sozialdemokrat") von einem Ort zum anderen zu transportieren. So hat diese Frau weit über die Mauern Crimmitschaus hinaus der deutschen  Arbeiterbewegung wichtige Dienste geleistet, und bis in ihr hohes Alter hinein nur wenige Wochen fehlten bis zur Vollendung ihres achtzigsten Lebensjahrs hat sie treu zur Fahne der Sozialdemokratie gehalten. Die Erinnerung an diese alte, brave Genossin mag den jüngeren Genossen und Genossinnen ein Ansporn sein, mit derselben Begeisterung, derselben Pflichttreue und Selbstlosigkeit, derselben aus- dauernden Energie an der Erreichung unseres großen Zieles mitzuwirken._ Mitarbeit der Genossinnen im Wahlkampf. Ein erfreulicher Fortschritt der proletarischen Frauenbe- wegung im Gau Südbayern trat bei der Reichtagswahl- bewegung zutage. Bei den Wahlen im Jahre 1903 hatte man kaum mit der Teilnahme von Frauen an den Versamm- lungen, noch weniger mit ihrer Hilfe bei der Wahlarbeit rechnen können; diesmal besuchten die Frauen nicht nur in stattlicher Anzahl die Versammlungen, sondern sie betätigten sich auch bei den verschiedenen Arbeiten in hervorragender Weise. So in Augsburg  , wo die Genossinnen tätig waren, Munition für den Wahlfonds zu beschaffen. In großer Anzahl arbeiteten sie mit beim Flugblattverbreiten, sowohl in der Stadt wie auf dem Lande. Sie beteiligten sich bei verschiedenen schriftlichen Arbeiten und beim Aus- tragen von Sttmmzetteln und Wahlaufrufen. Am Wahl- tage verteilten sie an den Wahllokalen Stimmzettel für den sozialdemokratischen Kandidaten, wobei sie manche Unver- schämtheiten von Vertretern der nationalen Phrasenhelden zu hören bekamen. Das schüchterte sie aber keineswegs ein, sondern eiferte sie erst recht an, gewissenhaft ihre Pflicht zu erfüllen. In der gleichen Weise waren die Genossinnen in Lechhausen tätig. Dort hat die Bewegung ungefähr vor einem halben Jahre eingesetzt, und es ist eine Freude zu sehen, wie sie vorwärts geht. Die Vertrauensperson, Ge- nossin Zeh, eine schlichte Textilarbeiterin, versteht es, energisch, aber doch freundschaftlich und gewinnend unter den Frauen zu agitieren. Ihrer Tätigkeit ist es zu danken, daß sich in Lechhausen eine große Zahl von Proletarierinnen für die Wahlarbeiten zur Verfügung stellte und besonders eifrig für den Wahlfonds sammelte. Mit der erhöhten Tätig- keit wächst auch der Opfermut der Frauen für unsere Sache. In München   veranstalteten die Genossinnen zwei Frauen- Versammlungen, in denen die Unterzeichnete über:Die Reichstagswahl und die Frauen" referierte. Beide waren sehr gut besucht. In der ersten versuchte ein Vertreter des Hottentottenblocks Stimmung für das nationale Ansehen und die nationale Ehre zu machen, wurde aber, besonders von Genossen Mauerer, so gründlich abgeführt, daß er der Auf- fordern, ig, in der nächsten Versammlung ebenfalls zu erscheinen, nicht nachkam. Jedenfalls aus Wut darüber, daß sich Frauen anmaßten, am Wahlkampf teilzunehmen und die Sünden der Reaktion, besonders aber das Gebaren der Kolonialschwärmer ins rechte Licht zu rücken, tat sich der Blockkandidat Herr Kohl hervor. Er äußerte in einer Ver- sammlung, in der er sicher war, daß sich die Unterzeichnete N-.S nicht unter den Zuhörern befand:Kommt da eine Greifen- berg, ein hergelaufenes...." So weit brachte es unser Münchener   Parteiblatt. Was der Herr weiter ausführte, entzieht sich meiner Kenntnis. Weiter referierte die Unter- zeichnete in Versammlungen zu Miesbach  , Hausham  , Lechhausen, Nördlingen  , Haunstetten, Kriegs Hab er, Oberhausen   und Augsburg  . Marie Greifenberg. Im schönen Schlesien   tobte der diesjährige Reichstags- wahlkampf besonders heftig. Nicht umsonst sitzen hier die Agrar- und Jndustriekönige Herzog von Pleß, Graf Schaf- gotsch, Graf Ballestrem und all die anderen Nutznießer schlesischen Fleißes. Von ihren Vögten und beamteten Bütteln unterstützt, schlagen sie nicht nur reichen Gewinn aus den Knochen ihrer Arbeiter, sondern suchen sich auch deren politische Rechte durch allerhand Mittel nutzbar zu machen. Schon längst war es jenen mächtigen Magnaten ein Dorn im Auge, daß sich die Wählerschaft der Kreise Waldenburg und Reichenbach, diesen bedeutenden Zentten der Montan- und Textilindustrie, durch Sozialdemokraten im Reichsparlament vertreten ließ und dadurch der unbe- schränkten Herrschast ihrer Geldsäcke eine Schranke zog. Die beiden Verwegenen sollten zur Strecke gebracht werden, und die Reichstagsauflösung am 13. Dezember bot dazu Gelegen- heit. Mit dröhnenden Phrasen wurde das indifferente Stimm- vieh aufgescheucht und von den wohl dressierten Jagdhunden des Reichsverbandes in das Fangnetz dernationalen Ehre" und der Kolonialpolitik getrieben. Aber die Sozialdemo- kratie war auf der Hut, sie verteidigte mit Geschick ihre Position und schlug wenigstens den Ansturm auf den Wahl- kreis Waldenburg siegreich zurück. Leider konnte sie nicht verhüten, daß der Kreis Reichenbach-Neurode, die Heimat von Gerhart Hauptmanns  Webern  ", in feindliche Hände fiel. Auch die Frauen nahmen lebhaften Anteil an dem erbitterten Kampfe. Nicht zuletzt war das der Genossin Lungwitz zu danken, die während dreier Wochen außer in einer Ver- sammlung zu Köpenick   bei Berlin   in den folgenden 21schle- fischen Orten die Proletarierinnen und Proletarier zum Kampfe gegen das Kapital austief: Altwasser, Striegau  , Alt-Lässig, Friedland, Wüstewaltersdorf  , Frei- bürg, Schweidnitz  , Landeshut  , Reichenbach, PeterS- waldau, Langenbielau, Rothenbach, Bärengrund, Blumenau, Fellhammer, Mallmitz, Neu-Bielau, Weigelsdorf, Kunzendorf, Schlegel und Hausdorf. Die Aufgabe der Genossin Lungwitz war nicht leicht. Oft mußte sie bei der herrschenden strengen Kälte stundenweite Wege zurücklegen, um die einzelnen Orte zu erreichen. Den Lohn für ihre Mühe fand sie in dem sehr starken Besuch der Versammlungen, die sogar in Orten gefüllt waren, wo die Arbeiterbewegung bisher noch keine Wurzel geschlagen hatte. Ost waren zwei Drittel der Teilnehmer Frauen. Wenn auch viele davon nur die Neugier herbeigetrieben hatte, so waren sich am Schlüsse doch alle darin einig, daß die Referenttn recht hatte. Wohl kein Pfarrer hat je so auf- merksame ZuHörerinnen gehabt wie Genossin Lungwitz, und daß die Wirkung ihrer Vorträge nachhaltig ist, beweist unter anderem die Gründung eines sozialdemokratischen Frauenvereins in Altwasser und die ganz erhebliche Vermehrung der Gleichheitslcserinnen in Schlesien  . Hoffen wir, daß alle Neugewonnenen treu zu uns halten. Heinrich Teuber. Auch in den drei Dresdener   Wahlkreisen haben sich die Genossinnen mit großem Eifer an den Wahlarbeiten beteiligt. Vor der Hauptwahl halfen eine Anzahl von ihnen beim Flugblattfalzen und-austragen, beim Adressenschreiben und Kuvertieren. Es hatten sich noch eine weit größere Zahl von Frauen zur Verfügung gestellt, aber sie fanden bei dem starken Zudrang der Genoffen keine Beschäftigung mehr. Der schlechte Wahlausfall im fünften Kreise spornte die Genossinnen nur zu ver,»ehrten Anstrengungen an. Sie verfaßten gemeinsam ein Flugblatt, in dein vor allem die Gepflogenheit der Gegner, ihre Wahllügenzettel durch Schul- linder verteilen zu lassen, mit derben Worten gegeißelt wurde: das sei ein Zeichen, daß anständige erwachsene Leute sich dem Mischmaschkomitec nicht zur Verfügung stellten. Am Tage vor der Stichwahl fanden sich 120 bis 130 Ge- nosstnnen aus allen drei Kreisen zur Verbreitung des Flug- blatts im Volkshaus zusammen. Alle wichtigeren Krcuzungs- punkte der Altstadt konnten doppelt und dreifach besetzt werden. Beim Verteflen ihres Flugblatts konnten die sozialdemokratischen Frauen allerhand interessante Studien über dieBildung" der Heinzewähler machen. So wurde zum Beispiel einer Genossin geraten, sie solle sich lieber Heimscheren und Strümpfe stopfen. Eine Dame wies das Flugblatt zurück mit den Worten: sie wolle sich nicht be- schmutzen. Noch feiner benahmen sich zwei Herren; der eine warf der Verteilerin das zusammengeballte Flugblatt direkt ins Gesicht; der andere sagte mit erhobener Hand:Man sollte Ihnen eine runter hauen!" Einer Genossin rief ein Herr zu:Sie kommen wohl aus dem Bordell!", während einefeine Dame" eine andere FlugblattverteilerinSie alte Birne!" titulierte. Dieser letzteren Dame wäre ihre Frech- heit beinahe übel bekommen; sie zog es vor, rasch in einem Straßenbahnwagen zu verschwinde», von den besten Wünschen der sich ansammelnden Menge begleitet. Andererseits aber war es herzerfreuend, wenn Arbeiterfrauen sagten: So ist's recht: Gradnauer, da nehmen wir auch einen Zettel." Ein Arbeiter zeigte uns strahlend ein dickes Bündel jener ekelhaften Bilderbogen, die Bebel und Singer auf Soldaten- leichen trampelnd darstellten. Er und mehrere 5tollegen liefen immer hin und her und ließen sich die Dinger geben, damit sie bei den Dummen keinen Schaden anrichten könnten. Daß die Gegner über die Tätigkeit der Frauen sehr erbost waren, das ging nicht nur aus den Ichimpfreden gebildeter" Herren und Damen hervor. Am Stichwahltage