Nr. 22 Die Gleichheit 191 Entweder müssen die Kinder mitarbeiten oder sie gehen betteln. Jugendliche Arbeiter erhalten 0,80 bis 1 Mk. Änfangslohn, Frauen 1,30 bis 1,60 Mk. pro Tag. In de» Spinnereien und in einzelnen Abteilungen der Nähfadenfabriken können die Arbeiterinnen bei angestrengtester Tätigkeit auf 2 bis 2,20 Mk. kommen. Der Lohn eines Spinners beträgt 2,70 bis 4 Mk. Die Ansetzer erhalten hiervon 50 bis 60 Prozent. Weber bringen es auf 2 bis 3 Mk. Taglohn. Einzelne höhere Löhne sind allerdings überall noch zu verzeichnen, dafür aber auch noch viel niedrigere als angeführt. In der Weberei am Fichtelbach ist es nichts Seltenes, daß auf 4 Stühlen gleich partienweise von alten Webern und Weberinnen nur ein Durch- schnittsverdienst von sage und schreibe 1,80 Mk. täglich ver- dient wird. Bei Martini, Kattunfabrik Augsburg, und vorm. Prinz Nachf., Augsburg-Lechhausen, werden ungelernte Ar- beiter mit 18 und 20 Jahren, auch wenn sie kräftig gebaut sind, mit 1,80 bis 2 Mk. Taglohn eingestellt. Altere Arbeiter erhalten 2,20 bis 2,30 Mk., Vorarbeiter haben 25 bis 23 Pf. Stundenlohn. Bemühen sich die Arbeiter, höhere Löhne zu erhalten, dann werden sie gemaßregelt. Das Kapital macht seinen Besitzer zum reißenden Tier, alle Menschlichkeit wird durch die Jagd nach Profit vernichtet. Man muß staunen, wie da noch Arbeiter behaupten können, es gäbe eine Harmonie zwischen Kapital und Arbeit. Aber solche Arbeiter sind vorhanden, gerade die Augsburger  Textilarbeiter gehören zumeist den christlichen und den gelben Gewerkschaften an, Vereinen, die von Unternehmern»ns Leben gerufen wurden, um die freien Gewerkschaften lahm- zulegen. Die Arbeiter, die sich den gelben Gewerkschaften anschließen, machen sich zu Hörigen der Unternehmer; sie werden ausgespielt gegen die ziel- und klassenbewußte Arbeiterschaft. Aber auch diese Arbeiter werden, das kann heute schon mit Bestimmtheit gesagt werden, durch die trüben Erfahrungen, die sie sammeln, schließlich zu der Überzeugung kommen, daß ihnen das Fell über die Ohren gezogen wird. Es gibt nur einen Weg zur Verbesserung der Verhältnisse: alle Arbeiter und Arbeiterinnen müssen sich vereinigen und gemeinsam den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung führen. Dann erreichen sie auch das Ziel, das aller Aus- beutung und Unterdrückung ein Ende setzt: die Abschaffung der kapitalistischen   Produktion. Marie Greifenberg. Aus der Bewegung. Genossinnen: Sorgt für eine gute Bcschirkung der wichtigen Außerordentlichen Frauenkonfcrenz zu Berlin  . Bon der Agitation. Eine Agitation im Vogtland und in Ob er franken veranstaltete der Deutsche   Textil- arbeiterverband, um die vielen ihm noch fernstehenden Textilarbeiter und-arbeiterinnen zu gewinnen. Versamin- lungen fanden statt in Reichen dach, Wildenfels  , Kirchberg, Eiben st ock, Schönheide  , Zwickau  , Werdau  , Leubnitz, Auerbach  , Adorf, Olsnitz  , Mylau  , Treuen  , Netzschkau  , Plauen  , Hof  , Schwarzenbach, Münchberg  , Helmbrecht, Ge- freeS, Brand, Markt-Redwitz, Wunsiedel  , Ober- kotzau, Naila  , Pausa  , Elsterberg  . Meerane  , Glauchau, Gößnitz und Crimmitschau  . In allen Versammlungen, die sich durchweg durch einen guten Besuch auszeichneten, sprach die Unterzeichnete über das Thema: Die Textilarbeiterschaft im Kampf ums Dasein und die Stellung der Frau in der Industrie". Nach einer eingehenden Schilderung der Lage der Textilarbeiterschaft legte sie ihren Zuhörern eindringlich den Wert der Organisation klar und forderte sie aus, sich ihren klaffenbewußten Berufsgenoffen anzuschließen. Und ihr Appell war nicht vergeblich. In allen Versammlungen wurden der Organisation neue Kämpfer zugeführt. Der Erfolg muß zu neuer Arbeit an- spornen. Noch gilt es, Scharen von Arbeitern und Arbeite­rinnen aus ihrer sträflichen Gleichgültigkeit aufzurütteln- Die Kämpfe, die sich täglich auf wirlschastlichem Gebiet ab- spielen, zeigen deutlich, wie nötig es ist, daß die Aus- gebeuteten sich immer zahlreicher und fester zusammen- schließen. Die Arbeiter und Arbeiterinnen, die nicht willen- lose Ausbeutungsobjekte sein wollen, sollen durch die Hunger- peitsche in das alte Fronjoch gezwungen werden. Doch alle Maßnahmen des Unternehmertums werden zuschanden, wenn die Arbeiterschaft einig ist. Alle in der Textil- industrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen müssen sich dem Deutschen   Textilarbeiterverband anschließen, ver- einzelt sind sie nichts, vereinigt aber alles. Elfriede Gewehr. Vom 20. August bis 5. Oktober veranstaltete der deutsche  Textilarbeiterverband eine Agitation im Gau Baden  und Elsaß  . Das behandelte Thema lautete:Was können die deutschen   Textilarbeiter und insbesondere die-arbeite- rinnen zur Verbesserung ihrer Lage tun?" In den Ver-' sammlungen, die im elsässischen Bezirk durchweg besser be- sucht waren als im badischen, kamen zahlreiche Mißstände zur Sprache, die den Arbeitern und Arbeiterinnen aufs eindringlichste die Notwendigkeit der Organisation vor Augen führen. In Meyeral kam es zu einer Auseinander- seyung mit dem Fabrikant Immer, der mit seinem ganzen Stabe in der Versammlung erschienen war, um das Lob seines Betriebes zu singen. Ein Arbeiter ließ ihm eine gründliche Abfertigung zuteil werden. Langsam� macht der Organisationsgedanke unter der badischen und elsässischen Textilarbeiterschaft Fortschritte. Es ivird noch unenrmd- licher Arbeit bedürfen, um die Schranken niederzureißen, die ein beulehungriges Unternehmertum im Bunde mit heuch- lerischen Priestern der auswärtsstrebenden Arbeiterschaft in den Weg stellt. Immerhin ist ein gutes Stück dieser Arbeit «geleistet worden. Neue Mitalieder in stattlicher Anzahl haben durch ihren Beitritt zum Deutschen   Textilar- beiterverband bekundet, daß sie in ihm ihre wirtschaftliche Interessenvertretung erblicken. Mögen sie im Verein mit den schon bewährten Kämpfern und Kämpferinnen eine rege Werbetätigkeit für ihre �Organisation entfalten, damit d ie Textilarbeiterschaft der Schwarzwald  - und Vogesentäler den Unternehmern die Überzeugung beibringen kann, daß die Proletarier nicht leben, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben. Martha Hoppe-Berlin  . Frankfurt  ». M. In einer gilt besuchten öffentlichen Frauenversammlung sprach am 15. Oktober Genosse Gräf  über die Bedeutung des Preußentages. Er ging auf die verschiedenen Punkte der Tagesordnung näher ein, in- dem er ausführte, von wie hohem Werte eine feste Organi- sation für Preußen sei. an der auch die Frauen teilnehmen sollen. Das preußische Landtagswahlrecht kennzeichnete er in seiner ganzen Erbärmlichkeit. Er schilderte serner die traurige, rechtlose Lage der Staatsarbeiter und trat für das Selbstverwaltungsrecht in den Gemeinden ein. Zum Schlüsse behandelte er noch kurz die einberufene Außerordent- liche Frauenkonferenz, die hoffentlich zur Klärung der Dienstbotenfrage beilragen und praktische Arbeit in den verschiedenen Fragen leisten werde. Redner hält es nicht für praktisch, daß die Dienstbotenvereine die Stellen- Vermittlung selbst in die Hand nehmen. Genossin Tesch ist auf Grund der Erfahrungen in Frankfurt   vom Gegenteil überzeugt. Genossin Schulze tadelte die Art der Ein- berusung zur Frauenkonferenz und äußerte die Ansicht, daß mindestens zwei bis drei Tage für ihre Arbeiten verwandt werden müßten. Die Übernahme der Stellenvermittlung durch die Vereine bezeichnete sie als großen Fehler. Ge- nossin Tesch wurde zum Preußentag und zur Frauen- k o n f e r e n z delegiert. ül. R. Politische Rundschau. Einen wahrhaft trübseligen Eindruck bietet zurzeit die Situation der deutschen Reichsregierung. DerReichs- kanzler muß sich durch gerichtliche Klage der giftigsten An- griffe gegen einen Schriftsteller erwehren, der die Interessen der Homosexuellen zu vertreten glaubt. Mit ihnen revanchiert sich die bekannte Eulenburgclique vermutlich in mehr oder minder organisiertem Zusammenarbeiten mit einer Clique hochgestellter Bureaukraten, die im Interesse der Junker der Blockpolitik ein Bein stellen möchten für die Aktion Bülows, die sie vor einigen Monaten aus der Gunst des Kaisers ver- drängte. Bezeichnend für die Zustände in denhöheren" Regionen ist es, daß sie sich dabei desselben Mittels bedient, der Beschuldigung homosexueller Neigungen, mit dem Bülow gegen sie selbst seine Erfolge erzielt hat. Die Vorgänge bilden einen bemerkenswerten Beitrag zu dem Kapitel, ivie in Preußen-Deutschland   regiert wird. Hofkabalen entscheiden mit über die Gestaltung unserer Politik. Ein neues Merk- zeichen für die Tatsache, dab wir noch tief im Absolutismus stecken. Vorläufig sitzt übrigens Bülow noch ziemlich fest im Sattel. Dieser Tage erst hat er die Entfernung des ihm unbequemen Staatssekretärs v. Tschirschky aus dem Reichs- amt des Äußeren auf einen Gesandtenposten und die Be- setzung des Postens durch den ihm genehmeren Petersburger Botschaster v. Schön erreicht. Geringere Sorge macht dem Kanzler offenbar die inner- politische Lage, obgleich da der Schwierigkeiten sich immer mehr auftürmen. Die Lebensmittelteuerung, speziell die Getreideteuerung, verschärft sich immer mehr, die ersten An- zeichen der kommenden Krise haben sich in einem Krach auf dem Kupferniarkl deutlich bemerkbar gemacht, der den Zusammenbruch alter Firmen zur Folge hatte. Die Witwen- und Waisenversicherung, die das Zentrum auf die schwankende Basis der Erträgnisse der Lebensmittelzölle ge- stellt hat, ist, da die erwarteten Mehrerträgnisse ausbleiben, aufs höchste gefährdet. Die Erhöhung der Beamtengehälter in Preußen, die die letzte Landtagssession versprochen hat, wird nur bei einer Steuererhöhung durchzuführen sein. Und schon hat sich zum Trio der Heeres-, Flotten- und Kolonialausgaben ein vierter Teilhaber gemeldet, der Lust- Militarismus, der die neueren Erfolge in der Konstruktion des lenkbaren Luftschiffes sofort für die Massenmordtechnik ausnützt und ein neuesAnlageseld" für zahllose Millionen eröffnet. Aber Bülow vertraut offenbar vollkommen der un- begrenzten Leistungsfähigkeit des Blocks, er ist offenbar überzeugt, daß der Freisinn ihm durch dick und dünn folgt, ohne irgend welche nennenswerten Konzessionen zu fordern. Nur so ist es zu erklären, daß fast Tag auf Tag Regierungs- aklionen und Kundgebungen erfolgen, die geradezu als Provokationen des Liberalismus angesehen werden müßten, wenn der Liberalismus eben nicht völlig entmannt wäre, über das kommende Reichsvereins- und Ver- ammlungsrecht ist bekannt geworden, daß es ein Aus- nahmegesetz gegen die fremdsprachigen Nationen im Deutschen Reiche, gegen Polen, Dänen, Französisch-Lothringer, sein wird: Versammlungen, in denen eine andere als die deutsche Sprache angewendet wird, dürfen nur mit Erlaubnis der Behörde stattfinden, eine Bestimmung, die auch die Arbeiter- bewegung schwer treffen würde. DieNorddeutsche All- gemeine Zeitung", des Kanzlers Blatt, erklärt sich gegen direkte Reichssteuern. Die preußische Eisenbahn- Verwaltung unternimmt einen Vorstoß gegen das Koalitionsrecht der bei denbahnamtlichen" Spediteuren angestellten Arbeiter, denen sie die Zugehörigkeil zum Handels- und Transportarbeiterverband verboten wissen will, und gleichzeitig v e r b i e t e t der Minister Breitenbach, daß d e u t s ch e Landarbeiter beim Bau des Großschiffahrtsweges Berlin  - Stettin   beschäftigt werden. Damit die Grobarundbesitzer nur ja billige Arbeitskräfte haben, wird die gesetzlich gewähr- leistete Freizügigkeit auf dem Verwaltungsweg aufgehoben. Dazu eine erbitterte Verfolgung der Arbeiter- bewegung, die ihren Gipfelpunkt vorläufig in dem un- geheuerlichen Hochverratsprozeß wider den Genossen Liebknecht erreicht, neben dem zahlreiche kleinere Taten laufen wider die Arbeiterpresse, die Jugendorganisationen, die Bildungsbestrebungen der Arbeiterschaft, gegen Arbeiterturn- und Sportvereine usw. Alles das wagt die Bureaukratie in einer Ära, die liberaleZugeständnisse bringen soll. Und warum soll sie es nicht wagen, da doch die freisinnige Presse zu den meisten ihrer Aktionen fein stille schweigt und, wo sie schon den Mund noch auftut, es über zahme Worte nicht hinaus- bringt. Auf dem Gebiet der Kolonialpolitik kann sich die Re- gierung schon ohnehin alles leisten. Die Eingeborenen von Südwestafrika werden durch Entziehung des Rechts zur Er- Werbung von Grundstücken und zum Halten von Großvieh von Amts wegen in eine so gedrückte Lage gezwängt, daß sie willige Arbeitssklaven der Weißen sein müssen. Und da- mit diese billigen Arbeitskräfte nicht der väterlichen deutschen Ausbeutung entlausen, wird ihnen das Recht der Auswande- rung entzogen! Es ist die regelrechte Versklavung. Dern- bürg aber hat sich inzwischen auf einem Festmahl zu Morogro für den Bau der ostafrikanischen Zentralbahn erklärt, die an 100 Millionen erfordern dürfte. Einer seiner journalistischen Begleiter hat kurz vorher feststellen müssen, daß in dieser vielgepriesenen Kolonie weder der Kaffee-, noch der Baum- »voll-, noch der Erdnußbau Erfolg verspricht, und daß die dauernde Renlabilität der Kaulschukproduktion sehr zweifel, hast ist! Nichtsdestoweniger muß natürlich die Bahn vom Gelde der Steuerzahler gebaut werden. Hier wird sich der deutsche   Freisinn wonnegrunzend als nationale" Partei betätigen dürfen. Um so stiller wird er in der Wahlrechtsfrage sein. Mit dem Schweigen der Ablehnung beantwortet die Freisinnspresse den Vorschlag des aus Amerika   zurückgekehrten Barth, wenigstens die Einführung des geheimen Wahlrechts zum Landtag zur Minimalforde- rung des Freisinns zu erklären, deren Erfüllung noch in dieser Landtagssession, also vor den Neuwahlen 1908, zu heischen wäre. Auf der Frankfurter   Einigungsversammlung der drei freisinnigen Parteien, die demnächst stattfindet, soll Barths Vorschlag nach den Wünschen der maßgebenden frei- sinnigen Führer gar nicht erwähnt werden. Man muß sich fragen, inwiefern sich dieser Freisinn noch von den National- liberalenunterscheidet, die auf ihrem Parteitag zuWies- baden die Wahlrechtssrage als besonderen Verhandlungs- punkt gar nicht angesetzt hatten. Nur so im Vorbeigehen er- klärte ihr Führer Bassermann, daß das Reichstagswahlrecht für Preußen nicht in Frage kommen könne, daß es auch bei der Reform nur um Beseitigung des Klassenwahlrechts und des indirekten Wahlsystems handle, vielleicht auch um die Beseitigung der öffentlichen Abstimmung, schon mit Rücksicht auf den Terrorismus der Sozialdemokratie. Natürlich be­grüßte der Nationalliberalismus freudig die Schwenkung, die der Freisinn in der WahlrechtSftage vorgenommen hat; der Redner Paasche nannte daher die Politik des Volks- sturmes, die Naumann einst vorschlug die er inzwischen schmählich wieder aufgegeben hat, eine Erpreffungspolitik! Erwähnenswert ist noch, daß auf diesem nationalliberalen Parteitag auch von nationalliberalen Arbeiterwählern die Rede war, die nach der Versicherung des Redners nicht bloß im Bunde der vaterländischen Arbeitervereine zu suchen seien. Zugegeben ist damit, daß das Rückgrat der national- liberalen Arbeiterwählerschaft die Gelben, die Streikbrecher bilden. Auch von direkten Reichssteuern, die nötig werden, hat Herr Bassermann geredet. Ein Jahr vorher hatte der nationalliberale Fraktionsredner Büsing im Reichs- tag eine donnernde Philippika gegen direkte Reichssteuern gehalten. Jetzt bemertt dieNationalliberale Korrespondenz" zu Bassermanns Ausführungen, die Nationalliberalen seien keine Doktrinäre und wüßten, daß auch die direkte Einkommen- steuerkeine ideale Steuer" sei. Womtt die Hintertür wieder halb geöffnet wird. In Sachsen   ist der Dreiklassenlandtag zusammengetreten. Als erste Vorlage ist ihm die famose Wahlrechtsreform des Grafen Hohenthal zugegangen, die ganz dem entspricht, was hier schon über sie mitgeteilt wurde. Di« sächsische Sozialdemokratie rüstet zum energischen Borstoß gegen diese Karckatur einer Reform. Besser daran sind die ungarischen Arbeiter, die aller- dings in ihrem Wahlrechtskampf die mehr oder minder leb- haste Unterstützung des Kleinbürgertums und gewisser In- duslriellenkreise finden, die über die agrarische Cliquenwirt- chasl empört sind. Durch eine imposante Demonstration im ganzen Lande eintägiger Massenstreik m Verbindung mit Straßenumzügen haben sie der Regierung den Mund gelöst und ihr das Bewußtsein beigebracht, daß eine Abwürgung der Wahlreform nicht möglich ist. In Budapest  sind nach den Schätzungen bürgerlicher Blätter 200000 Demonstranten im Zuge marschiert. Die Polizei hatte ihr Verbot in letzter Stunde klugerweise zurückgezogen. Auch in Holland   marschiert das gleiche Wahlrecht. Das Ministerium hat den Kammern einen Gesetzentwurf vor- gelegt, der das gleiche und allgemeine Wahlrecht gibt, und die Frauen den Männern im aktiven und passiven Wahl- recht gleichstellt. In Italien   sahen Mailand   und einige andere Städte einen Generalstreik von einigen Tagen, der ein Protest war gegen eine Metzelei, die Gendarmen unter Arbeitern angerichtet hatten, die angeblich Arbeitswillige bedrohten. Der Erfolg war die Verhaftung der schuldigen Gendarmen. H.B.