Nr. 23

Die Gleichheit

17. Jahrgang

27 Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen eeVERSLERS

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Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder

Die Gleichheit erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Poft vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 mark.

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Juhaltsverzeichnis.

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Die

Stuttgart den 11. November 1907

Zuschriften an die Redaktion der, Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bet Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.

Denn die preußische Frage ist die deutsche Frage. Vor partei natürlich nicht gleichgültig sein, wenn die Sozial­Aufruf an die Genoffinnen Deutschlands zur außerordentlichen Frauen- wei Menschenaltern galt der Satz für die Bourgeoisie. demokratie des größten Bundesstaats, aus dem der größte Heute gilt er für das Proletariat. Wie bis vor kurzem die Teil der Beiträge zur Parteitaffe fließt, mit ihren Leistungen fonferenz. Die außer Der preußische Parteitag. Von B. russische Reaktion ein drohendes Hindernis der freiheitlichen erheblich nachlassen würde. Und es kann ihr ebenfalls nicht ordentliche Frauenkonferenz in Berlin . Von Luise Zietz . Frauen und das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden. Bon Entwicklung Enropas war, so it's die borussische Reaktion gleichgültig sein, wenn es zwischen zwei leitenden Körper­P. H.- Schjularztberichte. III. Bon Dr. Babel.- Aus den für Deutschlands Aufstieg zu höheren politischen Formen, schaften der Partei infolge ber engen Berührung, ja Durch­in denen der kämpfenden Arbeiterklasse die Möglichkeit bringung ihrer Arbeitsgebiete zu Reibungen käme, die den Anfängen der Frauenbewegung. Von Anna Blos . Bürger­liche Frauentagungen. II. Von Luise Ziet. Von der sozial- ftetigen organischen Fortschritts bis zur völligen Befreiung Gang der Parteiarbeit erschweren müßten. Bei der großen demokratischen Frantenbewegung in Österreich . Bon Emmy Freund- gegeben ist. Preußen ist nicht nur der größte unter den Bedeutung, welche die preußische Politik für das Reich hat, demokratischen Frauenbewegung in Österreich . Von Emmy Freund- Bundesstaaten des Reichs, es ist auch die Vormacht, der lassen sich die Arbeitsgebiete des deutschen und eines preu­lich. Bordelle und Mädchenhandel. Staat, der wegen der engen Verbindung der vollziehenden ßischen Parteivorstandes nicht reinlich trennen. Der Organi­Gewalten im Reich und in Preußen auf die deutsche Politik sationsentwurf der Berliner Genossen versucht diesen Ge einen Einfluß ausübt, der weit über das zahlenmäßige Ver- fahren aus dem Wege zu gehen durch eine Gestaltung der hältnis feiner Vertretung im Bundesrat hinausreicht. In Organisation, bei der ihre eigentliche Zeitung dem deutschen Preußen aber sind die Junker alles und ist das Proletariat Parteivorstande verbleibt. Manche Genossen aber halten nichts. Die stärkste Partei des Landes ist für die Landes- eine besondere leitende Körperschaft für Preußen notwendig,

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Erweiterung des gefeßlichen Arbeiterinnenschutzes und für ein

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( Aus der Bewegung: Blanmäßige Agitation der Genoffinmen für die freiheitliches Bereins- und Bersammlungsrecht. Anträge der Berliner Genoffinnen zum zweiten preußischen Parteitag. Bon der Agitation. Von den Organisationen. Niederrheinischer Barteitag in Düsseldorf . Bayerische Frauenkonferenz. Bolitische Rundschau. Bon H, B.- Gewerkschaftliche Rundschau- politit nicht vorhanden, weil ein raffiniertes plutokratisches die sie allerdings in enge Beziehung mit dem deutschen Der Boykott über die Warenhäuser der Firma Jandorf in Die preußischen Junker sind die erbittersten, die brutalsten und werden zu entscheiden haben, wie das von allen Richtungen Wahlsystem sie von der Vertretung im Landtag ausschließt. Barteivorstand gebracht wiffen wollen. Die Delegierten Berlin . Bom Kampf der Kohlenbergleute in der Niederlauft. rücksichtslosesten Feinde der Arbeiterbewegung, die lautesten erstrebte Biel , eine schlagfertige Organisation der preußischen Rufer nach Ausnahmegesezen wider den Umsturz", die Sozialdemokratie, am besten erreicht werden kann ohne hartnäckigsten Widersacher jeder Demokratisierung des Staats- Schädigung der deutschen Gesamtpartei. lebens, jeder Erweiterung der Volksrechte. Das Dreiklassen­wahlsystem macht sie zu Herren des preußischen Landtags, schen Landtagswahlen von 1908. Der Referent Ge Der dritte Punkt der Tagesordnung betrifft die preußi­zu Herren Preußens, zu Mächtigen im Reich, deren Ein- noffe Dr. Arons- Berlin wird die Anderungen der Wahl­fluß dort viel weiter reicht, als ihrer wirtschaftlichen und technik, die sich aus der im Vorjahr vom Landtag vor­politischen Bedeutung in Deutschland entspricht. genommenen Flickerei am Dreiklassenwahlsystem ergaben, zu

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Aufruf an die Arbeiter und Arbeiterfrauen.

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Notizenteil: Dienstbotenfrage.- Frauenstimmrecht. Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Weibliche Fabrifinspektoren. Feuilleton: Weltgeschichte. Bon Arno Holz .( Gebicht.)- Molla Mohammed. Eine furdische Erzählung. Deutsch nacherzählt von

E. Hartmann- Harder.

Genofsinnen!

Die wachsende Bedeutung der Dienstbotenbewegung und die Aufgaben, welche sie an uns stellt, läßt eine besondere Beratung als dringend notwendig erscheinen. Die Unterzeichnete beruft daher

Ge­Die

eine außerordentliche Frauenkonferenz für Dienstag den 19. November nach Berlin , werkschaftshaus, Engelufer 15, Saal 3, ein. Konferenz wird vormittags 9 Uhr eröffnet. Provisorische Tagesordnung:

Die Dienstbotenbewegung.

a. Agitation und Organisation. Referentin: Genossin

Kähler- Düsseldorf .

Der großen Bedeutung, die der preußische Staat als Unternehmer, als Ausbeuter proletarischer Arbeitskraft hat er beschäftigt Hunderttausende von Staatsarbeitern im

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Energie wird es sicher dem Proletariat anderer Bänder nicht Eisenbahnbetrieb, in Bergwerken, Werkstätten, Forsten usw.,

Die preußische Wahlrechtsfrage, die den Kern der Ber - erläutern und auf die hohe Bedeutung dieser Wahlen für handlungen des preußischen Parteitags bilden wird, ist des- den Wahlrechtstampf hinzuweisen haben. Je größer und balb eine deutsche Frage, die indes von der preußischen Sozial- imposanter die Zahl derer ist, die unter dem schmachvollen demokratie zu lösen ist und die deshalb mit Recht dem preußi- öffentlichen Wahlverfahren durch den sozialdemokratischen schen Parteitag vorbehalten wurde. Um so mehr, als die Ver- Stimmzettel gegen die Dreitlassenschmach protestiert, um so hältnisse Preußens ganz eigenartige, von denen aller anderen eher werden die Tage des miserabelsten aller Wahlsysteme Staaten erheblich abweichende sind. Das Terrain des Wahl gezählt fein. Die preußische Sozialdemokratie wird ben rechtstampfes ist in Preußen schon ein vielfach anderes Wahlrechtssturm ergänzen müssen durch den Sturm auf die und ungünstigeres, als in den füddeutschen Bundesstaaten. Wahlurne, der Parteitag wird die Genossen im Lande nicht. Noch viel mehr tritt die Verschiedenheit bei dem Vergleich im unklaren darüber laffen dürfen, daß die preußischen Land­Preußens mit ausländischen Staaten hervor. Das Prole- tagswahlen diesmal an Wichtigkeit hinter den Reichstags­tariat Preußens ist daher gezwungen, bei seinem Sturm wahlen nicht zurückstehen und die Aufbietung der ganzen auf die Zwingburg der Junker sich eigene Wege zu bahnen, Kraft der Partei erfordern. die Wiethoden, die Anwendung finden können, müssen sich teilweise erst im Kampfe felbft ergeben. Aber eins ist ficher: an männlichem Vertrauen in seine Tatkraft und zurückstehen. Der preußische Parteitag wird in Hinblick auf entspricht die Ansehung des Themas: Die Lage der b. Der Stellennachweis. Referentin: Genoffin Zieh- ben Wahlrechtstampf vor eine große, schwierige Aufgabe ge- Staatsarbeiter in Preußen, mit Genoffen Karl Hamburg. stellt. Genosse Eduard Adler- Kiel wird die Beratungen Begien Berlin als Referenten. Der fünfte und letzte c. Der freie Dienstvertrag. Referentin: Genossin Baar - durch ein Referat über die bisherige Tätigkeit des preußischen Punkt der Tagesordnung: Selbstverwaltung und Berlin . Landtags und die Wahlrechtsfrage in Preußen einleiten. Es Gemeinde, Referent Genosse Hirsch Charlottenburg, Alle Genoffinnen, welche als Delegierte an dem wird in diesen Beratungen auch zu erwägen sein, wie sich für ergibt sich aus dem Umstand, daß die Selbstverwaltung der Preußentag teilnehmen sollen, werden ersucht, sich den Wahlrechtskampf am besten die Klemme ausnüßen läßt, Gemeinden in Preußen erstickt unter den übergriffen der gleichzeitig auch ein Mandat für die Frauenkonferenz in die sich der Freifinn einerseits durch seine Teilnahme am Bureaukratie, und daß dem Proletariat die Mitarbeit an gleichzeitig auch ein Mandat für die Frauenkonferenz Block, anderseits durch seinen Wahlrechtsantrag gebracht der Selbstverwaltung durch plutokratische Gemeindewahl­übertragen zu lassen. Durch Zirkular an die Vertrauens hat der eine Frucht der anfänglich von den Frei- systeme außerordentlich erschwert wird. personen sind die Genoffinnen in Preußen bereits auf finnigen verhöhnten proletarischen Wahlrechtsbewegung vom So harrt des preußischen Parteitags eine Fülle wichtiger gefordert worden, in der nämlichen Weise wie zu Frühjahr 1906 war. Die Mittel, die Wege des Kampfes und schwieriger Arbeiten. Er wird bedeutsame Ent­scheidungen zu fällen haben, deren Tragweite über die den Parteitagen der deutschen Sozialdemokratie für werden geprüft, die Waffen gesichtet werden. ihre Vertretung auf dem Parteitag zu sorgen. Die Partei im Lande harrt des Signals, das der Rat preußischen Grenzpfähle hinausreicht. Dem preußischen Die Dienstbotenvereine, welche auf dem Boden der Partei geben wird, entschlossen, in allen ihren Gliedern Proletariat ist die Aufgabe zugefallen, dem deutschen Reichs­der modernen Arbeiterbewegung stehen, werden auf ihre Pflicht zu tun. In allen ihren Gliedern, denn auch karren den preußischen Hemmschuh abzunehmen. Möge es gefordert, ihre Vertreterinnen zu der Konferenz zu ent- die proletarischen Frauen Preußens werden diesen Kampf sich dieser Aufgabe gewachsen zeigen. Möge der Rat der senden. Des weiteren sollten sich auf ihr die Genossinnen mittämpfen. Die Forderung der Sozialdemokratie gilt so preußischen Sozialdemokratie in den drei Tagen seiner Ver­solcher Orte vertreten laffen, wo die Bewegung unter gut dem allgemeinen gleichen Wahlrecht für die Frau wie handlungen gute Arbeit leiften ein gutes Vorzeichen für den Dienstboten in Fluß kommt und die Gründung für den Mann. Der Wahlrechtskampf wird die Gelegenheit den großen Kampf, in den das Proletariat Preußens mar geben, Tausende und aber Tausende von bisher indiffe- schiert! einer Organisation vorbereitet wird. Die Wahlen der renten Frauen über die Notwendigkeit und die Bedeutung Delegierten haben in der üblichen Weise zu erfolgen. Genossinnen! Die Wichtigkeit der bevorstehenden Tagung verlangt, daß ihr sofort mit gesteigerter Rührig feit an die Arbeit geht, um eine zahlreiche und sach­verständige Beschickung der Konferenz zu sichern.

Mit jozialdemokratischem Gruß

Ottilie Baader ,

der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts aufzuklären, fie der Armee proletarischer Rämpferinnen zu zuführen und damit ihre Kräfte auch für den allgemeinen Befreiungskampf der Arbeiterklasse zu gewinnen, zugleich aber auch die Wucht des Wahlrechtskampfes zu verstärken. Die Begeisterung und die Opferwilligkeit der erwachten Frauen wird so die Sache des Proletariats fördern und die bürgerliche Gesellschaft wird begreifen müssen, daß das gramms ist, sondern ein reales Bedürfnis und eine Forde rung, die im Bewußtsein und Wollen des Proletariats beider Geschlechter lebendig ist.

Vertrauensperson der sozialdemokrat. Frauen Deutschlands Frauenwahlrecht nicht bloß ein Punkt eines papiernen Pro­Berlin SW 68, Lindenstr. 3.

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Die außerordentliche Frauenkonferenz

in Berlin .

B.

Den Leserinnen der Gleichheit" ist es bekannt, daß diese Zeitschrift fich seit vielen Jahren mit der Lage der Dienstmädchen beschäftigt, wie mit den Mitteln zu ihrer Verbesserung. Sie wissen auch, daß verschiedentlich, so namentlich in Berlin , die Genossinnen sich der Dienstmädchen angenommen haben, daß sie unter ihnen agitierten und sie zu organisieren versuchten. Eine planvolle Agitation im ganzen Reiche, oder vorläufig wenigstens in einer Reihe von Städten, erfolgte jedoch erst, nachdem in Mannheim fich unsere Frauenkonferenz mit der Dienstbotenfrage beschäftigt batte.

Der preußische Parteitag. Der Beratung der Wahlrechtsfrage geht vorher die Ver­Am 21. November tritt er zu Berlin zusammen, der zweite handlung über die Organisation in Preußen. Genosse In Mannheim empfahl Genoffin Grünberg, die über die Parteitag der preußischen Sozialdemokraten. Ein Landes: Hugo Haase- Königsberg wird dazu das Referat erstatten. parteitag nur und doch eine Zagung, auf die fich die Blicke hier werden differierende Meinungen aufeinanderstoßen. Dienstbotenbewegung referierte, eine Resolution, welche im der ganzen deutschen Sozialdemokratie richten werben, deren Das Problem einer preußischen Organisation mit eigenem, Interesse der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Besser Verhandlungen und Beschlüsse lebendigster Anteilnahme und selbständigem Kopf und eigener Rassenführung iſt deswegen stellung der Mädchen bestimmte Forderungen aufstellte und lebhaftesten Interesses sicher sind im klassenbewußten Prole- besonders schwierig, weil es die Kompetenzen des deutschen den Genossinnen die Pflicht auferlegte, überall Barteivorstandes berührt. Es kann für die deutsche Gesamt- sowohl im Sinne dieser Forderungen als auch vor tariat aller deutschen Gaue.