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Die Gleichheit
eeees Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen aa
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder
Die Gleichbelt erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, burch die poft vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.
Inhaltsverzeichnis.
maschinenfräulein. Bon E. B.
Mutter und Kind.
Unsere Losung.
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Zuschriften an die Redaktion der„ Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin ( Sundel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
Hemmungen, welche die höchste menschliche Entwicklung| Rücken der frondenden Maffen die Geißel der Zollpolitik Unsere Losung. Trüber Jahresanfang. Von Luise Zietz. der Proletarierin lähmen, weil sie zur Klasse der Habes niedersausen. Alle notwendigsten Gebrauchsartikel, Nahrung, Schulspeifung. Von Mathilde Wurm . Eine bittere Enttäuschung. nichtse, der Ausgebeuteten und Unfreien gehört. Lehrt Kleidung, sind dem Volke in ungeheurer Weise verteuert Von Gustav Hoch . Die Frage der Frauenorganisation vor dem das nicht jeder noch so oberflächliche Blick auf die Existenz worden. Dazu kam in den verschiedensten Ländern eine niederösterreichischen sozialdemokratischen Parteitag. Von Abelheid des Vaters, des Gatten, des Sohnes? Auf diesen lastet schlechte Ernte, die den Weltmarktpreis für Rorn ſtart Popp. Deutschland im Jahre 1907. Von H. B. Schul nicht der Fluch jahrhundertealter Geschlechtssklaverei. hohen Weltmarktpreise plus Zoll für unser Brotgetreide. els nicht der Fluch jahrhundertealter Geschlechtssklaverei: emporschnellen ließ. In Deutschland zahlen wir jezt die arztberichte. VI, Bon Dr. Zabel.- Zentralscharfmacherverband und Arbeiterinnenschutz. Bon W. D. Kommunale Scheinrechte Doch siehe, muß nicht auch ihr Menschentum in der Schon im Oktober war an der Berliner Getreidebörse der Frauen in Thüringen . Bon A. Baubert. Das Schreib- Blüte verfümmern, der Möglichkeit beraubt, sich zu voller der Preis einer Tonne Weizen 224,75 Mt. Das ist derselbe Reife zu entfalten? Nicht weil sie Männer sind, nein, Preis, der 1891 zur Zeit der großen russischen Hungersnot Aus der Bewegung: Bon der Agitation.- Von den Organisationen. weil sie Arme sind, die dank ihrer Besitzlosigkeit der erreicht war. In Essen wurde zur selben Zeit fogar 230 bis Jahresbericht der Bertrauensperson der Genoffinmen Stettins.fapitalistischen Ausbeutung ausgeliefert werden. 265 Mt. gezahlt, in Stuttgart 235 bis 265 t. Mit Roggen Politische Rundschau. Bon H. B. Gewerkschaftliche Rundschau. So gesellen sich für die Proletarierin zu den Schwierig steht es nicht viel besser. Innerhalb von nicht ganz 100 Notizenteil: Dienstbotenfrage.- Frauenstimmrecht. Fürsorge für feiten ihrer Geschlechtslage die Leiden ihrer Klaffenlage. Tagen war der Preis pro Tonne um 15,59 bis 26,74 m. Sie muß daher zwiefach unfrei und elend bleiben, der gestiegen, und die Steigerung hat seitdem angehalten. Der Preis für ein Pfund Brot ist in den einzelnen Orten um Feuilleton : Der Genius der Taten. Von J. Gottlieb Fichte. weil die kapitalistische Ordnung herrscht, derweil ihre 8, 4 und 5 Pf. in die Höhe gegangen. Das sind HungerSilvestergespenster. Bon Otto Krille.- Lasciate ogni speranza. barte Krämerseele die Beziehungen von Mensch zu preise schlimmster Art. Kartoffeln, die Hauptnahrung Bon Leopold Jacoby.( Gedicht.) Menschen vergiftet. Für die Beseitigung der fapita- der Armsten, Hülsenfrüchte, Gemüse: alles hat Preise, wie listischen Ordnung zu kämpfen, muß also die heiligste sie feit langem nicht bekannt waren. Grtlärlich genug. Aufgabe der Proletarierin sein, die sich mit glühender Wenn das Brot teuer ist, da steigt die Nachfrage nach den Seele danach sehnt, in der Würde und dem Glück eines Lebensmitteln, die als Ersatz für Brot gelten fönnen, und Die Geburt einer neuen Welt bereitet sich vor, der voll entwickelten Menschentums wandeln und walten zu treibt ihre Preise in die Höhe, die bei uns ohnehin schon durch den Zollwucher verteuert worden sind. Welt des Sozialismus. Sie wird die Grundlage für die können. Die ungeheuer hohen Fleischpreise unter 90 Pf. bis Erfüllung dessen schaffen, was fühne Denker und hoch- Mit der überführung der Produktionsmittel aus dem 1 mt. ist faft nirgends ein Pfund gutes Fleisch zu habenherzige Träumer an Glück, Würde und Harmonie für Privateigentum der ausbeutenden Kapitalistenklaffe in machen es für viele Taufende Arbeiterfamilien zu einer Undie Menschheit geahnt und erstrebt haben: eine gesell- den Besitz der Gesellschaft sinkt die kapitalistische Ord- möglichkeit, auch nur das bescheidenste Stück Fleisch täglich schaftliche Ordnung der Gütererzeugung und Güterver nung selbst ins Grab. Aber diese die Menschheit be auf den Tisch bringen zu können. Andere Tausende von teilung, welche allen die Möglichkeit sichert für die voll- freiende Tat fann nur das Werk der Klasse sein, die Familien begnügen fich mit Abfall, Freibankfleisch, greifen tändige freie Ausbildung und Betätigung ihrer förper unter der Herrschaft des Kapitalismus die gehäufte Bürde zum Pferdefleisch oder- begnügen sich mit Knochen. ichen und geiftigen Anlagen". Durch eine planmäßige der Leiden schleppen muß, die aus dem Privateigentum Frische Fische und selbst die Salzheringe find enorm im bewußte Organisation der gesellschaftlichen Wirtschaft an den Produktionsmitteln hervorwachsen, denn sie Preise emporgeſchnellt, von Butter, Käse, Eiern und Wurst macht sie der Unordnung, den Widersprüchen der heutigen empfindet am stärksten den Widersinn des bürgerlichen ganz zu schweigen. In der Folge ist die Lebenshaltung von kapitalistischen Produktion ein Ende, kraft deren Aus- Regimes. Der erste einleitende Art der sozialen Revo- zahlreichen Arbeiterfamilien trotz guter Geschäftskonjunktur, beutung, Dürftigkeit und Knechtschaft das nicht abzu- lution mit welcher die Menschen in das Reich der hueinde Erbteil der arbeitenden Massen find. Freiheit tritt, ist die Eroberung der politischen Macht Der Kampf von Mensch gegen Mensch uns Dajemnoucy was to im pmp von Klasse zu Klasse: hört mit der Ausbeutung und Unterdrückung des Men- die Ausbeutenden wider die Ausbeute Wie der die schen durch den Menschen auf. Damit erst scheidet der Himmelsweiten durcheilende Blick an dem glänzenden Mensch, in gewissem Sinne, endgültig aus dem Tier- Polarstern haftet, so muß das Sinnen und Trachten der reich, tritt aus tierischen Daseins edingungen in wirklich Proletarierin auf das sozialistische Endziel gerichtet menschliche." Denn die sozialistisch Ordnung ist die Praxis bleiben. Denen, die ihr einreden wollen, eine bloße Wenn man die Durchschnittspreise der Jahre 1889 bis der Einsicht in die Geseze des gesellschaftlichen Lebens. Reform der bürgerlichen Ordnung fönne ihr lechzendes Sie ermöglicht dem Menschen die Beherrschung seiner Menschentum befreien, ihr Mitleid oder ihre Verachtung, Daseinsbedingungen, deren Sklave, deren Spielball er je nachdem die Worte ehrlich oder unehrlich gemeint sind. bis dahin war, und das schließt auch eine Bändigung Den proletarischen Klassentämpfern, welche für die soziale und Dienstbarmachung der Naturkräfte, eine Ausnutzung Revolution im Felde stehen, ihre Bundesgenossenschaft. der Naturschäße in sich, wie die Geschichte sie noch nicht Ihrem Kampfesziel die Kraft, die Begeisterung, die gefannt hat. Die Aufrichtung der sozialistischen Ordnung Opferwilligkeit der proletarischen Frau. Mitzukämpfen iftum mit Engels zu reden, den wir schon weiter ist sie da!
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oben zitierten der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit". Die Aufrichtung der sozialistischen Gesellschaft aber ist gleichbedeutend mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel burch die Gesellschaft, einer sozialen Revolution, welche die Klassengegensäge zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten aufhebt.
Trüber Jahresanfang.
trotz anstrengendster Arbeit schlechter geworden.
Hinzu kommt noch, daß ebenso wie die Lebensmittel, so och kleidung, Wäsche und Schuhwerk durch die unsinnige Bollpolitit horrend verteuert worden sind. So ist zum Beipiel ein Dugend Küchenhandtücher um 1,90 Mt. im Preise gestiegen, ein Duzeno Taschentücher um 90 Pf. bis 1,20 wt., ein gedrucktes Baumwollkleid um 50 bis 60 Pf., ein Kinder schürzchen um 15 bis 25 Pf.. Normalhemben, die sonst 1,80 bis 2 Mt. tofteten, kommen jegt auf 2,30 bis 2,50 Mt. usw.
1898, wie sie nach amtlicher Statistit vorliegen, vergleicht mit den Preisen vom Jahre 1907, so ergibt sich folgende Preissteigerung: d
Wolle.
Baumwollgarn.
Prozent
Prozent
Roggen. Weizen. Hafer.
•
38,6
. 42,9
20,7
Baumwolle
.
.
16,8
82,0
29,2
.
Gerste
8,0
Rattun.
"
44,8
Kartoffeln.
34,6
Leinengarn
.
a
•
69,3
56,4
Rohseide
37,8
6
B
18,0
.
Hanf 90,2 Jute.
0
38,8
•
0
139,8
23,1
Gußeisen
9
.
0
25,1
26,4
Blei.
76,9
.
13,3
Kupfer.
D
4
89,4
26,4
8int.
34,0
51,5
Binn
0
127,0
22,6
.
6
9
20,6
8,4 Westf. Rohlen.
•
34,7
20,7 89,5
Petroleum. Spiritus Rüböl.
B
˚
•
D
B
26,5 39,9
Das ist nicht nur Brots und Fleischwucher im schlimmsten Sinne des Wortes, vielmehr ein ungeheurer Wucher mit fast allen Gebrauchsgegenständen.
Wenn in der Silvesternacht die Uhr den Anfang des neuen Jahres tündet, so mögen im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte die Ausbeutenden beim Knallen der Champagnerpfropfen sorgenlos und freudetaumelnd der Sie ist ein Biel, aufs innigste zu wünschen für die nächsten Zukunft entgegensehen. Die Ausgebeuteten dagegen treten mit dem Bewußtsein in das Jahr 1908 ein, daß unProletarierir., die in der kapitalistischen Gesellschaft eine gewöhnlich harte, elendsreiche Tage für sie heraufziehen, ja Kreuzträgerin bleibt, die ihresgleichen sucht. Wohl können, für viele Behntausende schon da sind. Immer rücksichtsja müssen in dieser Ordnung die rechtlichen Ketten der loser, unbarmherziger setzen die herrschenden Klassen ihren Geschlechtssklaverei von ihr genommen werden, die sie Fuß auf den Nacken der Enterbten, der Besizlosen, um sie als Weib trägt. Aber genügt das, damit von ihr der einer doppelten Ausbeutung auszuliefern. Ihre Arbeitskraft Bann gesellschaftlicher Hemmungen für das Erblühen nußen sie wucherisch aus, und vermittels der Zoll- und ber Kräfte ihres Leibes und ihrer Seele zu vollem har- Steuergesetzgebung schröpfen sie die Massen als Konsumenten, monischen Menschentum genommen wird, das sich wirkend Verzehrer. Die letzten Jahre der Hochkonjunktur, wo die Arbeiter zu äußern vermöchte, ihr selbst eine Beseligung, der All- laffe unter Anspannung aller Kräfte Werktags und Sonntags, gemeinheit eine Förderung? Mit nichten. Die bürger oft genug auch die Nächte schaffen mußte, haben den Herr liche Ordnung, die sich auf dem Privateigentum aufbaut, schenden eine reiche Ernte gebracht. Gar mager war jedoch im erbst noch der sogenannte Winteraufschlag von 20 Promuß angesichts der Forderung des Weibes nach seiner vollen der Anteil derer, die die Arbeit leisten, die Ernte in die menschlichen Befreiung ihren Bankrott erklären. Ihrem Scheuern bringen mußten. Wo die Arbeiter eine Lohnaufinnersten Wesen nach, das zu Nuß und Frommen des besserung erzielten, mußte sie im harten wirtschaftlichen tapitalistischen Profits auf die Entwürdigung des Menschen Kampfe errungen werden, andernfalls war für sie eine Mehre zur bloßen lebendigen Arbeitsmaschine gerichtet ist, erweist einnahme nur durch überarbeit zu erreichen. Und doch tat fie fich als ohnmächtig, einen gesellschaftlichen Aufbau ihnen eine Mehreinnahme so bitter not! Denn um bem ewig schwindsüchtigen Reichsfäckel neue und gesellschaftliche Zusammenhänge zu schaffen, welche Ginnahmequellen zu erschließen, ohne die Befizenden beder Frau ermöglichen, zu weiblichem Vollmenschentum helligen zu müssen, vor allem aber, um den„ Edelsten und enporzufteigen. Besten" der Nation, deren„ adeliges Wesen" durch die Aus diesem innersten Wesen der bürgerlichen Ord- Moltte- Harden- Prozesse so glänzend illustriert wird, die unnung erwachsen aber auch die anderen gesellschaftlichen ergründlichen Taschen zu füllen, läßt die Regierung auf den
Besonders fühlbar macht sich der Kohlenwucher geltend. Die Preistreibereier des Rohlensynditats haben seit 1905, wo wir bereits Teuerungspreise hatten, die Kohlen, um 28 bis 30 Prozent im Preise in die Höhe getrieben, und dazu kam sent! Den Kohlenarbeitern Lohnabzüge und Feierschichten, umgekehrt, wenn's paßt, auch überschichten mit steigenden Unfällen, den Kohlenkonsumenten Wucherpreise, so daß viele Arbeiterfamilien sich kaum ein warmes Stübchen gönnen tönnen, und den Bergwerksbesitzern, den Kohlenbaronen ungeheurer, nach Millionen zählender Profit Herrliche, göttliche Weltordnung! Dazu mehren fich täglich die Zeichen, welche uns melden, daß mit Riesenschritten eine gewaltige Krisis naht mit all ihren entseglichen Begleit- und Folgeerscheinungen für die Arbeitssklaven: Arbeitslosigkeit, unsicherer und schwankender Verdienst, Sorge, Hunger, Krankheit, Berbrechen und Brostitution, furz leiblichem und
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