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Der Auszug.
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Die Gleichheit
Ohn' jeglichen Stolz, ohne Sehnsucht gar Nach dereinstigem Glück, nach der Zeit, die war
schini Sa, ohne auch nur so viel Spanntraft, als not, Die Hand zu verkrallen,
Gun 2018
Von Emile Verhaeren . Deutsch von Ludwig Scharf.* Mit Sack und Pack, mit Rat und Hund Wovon sie leben, tut niemand fund So ziehen nach Sonnenuntergang Die Leute von hier die Straße entlang: Den Mund geöffnet zum Windaufsaugen 3um Regenschlucken, zum Nebelrauchen. Die Leute von hier haben weniger als nichts. Vor ihnen im Dämmer des Abendlichtsin Liegt farblos und still
Die Straße nur, die nicht enden will. Jedweder trägt an einem Stock
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zufahren, ganz allein mit seinen flugen und geliebten Ge danken. Er führte weder Waren an die nächste Küste, noch warf er das Netz nach Fischen aus: er saß still am Steuer und dachte in einem fort.
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Da geschah es eines Tages, als die Sonne schon tiefer End als Faust dem Schicksal entgegenzuballen am Himmel stand und ihre Lichter auf den Wellen lagen Und dem Sorngott Tod.
Die Leute der Felder, die Leute von hier node Saben Unglück bis ins Unendliche schier. mammid Ihr Karrenwert, ihr Fuhrwerk fährt Nicht minder hin und her gezerrt bind bricht schon früh vom Tage an Der alten Straße Holperbahn: Die einen wie Skelette dürr Mit Klirrgehängen im Geschirr, Die andern in den Achsen prasseln, Wie Kübel, die in Brunnen rasseln, Dann andre nahend mit Laternen, zij Urvätergut aus Zeitenfernen- Und wieder andre kommen gar Wie Vorderteile alter Wracke: Sinrollt ihr uralt Räderpaar
Im blaukarierten Schnupftuch- Pack, Abwezzelnd Schulter, Hand und Rock- illa Jedweder trägt bald links, bald rechts Im Schnupftuch- Pack
Seiner Hoffnungen ärmlichen Bettelsack. Sie ziehen von hier um die Abendzeit Die Straße entlang zur Unendlichkeit. Iniz Die Herberg dort beim Wald sich findt, Wo die fremde kalte Welt beginnt; Auf ihren Dielen
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Die Ratten mit den Mäusen spielen. Dort an verschimmelter Wälder Flucht Von schwammzerfressenen Mauern umstellt, dunt Mit zerspliffenem Dach, dort am Ende der Welt, Steht die Herberg durchschauert von Frost und Wind, Mit dem Knochen, den sie im Schildarm hält. Die Leute von hier sind furchtsam und bang, Sie schlagen ein Kreuz, wenn ein Unglück sie traf, Und zittern noch lang.
Ihr Lebensfeuer ward längst zerrieben: 3wei kohlende Späne sind liegen geblieben In glutleerer Brust übers Kreuz gelegt. Durch den endlosen Abend die Straße einher Kommt dämmrig Geläute, ein klagendes Heer, Am Kreuzweg der Wälder rückwärts gefegt. So rufen aus stiller Kapelle Madonnen, Verflogene Vögel, den Nestern entronnen, Den Wandrer nach Haus.
Die Leute von hier sind furchtsam und bang. Denn ihre Marien sind der Kerzen beraubt. Und duftlos ward ihr Weihrauch lang: Einsam in öder Nische Raum Um ein bemaltes gipsern Haupt Fällt wirbelnd welker Rosen Traum.
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Die Leute von hier, sie fürchten schier Den Schatten, der über die Felder geht, Das Mondlicht, das auf den Teichen steht, Den Vogel, der sich zerschlug an der Tür, die Leute von hier. Sie fürchten die Leute- End täppisch find sie und ungeschickt, Langsam der Kopf, ihr Wollen schwach, Wenn auch von Starrsinn zäh wie LederNicht einer weiß, wo der Schuh ihn drückt:
In kleinster Münze rechnet jeder
Mühselig seine Armut nach.
VI
In löchrigen Scheunen jahrein jahraus Fiel dumpf ihrer Garben Kornflut aus; Unwirsch im roten Erdgefurch
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Schnitt glatt ihr Pflug den Kiesel durch; Ihre Zähne rissen im Grund sie fest, Bis der letzte Tropfen ihm entpreßt... Mit Sack und Pack, mit Katz und Bund, Mit dem Vogel im Käfig, zur Abendstund, Mit dem Elend, das sie hinuntergeschlungen, Mit der Wut, die sie würgend niedergerungen, Das Herz verschimmelt, die Füße verstümmelt So ziehn sie von hier,
Mit dem Tierkreis auf dem Felgengrund, Die ganze Welt in ihrer Baracke. Die müden Gäule ziehn im Schritt Ihr klapprig Beingehäuse mit.
Der Fuhrmann zappelt ohne Ruh, Wie wenn er ein närrisches Mühlrad wär', Und schmeißt manchmal ins Ungefähr, In die Lüfte hinein,
Einen müden Stein
Den eilenden Raben des Schicksals zu. Die Leute von hier sind Unglücksleute, Des Unglücks willenlose Beute. Ihre Herden, mager, dürr und schlapp
wie Goldflitter auf einem dunklen Maskenkleid, daß sich ein großer zierlicher Vogel, etwa von der Gestalt eines Reihers, vorn auf das Schiff des weisen Seemanns niedersetzte. Dieser bemerkte den Schatten, den der Vogel vor ihm auf den Boden des Schiffes warf, und sah auf.
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Nach einem langen Nachsinnen, währenddessen er den Vogel unverwandt betrachtet hatte, sagte der Seemann :„ Du scheinst mir ein Vogel zu sein, denn du hast zwei Beine und zwei Flügel und bist am ganzen Körper mit Federn bedeckt." Der Vogel erwiderte:„ Deine Gedanken haben dich zu einer richtigen Erkenntnis geführt, ich bin allerdings ein Vogel und bitte dich, mich gastlich auf deinem Schiffe aufzunehmen." Der Seemann wunderte sich, daß der Vogel reden konnte, und sprach:„ Gern begrüß' ich dich als meinen Gaft. Ich Der G habe bisher noch keine Gelegenheit gehabt, einen Vogel reden zu hören, und vermute daher, daß ein Gespräch mit dir meinem Denken wohl förderlich sein möge. Nur mache ich dich darauf aufmerksam, daß du als ein Gast meines Schiffes dich auch der Ordnung wirft fügen müssen, die auf ihm us herrscht, und die ich als das Ergebnis meines vielfältigften, Jahre, lange Jahre währenden Nachdenkens hochhalten muß." Der Vogel nickte mit dem Kopfe:" Sprich nur," sagte er, ,, was gehört zu dieser Ordnung?"
" Bu ihr gehört, daß man sich nicht auf ein Bein stelle, wie du das tust; denn wollte ich ein Gleiches versuchen, so würde ich alsbald in dem schwankenden Boote umfallen oder wohl gar über Bord in das Meer hinausstürzen. Da ich es aber nicht fann, sollst auch du es nicht tun: denn es sieht wie eine Überhebung aus."
Der Vogel streckte geduldig das zweite Bein hervor und setzte es auf den Schiffsrand-:" Weshalb soll ich nicht auch einmal auf zwei Beinen stehen?"
Nachdem der Seemann den Bogel wieder eine Zeitlang betrachtet und beobachtet hatte, sagte er:„ Du hast zwar
Von der Weide, die sauer, dem Futter, das knapp, einen weißen Bauch wie viele andere Vögel und wie ihn Auch sie sind aus dem Land vertrieben Von den unaufhörlichen Geißelhieben Des Hungers, der sie aufgerieben. Die Schafe stolpern müd durchs Gelände, Die Rinder brüllen, als ging's an ihr Ende, Die Kühe mit aufgedunsenen Bäuchen Und Eutersäcken gleich Lederschläuchen, od Die Esel mit dem gekreuzigten Tod. aid Auf ihrer Gerippe zerfleischter Not.
So ziehen Getier und Leute von hier Rundum durch die Nacht
Den Weg, den die Not um die Erde macht Gott weiß, aus welchen Fernen gekommen, Durch welche verjährten Geschicke geschwommen, mon Lleber Dorf und Heide, Markt und Stadt, Des Friedhofs Gras als Ruhestatt.
Singehend, hinrollend, durch Wind und Regen, Verknäuelt auf schwarzen gewundenen Wegen, So Winter wie Sommer, zu jeglicher Zeit, Immer müd und erschöpft, immer wanderbereit, Ohne Rast, ohne Ruh
Aus dem Elend wieder dem Elend zu. 750 Aber dort in der Ferne-
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Verlassend Heimat, Herd und Haus, In die unbekannte Welt hinaus. Die Mütter schleppen am Rocke müd Ihren Kindertroß, der blätt und plärrt, Serüberfällt und hinüberzerrt- Indes der Alten Auge sich müht, Noch einmal blinzelnd hinzuschaun Nach dem Erdenwinkel voll totem Graun, Wo der Aussatz frißt mit der Gier des Nordost, Wo der Zehrwurm nagt wie ein Winterfrost. Die Burschen der Höfe folgen anjetzt
Mit Armen wie Glockenstränge verwest,
Unter Himmeln, die trächtig von Blitzen stehn, Mit der Taborstirn,
Mit den Schlünden, die roten Atem verwehn, Bleifarben am Tag, von der Nacht erhellt, Anziehend, beherend das Volk vom Feld, Aus Kalt und Stuck,
Aus Eisen und Holz,
Im Marmorschmuck
Und im Glanze des Golds, Vielhundertarmig hingekauert - Die Großstadt lauert.
Das legte Haus auf der Landspitze, das schon ganz in der Nähe des Leuchtturms lag, bewohnte ein alter graubärtiger Seemann, der von den anderen Seeleuten der Gegend nicht anders als der weise benannt wurde.
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von Natur auch die Menschen meistens besitzen, aber was war ich bei dir sonderbar finde und keineswegs begreifen tann, Sam ist, daß du auf dem Rücken ganz bunt, grün, rot und golden Arbe gefiedert bist, so daß die Sonne sich ordentlich zu freuen werfi scheint, wenn sie auf deinen Flügeldecken blinkt und schillert und einen gelben Saum um deine Gestalt zieht. Die Menschen, die doch das flügfte Geschlecht auf der Erde sind, pflegen sich mit einem schwarzen oder grauen oder braunen oder sonst einem schwach gefärbten Rocke zu bekleiden, und die Vögel sind im allgemeinen wenigstens so gescheit, es den Menschen nachzutun. Wenn du nun dahingegen in einem so fremdartig bunten und auffallend scheckigen Aufzug da bemu herkommst, so scheinst du mir damit wider die gemeine Bebie scheidenheit aller Kreatur gröblich zu verstoßen, und mich dünkt, du tätest besser, wenn du solcherlei törichten und hoch mütigen Firlefanz von dir legteft. Bedenke wohl, daß selbst der Vogel Strauß, mit dessen Federn doch ein so großer und schwunghafter Handel betrieben wird, nur in zwei oder drei höchst einfachen Farben umherläuft. Bedenke auch ferner, ob es wohl flug und besonnen sei, also durch sein Außeres vor den anderen hervorzustechen und bald den Neid, bald den Spott, immer aber eine besondere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken!"
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Der Vogel riß den langen spitzen Schnabel weit auf- aber ohne ein Wort zu sagen, flappte er ihn wieder zu Seine fleinen grauen Augen leuchteten wie vor innerem Vers bemu gnügen, er legte den Kopf etwas auf die Seite und blinzelte den alten Seemann freundlich an.
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Dieser fuhr fort:" Und ganz besonders verdreht erscheinen mir nun noch diese beiden langen, dünnen, gewundenen Federn, die auf deinem Kopfe hin und her schwanken, als gesch wollten sie alles, was feststeht, verhöhnen! Diese wirst dir jezt zuallererst einmal schleunigst abschneiden lassen." „ Meinst du," fragte der Vogel. Und was müßte dann wohl tun?"
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„ Das will ich dir sagen. Ich habe hier einen guten nüßlichen Teer, mit dem ich die Bretter meines Schiffe überziehe, damit sie nicht faulen. Mit dem will ich deine Flügel bestreichen und so ihre leuchtenden Farben aus löschen. Du hast dann die Farbe des Raben du mir dann als Gast auf meinem Schiffe bleiben, denn noch manches hätte ich mit dir zu bereden." Da sprach der Vogel: Habe Dank für deinen guten Willen und flugen Rat. Ich bin ein höflicher und friedfamer Vogel und würde mich gewiß gern der Ordnung fügen, hier auf deinem Schiffe und in deinem nachdentsamen Kopfe herrscht wenn ich es nötig hätte und darauf angewiesen wäre. Doch bedarf ich deiner Gastfreundschaft länger
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hab' ich genug gerastet, und zu neuem Fluge sind meine
Er hatte sein ganzes Leben stets so klug eingerichtet, daß er jetzt, wo er bereits ein schönes Alter erreicht hatte, eines- mehr. Schon dieweil wir uns so flug miteinander besprachen teils doch noch ein rüstiger und gesunder Mann war und andernteils auch ein gutes Stück Geld als Erspartes hinter Kräfte gesammelt. Leb' wohl." fich liegen hatte. So konnte er sich seines Alters ruhig erfreuen. Und mit einem übermütigen Krählaut dehnte der bunte Weib und Kind hatte er nie gehabt; feine liebste Beschäftigung Vogel feine langen schimmernden Flügel aus, schwang fid und sein eigentliches Glück war immer das Denten gewesen. auf und flog in den blauen Abendhimmel hinaus. Er sagte sich entweder ist ein Weib meinem Denken
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Der Seemann war ganz verdugt. Er wollte dem Vogel förderlich, dann ist es unnötig, sie zu ehelichen, denn was nachschauen, aber er vermochte es nicht: die Sonne blendete
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Da legte er den Finger an seine Nase, und Das erste Heft der Kunstzeitschrift Hyperion", die im ihrem Gespräch zu ziehen oder aber sie ist meinem Denken nachdem er heftig nachgedacht hatte, sprach er zu fich: Merb würdig, wie leichtfertig diese Vögel sind.
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* nicht förderlich, dann hieße es eine Torheit, sie zum Weibe Berlag H. v. Weber- München von Franz Blei und Karl Bernheim herausgegeben wird, enthält dieses start empfundene, großzügig zu nehmen, denn sie möchte mich leicht von meinen Gedanken schildernde Gedicht des Belgiers Berhaeren. Ludwig Scharf hat es abbringen und mir mein Glück zerstören. mit seltener Meisterschaft verdeutscht. Mit gütiger Erlaubnis der Sebaftion bringen wir es zum Abdruck.
Sein Glück war es aber, an schönen Tagen, wenn das Meer rubte, fein Boot zu besteigen und langsam binaus
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Ich denke mit aber: es wird das davon kommen, daß sie fliegen können. Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Betfin( Bundel), Wilhelmshöhe