Nr. 15Am I. Juli fand in Hagen i. W. eine öffentliche Frauenversammlung statt mit der Tagesordnung:„Die Frauen unddas neue Vereinsgesetz". Referentin war Genossin Plum-Essen, deren Ausführungen mit grober Begeisterung aufgenommen wurden. Genosse Ludwig, Parteisekretär, teilteMit, daß in der Vorstandssitzung der Anschluß der Genossinnenan die Parteiorganisation beschlossen worden sei. Di« weiblichen Mitglieder jedes Bezirks sollen von einer Genossingeführt werden. Die Frauen erklärten sich damit einverstanden. Sie schlugen für jeden Bezirk eine Leiterin vor,deren Wahl in der nächsten Mitgliederversammlung erfolgensoll. Genossin Watty, die bisherige Vertrauensperson derGenossinnen, und Genossin Schmalen werden in den Gesamtvorstand eintreten, die erstere als Vorstandsmitglied, dieletztere als Revisorin. Sieben Leserinnen der„Gleichheit"wurden in der Versammlung gewonnen. Frau Watty.In Breslau ist der Anschluß der sozialdemokratischenFrauen und Mädchen an den sozialdemokratischen Vereinbeschlossen worden. Schon am 12. Juni sollte sich dieeinberufene Milgliederversammlung des letzteren mit demBeitritt der Frauen beschästigen. Leider wurde aberdiese Versammlung von der„Hochwohllöblichen" aufgelöst,welche wahrscheinlich damals noch mit' dem neuen Vereinsgesetz auf dem Kriegsfuß stand. Grund der polizeilichenMaßnahme war, daß Parteisekretär Neukirch den zurÜberwachung erschienenen Polizeibeamten erklärte, hier tageeine Mitgliederversammlung, die Überwachung habe infolgedessen im Saale nichts zu suchen. In der für den ti. Julieinberufenen außerordentlichen Generalversammlung dessozialdemokratischen Vereins, welche ohne Überwachung stattfand, stand die Aufnahme der Frauen in die OrganisationMit auf der Tagesordnung. Genosse Neukirch unterbreiteteden Mitgliedern die dazu vom Vorstand gemachten Vorschläge. Danach war der Monatsbeitrag für weibliche Mitglieder mit 20 Pf. festgesetzt, wofür diese die„Gleichheit"gratis erhalten hätten; mindestens eine Frau sollte demBorstand angehören. Leider wurde von der Versammlunganders beschlossen. Eine längere Debatte entspann sich besonders über die Höh« der Beiträge für die weiblichen Mitglieder und die Gratislieferung der„Gleichheit". EinigeGenossen befürworteten einen Beitrag von 10 Pf. für dieFrauen, da bei 20 Pf. Beitrag und Lieferung der„Gleichheit" für den Verein„nichts übrig bleibe" und bei Annahme des Vorstandsvorschlags die Frau materiell nichts zurBerbreitung der sozialistischen Ideen beitrage. Es zeigtesich, daß es bedauerlicherweise immer noch Genossen gibt,welche kein Verständnis für die Notwendigkeit der politischenAufklärung und Weiterbildung der Frau besitzen. Trefflichrechnete Genossin Seelig mit solcher Rückständigkeit ab,die darauf hinauslaufe, die Frauen weiter in der Dummheitzu erhalten. Genossin Rauschenfels trat für den Vorschlagdes Vorstandes ein und führte aus, daß es Frauen undMänner gebe, die an das Lesen der„Gleichheit" gewöhntsind uild dieselbe nicht gern missen möchten, daß aber daSAbonnement neben dem Mitgliedsbeitrag für viele Arbeiterfamilien eine zu große Ausgabe sei. Auch Genossin Löberedete dem Antrag des Vorstandes das Wort. Sie machtegeltend, daß die Frauen in der Mütter- und Kinderbeilageder„Gleichheit" eine Lektüre finden, die ihnen die„Volks-wacht" nicht bietet. Nachdem noch mehrere Genossen für«nd gegen den Antrag gesprochen hatten, ergab die Abstimmung die Festsetzung des monatlichen Beitrags ausIv Pf. Der Vorstand besteht fortan aus sieben Personen.unter denen sich mindestens ein weibliches Mitglied befindenMuß. Genossin L. Rauschenfels wurde bei der notwendigen Ergänzungswahl in den Vorstand gewählt. Wichtigist nun, daß die Genossinnen trotz der kleinen Mehrausgabeeifrige Leserinnen der„Gleichheit" bleiben und es als eineihrer Hauptaufgaben ansehen, unermüdlich ihrem Organneue Abonnentinnen zuzuführen.— Wir nützen die Gelegenheitschon jetzt, unsere Breslauer Genossinnen auf ein« im Laufeder nächsten Zeit stattfindende Frauenversammlungaufmerksam zu machen, welche sich mit dem Kindersch utz-gesetz und der Gründung einer Kinderschutzkommis-sion befassen wird. Diese Kommission soll die Aufgabehaben, Mißstände, unter denen Kinder leiden, besonders aberFälle von gesetzwidriger Ausbeutung der Kleinen zur Anzeige zu bringen. Auf, Genossinnen, tut eure Pflicht! Ein«jede von euch erscheine in dieser Versammlung und agitiereschon jetzt tüchtig dafür, daß sie zahlreich besucht wird. Eshandelt sich um den Schutz der Schutzbedürftigsten! Eineimposante Versammlung muß bekunden, daß die proletarischeFrauenbewegung in Breslau marschiert. litis.Jahresbericht des Bildungsvereins für Frauen undMädchen von Ketzin und Umgegend. Dem Bildungsverein für Frauen und Mädchen von Ketzin und Umgegendiraten bei seiner Gründung im Februar 1907 75 Mitgliederl>ei. Ihre Zahl stieg rasch bis auf 117, fluktuierte aberstark und sank schließlich auf 65. Diese 65 Genossinnenstilden eine Kerntruppe, die treu an dem erkorenen Zielefesthält. Der Verein ist nach besten Kräften bemüht ge-Zewesen, Wissen unter den Proletarierinnen zu verbreiten.Bon den Veranstaltungen abgesehen, die diesem Zweckedienten, hat er mehrmals gesellige Zusammenkünste abgehalten, um die Mitglieder einander persönlich näher zu�ringen. In politischer Beziehung haben die Genossinnensteißig aufklärend gearbeitet. Zwei öffentliche Frauenver-lammlungen fanden statt; in einer referierte Genossin Lui-g-witz über das Thema„Die Frau in der heutigen G«sell-Ichasl", in der zweiten erstattete Genossin Plum Bericht"om Essener Parteitag. Die Broschüre„Zur Fraze desFrauenwahlrechts" von Genossin Zetkin wurde in so Erem-stlaren von den Genossinnen gekaust. 24 Frauen bezahlten»M Schlüsse des Jahres freiwillige Parteibeiträg-, 33 warenDie GleichheitAbonnentinnen der„Gleichheit". In das Statut des Vereins wurden drei neue Bestimmungen aufgenommen, derenwichtigste folgendes besagt: Ausgeschiedene Mitgliederwerden nicht ohne weiteres wieder aufgenommen. Der Antrag zur Wiederaufnahme muß schriftlich beim Vorstandeingereicht werden, der die Gründe der Ausscheidung genauzu prüfen hat. In geheimer Abstimmung wird über dasAufnahmegesuch entschieden.— Die Proletarierinnen vonKetzin und Umgegend müssen in Ziegeleien und in derLandwirtschaft hart arbeiten, und es hält schwer, sie fürunsere Ideen zu gewinnen. Die Erfolge, die die Genossinnen mit ihrer Agitation dennoch errungen haben, sindunter den obwaltenden Verhältnissen recht gute. Hoffentlichbreitet sich die junge Bewegung zum Segen der geknechtetenProletarierinnen kräftig weiter aus. Berta Krumnow.Politische Nundschan.Eine wüste Kriegshetze ist wieder einmal in der„nationalen" Presse Deutschlands losgebrochen. In gemeingefährlicher Weise wird mit allen Mitteln versucht, chauvinistische Stimmung im Volke zu erzeugen. In ganz unverantwortlicher Weise wird mit dem Kriegsfeuer gespielt. In der„Deutschen Tageszeitung" wie im„Tag" wird der deutschenRegierung geradezu empfohlen, schleunigst gegen Frankreichund England loszuschlagen, weil der Angriffskrieg besser seials die Abwehr. Der deutsche Freisinn ist in konsequenterVerfolgung seiner Rolle als Blocklakai mit von der Partie,die„Vossische" und die„Freisinnige Zeitung" Hetzen gegenFrankreich, wie es die Blätter der Panzerplatten- undKanonenlieferanten nicht besser können.In den tobsüchtigen Artikeln der kriegShetzenden Pressegibt sich das Unbehagen kund über die Isolierung, die Einkreisung Deutschlands, die durch das Einvernehmen zwischenEngland, Frankreich und Rußland herbeigeführt worden ist.Die törichte, unzuverlässige, irrlichternde Politik der deutschenRegierung, die Unfähigkeit ihrer Diplomatie hat diesemEinvernehmen dm Weg geebnet. Die verstiegene Weltmachtspolitik, die ständigen Flottenrüstungen Deutschlandshaben England in die Arme Frankreichs und Rußlands getrieben. Die deutsche Regierung hat die günstige Gelegenheit verschmäht, mit der liberalen Regierung Englands zueinem von dieser und dem englischen Volke lebhaft gewünschten Abkommen auf Einschränkung der ruinösenFlottenrüstungen zu kommen und so zu einem freundschaftlichen Verhältnis zu England zu gelangen. Der Gegensatzzu Frankreich wird durch die unsinnige Haltung in derMarokkosrage beständig verschärft. Zu heftigen Artikelngegen Frankreich hat jetzt wieder eine vorübergehende Besetzung des marokkanischen Ortes Azemur Anlaß gegeben— ein Schachzug der Franzosen zugunsten des SultansAbdul Asis gegen den Gegensultan Mulay Hafid, der bereitsden größten Teil des Landes beherrscht. Die französischeRegierung hat diesen Streich ihres General d' Amade mißbilligt. Und sollte diese Mißbilligung nur eine Komödie sein,so könnten wir den Kampf gegen die französische Eroberungspolitik ruhig den energischen Sozialisten Frankreichs überlassen.Jedenfalls ist Marokko dem deutschen Volte nicht die Knocheneines einzigen deutschen Soldaten wert. Selbst von« reinkapitalistischen Gesichtspunkt aus gesehen, steht dieses Objettin einem schreienden Mißverhältnis zu den fürchterlichenGefahren und Opfern eines Weltkriegs. Trotzdem gebärdetsich die bürgerliche Presse bis zu den Freisinnsblättern, alsob Deutschlands Zukunft an dem wertlosen Marokko hänge,und bereitet zugleich den Boden für neue. Hunderte vonMillionen verschlingende Flottenvergrößerungen.Die Abweisung der Bestrebungen auf gemeinsame Einschränkung der Flottenrüstungen hat in England wiederdie Agitation für die Vermehrung der Kriegsflotte gestärkt,und diese Agitation wird natürlich auch in Deutschlandabermals neue Forderungen für die Marine gebären. Eineneue Epoche des Wettrüstens steht bevor, die größereDimensionen als je annehmen und neue, unerträgliche Lastenauf die Schultern der Völker wälzen wird. Selbst das reicheEngland stöhnt unter diesen Rüstungen; die kommendenneuen Ausgaben gefährden direkt die geplanten Sozialreformen, vor allem die Altersversorgung der Arbeiter, undso wird geradezu eine deutschfeindliche Stimmung im englischen Volle gezüchtet. Wie das Rüsten auf die ohnehinzerrütteten deutschen Reichssinanzen wirken muß, brauchtnicht weiter ausgeführt zu werden.Mit aller Kraft muß sich die Arbeiterklassein allen Kulturstaaten gegen diese gefährlicheKriegshetze und gegen die verwüst endeRüstungs-politik wehre». Namentlich die deutsche Sozialdemokratie hat jetzt die Pflicht, durch große Versammlungskund-gebuvgen de» Herrschenden zum Bewußtsein zu bringen,daß das Proletariat der entschlossene Gegner des Kriegesund der Kriegsrüstungen ist, und daß die herrschendenKlassen ein gefährliches Spiel wagen, wenn sie einen Kriegentfesseln, der in der entschiedensten Weise von der Klassererurteilt wird, die die Blutsteuer vornehmlich zu tragen hat.Das ist um so nötiger, als die Kriegshetze offenbar auchdazu dienen soll, den Blockparteien, namentlich dem Freisinn, die Zustimmung zu einer Reichsfinanzreform zuerleichtern, die wieder einmal die Lasten der kostspieligenRüstungspolitik auf die Schultern der Proletarier undkleinen Leute abladet. Alles, was bis jetzt durchgesickert ist über den Weg, aus dem.der neueReichsschatzsekretär die 500 Millionen»euer Steuern aufbringen will, die bei dieser Politik notwendig sind,läßt klar die Absicht erkennen, daß direkte Reichssteuern,die die Besitzenden treffen, vermieden werden, oder dochnur einen ganz kleinen Teil der Summe liefern sollen. WennIZ7das Vaterland in Gefahr ist, so kann der Freisinn dochnicht anders, als das Opfer seiner Programmforderung inSteuersachen auf dem Altar des Patriotismus niederzulegen.Man wird mit der Pflicht, das Vaterland zu schützen,hausieren gehen. Und wie immer werden die Opfer vonder großen Masse des arbeitenden Volkes gefordert, derenGenußmittel durch neue drückende Abgaben weiter verteuertwerden. Das aber in einer Zeit, da die Krise sich beständigverschärft. Lohndruck und Arbeitslosigkeit zunehmen unddie Lebensmittelpreise dank dein Zollwucher, der die Taschender Großgrundbesitzer füllt, eine bedenkliche Höhe erreichthaben. Ziehen doch auch die etwas gesunkenen Preise fürSchweinefleisch jetzt aufs neue an.Zum Ausgleich werden dem Volk der„Dichter undDenker" Lehrermaßregelungen beschert in Nord undSüd. Sie entspringen dem Anspruch der herrschenden Klasse,daß der Lehrer ihr unbedingt ergebener Helot sein muß,daß er niemals den leisesten Zweifel an ihrer Herrlichkeitverraten darf. Er soll der Jugend des Volkes die Gesinnungeindrillen, die den ausbeutenden Klassen gefällt. DerStaatsanwalt zu Essen erklärt auf den Strafantrag eineschristlichen Gewerkschaftlers die schwarzen Listen desneugegründeten Zechenbesitzerverbandes im Ruhrreoier fürgesetzlich zulässig, während der„Terrorismus" derArbeiter aufs eifrigste verfolgt wird.JnElsaß-Lothringen hat eine Koalition aller bürgerlichen Parteien der Sozialdemokratie bei den Gemeinderatswahlen in den größeren Städten alle Sitze entrissen. DerErfolg der einen reaktionären Masse ist dem Umstand geschuldet, daß es gelang, die steuerscheuen Kleinbürger widerdie Sozialdemokratie auf die Beine zu bringen. Die sozialdemokratischen Vertreter hatten höchst notwendige Reformendurchgesetzt, die Geld kosteten und Steuererhöhungen zurFolge hatten, die wegen der mangelhaften Kommunalsteuer-gesetzgebung nicht in genügendem Maße den Besitzenden auferlegt werden konnten. Das Kleinbürgertum erwies sichaußerstande, die Lage der Dinge richtig zu erfassen undsoziales Verständnis zu bekunden. Die über die Niederlageder Sozialdemokratie jubilierende kapitalistische Presse übersieht aber in ihrer kurzsichtigen Weise, daß trotz alledem dieStimmen der Sozialdemokratie gestiegen sind, was ihr denSieg in der Zukunft verbürgt.Unter strengem Ausschluß der Öffentlichkeit— der angeblich gefährdeten Sittlichkeit des deutschen Volkes wegen— wird der Meineidprozeß wider den Fürsten Eulenburg geführt. Trotzdem erhält die Presse ziemlich ausführliche Berichte darüber und betreibt die Hardenclique einegeradezu schamlose Stimmungsmache gegen den AngeUagten.Die junkerlichen Hintermänner dieser Clique kühlen jetzt ihrMütchen an dem Gestürzten und fast Wehrlosen, an den siesich in der Zeit seiner Macht, za selbst noch nachdem er diekaiserliche Gunst verloren, nicht heranwagten. Sie betättgenin solchem Maße das Gegenteil der gerühmten„ritterlichenGesinnung", daß sich jeder anständig« Mensch voll Ekel vonihrem Treiben abwenden muß.In Frankreich wird die Arbeiteraltersversicherung vonRegierung und Senat verschleppt. Vor kleinbürgerlichemWiderstand ließ die Regierung ihren Plan auf Abschaffungder Todesstrafe fallen. Die Proteste der Sozialisten gegenden Besuch des Präsidenten beim Mörderzaren verhallenungehört vom Bürgertum.Finnlands Sozialdemokratie hat einen glänzenden Siegbei den Landtagswahlen erfochten, die infolge der Auflösungdes Landtags vorgenommen werden mußten. Sie hat bedeutend mehr Stimmen erhalten als jede der anderen Parteien, behauptet ihre 80 Mandate und gewinnt wahrscheinlich noch einige dazu. Das bedeutet einen wuchtigen Protestgegen die zarischen Anschläge auf die junge Freiheit Finnlands. Die Wahlbeteiligung der Frauen war eine sehrstarte. ü. L.Gewerkschaftliche Rundschau.Die nunmehr veröffentlichten Mitgliederzahlen derZentralverbände ergeben, daß die freien Gewerkschaftenim Jahre 1907 um 175 797 Mitglieder zugenommen haben,darunter befinden sich 13 000 Arbeiterinnen. Die Zunahmeist eine geringere als in den letzten Jahren. Das gibt aberweder den Gegnern berechtigten Grund zuin Frohlocken,noch den eigenen Genossen Anlaß zur Unzufriedenheit undMutlosigkeit. Unzweifelhaft ist die ungünstige Wirtschaftslage, die zum Teil der famosen Zollgesetzgebung zu dankenist, nicht ohne Einfluß auf die numerische Entwicklung derGewerkschaften geblieben. Haben doch auch im letzten Jahr«die christlichen Gewerkschaften in geringerem Maße zugenommen; sie sollen um 27000 Mitglieder gewachsen sein.Der Fabrikarbeiterverband hat den Streik in derWolgaster Zementfabril nun doch noch, nach 12 Wochenerbitterten Ringens, siegreich beendet. Die Firma will dasKoalitionsrecht und die Organisation der Arbeiter respektieren, will Streitigketten durch eine Kommission gemeinsam mit den Arbeitern regeln und hat dem Werkmeister einanständiges Verhatten zur Pflicht gemacht. Die Verständigungschmälert den Unternehmerprofit gewiß nicht, und hätte sichder Fabrikinhaber ein Vierteljahr früher zu ihr entschlossen,so wäre das Wolgaster Straßenpflaster nicht mit Proletarierblut bespritzt worden. Den meisten Unternehmern liegtaber das Festhalten an ihrem„Herrenrecht" näher wiesoziales Verständnis.In der Wäscheindustrie scheint sich ein Kampf vorzubereiten. Der 1905 abgeschlossene Tarif, der bis Oktober1908 Gültigkeit hat, ist von den Unternehmern gekündigtworden. Die Arbetterinnen und Arbeiter sind aber auf derHut und rüsten bereits für einen Kriegsfall.