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Die Gleichheit

eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen

Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer

10 Pfennig, durch die Post viertelfährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

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Inhaltsverzeichnis.

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Aufruf zur Frauenkonferenz. Die österreichische Jugendbewegung. Von Robert Danneberg . Schulspeisung. Von Luise Kautsky . VI. Frauenbildungs­Das Ende des Wirkerkampfes. Von H. J.. vereine. Die Entstehung des geltenden bürgerlichen Rechtes. Von Simon Katzenstein . Agitation unter den Dienstboten. Von Luise Zietz . Harzbilder. I. Von W. D. Aus der Bewegung: Von der Agitation. Von den Organisationen. Jahresbericht aus Erfurt . Der neunte bayerische Partei­tag. Frauenorganisation in Meiningen . Von der Praris des Reichsvereinsgesetzes. Politische Rundschau. Von H. B.­Gewerkschaftliche Rundschau. totizenteil: Dienstbotenfrage. Proletarische Elendsbilder.- Weib­liche Fabrikinspektoren. Fürsorge für Mutter und Kind. Frauenstimmrecht. Frauenbewegung. Sozialistische Frauen­bewegung im Ausland.

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Feuilleton: Des Morgens. Von Friedrich Hölderlin .( Gedicht.) Reisefieber. Von Melanie Funke. Weltgeist. Von Percy Bisshe Shelley.( Gedicht.)

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3 Beilage: Bericht der Vertrauensperson der Genoffinnen Deutsch­t lands für die Zeit vom August 1907 bis Ende Juli 1908.

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Genoffinnen!

Ms Beauftragte der Genossinnen Deutschlands beruft die Unterzeichnete eine Frauenkonferenz nach Nürn­ berg ein, wo der nächste Parteitag stattfinden wird. Die Konferenz soll Freitag den 11. September, morgens 9 Uhr, in der Goldenen Rose, Webersplay, zusam­

mentreten.

Als provisorische Tagesordnung schlage ich vor: 1. Bericht der Zentralvertrauensperson. a. Agitation.

b. Presse.

2. Die Nenorganisation der Genossinnen.

Referentin: Genossin Zietz.

3. Die sozialistische Erziehung der Jugend.

a. Die Erziehung im Hause.

Referentin: Genossin Dunder.

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b. Die Jugendorganisation .

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Referentin: Genossin Zetkin .

Stuttgart den 17. August 1908

Die Adresse des Lokalkomitees ift:

Max Treu , Nürnberg, Egidienplatz 22. Die Frauenkonferenz zu Nürnberg muß ein Beweis für die Fortschritte der proletarischen Frauenbewegung werden, ein Ausgangspunkt weiterer Erfolge.

Mit Parteigruß

Ottilie Baader , Vertrauensperson der Genossinnen Deutschlands .

Berlin SW 68, Lindenstraße 3, 1, Quergebäude IV.

Die österreichische Jugendbewegung.

Das Problem der Jugenderziehung und Jugendorgani­sation, das jetzt in Deutschland zur Diskussion steht und auch in anderen Ländern eifrig besprochen wird, ist in Österreich längst feine offene Frage mehr, sondern schon seit Jahren zur Zufriedenheit aller beteiligten Kreise gelöst worden. Partei und Gewerkschaft sind wie in allen Fragen auch hierbei einig vorgegangen. Anfangs Oktober des Vor­jahres nahm der deutschösterreichische Parteitag in das neue Parteistatut mit Stimmeneinhelligkeit folgenden§13 auf: Die Lokalorganisationen sind verpflichtet, nach Kräften dafür zu sorgen, daß die Jugend der Arbeiterklasse im Geiste des Sozialismus erzogen und mit Klassenbewußtsein erfüllt werde. Überall, wo es die Verhältnisse gestatten, sollen zu diesem Zwecke eigene Jugendorganisationen gegründet werden."

Drei Wochen später afzeptierte der Gewerkschafts­tongreß einstimmig folgende Resolution:

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18. Jahrgang

Zuschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.

Jugendorganisationen zugedachten Aufgaben keine selbs ständige Organisation nötig sei, und daß es zweckmäßiger wäre, die Jugendlichen ihren Fachverbänden einzugliedern. Auch in Österreich hat man die Vereinsmeierei" der Jugend einst betrittelt, wenn auch nie in verletzender Weise. Aber die Stimmen, die bei uns die Jugendorganisation ein ,, ver­fehltes Unternehmen" nannten, sind längst verstummt. Miß­trauen und Zweifel haben werktätiger Sympathie Platz gemacht; von den Leitern der Partei- und Gewerkschafts­bewegung hören die Jugendlichen keine Worte des Spottes, sondern solche freudiger Anerkennung und anregender Be­lehrung. Mitglieder der Gewerkschaftskommission und des Parteivorstandes, sozialdemokratische Abgeordnete erscheinen sehr häufig in der Mitte der Jugendlichen, nicht nur um in großen Versammlungen zu sprechen, sondern auch um im kleinen Kreise von 40 und 50 Lehrlingen einen Vortrag zu halten.

Eine Lehrlingsbewegung war die österreichische Jugendbewegung von Anbeginn. Die Initiative zu ihrer Gründung im Jahre 1894 ging von Lehrlingen selbst aus, die sich in einer Gesellschaft zusammenfanden, die den bes zeichnenden Namen Bücherstorpion" führte. Das entsetzliche Lehrlingselend trieb die Lehrlinge selbst in den Kampf. Das erste Flugblatt, das von einem Buchdruckerlehrling verfaßt war, erzählte nicht nur, daß sich die Lehrlinge Wissen aneignen wollten, sondern auch nach Mitteln und Wegen fuchten, dem Lehrlingselend zu steuern. So eignete der Jugendbewegung von Anfang an gewissermaßen ein ge= werkschaftlicher Charakter, und der Lehrlingsschutz war neben der Bildungstätigkeit eine Hauptaufgabe der neuen Organi­sation. Eine Reihe hervorragender Parteigenossen begrüßte damals die neue Idee mit großer Freude. Aber viele andere schwiegen oder tabelten heftig; daß ein selbständiger " Der Gewerkschaftstongreß anerkennt die Notwendig Lehrlingsverein zweckmäßig sei und was Rechtes leisten feit der Jugendorganisation und fordert die Ge- tönne, schien ihnen unmöglich. Die steptische Auffassung wertschaften, insbesondere die Vectravensmänner auf den war erklärlich, denn damals war die Jugendorganisation Verband der jugendlichen Arbeiter" nach Möglichkeit in im österreichischen Sinne etwas völlig Neues, eine Organi der Agitation unter den Lehrlingen zu unterstützen und den sationsform, die in der ganzen Internationale einzig dastand. Ausbau der Jugendorganisation zu fördern."( Die Spuren der belgischen Jugendbewegung reichen Partei und Gewerkschaft sprachen sich also mit aller zwar noch weiter, bis ins Jahr 1886 zurück, aber der sie Deutlichkeit für die selbständige Jugendorgani leitende Gedanke war ein grundverschiedener. In Belgien fation aus. Der gute Erfolg dieser Beschlüsse trat bald tauchte der Plan zur Gründung von Jugendorganisationen zutage. Der Parteivorstand und die Gewerkschaftskommission in dem Moment auf, als die Armee wieder einmal zum In Orten, in denen ein Zusammenarbeiten mit den sowie die einzelnen gewerkschaftlichen Zentralverbände be- Kampf gegen streikende Arbeiter kommandiert worden war Genossen stattfindet, ist es selbstverständlich, daß die Gewilligten für die Jugendorganisation Subventionen, die und eine Hungerrevolte wallonischer Proletarier ein blutiges nossinnen sich mit diesen baldigst über die Wahl einer Vertrauensmänner förderten sie nach besten Kräften. So Ende fand. Das erste Flugblatt der belgischen Jugend­Delegierten verständigen. Dort, wo die Verhältnisse nicht zählt der Verband der jugendlichen Arbeiter, der bei seiner bewegung redete nicht vom wirtschaftlichen Glend, sondern so günstig liegen, haben die Genofsinnen laut§ 11 Ab- Gründung im Jahre 1908 die 19 vorhandenen Jugend- vom 3wed des Militarismus und war an die Refruten ge­3 fatz 1 des Organisationsstatuts der sozialdemokratischen organisationen zusammenfaßte und zurzeit des letzten Partei- richtet.) Die Erfahrungen von mehr als einem Jahrzehnt Partei Deutschlands das Recht, in öffentlicher Frauen- tages 59 Zweigvereine besaß, heute 93 Organisationen, die haben gezeigt, daß die selbständige Jugendorganisation, versammlung nicht nur eigene Delegierte für die fich mit großer Geschwindigkeit mehren. In seinen Reihen wenn sie von den alten Parteigenossen unterstützt wird, Vortreffliches zu leisten vermag. Sie erscheint heute in Frauenkonferenz zu wählen, sondern auch für den find Lehrlinge aus mehr als 50 Berufen vereinigt. Formell ist die Stellung der Jugendorganisation in Oster- Österreich geradezu unentbehrlich und gehört zu den charakte­Parteitag. Wünschenswert ist es, daß die Dele reich dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Vereine gleich ristischen Erscheinungen der Klassenbewußten Arbeiterbewe­gierten zur Frauenkonferenz auch zugleich ein Mandat den Gewerkschaftsortsgruppen der Parteiorganisation gung. für den Parteitag erhalten. Seine Verhandlungs- des Ortes angegliedert sind, und der Verband der jugend­gegenstände sind insgesamt von größter Wichtigkeit für lichen Arbeiter" selbst der Gewerkschaftskommission Die Gewerkschaften betrachten sie zwar nicht als ein Quell­die proletarische Frauenwelt. Es sei nur daran erinnert, angehört, die ihm die Beiträge erlaffen hat, gleich gebiet, aus dem viele Mitglieder zu holen sind, aber als daß der Parteitag das letzte Wort in Sachen der Frauen wohl aber das ihm nach seiner Mitgliederzahl zukommende eine Schule für Funktionäre. Neben den Tausenden indif­organisation spricht. Angesichts der bevorstehenden Vertretungsrecht auf den Kongressen voll gewährt. ferenten Proletariern, die durch Streiks und Lohnbewegungen Da alle Gewerkschaftsblätter das Recht der Delegation zum in ihre Organisation eintreten, ohne zunächst selbst recht zu Entscheidungen, die von außerordentlich großer Bedeutung Parteitag haben, sind die Jugendlichen durch den Redakteur wissen, warum, erscheinen Hunderte oder doch Dußende aus für die Entwicklung der proletarischen Frauenbewegung ihres Verbandsorgans auch dort vertreten und können ihre der Jugendorganisation, die als geschulte Genossen in sein werden, ist es selbstverständlich, daß zahlreiche Ver- Wünsche selbst vorbringen. Grenzstreitigkeiten hat es in ihre Gewerkschaft kommen. Sie können gleich mithelfen, treterinnen der Genossinnen mit beraten und mit be- Osterreich nie gegeben. Die Jugendorganisation, die man um die anderen, deren Klassenbewußtsein noch nicht in so schließen sollten. Die Frage der Jugendorganisation als Lehrlingsgewerkschaft bezeichnen kann, kommt hohem Maße erweckt ist, der Gewerkschaft zu erhalten. In ift in hervorragender Weise eine Frage der Aufklärung den Berufsverbänden nirgends in die Quere. Sie wirbt dieser Beziehung hat die österreichische Jugendorganisation und Erziehung der proletarischen Mütter, und die Auf- nur männliche Lehrlinge, weshalb ihre Mitglieder zum aller- schon viel geleistet. Die Jugendsektion einer Gewerkschaft gaben, die sie stellt, können ohne weitgehende, zielklare größten Teil jünger als 18 Jahre sind, und gestattet ihnen kann nicht in der gleiche. Weise wirken. Sie erzieht vor Mitarbeit der Genossinnen nicht befriedigend gelöst nach ihrem Freispruch nur dann in der Jugendorganisation allem nicht Parteigenossen, sondern weckt unwillkürlich den werden. Als Arbeiterinnen, Arbeiterfrauen und Arbeiter sind. Ehe der Verband einen Zweigverein ins Leben ruft, dies eingepautt wird. Wenn Lehrlinge aus allen Berufen eiben, wenn sie auch Mitglieder ihrer Gewerkschaft Zunstgeist, der den Jugendlichen in den Fachschulen ohne­mütter haben die Proletarierinnen das höchste Interesse holt er immer das Gutachten der politischen oder einer ge- beisammen sind, wird das Klassenbewußtsein in allen leicht an der Sozialpolitik des Reichs; als Trägerinnen der werkschaftlichen Organisation des Ortes ein. Ohne deren lebendig. Die selbständige Jugendorganisation ist aber auch direkten und indirekten Steuerlaften wird ihr Leben ein- Bustimmung erfolgt die Gründung niemals. Damit ist jede sozusagen eine Ererzierschule für die Funktionäre der Ge­schneidend von einer Reichsfinanzreform berührt. Möglichkeit eines Konflikts in organisatorischer Beziehung werkschaften. Der Jugendliche wird dank ihr in die prak­Der Aufruf des Parteivorstandes wendet sich an die ge- aus der Welt geschafft. Ohne jeden Mißton, von allen tische Vereinsarbeit eingeweiht, so daß ihm der Mechanis­samte Genossenschaft, er gilt für die Genossinnen wie Parteis und Gewerkschaftsinstanzen gefördert und mannig- mus der Gewerkschaftsorganisation nichts Fremdes mehr ist. die Genossen. Möchten daher die Genossinnen überall fach begünstigt, entwickelt sich bie Rekrutenschule der Wenn die Jugendorganisation ſelbſt ſich auch den Gehr­dafür sorgen, daß dem ihnen zustehenden Rechte gemäß deutschösterreichischen Sozialdemokratie in der prächtigsten Weise.( In gleich eifriger Weise sorgt die tschechische ft auch an dem diesjährigen Parteitag als Delegierte Frauen Sozialdemokratie für die Erziehung der Jugend, deren Dr - teilnehmen, die in treuer Pflichterfüllung alle Arbeiten ganisation bereits 224 Gruppen umfaßt.) und Kämpfe der Sozialdemokratie teilen.

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Anträge zur Frauenkonferenz sind spätestens bis zum 31. Auguſt einzusenden. Erfolgte Wahlen von Delegierten sind der Unterzeichneten zu melden.

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Gewerkschaft und Partei haben Grund sie zu fördern.

lingsschutz angelegen sein läßt, so gewinnt der Jugendliche noch reichere Erfahrung und tieferen Einblick in die Dinge, mit denen er sich später als Parteigenosse befassen soll. In Österreich leisten die Jugendlichen manchen Wiener Das Mißtrauen, mit dem man anderwärts der Betäti- Bezirkes auf dem Gebiet des Lehrlingsschutzes gung der Jugendorganisation zusteht, ist freilich auch in mehr als alle staatlichen Gewerbeinspektoren Österreich einmal dagewesen, auch bei uns ist in früherer zusammengenommen. Die Gewerkschaften haben das Zeit die Meinung aufgetaucht, daß zur Erfüllung der den nie als Eingriff in ibre Rompetenz zurückgewiesen. Im