Nr. 18Die Gleichheit1652°eine stattliche Anzahl Genossinnen und auch Genossen eingefunden, um ein gutes Referat aus Frauenmund zu hören.In einer längeren Einleitung wies Genossin Duncker nach,wie die wirtschaftliche Entwicklung die Stellung der Frauvon Grund aus geändert habe, wie sie ihr zwar einesteilsneue Lasten auferlegt, andererseits aber auch ihren Gesichtskreis erweitert, sie freier und reifer gemacht habe. Der Sozialismus werde dies Werk der geistigen Befreiung der Frauvollenden, indem er sie zugleich wirtschaftlich frei macht,Mutterschaft und Beruf wieder in Einklang bringt. Aberdie Frau brauche nicht nur den Sozialismus, sondern derSozialismus brauche auch die Frau. Keine große Bewegunghabe bisher die Frauen entbehren können. Erst wenn dieFrauen gewonnen sind und Haus, Familie und Kindererziehung mit sozialistischem Geiste durchdringen, kann derSozialismus zum Siege gelangen. Reicher Beifall bewiesder Rednerin, daß sie den Anwesenden aus dem Herzen gesprochen hatte. Die Vorsitzende stattete der Referentin denDank für ihren Vortrag ab, und schloß, da keine Diskussionbeliebt wurde, die Versammlung. M. Seidel,Vertrauensperson Mannheim.Eine stark besuchte öffentliche Frauenversammlung inFrankfurt a. M. beschäftigte sich am 13. August mit derBedeutung des Nürnberger Parteitages. Genosse Wittrischbehandelte in seinem Referat besonders eingehend die Frageder Frauen- und der Jugendorganisation, als die beidenfür die Genossinnen wichtigsten Punkte. Er war derMeinung, daß die besonderen Interessengebiete der Fraueine besondere Behandlung und Agitation erheischen, ohnedaß deshalb eine eigene Organisation bestehen bleiben müsse.Betreffs der Jugendorganisatton betonte er, daß durch diehäusliche Erziehung der proletarischen Mutter eine außerordentlich wichtige Aufgabe zufällt. Eine jede müßte esals heilige Pflicht betrachten, willensstarke und selbständigeCharaktere zu erziehen, die mit dem Bewußtsein ihrerMenschenwürde erfüllt, in das Leben hinaustreten. Dannwird der Militarismus viel von seiner Macht und seinemSchrecken verlieren. Die Selbständigkeit der Jugendorgani-ation hält der Referent für notwendig, da jedes Gefühlder Bevormundung einengend wirkt. Die Verringerung derArbeitsruhe bei der diesjährigen Maifeier schreibt er mehrder wirtschaftlichen Krise, als dem Erlaß des VorstandesSu. Indem er die übrigen Punkte noch kurz behandelt,kommt er zum Schluß auch auf die Budgetbewilligung zuprechen. Obgleich er sie verwirft, hofft er, daß die FrageNicht zu langwierigen unangenehmen Debatten führen möge.Auf den Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion, an deri>ch die Genossinnen Schulze, Winklmann, Tesch und Rudolphbeteiligten. Erstere machte den Vorschlag, den organisiertenGenossen auf ein halbes Jahr die„Gleichheit" gratis zuzu-tellen, um deren Frauen als Parteimitglieder zu gewinnen.Eine Beseitigung der Maifeier wünscht sie unter keinenUmständen, damit die wertvolle Propaganda für den Acht-tundentag und den Völkerfrieden nicht verloren geht. Ge-wssln Rudolph hält den Antrag der Genossin Schulze fürUndurchführbar. Jeder Genosse sollte aus Interesse für dieSache seine Frau aufklären und ihr die„Gleichheit" abon-»ieren, da nur so Gewähr gegeben ist, daß sie auch diedotige Beachtung und Würdigung findet. Genossin Teschpricht sich für eine Aufhebung des Bildungsvereins unterBeibehaltung des alten Beitrages und obligatorischer Liefewng der„Gleichheit" aus. Alle Extravergünstigungen fürbie Frauen sollen nach dem Aufgehen in den sozialdemo-ratischen Verein fortsallen. Genossin Rudolph wünschterner auch Unterrichtsabende für die Frauen und gelegentlich besondere Versammlungen und stellt folgenden Antrag,ber einstimmig angenommen wird:„Die Frauenkonferenz»löge darauf hinwirken, daß die„Gleichheit" überall denleiblichen Parteimitgliedern obligatorisch geliefert wird.Dadurch erhält das Blatt eine starke Verbreitung, und dieAufklärung der Frauen und ihre Erziehung zu Genossinnengesichert." Als Delegierte zum Parteitag und zur Frauen-l�nferenz wurde Genossin Winklmann bestimmt.>l. k.Von den Organisationen. In Neumünster besteht!it Jahren eine Fraucnorganisation, die jetzt über 100 Mitllieder zählt. Ihre Aktionsfähigkeit könnte größer sein,-enn die Genossen, die im Partei- und Gewerkschaftslebenleitender Stelle stehen, ihre Frauen der Organisationicht vielfach fernhielten. Wie an anderen Orten, wurdenUch hier in ziemlich großen Zwischenräumen öffentlicheVersammlungen mit belehrenden Vorträgen abgehalten. Ume innigere Fühlung unter den Mitgliedern der losenauenorganisation herbeizuführen, gründeten die Ge-Akvssinnen einen Frauenbildungsverein. Dieser hielt� igelmäßige Mitgliederversammlungen ab; hier wurde denrauen Gelegenheit gegeben, ihre Meinungen rückhaltlostzszutauschen. Leider sind nicht immer die nötigen bilden-Ui Kräfte vorhanden gewesen, die den Meinungsaustausch> die rechten Bahnen zu lenken vermochten. Da nach Jn-Afttreten des neuen Reichsvereinsgesetzes sich der politischenOrganisation der Frauen nichts mehr in den Weg stellt,der hiesige Frauenbildungsverein überflüssig geworden.«e Mitglieder desselben(sie sind mit denen der losen'rganisation zum großen Teil identisch) sind sich nun nichttrüber einig, ob sie den Frauenbildungsverein auslösenk'er in einen Vergnügungsverein umgestalten wollen. Hoffent--h kommt es nicht zur Ausführung des letzteren Planes.«rgnügungsvereine gibt es in Hülle und Fülle; durch siewerden viele uns noch fernstehenden Frauen vom Besuch�serer Versammlungen abgehalten. Die Genosnnnen solltenre Kräfte nicht zersplittern, fondern sie ganz in den Dienstkr Organisation stellen, damit in der künftigen Manncr-Frauenorganisation die Zahl der weiblichen Organisierten�»eu der männlichen alsbald nicht mehr nachsteht. L. v.Jahresbericht der Vertrauensperson der Genossinneuvon Berlin. Ein erfreuliches Zeichen für die politischeMündigkeit der Frauen ist das stete Vorwärtsschreiten derproletarischen Frauenbewegung. Das verflossene Jahr, reichan Ereignissen von Bedeutung für das gesamte Proletariat,hat unter den Berliner Frauen ganz besonders ausrüttelndgewirtt. Die wirtschaftlichen und politischen Kämpfe, vereintmit der rührigen Aufklärungsarbeit der Genossinnen, habenmanche Frau, die uns bisher noch fremd und verständnislosgegenüberstand, der Partei zugeführt. Bei den Kämpfen, diedie Gewerkschaften führten, haben die Genossinnen gezeigt, was Solidarität vermag. Als die Bäckergesellenim Sommer 1907 im Lohnkampf standen, haben die Genossinnen mündlich wie auch durch die Presse ihre Mitschwestern zum solidarischen Verhalten mit den Kämpfendenaufgefordert. In 28 von den Vertrauenspersonen einberufenenVersammlungen lautete das Thema:„Der Bäckerboykott unddie Frauen." Unsere rednerisch tätigen Genossinnen habenin diesen überaus zahlreich besuchten Versammlungen mitreferiert. Indifferente sind erst durch die Veranstaltungen auf dietraurige Lage der Bäckergesellen aufmerksam gemacht worden.Die Aufforderung, Bäcker, die nicht die bescheidenen Forderungen der Gesellen anerkennen, zu boykottieren, wurde wirkungsvoll durchgeführt und hat den Sieg erringen helfen. DerErtrag der Tellersammlungen, in Summa etwas über tausendMark, wurde dem Bäckerverband überwiesen. Ein zweitesMal noch hatten die Genossinnen Gelegenheit, einer gewerkschaftlichen Organisation beizuspringen. Es waren die imWarenhaus Jandorf ausgesperrten Hausdiener, denen dieUnterstützung der Genossinnen gute Dienste leistete. Wollteman den Ausgesperrten helfen, so mußten in erster Linie dieKäufer von Jandorf ferngehalten werden. Hunderte von Frauenaus allen Wahlkreisen Berlins haben Handzettel, die aufden Boykott hinwiesen, vor und in den Jandorfschen Warenhäusern verteilt. Das wirkte, der Käufer wurden— namentlich in den Arbeitervierteln— von Tag zu Tag weniger.Die bekannte Schlauheit der Frauen hat der Polizei manchesSchnippchen geschlagen, die natürlich für das Kapital Parteiergriffen hatte. Trotzdem sind täglich zahlreiche Verhaftungenvon Frauen vorgekommen. Um ein Exempel zu statuierenhat man sogar eine Frau von nachmittags bis zum anderenMittag im Polizeipräsidium behalten. Jedoch auch hierdurchhat sich niemand abschrecken lassen. Trotz aller Mühen undUnannehmlichkeiten hielten die Genossinnen aus, bis nachzehn Tagen der Kampf mit einem Siege der Hausdienerendete. Die bis dahin von mancher Seite als ziemlich gegen:standslos betrachtete Frauenorganisation hatte sich bewährt.Als die Gelegenheit zum Handeln da war, hatte sie sich ihrerAufgabe gewachsen gezeigt.Es sollte nicht lange dauern, so wurden die Genossinnenzum erneuten Hervortreten gedrängt. Das geschah durch dieWahlrechtsbewegung. Die Forderung des allgemeinengleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für Preußengilt selbstverständlich— laut Programm— auch dem Frauen:Wahlrecht. In die Wahlrechtsbewegung attiv mit einzugreifen,war der Stolz der Genossinnen. Die Flammen der Begeisterung schlugen hoch, als es hieß:„Wir ziehen am Tageder Landtagseröffnnng vor das Abgeordnetenhaus, um denUnterdrückern der Volksrechte zu zeigen, daß auch die Frauenfür ihr Recht zu kämpfen gewillt sind." Unter den Demonstranten waren die Frauen zahlreich vertreten. In denWahlrechtsversammlungen waren die Frauen so zahlreichanwesend, wie niemals vorher. Auch am Sonntag derStraßendemonstrationen waren die Frauen dabei. Durchden Wahlrechtskampf ist die Zahl der organisiertenGenossinnen stark in die Höhe gegangen. Die unablässigeAgitation hat ihre Früchte getragen.— Angesichts der zahlreichen Versammlungen, welche die Genossen veranstaltetenwar es nicht möglich, noch viele Frauenversammlungen einzuberufen. Es sind deren außer den Versammlungen für dieBäcker elf gewesen. In einer sprach Genossin Luxemburgüber das Thema:„Was lehren uns die Reichstagswahlen?"Genosse Wurm referierte über:„Die Ziele der Sozialdemokratie." Genossin Baader behandelte die Dienstbotenfrage.Das Vereins- und Versammlungsrecht erörterte GenosseHeine. In drei Versammlungen sprach Genossi» Zetkin überdie Wahlrechtsfrage. Die Themata der übrigen Versammlungen hatten allgemeinen Charakter. Außerdem ist fast injeder Versammlung der Genossen— soweit es nicht WahlVereinsversammlungen waren— von Genossinnen zu denanwesenden Frauen gesprochen worden. So wurden denOrganisationen wieder und wieder neue Mitglieder zugeführt.Der Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse hataugenblicklich 1053 zahlende Mitglieder. Freiwillige Parteibeiträge zahlen 1591 Genossinnen, gegen 850 im Vorjahr.Auch die Leseabende haben sich gut entwickelt. Gegenwärtigbestehen in Berlin deren 15, die alle vierzehn Tage ihreÜbungen abhalten. Wie groß der Drang nach Wissen inproletarischen Frauenkreisen ist, geht am deutlichsten aus derAnzahl der Teilnehmerinnen hervor. Nahezu 550 Frauenkommen— verteilt auf die verschiedenen Leseabende— allevierzehn Tage zusammen. Erst wenn man bedenkt, wievielsozialisttsches Wissen an diesen Abenden den Frauen gegeben wird, und wenn man sieht, mit welchem Eifer dieGenossinnen lernen, kann man ermessen, wie wertvoll dieLeseabende sind. Die Genossinnen, welche an den Leseabendenteilnehmen, bilden die eigentlichen Kerntruppen der sozialistischen Frauenbewegung Berlins. Und gerade im letzten Jahrehaben die Teilnehmerinnen derselben sich ganz außerordentlich vermehrt. Die Einrichtung neuer Leseabende ist zu einemBedürfnis geworden. Im ersten, zweiten und dritten Kreisewar früher keine Vertrauensperson tätig, und demzufolgekonnte dort nicht so intensiv agitiert werden. Als im Oktober1907 die Kreise je eine Vertrauensperson erhielten, hat sichdie Zahl der organisierten Frauen in ihnen außerordentlichgehoben, zu den drei Leseabenden mußte noch ein viertereingerichtet werden. Auch im vierten Kreise ist dank derzwei neu hinzugewählten Vertrauenspersonen eine regereAgitation möglich geworden. Für die Dienstboten-bewegung ist unablässig agitiert worden. Die Genossinnenhaben einige öffentliche Dienstbotenversammlungen abgehaltenund für jede Versammlung des Dienstbotenvereins die Agitation betrieben. Zu der im November stattgefundenenaußerordentlichen Frauenkonfercnz, die sich ausschließlich mitder Dienstbotenbewegung beschäftigte, wurde eine Genossindelegiert. Eine Kinderschutzkommission ist von denGenossinnen konstituiert worden.An Broschüren wurden im vergangenen Jahre verkauft: Frauenwahlrecht 360 Stück, Frauenleiden und derenVerhütung 300, Berichte zu der internationalen Frauenkonferenz 80, Grundsätze und Forderungen der Sozialdemokratie 302, Bebel,„Die Frau und der Sozialismus" 130,Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft 75. Unentgeltlich wurden in einigen Leseabcnden15» Exemplare der Broschüre:„Welchen Wert hat die Bildung für die Arbeiterin?" vertellt. Für die„G leichh eit"wurde unablässig agitiert. Probenummern und Flugblättermit der Aufforderung zum Abonnement sind in Hundertenvon Exemplaren verteilt worden, und diese Arbeit hat ihreFrüchte in Form von zahlreichen neuen Abonnenten getragen. Die Frauenbewegung von Groß-Berlin hat auch imletzten Jahre einen festeren Zusammenschluß erhalten. Einheitlichkeit in Agitation und Organisation, ein innigeresZusammenarbeiten hatte bisher gefehlt, ist nun aber herbeigeführt worden und wird sicherlich der proletarischen Frauenbewegung wie der Gesamtpartei zum Vorteil gleichen. DieEinnahmen der Genossinnen betrugen 3787,31 Mk., die Ausgaben 3453,97 Mk.. so daß ein Kaffenbestand von 323,34 Ml.verblieben ist.Die Vertrauenspersonen der BerlinerGenossinnen.Von der proletarischen Frauenbewegung in Essen.Die Organisation der proletarischen Frauen in Essenwurde im Jahre 1904 ins Leben gerufen. Sie konnte mitRücksicht auf die vereinsgesetzlichen Schranken nur eine loseForm haben. Für den Kreis Essen wurden zunächst zweiVertrauenspersonen gewähtt, denen die Aufgabe zufiel, unterden proletarischen Frauen aufklärende Agitation zu treibenund Leserinnen für die„Gleichheit" zu gewinnen. DieAbonnentenzahl dieser betrug im ersten Tätigkeitsjahr nuretwa Ivo, 1905 350, 1906 600 und bei dem Abschluß desletzten Jahres 1000. Mit der Steigerung der Leserinnenzahl unseres Organs wuchs das Tätigkeitsfeld der Genossinnen, so daß zur Erleichterung der Geschäfte die Organisation in festere Formen gebracht werden mußte. Der Stadtkreis wurde in Botenbezirke eingeteill; für jeden Bezirkübernahm eine Genossin das Austragen der„Gleichheit"Im Landkreis wurde dieses System später ebenfalls durchgeführt. Den beiden Vertrauenspersonen war es nach derEinteilung in Bezirke leichter, die Agitation durch Versammlungen und Bezirksbesprechungen zu betreiben. Die fortschreitende Entwicklung der proletarischen Frauenbewegungin Essen lenkte bald die Aufmerksamteit der Behörden aufsich. Im Jahre 1906 wollte die Essener politische Polizeidurchaus aus der losen Organisation einen geschlossenenVerein konstruieren. Es fanden Haussuchungen bei denbeiden Vertrauenspersonen statt, die einem scharfen Verhörbei dem Untersuchungsrichter unterzogen wurden. Doch alleMühe war umsonst. Obwohl die Polizei einige Bücher,Marken und sonstiges Material beschlagnahmt hatte, wurdenach einigen Wochen das Verfahren eingestellt. Nach dieserAktion setzte die Agitation unter den Frauen erst recht lebhaft und mit größerem Erfolge als vorher ein. Seit dem1. Januar ds. Js. wurde nach dem Beispiel der Genossinnenanderer Wahlkreise am Niederrhein in fast allen Orten desKreises die Erhebung eines festen Parteibeitrags von 10 Pf.monatlich durchgeführt, vierzehntägig wird mit dem Abonnementsbetrag für die„Gleichheit", das 10 Pf. beträgt, einParteibeitrag von 5 Pf. erhoben, wofür eine Marke über15 Pf. auf eine Quittungskarte geklebt wird. Anfänglichwurde der neuen Organisationsform und der Erhebungeines festen Parteibeitrages von den Frauen keine großeSympathie entgegengebracht, doch allmählich hat sich derGedanke der Zentralisation mehr und mehr behauptet undFortschritte gemacht. Im letzten Halbjahr sind insgesamt7959 Marken zu 15 Pf. umgesetzt worden, etwa 700 Frauenunterstützen also im Essener Wahlkreise fortlaufend diePartei finanziell und bekunden dadurch ihre Zugehörigkeitzu ihr.Vericht der bayerischen Landesvertrauensperson.Die Früchte der Landes-Frauenkonferenz, die im Ottober 1907in Nürnberg stattgefunden hat, sind nicht ausgeblieben. Wennauch die rührige Agitation nicht immer den gewünschten Erfolgbrachte, so ist doch ein Fortschritt zu verzeichnen. In Bayernsind in 34 Orten weibliche Vertrauenspersonen tätig, diezum großen Teil neben dem Gatten für den Lebensunterhalt sorgen müssen. Um so höher ist es einzuschätzen, wenndie proletarische Frauenbewegung vorwärts geht. Seit Ottober sind in Hausham, Miesbach und Ingolstadt Vertrauenspersonen gewählt worden. In vier Orten legtendie Vertrauenspersonen ihr Amt nieder, einige wegenWegzug. Leider konnte bisher kein Ersatz geschafft werden,weil es an Kräften fehlt. Im großen und ganzen ist inBayern ein guter Stamm von Genossinnen herangebildetworden, die die Agitation und Organisation tüchtig fördern.Zur Anregung unterhält die Landesvertrauensperson einenlebhasten schriftlichen Verkehr mit den örtlichen Vertrauenspersonen; es wurden zirka 500 Briefe und Karten gewechselt.