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Die Gleichheit
Nr. 18
C
mit Stangen und Schwertern, thn zu fahen;
Es war immer heller geworden. Wir hatten die Ketten daran, während die ganze Soldatesta auf dem gerade Richtung verlassen und erklommen einen Hügel- Berg in Bewegung kam und an den diesseitigen Enden mained mzug, der ins Tal auslief und von wo sich eine freiere anpackte, die Sonne wieder in ihre Tiefe zu zwingen. Und sie zogen aus, als zu einem Mörder, Aussicht bot. Der Sturm hatte sich allmählich auch Wir lachten. Hohepriester, Schriftgelehrte und Bharifäer;... gelegt, als ob er sich genug damit getan, die Nacht ge- Aber immer neue Haufen rückten an, mit immer ( und er faß täglich im Tempel bet ihnen brochen zu haben. Die Sterne verglommen. Der Mond längeren Stangen und Leitern und Ketten. ... mich bünft: es war immer so! zu Betten verschwamm in der Tiefe, wie das weiße Segel eines Sie zerrten von den Berghängen große Wände herauf, Sokrates' wie zu Betten Jefu, zu Zeiten Galileis am Horizont hinabtauchenden Bootes. Es war fast Segelleinen oder was es war; Nebel?- fie zu ver wie zu Betten Luthers!... Jost Seyfried. frostig geworden und fühle Schauer rannen durch die hängen und darunter zu ersticken. Dämmerige Nacht lag über dem Land. Es war mild, Luft. In den Talbreiten zu unseren Füßen lag alles
unb lehrete fte.)
Nach Matthät 26, 45.
faft warm. Anfang Mai. Ein mächtiger Tausturm hatte fich erhoben und wogte seine Frühlingssehnsucht von den Bergen. Wie ein großer Osterchoral donnerte er über die Gräber und rief zur Auferstehung.
in schmutzigem Nebel wie tot, und an den Abhängen frochen und fletterten scheue Dunstflüge herum.
Vor unsjenseits, überm Tal, stand das Gebirge. Sein Gipfelgrat zeichnete sich in harter, scharfer Linie von dem silbergrauen, sich nach und nach mit leiſem Rot überhauchenden Grund des Himmels hinter ihm ab.
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Da bemerkte ich auf einem der Berghäupter drüben etwas herumkrabbeln schwarze Gestalten, Menschen, wirkliche Menschen, nur infolge der Entfernung faum viel größer als Gullivers Liliputaner, zwerghaft, wunderlich. Es sah närrisch aus. So närrisch, wie jemand all dergleichen vorkommen muß, der etwas nur sieht und nicht auch hört. So närrisch, wie einem Tauben viel Leicht unser ganzes Leben, das ganze Treiben der Welt erscheinen mag.
Die Wälder bogen sich und reckten sich und krachten unter seinem Rütteln; jahrhundertalte Eichen brachen zu Boden, und wie Rohr zerknickte vor ihm, was dürr und morsch war und keine Kraft mehr zum Frühling hatte. Nur was gesund und start und triebfähig, hielt ihm stand. In der Tiefe des Himmels zuckten wie verlöschenwollende Lichter die Sterne zwischen den zerrissenen und zerreißenden Wolfen, die er wie Flaum über uns Dahinfegte, lachend, als freue er sich, einmal aufräumen zu können mit allem, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst der Mond schien Sorge zu haben, über den Haufen geblasen zu werden und verkroch sich hinter zusammenftiebende Wolkenfetzen. Die Erde bebte unter seinem Donner; aber es war nicht das Beben der Furcht; es Der helle Himmel hinter dem Gebirge bildete den war das Beben der Freude, denn er brachte die Erfüllung weißen Vorhang, und wie in einem Schattenspiel hoben ihrer Sehnsucht. dasdfich die Kerlchen mit ihren Bewegungen gleich zierlichen Von den Hängen schwollen die Quellen mit lautem Silhouetten auf dem lichten Hintergrund ab. Geriesel und die fahle, jeden Augenblick wechselnde Beleuchtung überrann alles mit phantastisch- gespenstischem Leben.
Als ob ich in einem Marionettentheater säße und einer niedlichen Pantomime zusähe.
Ein richtiges Schattenspiel... der Nacht!
Der kleinen Kerlchen aber wurden immer mehr, wie mir schien, und als unter einem Windstoß der Nebel etwas verzog, erkannte ich, daß es darunter, in seinem Schutze, den ganzen Berg hinauf in hellen Haufen stand. Sie zappelten und fuchtelten mit den Armen in der Luft herum und liefen und rannten in seltsamer Haft und Unruhe hin und her.
Doch wie blauer Rauch zerrannen sie vor ihrem Licht. Und die Sonne stieg höher und höher über den Ge birgsgrat, ruhig, unbeirrt und unbekümmert, und blendete immer lichter in die Welt. Was wollten ihr diese Fliegen!?
Da griff die Feuerwehr in den Kampf ein; zwölf zwanzig Schläuche zugleich ergossen ihre Wasserstrahlen, von uns aus gesehen so dünn freilich wie Spinnweb faden... sie auszulöschen und über den Horizont hin s unterzuspritzen.
Es zischte ein wenig, das war alles.
Schon flammte die halbe Scheibe über den Kamm Da plötzlich begann ein feines, zirpendes Gefnatter, wie wenn Kinderpistölchen abgeschossen würden; die Lands knechte hatten mit ihren Donnerbüchsen losgelegt. Und von der seitwärts gelegenen Kulm krachte Kanonenfalve um Salve durch die majestätische Bergruhe.
Doch es zischte nicht einmal darauf. Ruhig und un bekümmert stieg die Sonne empor, höher und höher.
Immer neue Kettentaue aber wurden hinübergeschleu dert und von den Waghälsen drüben angepflockt. Immer neue Schübe fletterten hinüber mit Hämmern und Klam mern. Und an die diesseitigen Enden hängten sich ganze Knäuel, ihre Kraft und Stärke zu messen.
Da
siegten.
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mit einem Male war es doch, als ob fie & Die Sonne stand eine Spanne hoch über dem Gra und hing wie ein Fesselballon in dem eisernen Netz, mit dem die Kerlchen sie in wenig Minuten übersponnen hatten Sie war gefangen.
Von den Gehöften und Häusern, an denen unser Weg vorüberführte, standen dann und wann die Leute. Der Sturm hatte sie von ihrem Schlaf aufgejagt, denn das leichte Balkenwerk ihrer Behausungen erzitterte in allen Fugen unter seinen Stößen. Die Wetterhähne schrien von den Giebeln. Es pfiff und heulte. Türen und Fenster Dann schien plötzlich etwas los zu sein. Sie famen Ihr Aufatmen und Höherdrängen spulte nur ein paat sprangen auf und schlugen. Vom Dorf herüber klangen mit langen Stangen und Haken, mit mächtigen Winden, zu kurze Ketten ab, die in die Luft schnellten, die anderen die Glocken, angstvoll, dumpf, drohend, wie wenn.... Haspeln und Kettenrollen. Wieder andere schleppten sich zogen sich straff und straffer, aber sie hielten. Es gab Die Leute sagten: der Küster sei es nicht, der so läute! mit Leitern, die für ihre Größe ungeheuer waren, und einen sekundenlangen Stillstand. und blickten bleich und verstört, furchtsam und feig zum es begann auf allen Punkten eine fast fieberhafte GeHimmel; und die Weiber beteten: der jüngste Tag kommt! Die Welt geht unter! Herr Gott behüt' uns!... Nein, Mütterchen! Die Welt geht nicht unter! Noch lange nicht! Es wird nur endlich Frühling! Frühling! und wenn's noch so tobt! Frühling! ja!...
Und lachend zogen wir weiter und sangen und ließen uns den Tausturm in die Brust wogen. Wir waren ja gewohnt, im Sturm zu stehn! Und sangen und jauchzten: Frühlingwärts! Morgen- zu! Sonn'entgegen!
Sonn'entgegen! Frühlingssonn'entgegen! Das war es ja auch!
schäftigkeit. Die Erde wurde aufgegraben, der Felsgrund gesprengt und riesige Pflöcke darin verankert. Dann schmiedeten sie lange eiserne Ketten durch die Ringe und Drahtseile und Taue und verklammerten mit diesen wieder die großen Leitern, die sie heraufgeschleppt hatten.
Hinter dem Gebirgsstock aber wurde es immer heller und heller, wie brodelnder Gischt dampfte es ab und zu empor. Doch je heller es wurde, um so unruhiger und eiliger, um so aufgeregter wurde das Getrippel und Ge
arbeite der kleinen Schattenkerlchen.
Die schwarzen Männlein hatten gewonnen.
Und schon zerrte man wieder dicke Nebelwände von fr den Berghängen herauf, und schon fuhr man allerle je sonderbare, mächtige Maschinen herbei, die Gefettet be herabzuwinden, als es plöglich einen faum mertbarenbe leisen, zitternden Ruck tat, der goldene Lichtwellen übe br das Tal warf.
pr
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Sie war wieder frei; und alles, was noch gehalten di hatte bisher an Ketten, Klammern, Tauen, Seilen, Stricken zu Leitern, Stangen und Haken, riß durch wie Baumwoll faden, schnellte hoch und die ganze Soldatesta purzelt Ich unterschied nun eine ganze Armee von Lands- jählings über den Haufen und kollerte in die Abgründe de knechten mit Biken und Hellebarden, mit Morgensternen oder flog mitsamt ihren Ketten und Leitern und mitsam un Wir wollten die Sonne einmal aufgehen sehen, und und Donnerbüchsen. Sie hielten am Berg hinauf, in der ganzen schönen Verankerung kopsüber luſtig in die fü das Frühlingsdrängen in uns trieb uns ihr entgegen... verschiedene Fähnlein geteilt. Auf einer etwas tiefer ge- Luft. Gleich einem Aschenregen quirlte und rieselte ba mit der ganzen Luft unseres Hoffens, mit dem ganzen legenen Kulm war eine ganze Batterie von Mörsern und über den Berg und putte ihn sauber. Glauben unserer Jugend, mit der ganzen Jugend unseres Kanonen aufgefahren, als gelte es... Gott weiß was für eine Völkerschlacht. Ein paar, denen bangte und die Furcht überkam Die Leitern wurden aufgestellt und ragten senkrecht vor all den lebendig werdenden Baumstümpfen und Hohl- in die Luft, und die ganze Gratlinie stand voll von Leuten wegschatten, drehten um,„ da sie sich nicht erkälten wollten mit Stangen und Haken, so lang und schwer, daß es in dem sinnlosen Wetter," und verloren sich zurück in immer ein ganz Häuslein zugleich bedurfte, sie zu regieren. ihren trübseligen Alltag. Allmählich aber ahnte mir, was das alles bedeuten möchte. dag bin Ich lachte.
Glaubens!
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Wir anderen aber zogen weiter durch die prächtige Nacht und ihren jauchzenden Frühlingssturm und ließen uns, aufschauernd, sein Evangelium in die Seele donnern; das Evangelium des Morgenwerdens.
Weiter hinter uns in qualmigem Nebelbrüten lag die Stadt und alles Mauerumgebene, Enge, Beschränkte und Beschränkende, die ganze dumpfe Leere und Schwere hungriger Alltagspflicht und würgender Werktagsangst, und vor uns, um uns, frei und freudig, mauerlos, weit und offen, voll Lebensdrang und Sonntagsglauben die sternüberfladerte, sturmlodernde Erfüllung unserer Sehnsucht. Und wir sangen ihr Lied, das Lied des Morgens, das Lied der Sonne in den donnernden Sturm, und er trug es weiter über die Berge und von den Bergen in die Täler, und jauchzend rief das Echo es zurück.
Wir famen durch Ortschaften und Höfe. Die Nacht wächter fuhren aus ihrem Schlummer, stolperten uns nach mit ihren Laternen: still zu sein und die Ruhe der Dörfer nicht zu stören mit unserem törichten Gesang. Der Morgen käme von selber, ohne unser Geschrei. Borderhand aber sei es noch Nacht und wir sollten die Leute schlafen lassen. Schlaf sei etwas Heiliges!
Ja: Die Leute! Sie lagen und schliefen! Anstatt auf zu sein in Glauben und Freude, anstatt der Sonne entgegenzuwachen, mit der doch kommt, wovon sie träumen und wonach sie sich sehnen.
* Aus des Verfaffers prächtigem Sammelband Bon Alltag und Sonne". Berlin , F. Fontane& Co.
„ Nein, Mütterchen! Die Welt geht noch lange nicht unter! Keine Sorge! Es wird nur endlich Frühling!" Gott sei Dank!
Es wird nur endlich Tag!
Nach so langer, dumpfer Nacht!
wir lachten. Es war grausam Wir lachten. Es war grausam aber wir lachten S wie diese Sonnenstürmer in ganzen Klümpchen an ihren äu Stricken und Ketten zwischen Himmel und Erde zappelte no und wie tollgewordene Ameisen in Verzweiflung Todesangst an ihren Leitern auf und ab wuselten. 3 e helfen aber war doch nicht; und..
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Ein Teil der Unglücklichen suchte sich durch kühne die Abspringen zu retten. Es sah aus wie schwarze, in roun Feuer hüpfende Teufelchen!
Arme Schattenmännlein! Doch warum wagtet euch an die Sonne!
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Die anderen aber trug sie lächelnd höher und höher, bis in der steigenden Glut zuletzt auch die Kette tro schmolzen, die ihr noch überhingen und eine um andere in den Abgrund klirrte, hinter dem Gebirge, zu Stücken und Staub zersplitterte.
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Und wir stimmten das Lied der Erfüllung an, das Lied des Morgens, das Lied der Sonne und ihres Aufgangs... und es braufte wie Orgelflang durch die Stille, siegverheißend, jubelnd und jauchzend! Und frei und makellos glomm die Sonne in die Höhe Be Kühle Schauer rannen durch die Luft, während der in schweigender Glorie, groß und feierlich, heilig un G Himmel drüben sich mit roten Feuern überglutete, und herrlich, und loderte den Tag ins Tal und über unsere Schattenmännchen, gleich tagschenen dunklen Nacht- Welt, und mit dem Tag den Frühling und mit de all geisterchen, immer unruhiger, erregter und gestikulierender Frühling die Erfüllung. hin und her rannten.
Da: Ein blendender Blizz zuckt empor.
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mi Die Menschen schliefen noch drunten. Gleich scheu ber Verbrechern aber flüchteten die letzten Nebel und Schatt hel Mit purpurgoldener Flamme taucht der Sonnenball sich in ihre Schluchten und Klüste. Lerchen stiegen abie über die graue Kammlinie und strahlt ein loderndes den Gründen und jauchzten zum Himmel, und wir stand B Halleluja über die Welt. molesund jubelten ihnen zu und sangen das Lied des Morgen fa das Lied der Sonne und ihres Aufgangs, und es w ein Lied der Freude und ein Lied des Sieges.
Tag! Tag! Tag!
Und Frühling! Frühling!
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Im selben Augenblick aber schlugen die Kerlchen drüben die Widerhaken ihrer Stangen in den emporstrebenden Leis aber frug ich mich: ob es jedesmal so sei, we Bu Ball, um ihn festzulegen. Andere warfen die Leitern die Sonne aufgehe?! über ihn und fletterten mit flinkster Pioniergeschicklichkeit darauf hinüber. Sie rollten lange Seile und Taue Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Bettin( Bundel), Wilhelmshö hinter sich ab, rammten Pflöcke ein und verbaften ibre
Be
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