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Die Gleichheit
Nr. 19
Wir müssen hungern, und draußen lacht Das Korn in schwellender fülle. Ein fruchtgesättigtes Lachen geht Durch die sommerliche Stille.
Die Sense klingt und die Aehre fällt
Und schüttet Korn in den Schoß der Welt, Wir aber müssen hungern.
O
Wir grüßen dich an den Maschinen.
Auch der Bettler auf der Straße war ein rechter| aber nur nit der Spodiumbrenner aus der Kreisstad Mann; den Leuten mit dem Maul die Groschen aus d'erglengt, da gang's dir übel!
der Tasche langen, ist keine kleine Kunst. Freilich, am Ich überleg's noch, sollst h'naus oder nit? Aber ea Jahrmarkt, in der Tierhütte, da hat er einmal ein Untier is so a Hundsmüdigkeit über mich kämma, daß ich zum mit langem Rüssel gesehen, das machte auch das Kunst- tunten ang'fangt hab'. Und wie ich mich so ausstrec' stück, was aber der Groschen wert war, den es damals gespür' ich noch, daß sich an die Beiner was ansett, ni einem reichen Bauern aus der Tasche zog, das wußte anderst wie der Feuerschwamm an die Bäum'. es wohl nicht. Dann schlaf' ich wieder.
Ja ja, alle Leute, wie sie die Straße vor ihm vorbei
Wie ich munter werd', scheint die Sonn' in mein
du sonnige Zeit und du glühender Tag! liefen, waren ihm höheren Ranges, darum grüßte er fie, Truhen, rundum is die Erd' aufg'wühlt, als wie von und wenn sich ja einer dazu verstieg, ihm ein Almosen zu einer Million Mäus' und Maulwürf'; ich schau' mich an reichen, so fand er, daß die Menschen doch nicht so schlecht o Fix h'nein, da is derweil der Feuerschwamm rundum seien, als die Welt sie ausschreie, und er habe es ja sauber nachg'wachsen, ich bin a mordsauberer Bursch gewußt, die so in der Welt herumlaufen können, die word'n, ich heb' mich, ich guck' h'rum- alle Gruben hätten leicht schenken, der Hausgesessene sei der eigent sein leer! Jesses Maria, hab' ich dir' n jüngsten Tag liche Arme! verschlafen g'habt.
Mit den Lerchen jauchzt unseres Herzens Schlag, Indessen wir fronen und dienen. Unser Herz verglüht, unsere Lippe dort Und Leben und Sommer ziehen fort; Wir müssen weiter hungern.
O brause, mein Blut, trotz Rot und Plag, Eh' Leben und Sonne fich neigen. Wir wollen der Zeit ihre blutrote Schmach, Unfre perlenden Stirnen zeigen. Hineingegriffen mit starker faust, Wo die Aehren reifen, das Leben braust. Wir wollen nicht mehr hungern!
Wie alle Welt, so bekam auch der Steinklopferhanns, der jetzt, wie jeden Abend, an der Hütte vorbeiging, seinen Gruß. Das war auch einer von den Couragierten, die sich allein für sich zu leben getrauten, ohne nach den anderen Leuten zu fragen.
" Guten Abend, Steinklopferhanns."
Guten Abend, Franzl, ruck zu auf dein' Bankl und laß mich hersetzen, hab' heut rechtschaffen gehammert, hab' mich vielleicht bissel übernommen; wenn die Steiner gar
Die G'schicht vom jüngsten Tag. so hart von' nand' gehn, da klopf' ich wie wütig drauf
Aus den Märchen des Steinklopferhanns. Von Ludwig Anzengruber .
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los! Ein klein's wenig mag ich schon gern rasten." „ Na, fürs Sitzendürfen könnt'st schon was d'erzähl'n. Weißt niy?"
Ich war dir ganz verzagt.
Schau' in mein' Grub'n, sieh noch die schweren Hämmer nimm f' auf die Achsel, dent' mir, gilt's oder gilt's net schaust halt, wo du zum ewigen Leben dein Brot her nimmst; wann sie' s himmlische Jerusalem bauen, werden f wohl auch a Straßen hinführen, müßt's doch im Himmel mit' m Teufel zugehn, wann's da keine Steiner zum Klopfen gab'!
Wie ich noch so spintisier', kommen zwei Engerin
daherg'flog'n, fledern um mich herum. Dös war so sauber,
daß ich mein' guten Hamur wieder krieg' und sag': Na ös himmlisch's Geziefer, was pfmurrts mir denn um' n Kopf? Was wollts ös?
Sag'n f': Hanns, du sollst zum Gottvatern kommen. Sag' ich: Eh'nder muß ich mich doch a weng waschen und anziehn.
Sag'n s': Dös gibt's net unter die Selig'n. Sag' ich: Dös is unscheniert: aber ös werd's uns doch nit' s ewige Leben neiden, wann mir im Schmus d'ersticken, was nutzt uns die ganze Seligkeit?!
der
Sag'n s', ich soll keine Umständ' machen und mitkommen Einer packt meine Hammer und tragt mir f' nach und andere führt mich, und wir kommen zum Gottvatern Und wie er uns sieht, hebt der Gottvater die Hand mit den drei ausg'streckten Fingern in d'Höh', wie im Bild am Hochaltar, und sagt: Grüß dich Gott, Hanns! Sag' ich: Grüß dich Gott, Gottvater!
Abend war's geworden. Der Steinklopferhanns tat den letzten Schlag, warf die schweren Hämmer über die" Was fragst denn? Ich sollt' nix zum Verzähl'n Achsel und machte sich auf den Heimweg; durch das Dorf wissen? Ich? Na, tönnt' feiner mehr was verzähl'n, ging er nicht, aber an den letzten Häusern, die an der wenn ich net. Ich kauf'' n Schullehrer aus mit samt Straße lagen, mußte er vorüber. Die letzte Hütte sah seine Bücher. Er meint gleichwohl,' s wär' alles wahr gar armselig aus, und wenn ihr Inwohner, der Gruß- und verbrieft, was drin stund', aber mein' Seel', mein Franzl", wie jetzt nach Feierabend, vor derselben auf der letzt's Stäuberl Tabat, wie ich's jest in die Pfeif' stopf', hölzernen Bank saß, so sah dies wie ein gerechtfertigtes set' ich dageg'n, daß seine G'schichten nit a Haar besser Mißtrauen gegen das Gemäuer aus, das, statt Schutz sein als die mein', a bisserl was Austipfelt's, a Brocken zu verheißen, im Gegenteil durch seine Dachlücken mit Lug' und a Bröserl Wahrheit und fertig ist die Veraller Ungunst des Wetters im Bunde zu stehen schien zählung. Soll freilich, sagt der Schulmeister, alles vorzeit und mit seinen Sprüngen, Rissen und Senlungen sich passiert sein; na, wer hat's denn g'sehn, wie's da zuso bedrohlich ausnahm, als wollte es seinem Eigner die gangen is? Von uns keiner. Und dö von damal hab'n wenigen Atemzüge in der freien Luft noch gestatten, um auch keiner mehr g'sagt, als s' gewußt haben; is wohl dann nachts über ihm zusammenzustürzen. Ob er das auch viel Ausdentt's dabei, wie's hätt' sein können, wenn wohl recht übel genommen hätte?! man grad nit g'wußt hat, wie's g'wesen is? Der Müller No, sagt er, wie g'fallt dir denn die aufg'wärmte Welt? Er sah selbst verfallen und vom Wetter und Schicksal im Ort hat auch sein Jüngsten,' n Jakoberl, g'fragt, Sag' ich drauf: Lieber Gottvater, du mußt's für fein hart mitgenommen aus. Er hieß der Gruß- Franzl", wie er' s erst' Mal in der Kirch' war, was er g'sehn hat. vorlaute Red' nehmen, aber ich fenn' mich halt eben ba weil er im Gebrauch hatte, jedermann, der die Straße Sagt der: Ein' Menge steinerne und aufg'mal'ne Leut', noch nit aus. Die frühere Welt war auch kein schlecht's vorüberzog, er mochte ihm bekannt sein oder nicht, demütig vor dö man sich nix 3' reden' traut hat, und dann hab' Stück! Arbeit- Gott bewahr'a jeb's hat was drein mit abgenommener Müze zu grüßen; das sollen nun oft ich g'sehn, was wir ganz klein in der Kammer hab'n, g'funden, was ihm g'fallen hat, und die meisten hab'n Fremde mißverstanden haben, und sie ließen ein oder die großmächtig, ich hab's gleich d'erkennt, weißt, wie die g'meint, die Dirndl wär'n dir so viel gut g'raten. Aber andere landesübliche Münze in die vorgehaltene Müge zwei Leut' vom Baden kommen, und' s Vich hat ihnen a bissel Zeit hätt'st dir schon lassen können, was richt gleiten; die Leute im Dorfe sagen es dem„ Gruß- Franzl" derweil die Apfel vom Baum g'fressen.' Haha,' s war eins in sechs Tägen? Es war ja sein' g'friemte Sach nach, daß er sich nie die Mühe nahm, dieses Mißver- aber Adam und Eva im Paradies! Und der Bub' dö auf' n Tag hätt' fertig sein müssen! Ich hab' mich ständnis aufzuklären, sondern die kleine Gabe lieber in hat's g'sagt, wie's ihm expliziert word'n is, für' n Adam auch nit recht mit allem abfinden können- so tat ich seine Tasche schob. Neidische Leute! Er hatte recht, er und d'Eva war er' n Eltern noch 3' jung. dich rechtschaffen bitten, wann mir's etwa da auch wieder war ein höflicher Mensch und wollte den mitleidigen soll ich dir denn d'erzähl'n?" nit anstehen sollt, tu mir den G'fall'n und mach', daß Seelen die Verlegenheit ersparen, einen ehrlichen Arbeiter," Weißt, Hanns, was Trostreich's, wo gut drauf ich auch im ewig'n Leben wieder versterb'n kann. der seine artige Angewohnheit hatte, für einen Bettler 3' schlafen is." angesehen zu haben. Wie leicht hätten dann diese braven Leute auch bei wirklichen Bettlern nur dankend an den Hut greifen können, um nicht einen gleichen Verstoß wie bei ihm zu begehen?! Darum ließ er jegliche Aufklärung unter Wege. Ja, die leidige Aufklärung, sie war hier so beschämend für den Fürsten , wie abträglich für den Bettler! Da sein wir so alle nacheinander herg'leg'n, wir Toten, Er ließ großmütig die Welt in ihrem Irrtum. drunter und drüber, einschichtig, paarweis', z' dritt und
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No, was
So? So werd' ich dir halt d'erzähl'n, wie's mir am jüngsten Tag' gangen is."
" No, is doch nit schon der jüngste Tag vorbeig'west?" " Dös nit, aber traumt hat mer davon. Los' nur zu. Hab's noch kein'm erzählt:
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Räsonnierhannst, sagt der Gottvater und lacht, tu wie's d' willst. Ich hab's aber gleich gestern g'merkt, wie ich eng G'lump aufg'weckt hab', ös seids nit anderst word'n, wie's g'wesen seids; seid's noch alleweil nit g'scheit!
Mein Gott, sag' ich, hätt'st uns g'scheiter g'macht! Sagt er: Ja, glaubst, ich hab' mein' Allmacht g'stohl'n wollts ös gar niy dazu tun? In d' tausend und tausend Jahr schau' ich eng schon zu, und seid's noch alleweil fo Er war allerdings ein ehrlicher Arbeiter, er hatte 3' viert und wie sich's halt' troffen hat, ich weiß nit, dumm! Wöllts ös nit' leicht a ganz andere Welt und nichts als seine Hütte, die Felder ringsherum gehörten war'n's 3000 Jahr 2000 Jahr', sechs Wochen, oder ein' ganz andern Herrgott'n? Tauget grad zu euch! anderen, und wollte er von denselben etwas genießen, was für a Zeit war, nach mein'm Versterben, die aller- He, liegt da unten nit auch noch der Gruß- Franzl und so mußte er dieses fremde Eigentum bearbeiten helfen. ältesten, wie die jüngsten Toten führ'n kein' Kalender. schnarcht in jüngsten Tag h'nein? Na, dem is da auch Ah, das trug spottwenig ein, und es nahm den Menschen Auf einmal is mir, als wurd'' blasen- aber schon wie!' s Grüßen verspart! recht mit, an Kraft und auch an Mut.
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Lieber Gottvater, sag' ich, dös legt der nit ab. Herob'n trag'n wir keine Haub'n, sagt er. Da nimmt der ehender' n Kopf' abe, als er's ſein laßt! Ich kenn' ihn, sag' ich.
Du weißt noch, wie die böhmischen Musikanten bei uns Und so, mit der Zeit recht zaghaft geworden, auf war'n im Ort und sein ins G'meinwirtshaus in die klein' sich selbst gar wenig mehr bauend, hatte sich der„ Gruß- Gaststub'n kämma, wie da, so oft der kleine Dicke mit Franzl" angewöhnt, alle Welt zu grüßen; die um ihn der großen Blechblasen ang'hob'n hat, die Wänd' zum lebten und die er kannte, damit sie ihm freundlich bleiben zittern ang'fangt hab'n, just a so war's, tief bis in die Na, so sagt es der heiligen Veronika, sie soll ihm was und ihm nichts in den Weg legen möchten, und die Erd' h'nein hat sich alles' beutelt. zurichten für sein Kopf, lacht der Gottvater. Na, was Fremden, weil er die Leute gar sehr bewunderte, die so Na, du weißt, unsereins schind't sich gehörig, und man sag' ich denn, muß der nit sein Mützen hab'n, daß er in Geschäften oder zu ihrer Lust in aller Welt herum- hat sein g'fund's Stückt Schlaf. Na, so dent' ich mir, im ewigen Leben fortgrüßen kann, und dir muß ich wohl famen! Wie achtbar war ihm der Krämer mit der Krage is dös dumm, is g'wiß wieder so a Malefizball beim auch dein Pfeifen d'erlaub'n, daß d' doch meinst, du biſt auf dem Rücken, dem flinken Fuß- und dem noch flinkern Wirten im Dorf unten, daß man kein' Ruh' hat – und es!? Was half euch die g'scheiteste Welt? Jezt mach', Maulwert! Der Mann mußte Courage haben, daß er will mir die Aug'n reib'n heilige Mutter Anna, war daß d' h'nunter kommst zum Gruß- Franzl und sag' ihm, sich's getraute, so auf sich allein gestellt in der Welt das a Schrocken, wie ich mir mit die dürren Beiner in ich nehm' eng nix in libel auf, die andern, die sich's da hinzuleben. Dem Luftreisenden, der rüſtig den heitern die leeren Augen einifahr- und am ganzen Leib zum unten meist hab'n wohl sein lassen, die hab'n freilich a Bergen zuschritt, blickte er immer kopfschüttelnd nach; Scheppern anfang'!! Jessas, dent' ich, du bist ja vor leicht' Auferstehn g'habt, die war'n ausg'schlafen, ös habts wie gut mußte es so einem gehen, daß er in hellem längst verstorb'n- und hißt dürft etwa gar schon der aber auf Erden schwer gearbeit! Also sag' ihm, es macht Übermut nach den Höhen fletterte, wo der„ Gruß- Franzl" jüngste Tag sein. Wann ich nur g'schwind mein' Hosen nig, wenn er' n jüngsten Tag verschlaft, und im ewig'n doch froh war, wenn ihn diese„ Beschwer" nicht oft im zum H'neinschliefen bei der Hand, hätt'! So kannst Leb'n soll er auch sein' himmlische Müzen hab'n!- Jahr traf. Ja freilich, als Bub' hat es ihm oben gleich- doch nit unter die Leut' gehn! „ Da wär' ich recht froh," sagte der Gruß- Franz wohl gefallen, aber das ist lang her, seitdem ist so viel Ich tapp' h'rum, greif' aber nur dort und da ein' wann der Traum so ausging!" anders geworden, und da droben ist's immer gleich ge- Knopf von der Hosen, in derer sie mich vorzeit beig'setzt blieben, was war daran zu sehen? hab'n, und wo ich an mich ankomm', g'spür' ich's deutlich, ich muß ausschau'n wie der ang'mal'ne Tod an der
„ Warum sollt er nit? Gute Nacht!" Der Steinklopferhanns ging seiner Wege.
Aus engen Gassen", Gedichte von Otto Krille . Johann Kirchhofmauer. Brauchst gar kein G'wandstud, dent' ich verantwortlich für die Rebattion: Fr. Stara Bettin( Bundel), Wilhelmshobe
mir, hast ja eh' nix Unanständiges an dir, wenn dich