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Die Gleichheit

fich 9 Frauen befanden. Die Fraktion hat eine ganze Reihe von. Anträgen und Gefeßentwürfen zu wichtigen Fragen aus­gearbeitet. Es seien davon hervorgehoben die Anträge auf Schaffung eines neuen Bachtgesetzes in Finnland   ist die Agrarfrage brennend, auf Reform des Gemeindewahlrechts, der Arbeiterschutzgesetzgebung, der Arbeiterversicherung usw. Die Fraktion hat außerdem an den Arbeiten der verschiedenen parlamentarischen Kommissionen hervorragenden Anteil ge­nommen, und ihrer Arbeit mußte selbst von den bürgerlichen Gegnern Anerkennung gezollt werden. Daß sie so wenig Früchte trug, ist den traurigen politischen Verhältnissen in Finnland  , der zarischen Oberherrschaft und dem Widerstand der bürger­lichen Abgeordneten zuzuschreiben.

Nr. 1

Partei wünschte lebhaft, jetzt wieder an die Regierung zu fommen. Sie betrieb daher die Auflösung der Volksvertretung in der trügerischen Hoffnung, bei den Neuwahlen die Mehr­heit zu erlangen. Der angebliche Grund zur Auflösung des Landtags war, daß die Mehrheit der Volksvertreter an­läßlich der Interpellation über die Beziehungen Finnlands   zu Rußland   die Resolution der Sozialdemokratie angenommen hatte. Es folgte ein leidenschaftlich erregter und überaus kraftvoller Wahlkampf, welcher das Land mehr als zwei Monate in Atem hielt. Selbstverständlich beteiligten sich auch die Frauen mit großer Begeisterung und Aufopferung an dem Wahlkampf. Es gab bürgerliche Familien, wo Vater, Mutter wie auch die Studentenmüßen tragenden Töchter und Söhne sich Die 9 Genoffinnen, welche der sozialdemokratischen Fraktion auf Agitationstouren im Dienste der bürgerlichen Par­angehörten, haben sich natürlich an allen Arbeiten derselben teien befanden. Diese alle waren einig in der Be­und also auch an der Ausarbeitung der Anträge beteiligt. Kämpfung der Sozialdemokratie. Den rechten Flügel der Reaktion Als ihre Sonderaufgabe betrachteten sie es aber, sich mit bildeten und bilden die Frauen der altfinnischen Partei. einigen Spezialfragen des sozialen Lebens zu beschäftigen und In ihren Reden und Artikeln beschuldigen sie unablässig die im Parlament diesbezügliche Vorlagen einzubringen. Die Sozialdemokratie, sie wolle die Ehe auflösen, die Familie zer­wichtigsten davon forderten von den Kommunen die Errichtung stören, ein zügelloses Leben ermöglichen usw. Sehr charakte­von Erziehungsheimen für arme und schuhlose ristisch ist, was eine Anhängerin dieser Partei, Fräulein Kinder und die Schaffung einer staatlichen Mutterschafts- H. Käkikoski, die dem ersten Landtag angehörte und bei versicherung. Die Mutterschaftsversicherung sollte den den Neuwahlen wieder ins Parlament gelangte, vor der Schwangeren und Wöchnerinnen bei einer Entschädigung Einführung des allgemeinen Wahlrechts schrieb: Es zieme in der Höhe des vollen Lohnes eine 14 Wochen dauernde den Frauen nicht, zu fordern", sie müßten zufrieden sein. Arbeitsruhe sichern, und das 6 Wochen vor und 8 Wochen Sollten sie jedoch dieselben Rechte bekommen wie die Männer, nach der Niederkunft. Die Einkommensgrenze für den Genuß so würden nicht die besten Folgen eintreten. In einer der Versicherung war auf 2000 finnische Mark* jährlich in Ort großen Versammlung meinte sie, für den Anfang genüge schaften angesetzt, wo die Lebenshaltung teurer, und auf 1500 Mt. es, wenn die Frauen nur das allgemeine Wahlrecht erhielten, dort, wo sie billiger ist. Die Entschädigung sollte einem mittleren das passive Wahlrecht könne erst später gefordert werden. Eine Tageslohn entsprechen und in gleicher Höhe allen genuß  - andere Vertreterin der Altfinnen, Fräulein Alexandra von berechtigten Müttern ausgezahlt werden. Es ist bezeichnend, Griepenberg, die gleichfalls Landtagsabgeordnete ist, hat in daß die bürgerlichen Frauen die Anträge der Genossinnen der europäischen bürgerlichen Presse über finnische Verhältnisse energisch bekämpften. Sie erklärten, die geforderten Reformen häufig falsche Darstellungen gegeben. So schrieb sie zum Beis würden die unehelichen Geburten vermehren und also die spiel in dem englischen Blatt, English   Woman Rewiew" Sittlichkeit gefährden. Sie nannten sie Prämien auf die( Englische   Frauen- Revue), die weiblichen Landtagsabgeordneten Lasterhaftigkeit"! der Sozialdemokratie seien ungebildete Schneiderinnen, Fabrik­arbeiterinnen und Dienstmädchen, unfähig, die hohen Aufgaben einer Volksvertretung zu erfüllen! Sie sagte wörtlich: Diese Tatsache, daß wir in den wichtigsten Ausschüssen unserer Volts­vertretung, wie zum Beispiel im Ausschuß zur Ausarbeitung von Gesezentwürfen, eine Wäscherin als Mitarbeiterin haben, vermag den Ausländern zu erklären, welche unglaublichen Schwierigkeiten für uns Frauen das allgemeine Wahlrecht, namentlich aber der Umstand gebracht hat, daß wir mit dem aktiven zugleich auch das passive Wahlrecht erhielten. Was ich jedoch besonders beklagen muß, ist der Umstand, daß man bei der Wahl der Frauen nicht auf ihre Fähigkeiten in den speziellen Fragen Rücksicht genommen, sondern sie nur gewählt hat, weil sie Frauen waren, oder gar nur, um einen Platz zu be sehen! Das bezieht sich vorwiegend auf mehrere sozialdemo­kratische Landesvertreterinnen. Es ist ja unmöglich, daß sich eine Schneiderin in der Verfassungskommission oder eine Fabrik­arbeiterin in der Finanzkommission als eine berufene Sach­fennerin bewähren kann! Und wenn die Session des Landtags zu Ende geht, ist es kein Wunder, wenn die Wähler kommen und sagen: Nun haben die Frauen den Beweis erbracht, daß es feinen Sinn hat, sie in die Volksvertretung zu senden!" Selbstverständlich wäre die Sache anders gewesen, wenn wir Juristinnen in dem juridischen und Bankbeamtinnen im Finanz­ausschuß gehabt hätten."

Die Forderungen der Sozialdemokratie überhaupt stießen bei den bürgerlichen Abgeordneten auf harten Widerstand. Die Stellungnahme der bürgerlichen Parteien zu den geheischten Reformen war durch die Haltung des Senats und der hohen Beamten gegeben. Sie konnte den Forderungen der Sozial­demokratie nicht entsprechen. Wichtiger als die dringlichsten Reformen erschienen den bürgerlichen Politikern Erfundigungen darüber, wie die Stimmung der St. Petersburger   Regierungs­freise gegen Finnland   fei.

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Während der Session des Landtags, welcher der Auflösung verfiel, trat ein Wechsel in der Person des Generalgouverneurs ein, also der obersten Stellvertretung des Großfürsten von Finnland  ", das heißt des Baren. Herr v. Gerard, der die Zügel der Regierung seit der folgereichen Revolutionszeit von 1905 in der Hand gehabt hatte, mußte Generalleutnant Böck­mann, dem blutigen Pazifikator"( Friedensbringer) Kurlands ( 1905 bis 1906) Platz machen. Gerard hatte die Reaktion " unfühlbar", diplomatisch eingeleitet. Mit Erfolg war er be­müht gewesen, den konstitutionellen Senat( die ausübende Re­gierungsgewalt in Finnland  ) in reaktionäre Bahnen zu lenken. Nun fonnte eine andere Kreatur des zarischen Regiments an die Spize gestellt werden, eine Kreatur, der die Aufgabe zu fiel, die Reaktion mit rücksichtsloseren, roheren Mitteln weiter zuführen. Der Personenwechsel brachte manche Unstimmig feit" zwischen dem konstitutionellen Senat und der Kanzlei des Generalgouverneurs. Zu dem neuen Generalgouverneur wünschte man in Petersburg   auch einen neuen Senat, zu sammengesetzt aus bekannten reaktionären, der russischen  Bureaukratie ergebenen Persönlichkeiten. Die Gewalthaber wußten noch sehr gut, daß die nationalistisch- chauvinistisch flerifale Partei der Altfinnen dem Tyrannen Bobrikoff die willigsten Werkzeuge als Beamte geliefert hatte. Und diese

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Wir haben allen Grund zu der Annahme, daß auch die Reden, welche die Baronesse Griepenberg auf einer Reise in Schweden  , Österreich   und Ungarn   im Dienste der Gegner des allgemeinen Wahlrechts gehalten hat, in den bekannten Schluß­afford ausgeklungen sind: 3um allgemeinen Stimmrecht ist das Volk noch nicht reif." Es muß erwähnt werden, daß diese Gegnerin des allgemeinen Wahlrechts die Tochter eines ehemaligen Senators ist und auf Grund eines Gesetzes, shobadas den Töchtern solcher hohen Würdenträger bis zu ihrer * Eine finnische Mart ist gleich einem Frant. Versorgung", das heißt Verheiratung eine Pension auf Staats­