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Die Gleichheit
und die Zähne ausbeißen," sagte Herr Erzberger . Das mag zutreffen. Nichtsdestoweniger beginnt der Zentrumsturm Risse zu zeigen. Auch in den Domänen des Klerikalismus wird das Licht schließlich über die Dunkelheit siegen. Dafür bürgt uns die alles zersetzende und umwälzende Wirkung des Kapitalismus auf das Empfinden und Denfen der ausgebeuteten Massen und die aufopfernde Kleinarbeit unserer Parteigenossen in jenen Gegenden. Die Agitation, von der hier berichtet ward, ist nicht erfolglos geblieben. Sie brachte der Sozialdemokratie manch neues Mitglied und ihrer Presse manch neuen Abonnenten. Die„ Gleichheit" erhalten die weiblichen Mitglieder durch die Organisation, so daß auch der Leserkreis unserer Frauenzeitung gewachsen ist. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, ist unsere Losung für die Arbeit auf schwierigem Boden und überall sonst. Linchen Baumann.
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Das Parteisekretariat von Jena veranstaltete Agitationsversammlungen in folgenden Orten: Burgau - Jena , Fraureuth , Gafel= wig, Gommla , Kleinreinsdorf , Döhlau , Jena , Debschwih Gera, Zwößen und Pforten. Die Unterzeichnete referierte darin über folgende Themata:„ Die Gegner der Sozialdemokratie im Kampfe wider die sozialdemokratischen Forderungen auf dem Gebiet des Staats- und Gemeindewesens" und" Die Frau als Arbeiterin, Mutter und Staatsbürgerin". Trotz des ungünstigen Wetters Schneegestöber und strömender Regen waren die Versammlungen überall gut besucht. Besonders die Frauen und Mädchen waren zahlreich erschienen. In Debschwig wies die überfüllte Versammlung nur eine geringe Anzahl männlicher Besucher auf. Hier und da hatten sich auch Gegner eingefunden, doch hüteten sie sich wohlweislich, sich mit uns in sachliche Auseinandersetzungen einzulassen, hüllten sich vielmehr in beredtes Schweigen oder machten ihrem ohnmächtigen Zorn auf allerhand flegelhafte Weise Luft. So bedachte uns der gegnerische Turnverein in Gommla mit Fackelzug und Musik und umkreiste das Versammlungslokal mit Paufenund Trommelschlägen in der unverkennbaren Absicht, die Aufklärung des ausgebeuteten, arbeitenden Volkes zu stören. In Fraureuth geißelte der Vorsitzende des Textilarbeiterverbandes das Verhalten der Unternehmer dieser Gegend und forderte zu engerem Anschluß an die Organisation auf. Große Erregung herrscht hier über die jüngste Schröpfung der arbeitenden Bevölkerung. Wohlgesinnte Leute" waren von Haus zu Haus, von Tür zu Tür gegangen und hatten zum Bau eines Krüppelheims auch von den Armsten der Armen ein Scherflein gefordert. Erst nachträglich erfuhren aber die guten Fraureuther, daß der Ertrag der Sammlung nicht unmittelbar für eine solche Wohltätigkeitsanstalt bestimmt war. E3 wurde zunächst als Geschenk dem allergnädigsten Landesfürsten zu Füßen gelegt, mit dem das Vaterländchen gesegnet ist. Und dieser entdeckt dann sein gutes Herz und überweist der Bestimmung gemäß das Geld für die Errichtung des Krüppelheims. Die Landestinder müssen also blechen, damit der„ arme" Landesvater sich als Wohltäter aufspielen tann. So kommt der Landesherr zu billigem Ruhm. Als dieser Unfug in der Versammlung festgenagelt wurde, machten die anwesenden Arbeiter und Arbeiterinnen ihrem Unwillen auf recht fräftige Weise Lust. Wenn sich wieder eener mal zeigt, den schmeißen mer' naus", ertönte es hier und da im örtlichen Dialekt. In Jena gestaltete sich die Versammlung zu einer Siegesfeier, als das Resultat der Stadtverordnetenwahlen- es wurden sieben Genossen gewählt bekannt gemacht wurde. Eine feierliche Stimmung erhielten die Versammlungen, wenn sie, wie es an manchen Orten der Fall war, von den Gesangvereinen mit Gesang eröffnet und wieder geschlossen wurden. Neue Mitglieder der Parteiorganisation, neue Leser der Arbeiterpresse waren überall das erfreuliche Resultat der Agitation. Marie Wackwitz .
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Vier Arbeiterinnenversammlungen fanden furz vor Weih nachten in Nürnberg statt. Genossin Grünberg behandelte in ihnen das Thema:" Weihnachten im Zeichen der Teuerung". Die Referentin wies eingehend nach, wie die Zölle und indirekten Steuern alle Lebensmittel, allen Lebensbedarf verteuern und gerade die arbeitende Bevölkerung am schwersten belasten. Sie zeigte dabei, daß das nämliche Zentrum, dessen Agitatoren zur Weihnachtszeit von den Kanzeln verkünden:„ Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen", mit die Hauptschuld daran trägt, daß die Taschen der Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen durch indirekte Abgaben ausgeplündert werden. Welche ungeheuren Summen pfennigund markweise auf diese Weise dem werttätigen Volke geraubt werden rund 4 Milliarden, noch ehe die neue Schröpfung von 500 Millionen erfolgte, das belegte Genossin Grünberg durch reichhaltiges Zahlenmaterial im einzelnen. Weil diese Politik, so schlußfolgerte sie weiter, in das Portemonnaie, den Kochtopf der Frauen hineingreift, so müssen diese sich auch um die Politit fümmern und Einfluß auf sie nehmen. Ist die arbeitende Frauen
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welt weniger unwissend, so wird eine so schamlose Politik der Stockprügel auf den Magen des Volkes zur Unmöglichkeit. Die Referentin beschäftigte sich dann mit der Frage, ob den verteuerten Lebenskosten entsprechende Lohnaufbesserungen gegenüberſtänden. Reineswegs, so lautete die Antwort. Lohnabzüge, Arbeitslosigkeit, die Ankündigung, daß nach Weihnachten ausgesetzt werden müsse, sind infolge des flauen Geschäftsganges an der Tagesordnung. Die Unternehmer wälzen seine Wirkungen auf die Arbeiter ab und ganz besonders auf die Arbeiterinnen, weil diese schlechter als ihre Berufsgenossen organisiert sind. Die Verteuerung des Lebens bedarfes zwingt die Arbeiterinnen, sich zusammenzuschließen, um den Herren Kapitalisten höhere Löhne abtrogen zu können. Beitritt zu den Gewerkschaftsverbänden ist ihre Pflicht, muß die Antwort auf den Steuerraub sein. In der Diskussion wurde besonders auf die schlechten Löhne der Arbeiterinnen in den Stein- und Buchdruckereien sowie in den Buchbindereien verwiesen, wo die Organisation des weiblichen Personals noch viel zu wünschen übrig läßt. Die Versammlungen waren insgesamt von 1100 Personen besucht, eine Ziffer, die höher sein tönnte, wenn zwei der Veranstaltungen noch besser besucht gewesen wären. Alle vier Versammlungen wurden von Genoffin Reckling geleitet, die sie mit der Aufforderung schloß, unermüdlich für die Ausdehnung und Stärkung der Organisationen des kämpfenden Proletariats tätig zu sein, um bessere Lebensverhältnisse und Freiheit zu erringen. H. G. Agitation im Kreis Niederbarnim. Auf Veranlassung des Parteijekretärs von Niederbarnim , des Genossen Bühler, fand fürzlich eine planmäßige Agitation unter dem weiblichen Proletariat des ganzen Kreises statt, um es für die Parteiorganisation zu ge winnen und zu veranlassen, unsere Parteipreffe zu abonnieren. Versammlungen waren einberufen in Karlshorst , Reinidendorf- Ost, Tegel , Friedrichsfelde , Schöneiche , Mahlsdorf , Wilhelmsruh , Borsigwalde , Weißensee, ReinickendorfWest, Stralau, Bernau , Hermsdorf , Pantow, Oranien burg, Friedrichshagen , Lichtenberg , Ertner und Oberschönweide. Die Genossinnen Lungwiß und Ziez referierten in fast allen diesen Orten, die Genossinnen Kähler und Schulte sprachen in je einer Versammlung. In allen Versammlungen wurde das Thema behandelt:„ Die neuen Steuern und ihre Einwirkung auf die Arbeiterschaft". Überall, wo die Vorbereitung der Versammlungen eine gute und sorgfältige gewesen war, erfreuten sich diese eines sehr guten Besuchs und Erfolgs. So wurden zum Beispiel in Oberschönweide der Partei 107 Mitglieder und der " Gleichheit" eine Anzahl Abonnenten gewonnen. In Bernau traten 35, in Stralau ebensoviel Personen dem sozialdemokratischen Verein bei, sogar in Oranienburg wurden 31 Aufnahmen erzielt, während in dem volfreichen Lichtenberg nur 19 Personen der politischen Organisation zugeführt wurden, weil es leider an der Vorarbeit fast vollständig gefehlt hatte. Im ganzen brachte uns die Agitation 374 Parteimitglieder und eine ganze Anzahl Abonnenten auf die„ Gleichheit" und den„ Vorwärts".
Luise Zieg.
In einer überfüllten Versammlung des sechsten Berliner Wahlkreises, in der Genossin Zietz über die„ Finanzreform" referierte, wurden der Partei 75 neue Mitglieder zugeführt. In Nehesdorf bei Finsterwalde entschlossen sich nach einem Referat der Genossin Zieg über die Steuerwirtschaft des Reiches 60 Perfonen, Mitglieder der politischen Organisation zu werden. In diesen Versammlungen ward gleichzeitig Propaganda für die örtliche Parteipresse und die„ Gleichheit" gemacht, und überall wurden Abonnenten L. Z. dafür gewonnen.
In einer öffentlichen Frauenversammlung zu Breslau , die vom Gewerkschaftskartell einberufen worden war, erstattete Genoffin Ihrer ein tatsachenreiches, fesselndes Referat über„ Die neuen Schutzbestimmungen für Arbeiterinnen". Die Versammlung diente zugleich der Forderung des Frauenwahlrechts zu den Gewerbe- und Kaufmannsgerichten, die von der Referentin überzeugend begründet wurde. Im ersten Teile ihres wirksamen Vortrags bewies Genoffin Ihrer schlagend, unter Bezugnahme auf die vorliegenden praktischen Erfahrungen, daß die gesetzlichen Vorschriften zum Schuße der Arbeiterinnen vielfach nur papierenen Wert haben, solange die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht selbst mit Hilfe der Organisation ihre Durchführung fontrollieren. Sie schlug vor, auch in Breslau nach dem Muster anderer Industrieorte eine Beschwerdekommission einzusehen, die die Klagen der Arbeiterinnen über Nichtbeachtung der Schutzvorschriften emp fängt und der Gewerbeinspektion übermittelt. Die Versammlung dantte mit lebhaftem Beifall für das Referat, stimmte dem erwähnten Vorschlag zu und wählte sofort die Mitglieder der Beschwerdekommission. Diese besteht aus den Genossinnen Seibold,