Nr. 9
20. Jahrgang
Die Gleichheit
Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder
Die Gleichheit erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die poft vierteljährlich obne Bestellgelb 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jabres- Abonnement 2,60 Mart.
Inhaltsverzeichnis.
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Bur Frauenkonferenz. I. Von Käte Dunder II. Von Helene Grünberg . Vom Haushalt der Arbeiterfamilien. II. Von gh. Deutschland im Jahre 1909. II. Von H. B. Die Frauenrechtsforderungen im Einigungsprogramm der Linksliberalen.- Bürgerliche und proletarische Mitleidsmoral. Von Otto Albrecht. Das Nachspiel des Mansfelder Bergarbeiterstreits vor dem Gericht. Von ed. Vom Kampf der New Yorker Blusennäherinnen. Von ed. Aus der Bewegung: Von der Agitation.- Das politische Erwachen der Frauen im Mansfelder Bergrevier . Jahresbericht der sozialdemo fratischen Frauenorganisation in Offenbach . Von der Dresdener Rinderschutzkommission. Politische Rundschau. Von H. B. Gewerkschaftliche Rundschau. Zur Tarifbewegung in der Holzindustrie.- Tarifbewegung des Verbandes der Buch- und Steindruckereihilfsarbeiter und -arbeiterinnen. Von Gert.
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Notizenteil: Dienstbotenfrage. Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.- Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Frauenstimmrecht.- Die Frau in öffentlichen Aemtern. Verschiedenes.
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Zur Frauenkonferenz.
I.
Daß überhaupt die Frage aufgerollt wird, ob in diesem Jahre eine Frauenkonferenz stattfinden soll oder nicht, wird viele, wenn nicht die meisten Genossinnen überraschen. Der Brauch, alle zwei Jahre dem Parteitag eine solche Konferenz vorangehen zu lassen, hat sich seit einem Jahrzehnt eingebürgert und ist so gewissermaßen ein Faktor geworden, mit dem man ohne weiteres rechnet. Nun führt zwar der Leitartikel in Nr. 8 der„ Gleichheit" aus, daß die bisherige Gepflogenheit allein noch kein Grund sei, ihr auch dieses Jahr zu folgen. Das mag ja gewiß richtig sein. Besser wäre es aber meines Erachtens, die allzweijährlichen Frauenkonferenzen gehörten nach gerade genau so gut zum eisernen Bestand" der Partei wie bie alljährlichen Parteitage. Gehen wir einmal von diesem Brauch ab, dann werden sich sofort die Stimmen derer mehren, die die Frauenkonferenzen ohne Berücksichtigung ihrer besonderen Aufgaben und der durch sie bewirkten Entlastung der Parteitage in das Reich der berühmten Extrawurst verweisen möchten. Außerdem ist in verschiedenen Parteiorten bei den Vereinbarungen über weibliche Delegationen" von vornherein mit dem zweijährigen Turnus der Frauenkonferenzen gerechnet
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worden.
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Neben diesen rein äußerlichen Gründen sprechen aber auch wichtige sachliche für die Abhaltung einer Frauenkonferenz. Wie steht es zum Beispiel mit dem Arbeitsfeld dieser Konferenzen? Hat es sich nicht von einem Male zum anderen so vergrößert, daß aus der eintägigen Tagung eine anderthalb und zweitägige geworden ist? Sind wir nicht in Nürnberg nur dadurch mit der Tagesordnung fertig geworden, daß wir die Diskussionen aufs äußerste beschränkt haben? Wie wollten wir erst die Arbeit bewältigen nach einer dreijährigen Pause? All das, was auf der nächsten Frauenkonferenz erörtert werden sollte, nochmals aufzuzählen, erscheint nach der ausführlichen Besprechung in der vorigen Nummer überflüssig. Nur einen
Buschriften an die Redaktion der Gleichbett find zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshöhe, Poft Degerloch bet Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart , Furtbach- Straße 12.
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Wunsch möchte ich aussprechen: Die Tagesordnung möge nicht wieder so sehr überlastet werden, daß die Diskussion gar nicht zur Geltung kommen kann; statt der zahlreichen langen, prinzipiellen Referate, die sonst fast ausschließlich die Tagung ausgefüllt haben, möge einmal die Praxis erörtert und diskutiert werden. Nicht als ob ich den Wert jener Referate unterschätzte sie waren sehr notwendig, um zunächst einmal Anregungen zu geben und die Richtlinien für unsere Tätigkeit festzulegen. Aber nun sollte einmal geprüft werden, was auf Grund jener Baupläne an praktischer Arbeit geleistet worden ist. Ich will dies an einem Beispiel erläutern. 1904 ist ein Referat über Kinderschuh ge halten worden. Eine ganze Reihe von Resolutionen haben es seither den Genossinnen zur Pflicht gemacht, an der Durchführung des Kinderschutzes mitzuarbeiten. Was ist bisher auf diesem Gebiet geschehen? In etwa einem halben Dutzend Großstädten sind Kinderschutzkommissionen gegründet worden, von denen einzelne gewiß recht Anerkennungswertes geleistet haben. Aber das ist doch erst ein Tropfen auf einen heißen Stein! Auch in allen anderen größeren Parteiorten müßte die Gründung solcher Kommissionen in die Wege geleitet werden. Zu diesem Zwecke sollten Genossinnen aus den Orten, wo Kinderschußkommissionen bestehen, furz über Entstehung, Einrichtung und bisherige Leistungen dieser Veranstaltungen Bericht erstatten, um so den Genossinnen anderwärts praktisch den Weg zu ähnlicher Arbeit zu weisen. Dasselbe gilt auch von anderen Institutionen, die sich die Genofsinnen bisher geschaffen haben, so von den Arbeiterinnenbeschwerdekommissionen, von den Disfussions- und Leseabenden usw. Mit einem Worte: die nächste Frauenkonferenz möge einmal der gründlichen Diskussion der praktischen Arbeit" gewidmet werden.
Jedenfalls aber sollten allenthalben die Genossinnen schleunigst Besprechungen darüber veranstalten, ob dies Jahr eine Frauenkonferenz stattfinden soll und womit sie sich hauptsächlich zu beschäftigen hat. An der Entscheidung über Einberufung und Tagesordnung derartiger Konferenzen mitzuwirken, haben alle Genosfinnen das Recht und die Pflicht. Dafür sind wir eine demokratische Partei. Käte Dunder.
II.
Sind Frauenkonferenzen noch notwendig, nachdem das Vereinsgesetz die Schranken weggeräumt hat, die uns bis dahin künstlich von der Parteiorganisation trennten? Diese Frage tann wohl von allen tätigen Genossinnen kurzerhand bejaht werden. Die Parteitage, die mit den vielerlei Tagesaufgaben der Sozialdemokratie und mit Fragen der allgemeinen Theorie und Taktik mehr als ausgefüllt sind, werden faum Zeit haben, eingehend die ver schiedenen Seiten der Frauenfrage zu erörtern, die für die Intereffen der Proletarierinnen und damit für die Arbeit der Ge nofsinnen in Betracht kommen. Die Behauptung: für uns gibt es teine Frauenfrage, weil die Frauen in der Partei gleichberechtigt sind, besagt nichts dagegen, sie wird für jeden Einsichtigen zur Redensart, sobald wir die Lebensverhältnisse des weiblichen Prole tariats, die soziale Stellung des weiblichen Geschlechts überhaupt untersuchen. Nur ein Beispiel: Während die Männer nicht Beschränkungen zugunsten des Geldsacks vorliegen Wahlrecht zu allen Voltsvertretungen, zu allen öffentlichen Körper
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sofern
bas