Nr. 12

Die Gleichheit

Frau des Volkes daran mahnen, welche wichtige Kraft sie als Kämpferin im politischen wie im wirtschaftlichen Leben sein könne. Sie müsse sich im Kampfe gegen Volksausbeutung und Volksunter­drückung an die Seite des Mannes stellen. Der Vortrag schloß mit der Aufforderung an die Versammelten, fleißig neue Partei­mitglieder un. Leserinnen der Parteipresse zu werben. Lebhafter Beifall bekundete wie die spätere Diskussion die Zustimmung mit den Darlegungen der Referentin. Die Versammlung beschloß, daß jeden zweiten und vierten Montag im Monat Diskussionsabende stattfinden sollten. Zunächst wird an ihnen das Parteiprogramm und das Organisationsstatut erörtert werden. Die Vorsitzende schloß die Versammlung mit der Mahnung zu fleißigem Besuch der Ver­anstaltungen zur Aufklärung der Frauen und mit der Erwartung, daß die Genossen die einschlägigen Bestrebungen bestens unterstützen M. H.

werden.

Von der Agitation. In Brandenburg a. H. fand kürzlich eine von über 400 Frauen besuchte Versammlung statt, in der Ge­nofsin Wurm Berlin über: Die Frau im politischen Kampfe" referierte. Wirkungsvoll legte die Rednerin dar, daß die Frau sich nicht länger ergeben in ihre zweifache Rechtlosigkeit im wirtschaft­lichen und politischen Leben fügen dürfe, daß sie Kämpferin für ihr Recht und das ihrer Klasse werden müsse. Von ihr wie von den Diskussionsrednerinnen wurde mehrfach darauf hingewiesen, daß die ,, Gleichheit" unbedingt von allen proletarischen Frauen ge­lesen werden müßte. Der greifbare Erfolg der Versammlung waren 70 Aufnahmen von Frauen in den sozialdemokratischen Wahl­verein. A. Stroinsti.

Kürzlich veranstaltete die Parteileitung des Zeiger Wahlkreises zur Agitation unter den Frauen eine Anzahl öffentliche Versamm­lungen. In Haynsburg , Trebnih, Döberis, Faitenhain, Zeiz, Wildschüz, Wähliz, Zipsendorf, Bergisdorf, Weißenfels , Theißen , Kreuzschen, Staschwig, Kayna und Rehmsdorf referierte die Genossin Bollmann über das Thema: Die Arbeiterfrauen im Kampfe um Brot und Recht". Mit zwei Ausnahmen waren die Versammlungen sehr gut besucht. Aufmerk­fam folgten die Erschienenen den Ausführungen, die ihnen Mittel und Wege zeigen sollten, ein auskömmliches Brot und politische Gleichberechtigung zu erringen, als Vorstufe der fünftigen vollen Befreiung. In vielen Familien des Kreises muß Schmalhans Küchen­meister sein, da die Männer, Bergarbeiter im Braunkohlenbau, in der Woche zwei bis drei Feierschichten haben, so daß ihr Verdienst ost nur die Hälfte der sonstigen Höhe erreicht. Die Frauen haben jedoch erkannt, daß es falsche Sparsamkeit wäre, wenn sie den Beitrag für die Partei scheuen würden. So wurden viele Mit­glieder für die Partei und eine Anzahl Abonnenten auf die Gleich­heit" gewonnen. Der Sozialismus marschiert!

M. B.

In Klötze , Salzwedel und Althaldensleben behandelte Ge­nossin Bollmann in öffentlichen Frauenversammlungen das Thema: ,, Die Frau im wirtschaftlichen und politischen Leben". Die Agitation in Klöße wird dadurch sehr erschwert, daß kein Wirt den Arbeitern sein Lotal zur Verfügung stellt. Die Zusammenkünfte müssen in den Wohnungen der Genossen stattfinden. Abhilfe fann nur geschaffen werden, wenn die Arbeiterschaft bei festlichen Veranstaltungen die Lokale so lange meidet, bis ihre Inhaber es ihr nicht mehr wehren, dort auch über ihre Interessen zu beraten. In Salzwedel und Althaldensleben waren die Säle bis auf den letzten Platz ge= füllt. Eine freudige und begeisterte Stimmung wirkte noch von den Wahlrechtsdemonstrationen nach, die am Sonntag vorher statt gefunden hatten. Sie äußerte sich in zahlreichen Beitrittserklärungen zur Partei.

M. B.

Vom Wahlrechtskampf in Preußen. In drei überfüllten Versammlungen haben die Frauen des sechsten Berliner Wahlkreises Stellung genommen zu dem Wechselbalg der " Wahlrechtsreform". Genossin Zieg geißelte die preußische Reaktion, die nicht zum wenigsten in der preußischen Dreiflassenschmach zum Ausdruck kommt; sie schilderte den bisherigen Verlauf unseres Wahl­rechtstampfes und übte scharfe Kritik an der Wahlrechtsvorlage. Der geplanten Verböserung des elenden Wahlrechts stellte sie die Forderungen der Sozialdemokratie gegenüber, die Frauen aufrufend, in den Reihen der Sozialdemokratie mit Energie und Leidenschaft für die Durchsetzung unserer Forderungen zu kämpfen. 185 Frauen traten in den drei Versammlungen der Partei bei. Die Genossinnen Lohse, Schmidt und andere beteiligten sich in überaus geschickter Weise an der Debatte. Ebenso trefflich walteten die Leiterinnen der Versammlungen ihres Amtes, sowie jene Genofsinnen, die Aufnahmen und Abonnementsanmeldungen entgegennahmen. Die Empörung über die Behandlung der Rechtlosen Preußens weckt ungemein viel Indifferente und löst Kräfte aus, die bisher schlummerten. L. Z.

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In einer imposanten Volksversammlung in Berlin im Bezirk Moabit referierte Genossin Zetkin über: Unsere Aufgaben im Wahlrechtstampf". Die Jugendlichen eröffneten die Versammlung stimmungsvoll mit dem Gesang der Internationale. Nach einer scharfen Kritik der Wahlrechtsvorlage umriß die Rednerin die ge­schichtliche Situation, in der die Wahlrechtsfrage vor das preußische, das gesamte deutsche Proletariat tritt. Aus dieser Situation leitete sie die Notwendigkeit her, für die volle Demokratie einzutreten, die außer den sozialdemokratischen Wahlrechtsforderungen auch die Republit in sich begreift, und alle Kampfmittel zu gebrauchen, die sich aus der proletarischen Klassenlage ergeben und mit Erfolg an­gewendet werden können oder unter dem Zwange der Verhältnisse angewendet werden müssen. Besonders faßte die Referentin dabei zunächst die Straßendemonstrationen ins Auge, die zu gegebener Stunde nötigenfalls vom Massenstreit abgelöst werden müßten, den es im Bewußtsein der Massen vorzubereiten, durch Ausdehnung und Ausbau der Organisationen in seiner Wirkung zu sichern gelte. Die Versammelten befundeten durch anhaltenden Beifall ihre Über­einstimmung mit dieser Auffassung und beschlossen einstimmig, das Referat möge zur Förderung der Wahlrechtsbewegung als Bro­schüre erscheinen. In der Diskussion forderten die Genossen Müller, Meier, Lüpniß und Genoffin Clasing zum Kampfe wider das Geldsackswahlrecht auf, und die letztere begründete unter leb­haftem Beifall eingehend die Forderung des Frauenwahl. rechts.

In einer von Männern, vor allem aber von Frauen gut be­suchten Versammlung in Heegermühle sprach die Unterzeichnete über: Die Frau im politischen Kampfe". Wie eifrig unsere Frauen jetzt allerorts anfangen, sich hervorragend an den Parteiarbeiten zu beteiligen, war hier zu beobachten. Beim Handzettelverteilen für die Versammlung hatten Genossinnen tüchtig geholfen. Auch leitete zum erstenmal eine Genossin die Versammlung, und zwar mit viel Geschick. In der Pause ließen sich eine Anzahl Männer und Frauen in den Wahlverein aufnehmen. Frida Wulff.

Der gute preußische Polizeiton trat am 13. Februar bei der vorzüglich gelungenen Wahlrechtsdemonstration in Danzig besonders glänzend in die Erscheinung. Der erst unlängst mit dem russischen St. Annenorden dekorierte smarte Sozialistenfeind, Polizeipräsident May Wessel, hatte ihr zu Ehren eine Unzahl blauer Revolver­männer aufmarschieren lassen. Um den Wahlrechtskampf nachdrück­lich zu fördern, hatte der freisinnige" Magistrat das Rathaus zur Polizeifaserne erniedrigt, das noch aus der Polenzeit offiziell mit der roten Fahne geschmückt ist. Von hier aus fommandierte der altadlige Polizeiinspektor v. Saucken den Ordnungskampf mit ge­bührender Schneidigkeit. Dieser schon reichlich alte Junkersproß wurde vom Zaren bei der Ordensspende dieses Mal noch über­gangen, deshalb glaubte er wohl bei der Demonstration besonders energisch sein zu müssen. Gleich am Anfang beschimpfte er einen Arbeiter als grünen Jungen". Der würdige Polizeiaristokrat, den das Bürgertum nicht genug als vornehmen Gentleman von be­zaubernder Liebenswürdigkeit" umgirren tann, spielte in der folgen­den Szene die borussische Heldenrolle: Eine elegant gekleidete junge Dame ging mit ihrer Freundin nach dem Zuge der Arbeiter die Langgasse hinunter. An einer Ecke machte v. Saucken sie höflich darauf aufmerksam, sie solle doch nicht den Halunken" folgen! Eine Strecke weiter äußerte er über die friedlich wandernden Ar­beiter: Da rotten sie sich wie die Räuber zusammen, und dann wollen sie noch anständig behandelt werden!" Nun riß unserer Genossin die Geduld; sie verbat es sich mit entschiedener Höflich­keit, daß ehrliche Arbeiter öffentlich als Halunken und Räuber be­schimpft würden. Ganz verdugt und bis zur Sprachlosigkeit über­rascht, wußte der Beamte darauf nur hervorzustoßen: Gehören Sie denn auch dazu, sind Sie denn auch Sozialistin?" Das ihm freimütig erwiderte" Ja" beantwortete v. Saucken damit, daß er die Personalien der Genossin feststellen ließ! Selbst unsere aus­giebige Kenntnis der ostelbisch- borussischen Polizeipraris läßt uns nicht entfernt ahnen, welches Verbrechen unsere Parteigenossin da­durch begangen haben soll, daß sie für den geschärften Blick eines blaublütigen Polizeibeamten zu gut" für eine Sozialistin aussah.- Übrigens will die Wahlrechtsbegeisterung des Danziger Rom­munalfreisinns die Demonstrationen dadurch dramatischer ge­stalten, daß er sich für die Einführung berittener Polizisten ins Zeug legt! Die neuen Reiter konnten bisher nur deshalb noch nicht in Aftion treten, weil selbst der Polizeiminister die frei­sinnigen" Wünsche ablehnte!

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Rachejustiz gegen die Mansfelder Kämpfer. Nach dem heroischen Kampfe der Mansfelder Bergarbeiter haben nicht nur die Schöffen­gerichte und Straftammern ihre folgenschwere Tätigkeit begonnen. auch das Schwurgericht zu Halle a. S. hat Arbeit geleistet, die das